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Momentum am Montag: Fragiler Rapid-Erfolgslauf

Rapid gewinnt das dritte Spiel in Folge und nimmt Kurs Richtung Vizemeistertitel. Dabei läuft es im Grunde eigentlich nicht, wie Sky-Experte Alfred Tatar analysiert.

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Das den dritten Sieg in Folge für den SK Rapid Wien bringende Abseitstor gegen den WAC ist unser Momentum am Montag.

„Das passt zu Rapid momentan: Es läuft, obwohl es nicht läuft“, sprach Österreichs Fußballphilosoph Alfred Tatar nach dem Sieg gegen den Wolfsberger AC. Nach der programmierten Auftaktniederlage in der Meistergruppe gegen den Serienmeister aus Salzburg folgten ein 4:0 gegen ein desolates Sturm Graz, ein spätes 1:0 gegen den LASK und nun der Abseitstor-Sieg. Oder wie es Israel-Teamchef und Expertenkollege Andreas Herzog über Rapid sagte: „Sie sind eine Mannschaft, die in der Defensive sehr wenig zulässt und vorne, obwohl sie nicht extrem viele Tormöglichkeiten haben, trotzdem zuschlägt.“

 

Nivellierung, aber zu welchem Preis?

Ohne nun das Glück an sich bemühen zu wollen, ist es überraschend, dass Rapid mit diesem Fußball so weit kommt. Denn Dietmar Kühbauer hat das spielerische Niveau des SCR gesenkt. Man steht defensiv sicher, schaltet bei Ballgewinn gefällig um und schnelle Stürmer treffen aus wenig Chancen. So macht man Punkte. Dass das Pressing mit jenem der in dieser Saison Europacup spielenden Teams aus Linz und Wolfsberg nicht mithalten kann, der Spielaufbau hakt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Genau so, ob das Spiel von hinten raus mit weniger Verletzten nun besser wäre oder nicht. Sprich: Rapid spielt als einer der größten Klubs des Landes wie ein kleiner Klub.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

 

Das Spiel machen die anderen

Dass Salzburg das Spiel gegen Rapid macht, geschenkt, der LASK sowieso. Und nun auch die Wolfsberger (Ferdinand Feldhofer: „Ich habe unseren Auftritt sehr mutig gefunden, denn in Wien gibt es nicht viele Mannschaften, die das Spiel gestalten.“). Das war übrigens schon im Herbst so, als Rapid gegen die damals noch von Gerhard Struber gecoachten Wolfsberger mit einem sehr britischen Härtemaß reagierte. „Holzhacker“-Fußball, das sagte man dereinst über den SV Mattersburg, in keiner Hinsicht mit Rapid vergleichbar. Es wird nun spannend, wie der Tabellenzweite nun gegen Hartberg auftritt – als 'Großer', der das Spiel macht oder als 'Kleiner' der den Endzweck des Punktens über ein dominantes Spiel stellt.

 

Die Weitsicht

Freilich ist Fußball Entwicklung. Vor einem Jahr kickte die Kühbauer-Elf in der Qualifikationsgruppe, ist nun Tabellenzweiter und hat vorbehaltlich einer Reduktion des Punkteabzugs beim LASK sehr gute Karten, in der Champions League-Qualifikation anzutreten. Und, nicht falsch verstehen: Rapid hat im Europacup auch dann gut performed, wenn es in der Liga nicht gut lief. Da gibt es andere Klubs aus Wien oder Graz, die da eine eher maue Bilanz haben. Aber wie geht es weiter? Ein Vergleichswert: Der WAC mauserte sich in den letzten beiden Jahren zu einem ernsthaften Player. Warum? Weil man neben klugen Transfers, also individueller Klasse, auf ein dominantes Spiel setzt.

Aktuell sind die Rapid-Fans ob der Punkteausbeute glücklich. Aber: Wie viel Weitsicht hat ein auf defensive Kompaktheit und Konter ausgelegtes Spiel, wenn Fortuna wieder andernorts hold ist?

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