Momentum am Montag: Fragiler Corona-Kick

Zwischendurch könnte auch ein Fußballfan kurz vergessen, dass derzeit Pandemie ist. Aber die letzten Tage zeigen, wie fragil der Corona-Kick ist.

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Die Corona-Fälle bei Red Bull Salzburg sind unser Momentum am Montag.

Die Corona-Pandemie ist natürlich allgegenwärtig und niemand vergisst, dass die Welt 2020 die Auswirkungen der Pandemie erlebt. Doch Mittwoch und Donnerstag hätte man es fast vergessen können. Gut, da waren die Berichte über positive Fälle bei Salzburg-Gegner Maccabi Tel Aviv, aber die Freude der Fußballfans über die zweite Champions League-Teilnahme der Bullen in Folge überwog diese Bedenken. Dann die Champions League-Gruppenphasenauslosung, zum Drüberstreuen die Lissaboner Sternstunde des LASK, attraktive Gruppengegner in der Europa League und und und. Doch die Realität brach übers Wochenende über den Fußball hinein.

 

Drei positive Fälle

Das fängt zunächst mit der Meldung an, dass drei Salzburg-Kicker positiv gestestet wurden. Die am Sonntag anwesenden Fußballer ließen sich nichts anmerken, schossen den TSV Hartberg mit 7:1 aus der heimischen Arena. Geschäftsführer Stephan Reiter war bemüht zu betonen, dass man nicht davon ausgeht, dass Maccabi „Schuld“ an den Infektionen sei. Die drei am Mittwoch noch spielenden bzw. im Kader stehenden Kicker kann jeder, den es interessiert, schnell recherchieren. Torschütze Albert Vallci war schon ein bisschen vielsagender im Nichtssagen: „Ein kleiner Fehler privat kann reichen und dann schadet man der ganzen Mannschaft. Das ist kein Vorwurf aber umso wichtiger ist es, nicht den Fokus zu verlieren und sich jede Woche so gut wie möglich vorzubereiten.“ Zum Drüberstreuen gab es noch die Turiner Farce, wie mit Corona nicht umgegangen werden sollte: Obwohl klar war, dass Napoli nicht anreisen wird können, begab sich Juventus ins Stadion, um – vermutlich – drei Punkte am grünen Tisch abzustauben.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Verhältnismäßig?

90minuten.at kritisiert die Corona-Politik bzw. den Umgang mit dem Virus. Warum? Weil etwa in Niederösterreich Amateurkick ohne Zuschauer ausgetragen werden muss, während Kutlurveranstaltungen stattfinden dürfen, zwar outdoor vor 1.000 statt 3.000 Besuchern, aber es geht. Im letzte Woche kommunizierten Untersuchungszeitraum gab es da wie dort mehr als 70, aber unter 100 Infektionen. Warum der Fußball dran glauben muss? Wenn zum Ligaauftakt sogar 10.000 Fans nach Wien-Hütteldorf kommen konnten und kein „Rapid-Cluster“ nachgewiesen wurde? Wenn es den NPO-Unterstützungsfonds bis 30. September gab, aber noch kein Plan, nur Ankündigungen da sind, diesen weiter zu führen? Da stellt man sich eben die Frage, wie die Allgemeinheit dazu kommt, Freizeitdienstleistern dermaßen mit Steuergeldern unter die Arme zu greifen. Das passt hinten und vorne nicht zusammen.

 

Fragilität

Allerdings: Dass die schönste Nebensache der Welt durchgeführt werden kann, ist schön, steht aber auf fragilien Beinen. Eine „Schuld“ an einer Infektion herbei zu fabulieren ist wohl falsch, stringente Vorgaben von den Behörden wären dennoch wünschenswert. Diese können die Vereine, Fans und sonstigen Stakeholder aber nicht her zaubern. Vallci sagt es richtig. Ein kleiner Fehler privat kann schon ausreichen, und das fragilie Gebilde namens „Fußball in der Corona-Zeit“ fällt in sich zusammen. Es müssen sich nun schlichtweg alle Beteiligten an der Nase nehmen, die im Stadion hoffentlich unter einem Mund-Nasen-Schutz versteckt ist. Denn Videos von Kabinenparties, Berichte von Corona-Parties von hochbezahlten internationalen Topstars und so weiter werden Wasser auf die Mühlen derer sein, die gern Symbolpolitik machen.

Und von dieser gibt es hierzulande sehr viel. Es ist schon schwierig genug, dass der fragile Corona-Kick von Meinungsumfragen abhängt...