Philip Newald: ‚Ich glaube, dass die bösen Jungs ihr Unwesen mittlerweile eher wo anders treiben‘

Im Interview mit 90minuten.at spricht Philip Newald, CEO von tipp3, über das Sponsoring-Engagement beim ÖFB, welche wirtschaftlichen Ziele mit der Euro 2016 verbunden werden und warum die „bösen Jungs“ beim Thema Matchfixing mittlerweile eher einen Bogen

 

90minuten.at: tipp3 hat vor rund zwei Jahren den Switch vom Bundesliga-Naming-Right-Sponsor hin zum Partner des ÖFB vollzogen, ist aber auch weiterhin Partner der Bundesliga. Was war ausschlaggebend für diesen Change?
Philip Newald: Unsere Partnerschaft mit T-Mobile für das Naming-Right wurde nicht mehr verlängert und für uns alleine war das Engagement zu teuer. Gleichzeitig hat sich die Möglichkeit ergeben, mit dem ÖFB und dem Teamchef zusammenzuarbeiten. Das hat uns in dieser Form positiv bestätigt.

 

Wie hat sich dieser Schritt auf tipp3 ausgewirkt? Konnte man diesen Wechsel auch am Wettverhalten ablesen, also weniger Wetten auf Bundesliga, mehr auf Länderspiele?
Grundsätzlich ist die direkte Markenpräsenz von tipp3 bei der Liga zurückgegangen. Die gesamten Image-Werte sind jedoch deutlich angestiegen, da wir von dem Erfolgslauf des Nationalteams profitieren. Die Wettumsätze bei der Liga sind konstant geblieben und rund um das Nationalteam deutlich gestiegen. Was wir aber auch merken ist, dass die Bekanntheit unserer ÖFB-Legionäre den Wettumsatz ankurbelt. So sind derzeit Wetten auf Spiele von Stoke City und Leicester sehr beliebt. Früher war das auf Spiele von David Alaba beschränkt.

 

Im Juni geht die Europameisterschaft über die Bühne. Noch herrscht aus sportlicher Sicht so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. tipp3 ist einer von mehreren offiziellen Sponsoren des ÖFB. Wie sehen die Vorbereitungen von tipp3 auf die Euro 2016 aus?
Die Vorbereitungen sind im Wesentlichen abgeschlossen. Die Umsetzung und Kommunikation der Phase 2 startet mit den ersten Testspielen im März. Bereits im Herbst hatten wir die erste Phase mit der Verzahnung der Kommunikation von tipp3 mit dem ÖFB bzw. Teamchef Marcel Koller. Die zweite Phase im Vorfeld der Euro dient dazu, die Bekanntheit der erarbeiteten Kommunikationsplattform zu heben. In der dritten Phase ab der KW 21, also kurz vor Beginn der Europameisterschaft, werden wir gezielt in den Abverkauf gehen. Das wird dann die Knochenarbeit. Bereits jetzt bereiten wir uns mit intensiven Schulungen auch für unsere 3.300 Annahmestellen darauf vor. Was uns besonders freut ist, dass prominente Marken an uns herangetreten sind, um mit uns zu kooperieren.

 

Um welche Marken handelt es sich und was wird da gemeinsam umgesetzt?
Kellys ist zum Beispiel so ein Partner, mit dem wir versuchen, digitale Neukunden zu gewinnen. Mit der Kronenzeitung werden wir im Rahmen der Fantour kooperieren und außerdem versuchen, viele Neukunden in den Annahmestellen zu generieren.

 

tipp3 ist offizieller Partner des ÖFB. Welchen Vorteil kann man daraus ziehen? Ist eine derartige Partnerschaft eine Möglichkeit, um sich in der Kommunikation abzuheben? (Information: Über dieses Thema diskutiert Philip Newald mit anderen Vertretern der Branche beim Kongress Sport & Marke 2016 in Wien)
Wir sind exklusiver Sportwettenpartner des ÖFB. Im Umfeld des Nationalteams gibt es keine Möglichkeit für andere Buchmacher, werblich aufzutreten. Der ÖFB schützt hier seine Partner sehr gut. Sonstige Aktivitäten sind natürlich für alle Buchmacher möglich, was man auch vor und während der Euro merken wird, denn der österreichische Markt wird ist stark umkämpft.

 


Wie sieht der Wettmarkt in Österreich aus?
Wir als tipp3 nähern uns dem Markt über die Sportbegeistern und nicht vorrangig über jene, die irgendetwas wetten wollen. Hiermit haben wir uns ein Alleinstellungsmerkmal im Sport erarbeitet. Insgesamt ist der gesamte Buchmachermarkt rund 1,2 Mrd. Euro Umsatz schwer. Im Schnitt bleiben rund 15% in der Branche, das ist der Bruttowettertrag. Der Markt ist aber insgesamt schwer vergleichbar, weil man nicht weiß, welche Umsätze in welchen Bereichen – Sportwetten, Games, etc. - getätigt werden.

 

Welche konkreten Ziele gibt es rund um die Euro 2016 für tipp3?
Wir wollen zumindest zehn Prozent des Umsatzes in dieser Zeit mit Neukunden generieren. Diesen Schwung wollen wir dann auch in den normalen Jahresbetrieb mitnehmen. Direkt nach der Euro setzen wir dann auch sehr stark auf das Thema Rapid, wo wir offizieller und einziger operativer Wettanbieter im neuen Allianz-Stadion sein werden.

 

Sie waren immer bekannt dafür, nicht nur die positiven Themen zu erwähnen. Wenn Sie auf den ÖFB blicken: Welche Themen sollten trotz aller „Europhorie“ vorangetrieben werden?
Beim ÖFB wird für die Partner sehr konsequente und gute Arbeit geleistet. Es gibt wie auch in vielen weiteren Branchen wie auch bei tipp3 noch ein Steigerungspotenzial im digitalen Bereich. Neben einer Infrastrukturoffensive, die läuft, rege ich aber auch das Thema Datenoffensive im gesamten österreichischen Fußball an. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der sich Leute gerne zum Fußball bekennen. Hier muss es uns durch einen gemeinsamen Schulterschluss gelingen, die Daten dieser Personen zu erhalten, um sie dauerhaft und nachhaltig an den Fußball zu binden. Daten sind das Gold der Zukunft und hier liegt es an uns allen gemeinsam weitere Schritte zu setzen.

 

tipp3 ist eines der wenigen Unternehmen, das auch direkt mit dem Teamchef zusammenarbeitet. Wie heikel ist diese Zusammenarbeit, gerade auch in Hinblick auf das Thema Matchfixing?
Durch das aktive Engagement von unserer Seite gegen Matchfixing hat man erkannt, dass wir ein Partner und kein Gegner des Fußballs sind. Viele Aktivitäten, die wir gesetzt haben zeigen, dass wir ein aktiver Kooperationspartner sind und positiv wahrgenommen werden.

 

Hat es dennoch viel Überzeugungsarbeit gebraucht, den Teamchef ins Boot zu hoeln?
Unser tipp3-Team rund um Bernadette Schwentner hat in vielen Gesprächen, vielen Terminen eine hohe Vertrauensbasis aufgebaut.

 

In Österreich ist das Thema Matchfixing jetzt wieder etwas weniger stark präsent. Eine gefährliche Ruhe?
Man muss ständig dranbleiben. Ständige Aktivitäten wie jenes sehr positive und anerkannte des Play Fair Code sind wichtig. Man kann das Problem aber aus Österreich heraus nicht lösen. Die „bösen Jungs“ können es sich aussuchen, wo sie es machen. Ich glaube aber, dass in Österreich in den vergangenen zwei Jahren ein Kontrollklima geschaffen wurde, sodass die sogenannten „bösen Jungs“ ihr Unwesen eher wo anders treiben.

 

Das heißt, Österreich ist aus Ihrer Sicht nicht so wie in der Vergangenheit ein beliebtes Land, um Matchfixing zu betreiben?
Ja, ich habe schon das Gefühl, dass es andere Länder gibt, wo man es eher versuchen wird. Dazu hat auch beführt, dass die Awareness zu diesen kriminellen Handlungen im Fußball gesteigert wurde.
Danke für das Interview!

 

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