Oliver Glasner: ‘Ich kann mit dem LASK nicht wie Salzburg spielen’
Das Ried-Urgestein und jetziger LASK-Trainer spricht im Interview mit 90minuten.at über die Parallelen zwischen Roger Schmidt und seinen Ideen und verrät, warum Schmidt nicht sein großes Vorbild ist. Mit dem gezeigten Fußball ist er dafür schon sehr zufri
Zwischen den anderen Trainern der SkyGO-Ersten Liga wirkt Oliver Glasner etwas aus dem Rahmen fallend. Da der riesige Manni Bender und der erdige Karl Daxbacher, dort Kurt Russ, der österreichischer kaum sein könnte, und da Thomas Letsch, der Glatzkopf aus Deutschland, der irgendwann Chefcoach sein wird. Bei der Pressekonferenz zum Rückrundenstart steht dann Oliver Glasner zwischen all diesen Fußballcoaches und wirkt eher wie ein junger Uniprofessor an der Wirtschaftsuni. Und schon denkt man unweigerlich an den Ex-Salzburg-Coach Roger Schmidt. Beide wirken eher wie Kopfmenschen mit Eskalationspotential, aber mit einem glasklaren Plan von Fußball; einem Fußball, der vor zwei Jahren Europa begeisterte und vormals eher unbekannte Kicker in die Premier League und die Weltmeisterliga brachte.
Davon ist Glasners LASK jedoch noch weit entfernt. Selbst vom Aufstieg ist der Zweitligist noch weiter weg, als vielen Linzern lieb ist. 17 Runden gilt es zu bestreiten, zwei Punkte mehr als Wacker Innsbruck und SKN St. Pölten sind dabei aufzuholen. Das sollte schon mit dem Kader gehen: Ione Cabrera, Christian Ramsebner, Mario Reiter, Manuel Kerhe, Philipp Huspek, die Ex-Legionäre Christopher Drazan und Rene Gartler. Man möchte meinen, selbst eine chinesische Winkekatze würde damit aufsteigen. Da wurde die Rechnung aber eben ohne dem eigenen Ex-Coach Karl Daxbacher gemacht; der hat aus dem Problemklub des Vorjahres einen Cuphalbfinalisten und einen ernst zu nehmenden Aufstiegskandidaten gemacht. Und ohne Klaus Schmidt, der den wieder finanziell gesundeten FC Wacker in Innsbruck neu aufstellte.
Der Fußball passt Oliver Glasner schon recht gut, hier noch ein Rädchen, da noch eines drehen und schon sollte die nicht nur in Linz heiß ersehnte Rückkehr des LASK in die höchste Spielklasse möglich sein. Im Interview mit 90minuten.at spricht Glasner über Roger Schmidt, die eigenen Vorstellungen von Fußball und verrät, was der Worst Case für den Linzer Traditionsklub ist. Eine Sache scheint im Gespräch deutlich zu werden: Dieser Mann will mit den Stahlstädter wohl nicht nur aufsteigen und gegen den Abstieg spielen.
90minuten.at: Wie nah an Ihren Vorstellungen ist das, was der LASK derzeit spielt, dran?
Oliver Glasner: Das ist unterschiedlich. Manchmal sind wir sehr nahe dran, wie etwa im Cup gegen die Austria. Da haben wir wirklich sehr viele Dinge gut umgesetzt, wenige Torchancen zugelassen, waren gefährlich in der Offensive. Da hat die Chancenauswertung nicht gepasst. Im vorletzten Testspiel waren wir zur Halbzeit 0:3 hinten, da waren wir ganz weit weg von dem, wie wir uns das vorstellen. Insgesamt haben wir als Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht. Viele Abläufe sind besser, im Sommer hatten wir ja doch zwölf neue Spieler. Aber in Wahrheit ist das ein Prozess.
Bei Ried haben Sie sich an Roger Schmidt orientiert. Wie viel von Schmidt steckt in Ihrer Trainerarbeit?
Ich denke nicht, dass es eine Orientierung an Roger Schmidt ist, eher an dem Fußball, wie ich in mir vorstelle. In meiner Abschlussarbeit zur A-Lizenz habe ich geschrieben, wie ich mir den Fußball vorstelle. Das war, bevor ich Co-Trainer bei Roger Schmidt war. Das war dann 90 Prozent deckungsgleich zu dem, wie wir in Salzburg gespielt haben. Weil ich aber noch gar keine Trainererfahrung hatte, hat mir das Handwerkzeug gefehlt, etwa bei den Trainingsformen. Da habe ich mir das eine oder andere abgeschaut und adaptiert. Ich kann ja mit dem LASK nicht spielen wie mit Salzburg. Bei den Grundprinzipien orientiere ich mich am modernen Fußball. Heutzutage ist es so, dass die Umschaltmomente die entscheidenden sind. Ich lege viel Wert darauf, wie wir uns nach Ballgewinn und –verlust verhalten. Das dominiert unsere Trainings.
Es kamen viele neue Spieler. Wie schwierig ist es, diesen modernen Fußball Kickern zu vermitteln, die vielleicht einen komplett anderen, eher älteren Fußball gewöhnt sind?
Jeder Trainer hat seine Ideen. Und jede hat seine Rechtfertigung. Auch, wenn man wie Mourinho mit zehn Spielern 30 Meter vor dem eigenen Tor verteidigt und gewinnt. Guardiola ist mit vollem Angriffspressing und Ballbesitzfußball Champions League-Sieger geworden. Es gibt nicht die eine richtige Lösung. Es geht darum, was mir als Trainer liegt und was ich vermitteln kann. Ob das dann innovativ ist oder nicht…ich versuche mit den Spielern das Spiel zu finden, das passt. Sie müssen sich mit der Idee zu hundert Prozent identifizieren, sie davon überzeugen. Wir wollen aber alle das Gleiche: Einen erfolgreichen LASK sehen. Dem ordnen wir alles unter.
Der LASK will in die Bundesliga und sagt das auch. Haben Sie in der Winterpause schon an die Zeit nach einem möglichen Aufstieg gedacht oder geht das heutzutage nur in Halbjahresabschnitten?
Wir haben in der Vorbereitung gegen den WAC und Red Bull Salzburg gespielt, im Cup gegen die Austria – das sind drei Bundesligaklubs. Es gab ein Unentschieden und zwei knappe Niederlagen, auswärts. Wir sehen, dass diese Mannschaft konkurrenzfähig ist, wissen aber auch, dass noch ein bisschen etwas fehlt. Mit unserem Spiel tun wir uns in der Bundesliga sicher einfacher, einfacher, als hier jetzt sehr dominant aufzutreten. Das hält uns aber nicht davon ab, Meister werden zu wollen.
Gibt es ein Commitment von Ihrer Seite, den Aufstieg auch nächstes Jahr anzugehen?
Ich habe ja nicht umsonst für vier Jahre unterschrieben. Wir haben im Verein alles das Ziel, den LASK in die Bundesliga zu bringen und dort konkurrenzfähig zu sein. Wir sind auf einem guten Weg und wir beschäftigen uns nicht mit dem Worst Case. Sollte der aber eintreten, wollen wir nächstes Jahr genau so motiviert noch einen Versuch starten.
Wir danken für das Gespräch!