Alexander Friedl: 'Blau Weiß sehen wir nicht als große Konkurrenz'

Nach mehr als zehn Jahren bei der Admira wechselte Alexander Friedl zum LASK. Im Gespräch mit 90minuten.at verrät Friedl, welche Aufgabenstellungen auf ihn zukommen, wo er den LASK mittelfristig sieht und auch, dass ein Aufstieg nicht ein Muss ist. Das Ge

 

90minuten.at: Nach elf Jahren bei der Admira sind Sie zum 1. Juli 2016 zum LASK gegangen. Wie unterscheidet sich der neue vom alten Arbeitgeber?
Alexander Friedl: In den ersten Wochen war für mich schon augenscheinlich, dass der LASK wirklich bewegt. Da betrifft die Zuschauer und das Umfeld. Hier gibt es auf allen Ebenen großes Potential, das man noch mehr wecken muss. Ein Aufstieg in die Bundesliga wäre sicherlich die Initialzündung für noch mehr und noch Größeres. Bis dahin ist es ein langer und beschwerlicher Weg. Das weiß ich aus den Erfahrungen, die ich mit der Admira gemacht habe.

 

Was unterscheidet die Klubs konkret?
Die Admira ist von der sportlichen Struktur her auch kein kleiner Verein. Von dem her sind sie dem LASK sicher einen Schritt voraus, nicht nur, weil sie eine Liga höher spielen. Es gibt bei der Admira ein durchgängiges, sportliches Konzept von ganz unten nach ganz oben, das nachweislich funktioniert. Das fehlt beim LASK noch, vor allem, weil die Kette durch die fehlende Akademie unterbrochen ist. Umgekehrt haben wir beim ersten Saisonspiel, dem Derby gegen Blau Weiß, gesehen, dass es ausverkauft war. Der LASK bewegt in der zweiten Liga mehr Zuschauer als die Admira in Liga eins. Das liegt wohl an der Tradition und auch, weil die Admira damals künstlich nach Niederösterreich verpflanzt wurde. Auch vom wirtschaftlichen Umfeld her hat der LASK großes Potenzial.

 

Die Admira haben Sie durch die turbulenten Trenkwalder-Jahre begleitet, Sie kennen sich mit dem Aufbau von Strukturen aus. Ist das ein Grund für die Linzer gewesen, Sie zu verpflichten?
Die Aufgabenstellung bei der Admira war eigentlich immer, mit sehr wenig Kapitaleinsatz möglichst viel heraus zu holen. Das ist uns in den letzten Jahren gut gelungen. Davor gab es hohe Hürden, sportlich lief es gut und darauf kann man Stolz sein. Nun gibt es die Möglichkeit, beim LASK etwas auszubauen und wir haben schnell eine Basis gefunden, die für beide Seiten interessant war und für mich war die Perspektive hier ausschlaggebend: neues Stadion, Aufstieg und und und. Das ist keine Phrase für die LASK-Fans, sondern ich bin wirklich der Überzeugung, dass der LASK zu den Top Fünf-Teams Österreichs zählt. Da muss man hin, aktuell sind wir das definitiv nicht. Da wollen wir hin und es reizt mich, dorthin zu kommen.

 

Schauen wir uns die Aufgabengebiete an, beginnend bei Nachwuchs/Akademie. Die Linzer Akademie gehört dem Oberösterreichischen Fußballbund, mit Blau Weiß gibt es noch einen zweiten Verein in der Sky Go Ersten Liga. Wie will man sich da verständigen?
Ohne Blau Weiß nahetreten zu wollen und sie machen sicherlich eine hervorragende Arbeit: Mittelfristig wird der LASK einfach dominanter sein - der LASK hat auf allen Ebenen mehr Potential. Blau Weiß sehen wir nicht als große Konkurrenz. Es ist schön, dass es die Derbys gibt, das tut beiden Vereinen gut, mittelfristig sollte aber doch ganz klar sein, dass der LASK die Nummer eins ist. Daran wollen wir arbeiten.

 

Gab es schon Gespräche bezüglich der Akademie?
Mit Blau Weiß haben wir diesbezüglich noch gar nicht gesprochen. Ich glaube aber nicht, dass es von deren Seite her das Bestreben gibt, eine Akademie zu führen. Das kostet ja auch gar nicht wenig Geld. Wichtig für die Akademie ist meiner Meinung nach, dass es eine Durchgängigkeit gibt und dass die Spieler eine Perspektive haben. Darum denke ich, dass es unglaublich wichtig ist, dass ein Bundesligaverein maßgeblich an der Führung beteiligt ist. Man sieht bei der Admira, wie toll es funktioniert und junge Spieler nach und nach in der Kampfmannschaft Fuß fassen können.

 

Kommen wir zum Stadion. Der LASK spielt nun ein paar Jahre in Pasching. Wie sehen die Pläne für ein neues Stadion aus? Sie haben das Stadion selbst vorher angesprochen ...
Im Hintergrund wird intensiv gearbeitet und wir wollen nicht laufend Wasserstandsmeldungen abgeben, sondern, wenn es etwas zu berichten gibt, kommunizieren wird das. Derzeit geht es um mögliche Standorte und wir diskutieren Machbarkeitsstudien.

 

Die Gugl kann über 20.000 Fans beherbergen, das ist wohl deutlich zu viel, auch für die Bundesliga, das Waldstadion hat eine Kapazität von etwas mehr als 7.000. Wie groß soll die neue Heimat des LASK nun werden?
Wenn man wirklich ein neues Stadion baut, sollte man es schon so bauen, dass man das Nationalteam anlocken kann. Es soll interessant sein und den modernsten Ansprüchen gerecht werden. Wer das Fußballumfeld von Linz kennt, weiß, dass man zu Topspielen 15 – 20.000 Fans ins Stadion bringen kann. Das sind die Anhaltspunkte.

 

Sie sind das Bindeglied zwischen Verein und den Freunden des LASK. Trotz aller Aufbruchstimmung hat die Ära Reichel einiges zerstört. Wo steht man wirtschaftlich? Eine Akademie und ein Stadion wollen erst einmal finanziert werden.
Ich kenne mittlerweile alle Freunde des LASK. Operativ halten sie sich raus, niemand funkt dazwischen. Jeder bringt sich positiv ein. Das ist absolut angenehm und professionell. Ich sehe mich als Schnittstelle zwischen allen Bereichen im operativen Geschäft. Wirtschaftlich läuft es ausgezeichnet und ich sehe keinen Grund, warum sich daran etwas in naher Zukunft ändern sollte. Natürlich brauchen wir, um uns mittel- und langfristig in der Bundesliga zu etablieren, ein Budget in der Größenordnung von Sturm Graz. Dafür ist es notwendig, dass der LASK ein Stadion bekommt, damit wir unseren Sponsoren interessante Möglichkeiten bieten können, auch im VIP- und Businessseatbereich können wir das Potential akutell weder im Waldstadion, noch auf der Gugl ausschöpfen.

 

Aber ist das nicht ein bisserl naiv? Wo auf der Welt gibt es denn, dass Mäzene – beim LASK gibt es nicht einen, sondern 19 – zahlen und nicht mitreden?
Nicht mitreden will ich gar nicht sagen. Schlussendlich sind die Herren sehr engagiert und strategische Entscheidungen werden schon in diesem Kreise besprochen. Aber wie ich es kennen gelernt habe, läuft es so, dass die Vereinsführung in Ruhe arbeiten kann und die Freunde des LASK im Hintergrund da sind und in jenen Bereichen hinzugezogen werden, in denen sie ihre Stärken einbringen können. Es gibt keine Querschüsse und kein Einmischen. Generell liegt der Verdacht nahe, dass der, der einzahlt, auch mitreden möchte - hier sind die Strukturen aber klar und auch im Vorstand sind die Bereiche verteilt.

 


Eine Person, die dazu zählt, ist Jürgen Werner, einer der bekanntesten Spielerberater Österreichs. Im Kader stehen gleich elf Kicker, die bei Stars & Friends unter Vertrag stehen. UEFA- und FIFA-Integritätsregelungen sind im Lichte der letzten Monate und Jahre in diesen Dachverbänden, ein bisserl komisch, aber der Einfluss von Spielerberatern auf Vereine ist ja klar geregelt. Ist das mittlerweile zur Gänze gelöst?
Auch andere Vereine wie Admira und auch die Austria haben ähnlich viele Spieler von dieser Agentur unter Vertrag. Stars & Friends ist in Österreich mittlerweile die absolute Nummer eins. Das mit den vielen Spielern von dieser Agentur betrifft ja nicht nur den LASK. Das ist nichts Negatives. Ohne die Agentur zu loben, aber die Austria ist mit vielen Spielern dieser Beratergruppe in die Champions League gekommen. Aber es gibt ganz klare Abgrenzungen zwischen Verein und Agentur. Es gab vor dem freiwilligen Rückzug von Jürgen Werner auch ein Treffen mit der Bundesligaspitze, unter anderem mit Reinhard Herovits. Wir haben dargelegt, dass es rechtlich eine ganz klare Sicht gibt und keine Bestimmungen verletzt werden. Dennoch möchten Jürgen Werner und der LASK überhaupt nicht in ein schiefes Licht kommen. Darum hat Jürgen auch gesagt, dass er sich freiwillig zurück zieht, was mittlerweile auch passiert ist. Er ist weiterhin Berater des Vereines und Freund des LASK - aber es gibt ganz klare Abgrenzungen.

 

Also rechtlich in Ordnung, aber de facto ungefähr so, wie dass Dietrich Mateschitz in Leipzig keinen Einfluss hat. Getrennt, aber verbunden.
Das geht ja dort viel, viel weiter. Hier hat die LASK GmbH Verträge mit Spielern, die von einer Agentur betreut werden – somit gibt es überhaupt keine direkte Einflussnahme von Jürgen Werner. Das ist kein guter Vergleich - Stars & Friends ist nicht Hauptsonsor wie Red Bull in Leizpig.

 

Noch zum Sportlichen: Sieht man die Lage nun entspannter, weil man weiß, dass es in zwei Jahren ohnehin kaum Klubs geben wird, die zu den obersten zwölf gehören werden, weil die Infrastrukturkriterien für die meisten Klubs ein Hindernis sind?
Man muss nicht unbedingt mit Gewalt rauf. Es ist aber kein Geheimnis, dass wir so schnell wie möglich rauf wollen. Schon letztes Jahr hat der LASK eine tolle Saison gespielt, aber es gab mit St. Pölten einen Verein, der eine noch bessere gespielt hat. Mit Wacker und Austria Lustenau sowie – laut Eigendefinition Horn – gibt es ja noch mehr Vereine, die rauf möchten. Das wird sich auch nächstes Jahr nicht ändern, da wird auch mehr als ein Klub aufsteigen wollen. Alle haben investiert. Wir haben auch einige Spieler aus dem Nachwuchs hoch geholt. Wir haben es aber nicht mit Biegen und Brechen darauf angelegt, unbedingt aufzusteigen. Wir sind nicht die unumstrittene Nummer eins, was den Aufstieg in dieser Saison betrifft, medial werden aber hauptsächlich wir gehandelt.

 

Spätestens mit der Zwölferliga muss man dabei sein, oder?
Sollte man – weil man ja nicht weiß, wie es vor allem Fernseh-technisch mit der zweiten Leistungsstufe weiter geht. Die generelle Idee ist ja, dass die zweite Liga eine Amateurliga wird und dort hat der LASK aus meiner Sicht nichts zu suchen.

Wir danken für das Gespräch!

 

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