Admiras Wunsch nach Gleichbehandlung - und Konkurrenz aus St. Pölten
Wer medial zumeist als „graue Maus“ bezeichnet wird, hat einen schweren Stand. Auch 90minuten.at war sich zu Saisonbeginn relativ sicher, dass die Südstädter mit dem Abstieg zu tun haben werden. Nun ist General Manager Alexander Friedl in der komfortablen
90minuten.at: Wetten Sie in der Geschäftsstelle drauf, ob die Lizenz im ersten Anlauf klappt?
Alexander Friedl: Das ist speziell wenn man das letzte Jahr her nimmt ein unangenehmes Thema. Wenn dann ärgerliche Begründungen wie auch beim LASK kommen (Anm.: fehlende Profilizenz des Trainers), ärgert man sich. Aus unserer Sicht war das eine unnötige Geschichte. Aber schauen wir nicht zurück, schauen wir nach vorne! Wir werden wieder alles dran setzen, dass das Thema heuer keines ist!
Ihr Team überrascht auf positive Art und Weise. Überlebenswichtig sind aber Transfers, die Geld in die Kassen spülen. Wer wird der nächste Dibon/Hosiner aus Ihrer Sicht?
Generell sollte man noch einen Blick zurück werfen. Wir haben am vergangenen Mittwoch bei der Pressekonferenz gehört, dass wir eine Ausbildungsliga sind. Wir haben uns im Trainingslager jetzt einmal zusammengeschrieben, welche Spieler uns in den letzten drei, vier Jahren verlassen haben. Da haben wir eine Europa League-Mannschaft, ein Team, das in Österreich um den Titel mitspielen könnte. Darauf sind wir sehr stolz. Die „Produktion“ läuft und es kommt ein Spieler nach dem anderen nach. Das freut uns riesig. Mit Markus Pavic und Manuel Maranda haben wir wieder zwei Spieler hochgezogen. Pavic hat schon sein Bundesliga-Debüt gehabt. Wenn also im Sommer einer geht, sind wir schon wieder gerüstet. Das ist unsere Stärke und funktioniert perfekt. Wir wollen aber auch nicht jeden Spieler zu jedem Zeitpunkt hergeben, wie etwa in dieser Übertrittszeit Christoph Schößwendter. Den hätten wir abgeben können, wollten aber nicht. Wir schielen auch mit einem Auge nach oben.
Apropos schielen: Wagen wir einen Blick nach unten. Wie sieht es mittelfristig aus. Die zweite Liga präsentiert sich ja als wirtschaftlich ungemein schwierig.
Unser Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt, das wird sich auch nicht ändern, bis wir 40 Punkte haben. Wenn mehr herausschaut, freuen wir uns riesig. Als kleiner Klub muss man aber auch immer mit einem Abstieg planen. Da ist die Akademie unsere große Stärke. Da könnten wir den Schalter umlegen, wenn es finanziell eng wird und mit vielen jungen Talenten spielen. Die können sicher auch in der SkyGo-Ersten Liga bestehen.
Als General Manager haben Sie den Überblick über die Finanzen. Wie beurteilen Sie die immer strenger werdenden Infrastrukturmaßnahmen? Das ist ja ein Sonderfall, weil der Bund ja auch involviert ist.
Es ist nicht unser Stadion. Wie bei jeder Wohnung ist der erste Ansprechpartner der Vermieter. Wir haben mit ihm gesprochen und wir haben auch ein sehr gutes Verhältnis zur Bundessport- und Einrichtungs GmBH. Es waren gute Gespräche, auch mit dem Land. Wir erwarten in den nächsten Tagen die endgültige Zusage zu den Förderungen. Dann fangen wir am 16. Mai, nach dem letzten Spiel, mit den Bauarbeiten an; die Planung ist schon abgeschlossen.
Die Admira hat nach der Ära Trenkwalder immer wieder probiert, Investoren oder eine ganze Investorengruppe an Bord zu holen. So richtig geklappt hat es nicht? Warum?
Das ist aktuell generell auch für große Vereine wie Rapid schwierig, Großsponsoren zu gewinnen. Wenn dann auch noch die politische Lobby ein bisschen fehlt, wird es umso schwieriger. Aber es ist uns nach Trenkwalder sehr gut gelungen, das Großsponsoring aufzufangen. Wir arbeiten täglich dran, das weiter zu verbessern. Vielleicht können wir auch in Bälde den einen oder anderen neuen Partner begrüßen.
Sie sprechen die Politik an. Die Landespolitik favorisiert einen anderen Standort in Niederösterreich für Bundesligafußball. Wie viel Angst haben Sie vor einem SKN-Aufstieg?
Wir erhoffen uns generell mehr Unterstützung von Landesseite. Wir würden uns aber gleichzeitig einen Aufstieg des SKN wünschen. Vier Derbys im Jahr wären für beide Seiten gut und würden Zuschauer bringen. An sich sind wir wirtschaftlich aktuell nicht betroffen, wenn der SKN aufsteigt. Bis jetzt erfahren wir leider nicht so ganz die Unterstützung wie der SKN St. Pölten.
Sollte die Regel fallen, dass ein Unternehmen mehr als 50% an einem Klub übernehmen darf so wie es in der Schweiz erlaubt ist und in Deutschland aktuell mit Blick auf England ganz stark diskutiert wird?
Ich kenne die Struktur in Horn beispielsweise nicht. Auf den ersten Blick ist es sicherlich reizvoll, wenn so eine finanzielle Geschichte kommt. Wir haben es bei Trenkwalder aber erlebt, wie schwer der Switch ist, wenn der Großsponsor weg ist. Es hat alles Vor- und Nachteile. Von der rechtlichen Struktur ist es schwer, wenn Vereine wie Hoffenheim von einem riesigen Konzern geführt werden. Da bin ich der Meinung, dass hier irgendwo ein Limit sein sollte, eine rechtliche Schranke. Aber in Österreich ist das Thema bis auf Horn und Red Bull Salzburg kein Problem. Bei letzteren sieht man ja auch, dass es auch immer Mittel und Wege gibt, rechtliche Strukturen zu schaffen, dass das alles doch funktioniert.
Wir danken für das Gespräch!
Zum Nachlesen
In der Saison 2014/15 war Admira Wacker einer von zwei Vereinen, die ein deutliches Minus im Geschäftsjahr hinnehmen mussten. >>> Finanzzahlen tipico-Bundesliga <<<