WSK-Präsident Manfred Tromayer: ‚Wir wollen nichts Neues, was keinen Wiedererkennungswert hat'

Sportklub-Präsident Manfred Tromayer spricht im Interview mit 90minuten.at vor dem „Dörby of Love" über das Bestreben, zwei große Knaller nach Hernals zu holen, welche wirtschaftliche Bedeutung das Spiel gegen die Vienna hat, ob Sportklub künftig mit K od

 

Marodes Stadion, in der dritten Liga im Tabellenmittelfeld, Namenstreitigkeiten. Böse Zungen könnten behaupten, dem Wiener SK geht es im Vorfeld des „Dörby of Love" ähnlich schlecht wie anderen ehemaligen Fußballmeistern. Doch die Hernalser basteln seit Jahren an einer Rückkehr in die sportliche Relevanz – und da stehen in den nächsten Wochen wichtige Entscheidungen an. Seit eindreiviertel Jahren ist Manfred Tromayer, Chef der gleichnamigen Baufirma, Präsident des Wiener Sportklubs. Der Nachfolger von „Mister Hitparade" Udo Huber soll nun wieder zusammen führen, was über ein Jahrzehnt getrennt war – den Amateurverein Wiener Sport-Club mit dem Fußballklub Wiener Sportklub. Weil man aber auch in Dornbach nicht vom fußballerischen Luft-und-Liebe-Equivalent „Leidenschaft und Tradition" leben kann, muss auch einmal Klartext gesprochen werden.

 

90minuten.at: Wie viele Fans erwarten Sie als „Hausherr"?
Manfred Tromayer: Es ist zunächst das erste Derby seit sechs Jahren. Und es ist wichtig, dass wir ausverkauft oder annähernd ausverkauft sein werden. Wir hatten bis eine Woche vor dem Spiel 7.350 Sitzplätze genehmigt gehabt, jetzt gab es dann eine Erweiterung des Fassungsvermögens inklusive sieben Rollstuhlfahrer*innen und deren Begleiter*innen auf 7.842.

  

Wie groß ist die wirtschaftliche Bedeutung des Spiels? 7.000 Fans wäre über dem Bundesliga-Schnitt ...
Leider Gottes haben wir wohl die wenigsten Sponsoren von allen Regionalligavereinen, davon gehe ich aus (Anm.: Wien Energie kürzte das Sponsoring von 65.000 Euro auf 25.000 Euro). Darum habe ich seit meinem Antritt vor eindreiviertel Jahren schon in die Richtung gearbeitet, weil der Sportklub eine große Tradition hat. Mit 'C' und dann mit 'K', und eine große Leidenschaft. Ich habe zu meinem Antritt aber immer Geschichten mit „damals" gehört: Damals haben wir das geschafft. Damals war Juventus. Damit sich da etwas ändert, haben wir angefangen, so große Kracherspiele wie gegen AS Roma zu veranstalten. Das ist wirtschaftlich und medial gesehen gut angekommen, der Verein ist europaweit positiv wahrgenommen worden – mitten in der Stadt, wahnsinnige tolle Fankultur – und bis nach Argentinien und nach Arabien wurde das Spiel erwähnt. Jetzt arbeiten wir daran, dieses Jahr im Sommer zwei große Mannschaften an Land zu ziehen. Da laufen intensive Verhandlungen. Wir müssen einfach zusätzliche Spiele veranstalten und darum tun wir das. Die Spiele bringen natürlich auch ein gewisses Risiko mit sich. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Einen Kracher werden wir haben, wir wollen aber zwei. Den Namen kann ich nicht nennen, aber es wird sicherlich wieder positiv aufgenommen werden.

 



 

Die Sponsorensuche hängt auch mit dem – aus Außensicht - leidigen 'C-' und 'K'-Thema zusammen?
Das hängt damit gar nicht zusammen. Es ist so, dass die wirtschaftliche Lage ein großer Punkt ist. Es geht ja nicht nur uns so mit der Sponsorensuche. Aber wir brauchen einmal einen sportlichen Erfolg, um mit den Sponsoren auch Erfolg zu haben. Des Weiteren ist es klar, dass die Stadionsanierung auch ein Thema ist. Wenn das auch geschafft wird, ist das gleichsam positiv wie wesentlich für die Wirtschaftlichkeit.

 

Thema 'C' und 'K' – wie sieht es aus? Stichwort Amateure, Profis in einem Verein. Das soll nicht so einfach sein.
Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt. Die eine ist - wie bis vor 13 Jahren -, dass es mehrere Sektionen gibt, wobei jeder für jeden haftet. Das ist recht ungeschützt. Es gibt fünf WSC-Sektionen, Fußball wäre die sechste. Man kann sich natürlich auch juristisch untereinander absichern. Dass das hält, wenn etwas passiert, bezweifle ich. Die zweite Version ist die, die in der Wirtschaft Gang und Gebe ist: eine Fusion. Da legt der große Bruder WSK das k ab und macht als WSC weiter. Sonst bleibt alles beim Alten, das ist die einfachste Möglichkeit. Die erste Version kann in meinen Augen nicht allzu lang so bleiben, weil es in Zukunft ohnehin das Bestreben gibt, die Kampfmannschaft bei einem Aufstieg wirtschaftliche getrennt zu führen. Wenn man irgendwann in die Bundesliga aufsteigt, muss man sowie so eine Aktiengesellschaft machen. Die erste Version ist im Moment das, was von allen Gremien gewollt wird, aber was vor über einem Jahrzehnt gut war, muss heute nicht mehr vernünftig sein.

 

Die Deadlines sind ja immer wieder verschoben worden. Jetzt muss sich was tun.
Es wird nichts mehr nach hinten verschoben. Das Thema muss vom Tisch. Es wurde zwar gesagt, dass noch Zeit ist, aber es gibt von meiner Seite her keine Verlängerung mehr. Es muss jetzt etwas getan werden.

 

Letztmöglicher Termin, dass alles unter Dach und Fach ist, wäre Ende April?
Innerhalb der nächsten zwei Wochen muss eine Entscheidung her. Da müssen Spieler-, Pacht-, Wasser-, Strom- und Gasverträge – alle! - unterschrieben werden. Das muss Ende April fertig werden. In maximal 14 Tagen müssen wir wissen, wo die Reise hin geht.

 


Gehen wir noch das Stadion an. Wo steht man? Es ist Wahljahr, Fußball und Sportklub sind populär, da muss doch etwas gehen!
Ich hoffe, dass mich mein Gefühl nicht täuscht und wir in der Zielgeraden sind. Es wurde jetzt eineinhalb Jahre hin und her verhandelt. Von Seiten des Sportklubs dürfen wir nichts machen, was nachhaltig dem Verein schadet. Das heißt, ich kann heute nicht akzeptieren, dass das Stadion zu klein wird oder ein überdimensionaler Wohnbau passiert. Wenn ich das Stadion heute reduziere, würde es bei möglichen Aufstiegen nie wieder zu einer Erweiterung kommen. Das wäre ein Riesenschaden und ich kann nicht nachgeben. Wir müssen das Maximum rausholen, die Hände rausstrecken. Wenn wir es uns selber zahlen, müssten wir das nicht, also müssen wir etwas geben, um gemeinsam ein tolles Projekt auf die Füße zu stellen. Wir haben nachgegeben, abgespeckt. Es werden 60 Prozent neu gemacht und 40 Prozent renoviert. Das ist billiger. Wir haben hier abgespeckt und die Stadt hat von einem überdimensionalen Wohnbau Abstand genommen. Ich als Baumeister bin der Meinung, dass das eine sehr schöne Lösung sein wird – und auch hier wird in den nächsten vier Wochen eine Entscheidung fallen.

 

Wie sieht das konkret aus?
Die blaue Tribüne wird ein bisschen renoviert, da muss etwa das Dach gemacht werden, weil es rostet. Die Haupt- und die Kainzgassentribüne müssen zu hundert Prozent neu gemacht werden. Die Friedhofstribüne wird aufgrund des Abspeckens und vor allem wegen Tradition und Fans nicht abgerissen. Sie wird saniert und erweitert, unten kommen Veranstaltungsräumlichkeiten rein. Auch die zwei Flutlichtmasten bleiben; aus historischen Gründen. Wir wollen nichts Neues, was keinen Wiedererkennungswert hat. Auch die Fans, die schon seit 50 Jahren auf den Platz gehen, sollen sich wohl fühlen.

 

Von der Kapazität her streckt man sich nach der Decke?
Wir sind ja auf allen Seiten eingeschränkt. Aber das Spielfeld wird hinsichtlich der Bundesligareife geplant, muss also breiter werden. Die Sitzreihen gehen dann bis zur Grundgrenze und da sind wir dann bei gut 7.000 Plätzen. Mehr geht nicht.

 

Gibt es auch Worst-Case-Szenarien?

Es muss alles in den nächsten drei Monaten fertig sein. Was dann nicht fertig ist, wird wohl auch nicht mehr fertig. In Bezug auf das WSC/WSK-Thema ist der „K" wohlwollend bereit. Aber wir sind nicht alleine am Verhandlungstisch. Das mit dem Stadion muss bis Ende Mai unter Dach und Fach sein.

 

Gehen wir vom Best-Case aus. Ein Aufstieg wäre dann wohl 2017/2018 möglich. Man weiß, dass im Normalfall Zuschauerzahlen und Sponsorengelder steigen, wenn ein neues Stadion da ist.
Wenn bis Mitte dieses Jahres alle Entscheidungen getroffen sind, dauert es rund zwei Jahre, bis das Stadion fertig ist. Dann erwarten wir auch eine andere Vermarktungsmöglichkeit. Und wir brauchen ein Ziel für die Zukunft und das kann nur nach oben gehen. Die Spieler und das Umfeld brauchen einen Anreiz – und der muss rasch her kommen. Ich drücke den Startknopf für den Angriff nach oben sofort, wenn das auf mindestens zwei Jahre ausfinanziert ist. Derzeit haben wir ein Budget von 900.000 Euro, in der Ersten Liga müssen es 1,5 Millionen sein. Also fehlen von den gegenwärtig 1,8 Millionen sicherer Gelder auf zwei Jahre gesehen noch 1,2 Mio. Euro.

Wir danken für das Gespräch!

>>> Kurt Garger vor dem Dörby of Love im 90minuten.at-Interview: 'In Ritzing ist die letzten Jahre sehr viel Hinterfragenswertes passiert.'