Peter Schöttel: ‚Der Vorteil ist, dass dir nicht so viele Leute bei den Entscheidungen dreinreden'
„Ich bin noch zu jung, um nur TV-Experte zu sein". Peter Schöttel ist wieder zurück in der tipico Bundesliga. Im Interview mit 90minuten.at erklärt er, warum er keinen Kulturschock in Grödig bekommt, er die Arbeit bei kleinen Vereinen schätzt, warum vier
90minuten.at: Sie hatten mehrere Angebote von diversen Vereinen. Warum haben Sie sich schlussendlich für den SV Grödig entschieden?
Peter Schöttel: Es waren sehr gute Gespräche mit dem sportlichen Leiter Christian Haas, die den Ausschlag für Grödig gegeben haben. Die vergangene Woche war hektisch, weil sehr viele Leute auf Urlaub sind und waren, aber es ist dann rasch über die Bühne gegangen. Ich wollte einfach wieder als Trainer arbeiten. Meine Tätigkeit als TV-Experte für Sky hat zwar Spaß gemacht, aber ich bin noch zu jung, um nur das zu machen. Ich habe jetzt eine Riesenfreude. Viele Kollegen würden sich alle zehn Finger abschlecken, wenn sie diesen Posten bekommen hätten.
Sie übersiedeln von Wien in den beschaulichen Flachgau. Grödig ist obendrein kein Zuschauermagnet. Ist da nicht ein Kulturschock dabei?
Ich habe bereits in Wiener Neustadt unter ähnlichen Voraussetzungen mit Erfolg gearbeitet. Ich war sehr gern dort und habe mich pudelwohl gefühlt. Der Vorteil bei einem kleineren Verein ist, dass dir nicht so viele Leute bei den Entscheidungen dreinreden. Die Gegend hier rund um Grödig kenne ich vom Nationalteam. Wir waren vor gut 25 Jahren des Öfteren im Hotel Tennispoint im angrenzenden Anif untergebracht. Salzburg ist auch eine sehr schöne Stadt und ich habe immer gerne mit Rapid im alten Lehener Stadion gespielt. Da war immer eine besondere Atmosphäre.
Wie sieht die Zielsetzung für die kommende Saison aus?
Ich tue mir ehrlich gesagt ziemlich schwer, das Ganze derzeit abzuschätzen. Ich hoffe, dass es uns so früh gelingt, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Aber das sollte ohnehin jedem klar sein.
Wie soll Ihr Team in der Bundesliga auftreten? Wie wird Grödig spielen?
Ich glaube, dass es mit Rapid, Sturm, Austria und Salzburg nur vier Mannschaften gibt, die besser sind als wir. Gegen die werden wir uns wehren müssen. Gegen alle anderen Mannschaften können wir auch das Spiel machen. Wir haben mit Goiginger, Schütz und Venuto schnelle Außenspieler. Wir werden daher oft über die Flanken kommen. In der Mitte haben wir mit Wallner und Sulimani erfahrene Spieler, da wird aber noch eine weitere Offensivkraft kommen.
Es sollen noch drei bis vier neue Spieler kommen. Welche Voraussetzungen müssen sie haben?
Wir brauchen noch jeweils einen Spieler für die Innenverteidigung, die Außenbahnen und im offensiven Mittelfeld. Derzeit sind Peter Haring von den Rapid Amateuren (Offensives Mittelfeld), Raphael Dwamena von Liefering (Angriff) und Christian Gebauer von Wattens (Rechte Seite) im Training zu Gast. Es ist natürlich auch mein Ziel, Spieler aus dem Amateurbereich hochzuziehen, aber da muss ich mich erst einarbeiten. Im Gegensatz zu Adi Hütter sehe ich mich in der Hinsicht durchaus als Ausbildungstrainer.
Ihr Co-Trainer wird Martin Hiden sein. Warum haben Sie sich für ihn entschieden?
Ich kenne ihn noch aus gemeinsamen Zeiten bei Rapid. Martin ist ein sehr zielstrebiger Mensch, der akribisch arbeitet. Er hat es als Spieler nach England geschafft und sich auch abseits des Rasens immer fortgebildet. Wir hatten stets Kontakt und für mich war daher schnell klar, dass ich ihn als Co-Trainer haben will. Ich trage natürlich die Verantwortung, aber bin im Grunde genommen ein Teamplayer, der Martins Meinung sehr ernst nehmen wird. Für ihn gilt das Gleiche wie für mich, auch er muss das gesamte Team erst kennenlernen.
Sie werden bestimmt auch den restlichen Fußball in Salzburg verfolgen...
Red Bull Salzburg und Liefering sind ohnehin eine eigene Geschichte. Es ist eine tolle Sache, dass sich Austria Salzburg nach oben gekämpft hat. Für uns ist dieser Verein auch in gewisser Hinsicht ein Konkurrent in der näheren Umgebung, den wir beobachten werden.
Aber vier Profi-Mannschaften innerhalb von wenigen Kilometern ist realistischerweise doch um mindestens eine zu viel?
Vier Teams in Salzburg passen schon, RB und Liefering gehören ja zusammen, bei der Austria ist viel Tradition dahinter und in Grödig hat man in den vergangen Jahren viel richtig gemacht , wenngleich das Zuschauerinteresse um einiges größer sein könnte.
Das Nationalteam feiert einen Sieg nach dem anderen. Was trauen Sie der Koller-Elf zu?
Das Nationalteam ist auf einem wunderbaren Weg. Österreich wird sich als Gruppensieger für die Europameisterschaft in Frankreich qualifizieren. Wenn sich von den Schlüsselspielern niemand verletzt, dann hat Österreich in Frankreich durchaus das Potenzial, zumindest die Vorrunde zu überstehen. Wobei das aus meiner Sicht kein Muss ist.
Danke für das Gespräch!