Karlheinz Kopf: ‚Die Liga verlangt ja nicht, dass Altach diesen Weg mitgeht'

Karlheinz Kopf, Aufsichtsratsvorsitzender des SCR Altach, plädiert im 90minuten.at-Interview dafür, die infrastrukturellen Einstiegshürden für Bundesliga-Vereine noch weiter anzuheben, auch wenn damit die Anstrengungen für Altach selbst immer höher werden

 

"Ich bin sehr dafür, auch als kleiner Verein, dass man die Schraube bei den Lizenzierungsbedingungen weiter, und zwar noch schneller als in der Vergangenheit, anzieht. Der Schlüssel liegt darin, diese Lizenzierungsbedingungen weiter sinnvoll zu verschärfen. Dadurch bekommen wir über das Management, die Infrastruktur und die sportlichen Anforderungen mehr Qualität", sagte Karlheinz Kopf, Aufsichtsratsvorsitzender des SCR Altach, im Rahmen der Bundesliga-Veranstaltung über die Zukunftsoffensive der Österreichischen Fußball-Bundesliga. 90minuten.at fragte nach, wie sich Altach künftig die Bundesliga leisten kann.

 

90minuten.at: Wie geht der SCR Altach mit dem Spagat zwischen den wachsenden Infrastruktur-Anforderungen und dem Status Quo als nicht gerade großer Verein, der von Grund her mit guter Infrastruktur gesegnet ist, um?
Karlheinz Kopf: Wir haben in den letzten Wochen in Altach und in ganz Vorarlberg eine Diskussion genau in diese Richtung geführt. Natürlich gibt es dann Menschen die sagen: Wir verstehen das nicht; das ist ein Wahnsinn, dass die Bundesliga ständig die Bedingungen verschärft. Ich habe dem nur entgegengehalten: Seht das doch bitte aus der Sicht der Liga. Die Liga hat ein Interesse daran, das Produkt Profifußball weiter zu entwickeln, zu verbessern, attraktiver zu machen und damit auch wirtschaftlich besser vermarktbar zu machen. Dazu ist es notwendig, die Anforderungen in der Lizenzierung ständig zu verschärfen. Die Frage ist: können wir da aus Altach mit? Aber die Liga verlangt ja nicht, dass Altach diesen Weg mitgeht. Es werden sich zehn Klubs finden, die diese Anforderungen erfüllen, damit es in Österreich modernen, attraktiven und von den Fans und Medien angenommen Fußball gibt. Ob Altach dabei sein kann, ist eine andere Frage. Ich glaube schon. Wenn man das tut, wird sich mancherorts ein Verein die Frage stellen: Brauche ich das überhaupt? Brauche ich 4.000 überdachte Plätze, wenn ich nur 1.200 Zuschauer habe? Das ist aber die falsche Frage.

 

Aber dennoch müssen die Vereine diesen Verschärfungen zustimmen. Dh. die kleinen Vereine stimmen dafür, dass sie es künftig schwerer haben, in der Bundesliga mitzuspielen oder es sogar nicht mehr können?
Die Bundesliga hat vor wenigen Monaten bei der Generalversammlung mit der verpflichtenden Rasenheizung eine Entscheidung getroffen, die manche nur schwer erfüllen können. Es haben bis auf einen Verein alle zugestimmt. Manche haben es nicht leicht, das umzusetzen. Das ist mir bewusst. Ich glaube schon, dass das Bewusstsein bei den meisten Klubs da ist, dass dies der einzig mögliche Weg ist, um das Produkt Profifußball in Österreich entsprechend platzieren zu können.

 


Wenn man die Schrauben immer weiter dreht, werden immer weniger Vereine sich einen Aufstieg leisten können. Sehen Sie in 10 bzw. 15 Jahren ein Szenario der mehr oder weniger geschlossenen Liga auf Österreich zu kommen?
Ich glaube, dass es mehr als 10 Orte, Zentren, Städte, Regionen geben wird, die die Voraussetzungen erfüllen können. Ich glaube auch, dass wir mehr daran arbeiten müssen, nicht nur eine Zehnerliga zu haben, sondern eine 20er-Liga. Auch die zweite Liga braucht einen Professionalisierungsschub.

 

Mit 20er-Liga meinen Sie aber nicht eine Bundesliga mit 20 Vereinen, oder?
Nein, ich meine so wie jetzt zwei Mal zehn Vereine. Die Liga versteht sich aber immer mehr als Gemeinsamkeit der beiden Ligen im solidarischen Sinn.

 

Die Ligendiskussion ist so sicher wie das Amen im Gebet. 16er-Liga, 10er-Liga, etc. Wenn ich das richtig raushöre, sind Sie für eine 10er-Liga?
Ja. Ich sehe derzeit keine16 Vereine, die die Voraussetzungen erfüllen könnten. Ich sehe überdies die Struktur unter einer 16er-Liga nicht, das wäre zwangsläufig eine qualitative Verwässerung ganz oben und dann gingen sich darunter maximal die drei Regionalligen aus, aber mit Sicherheit keine zweite Profilliga. Der Sprung von der Regionalliga in die Bundesliga wäre dann zu groß. Da kann ich keinen strukturellen Sinn erkennen.

 

Altach hat viel Investiert und wird auch viel in das Stadion investieren. Wie hat das Altach geschafft? Wie sah die Hilfe von Bund, Land und Gemeinde aus?
Es gab großes Verständnis beim Land Vorarlberg und bei der Gemeinde Altach. Nicht zuletzt aber auch das Bekenntnis des Vereins, aus dem laufenden Budget ordentliche Beiträge zu leisten. Im Land Vorarlberg war die Erkenntnis da, dass die Gemeinde Altach mit 6.500 Einwohnern an eine gewisse Grenze stößt. Sie beteiligt sich weiterhin, aber bei der nächsten Ausbaustufe im Sommer mit Rasenheizung, Spielfelderneuerung, Flutlichtverstärkung, neue fixe Tribüne, Trainingsplatz – da steigt das Land über alle bisher bekannten Fördersätze hinweg in eine neue Dimension hinein. Da war in einem Schulterschluss mit Verein, Gemeinde und Land, wobei der Löwenanteil beim Land liegt, großes Verständnis da, weil man großen Respekt vor der Aufbauarbeit von Altach in den vergangenen Jahren gezeigt hat.

 

Kann Fußball in Altach ohne öffentliche Gelder überhaupt existieren?
Fußball ist immer Emotion, muss aber auch so professionell sein, dass er im wirtschaftlichen Betrieb über andere Bereiche wie Zuschauer, Sponsorings, etc. finanzierbar ist. Das kann nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand sein. Aber in der Infrastruktur geht es ohne öffentliche Hand einfach nicht.