Ivica Vastic: ‚Ich entscheide über mich, ob ich ein guter Trainer bin'
Mit der Austria ist Ivica Vastic als Trainer in der Bundesliga gescheitert. Jetzt nimmt er mit dem SV Mattersburg den zweiten Anlauf. Im Gespräch mit 90minuten.at verrät er, was er sich von seiner zweiten Chance als Bundesligatrainer erwartet und warum nu
90minuten.at: Inwieweit ist die kommende Saison Ihre neue Chance, als Bundesligatrainer zu punkten?
Ivica Vastic: Das sehe ich nicht so, das liegt schon hinter mir. Es war eine wichtige Erfahrung, aus der ich etwas lernen konnte. Jetzt bin ich voll auf Mattersburg konzentriert und will meinen Weg hier fortsetzen.
Was konnten Sie lernen?
Jede Erfahrung macht dich stärker. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass ich auch in einer turbulenten Zeit ruhig bleiben kann, egal welchen Druck es gibt. Ich bin immer korrekt geblieben. Das hat mir bei Mattersburg in den schwierigen Zeiten am Anfang auch geholfen. Wenn ich nun meine Zeit bekomme, kann ich mich und meine Mannschaft weiter entwickeln. Das braucht eben Zeit. Es war auch für mich wichtig zu erfahren, dass es nicht auf die Schnelle geht. So geht nichts. Das hat sich nun auch beim SVM gezeigt: Bekommt man seine Zeit, kann man etwas entwickeln.
Sie sind also definitiv kein Feuerwehrmann. Ihre Spieler sagen ja auch, dass die Trainings lang dauern, Sie viel mit ihnen reden. Deshalb hat es wohl auch in Mattersburg eine Zeit lang gedauert?
Was funktioniert im Leben schon sofort? Der Fußball ist da wie das Leben. Entwicklung braucht Zeit und Geduld. Wenn man die Zeit bekommt, vonseiten der Spieler Verständnis da ist, hat man eine gesunde Basis, auf der man aufbauen kann. So wie jetzt eben.
Aber in Mattersburg geht es schon ruhiger zu als in Wien-Favoriten!
Das ist sicherlich kein Nachteil. Trotzdem gibt es überall im Profifußball Erfolgs- beziehungsweise Ergebnisdruck Es spielen ja auch andere Faktoren mit, etwa, ob die Fans die Mannschaft unterstützen oder nicht. Das Rundherum macht die Sache schwieriger oder einfacher.
Es gibt hierzulande 20 Profitrainer. Ist es ein Privileg, überhaupt eine zweite Chance im Profifußball zu bekommen? Man hätte auch sagen können: „OK, der Vastic hat's bei der Austria nicht geschafft, der kann nix."
Das ist eine Frage des eigenen Willens. Ich entscheide über mich und ob ich ein guter Trainer bin oder nicht. So war ich auch schon als Spieler. Ich habe das nie andere entscheiden lassen, ob ich ein guter Kicker bin oder nicht. Wenn dem so gewesen wäre, wäre ich nie aus Kroatien weg gekommen. Wäre es nach anderen gegangen, hätte ich nicht das Zeug für einen guten Spieler gehabt. Ich finde, dass jeder Schmied seines eigenen Glückes ist. So versuche ich auch als Trainer zu agieren. Nur das interessiert mich und so gestalte ich meine Karriere. Schlussendlich entscheide ich, was ich tue.
Was erwarten Sie sich von der Saison? In den letzten Jahren waren die Aufsteiger sehr gut, Admira, Grödig und Altach wurden gar jeweils Dritter. Zudem ist der SVM finanziell gut aufgestellt. Wer macht den Druck, wenn Sie die Platzierungen erwähnen?
Wir machen eine positive Entwicklung durch, wollen immer besser werden. Wir haben die dankbare Situation, dass wir finanziell stabil sind. Das ist alles sehr korrekt und alles, was ausgemacht wird, wird eingehalten. Die Spieler wissen das auch zu schätzen. Wir haben den Kader zur Gänze gehalten, uns punktuell verstärkt. Sie verdienen das. Es ist für sie eine neue Herausforderung. Ich werde nicht sagen, dass wir Erster, Zweiter oder Dritter werden, wir schauen lieber von Spiel zu Spiel. Wofür es am Schluss reicht, wird man dann sehen und seine Schlüsse draus ziehen: War das realistisch oder über unseren Möglichkeiten? So sind wir auch in die letzte Saison gegangen. Wir haben nicht gesagt, dass wir Meister werden wollen. Wir können die Ziele auch während der Meisterschaft anpassen.
Das erste Ziel ist?
Dass wir uns weiter entwickeln und die Bundesliga nehmen, wie sie kommt.
Warum tun sich Aufsteiger in der Bundesliga überhaupt immer so leicht? Die haben ja nicht nur nichts mit dem Abstieg zu tun, sondern spielen regelmäßig in der oberen Hälfte mit?
Es hat schon viel mit der Siegermentalität aus einem Jahr des Gewinnens zu tun. Diese Euphorie nimmt man mit. Natürlich braucht es dann die Bestätigung am Platz in Form von Ergebnissen. Wenn da eines ins andere greift, ist das fast ein Selbstläufer.
Altach ist um einiges defensiver aufgetreten als in Liga zwei. Was haben Sie mit Mattersburg vor?
Wir haben in der Vorbereitung mehrere Dinge ausprobiert. Es hängt ja auch von der Stärke des Gegners ab. Unsere Mannschaft beherrscht mehrere Systeme, die gegnerabhängig gewählt werden. Wir sind sehr flexibel geworden. Das Ziel ist, unser Spiel aus der zweiten Liga fortzusetzen, also einen attraktiven Fußball mit einer guten Balance zwischen Offensive und Defensive.
Wenn Sie ein bisserl in die Zukunft schauen: Was soll bis in einem Jahr passiert sein?
Die Zukunft ist schwer vorhersehbar. Ich wünsche mir aber, dass sich jeder Einzelne weiter entwickelt und wenn die Zeit reif ist, soll jeder auch die Möglichkeit haben, zu wechseln, wenn es für den Verein finanziell auch passt. Da wird der Klub keinem im Weg stehen. Des Weiteren wollen wir uns auch als Team und als Verein gut etablieren.
Ist das nicht ein bisschen ein Paradigmenwechsel zu früher, als die Spieler eher kaum aus Mattersburg weg gingen?
Ein Christian Fuchs ist ja auch gegangen! Aber ich vertraue da darauf, dass der Präsident richtig handelt, wenn es soweit ist.
Wir danken für das Gespräch!