Christoph Peschek: ‚Dass auch Politiker Rapidler sein können, ist zulässig'

Seit 1. Februar 2015 ist Christoph Peschek Geschäftsführer des SK Rapid. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über den Einfluss der Politik bei Rapid, warum er sich als Quereinsteiger für die Verwaltung von 30 Mio. Euro Budget tauglich fühlt und wie e

 

90minuten.at: Christoph Peschek und Rapid. Wie hat diese Beziehung begonnen?
Christoph Peschek: Bewusst in Erinnerung habe ich, dass ich als kleiner Bub ein Tischfußballspiel zu Hause hatte. Da habe ich mir gedacht, ich muss mich für eine Mannschaft entscheiden und war geprägt von der Familie, wo wir nur Rapidler hatten. Da habe ich mir gedacht: Rapid ist eigentlich super. Das hat sich dann weiterentwickelt, ich war dann regelmäßig im Stadion und war begeistert. Irgendwann hatte ich dann meine erste Jahreskarte. Es hat sich eine Liebe entwickelt, die sich bis heute hält.

 

Und wie hat die Beziehung SPÖ und Peschek begonnen?
Im Grunde hat sich das über die Schule ergeben. Da gab es Diskussionen über die 5-Tage oder 6-Tage-Woche, es gab Diskussionen über Einsparungen, es sind Leute bei uns in der Klasse mit Haube und Schal gesessen, weil es so kalt war. Ich habe dabei entdeckt, dass es gewisse Herausforderungen gibt, die man alleine nicht lösen kann, sondern wo es auch politische Prozesse im Hintergrund gibt. Ich habe mich zunehmend mehr dafür interessiert und bin dann schlussendlich in der Sozialdemokratie gelandet.

 

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Michael Krammer wurde ich unter anderem von einigen Fans empfohlen. So ist dann der Kontakt hergestellt worden. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Seit 1. Februar sind Sie als Geschäftsführer des SK Rapid tätig. Doch blicken wir vorerst noch ein bisschen zurück: 2013 wurden Sie zum Vizepräsidenten des SK Rapid ernannt. Wie kam es dazu?
Mich hat Michael Krammer damals kontaktiert, wir haben uns ausgetauscht. Wir waren sehr schnell einig, wohin sich Rapid entwickeln soll. Wir haben ähnliche Zugänge. Er hat mich dann gefragt, ob ich in seinem Team kandidieren will. Das habe ich dann schnell bejaht.

 

Woher kannten Sie Herrn Krammer bzw. Herr Krammer Sie?
Ich habe Michael Krammer im Rahmen der außerordentlichen Hauptversammlung kennengelernt. Ihm selbst wurde ich unter anderem von einigen Fans empfohlen. So ist dann der Kontakt hergestellt worden.

 

Die Stadt Wien hat unter der Führung der roten Regierung Rapid – wie der Austria auch – eine großzügige Subvention in der Höhe von rund 20 Mio. Euro zukommen lassen. Im Jahr 2013 wurden Sie – nachdem mit Michael Krammer ein eher bürgerlicher Kandidat zum Rapid-Präsidenten gewählt wurde – zum Vizepräsidenten berufen. Politiker im Rapid-Präsidium wie zum Beispiel Walter Benya oder Rudolf Edlinger sind ein Teil des Klubs, oder?
Ich glaube das Wichtigste in einer Rapid-Funktion ist, dass man leidenschaftlicher Rapidler ist. Das ist die Voraussetzung..

 

... was man bei Benya oder Edlinger nicht abstreiten kann ...

Das ist ohnehin die Voraussetzung. Dass es dann auch Sinn macht, den Verein optimal aufzustellen und für die verschiedenen Herausforderungen, für die verschiedenen Aufgaben Experten zu haben, steht für mich auch außer Frage. Dass auch Politiker Rapidler sein können, ist zulässig.

 

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 Es steht aber auch für mich außer Frage, dass Politiker genauso wie Unternehmer mit ihrem Know-How und Wissen dem Verein helfen können. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Aber dass es gerade im Rapid-Präsidium ein vermehrtes Aufkommen von Politikern gibt ist evident. Brauchen Klubs wie Rapid Politiker im Präsidium, braucht der Klub diese Connections für das Überleben?
Meiner Einschätzung nach ist es bei vielen Vereinen so, auch international. Auch Politiker haben oft eine Affinität zu Vereinen und versuchen auch, dem Verein zu helfen. Das ist aber kein Zwang und kein Muss. Der für mich entscheidende Punkte ist: Man sollte jedenfalls eine riesige Liebe zum Verein haben. Wer auch immer dem Verein weiterhelfen kann, ist willkommen. Es steht aber auch für mich außer Frage, dass Politiker genauso wie Unternehmer mit ihrem Know-How und Wissen dem Verein helfen können.

 

Als Vizepräsident bekommt man bei einem Klub einen tiefen Einblick in den Klub. Noch dazu haben Sie ihre Tätigkeit relativ schnell auch operativ angelegt. Was war ihr Eindruck? Wie haben Sie den SK Rapid vorgefunden? Hat Sie etwas überrascht?
(denkt lange nach) Was mich überrascht hat, war die Zeitintensität, die damit verbunden ist. Es hat mich damals auch überrascht, dass das Präsidium operativ so stark eingebunden ist. Es hat mir aber auch große Freude gemacht und dazu geführt, dass ich mich schlussendlich auch für die Funktion des Geschäftsführers beworben habe.

 

Hauptberuflich waren Sie bis zu Ihrer Tätigkeit als Rapid-Geschäftsführer als Wiener Jugendsekretär der Gewerkschaft tätig und auch seit 2010 im Wiener Landtag tätig, zudem haben Sie viele politische Ämter übernommen. Was hat Sie dazu bewogen, das alles hinzuschmeißen und sich für den Geschäftsführer bei Rapid zu bewerben?
Zum einen war mir klar, dass ich die Funktionen mit dieser Zeitintensität nicht dauerhaft hätte machen können. Insofern war mir klar, dass hier eine Entscheidung fallen muss. Ich musste mir überlegen, wo liegt mein Schwerpunkt in der Zukunft. Zweitens, wenn man von Kindesalter Rapidler ist und überzeugt ist, dem Verein weiterhelfen zu können, war es für mich naheliegend, mich für diese Position zu bewerben. Ich habe intensiv darüber nachgedacht, weil mir die Politik auch sehr großen Spaß gemacht hat und ich mit meinem Team sehr viel weitergebracht habe. Ich habe aber als Rapid-Vize-Präsident sehr viele tolle Projekte weitergebracht und bin überzeugt gewesen mit dem Expertenteam der Geschäftsstelle und mit dem Präsidium Rapid in eine tolle Zukunft führen zu können.

 

Wann haben Sie erstmals daran gedacht, sich als Rapid-GF zu bewerben?
(denkt lange nach) Ich muss überlegen, wann das Hearing war. Im Sommer letzten Jahres, in der Zeit des Urlaubs, ist die Idee gewachsen.

 

Als Rapid-Geschäftsführer verwalten Sie ein Budget von 15 bis zu 35 Millionen Euro. Welche Qualifikationen haben Sie davor erworben und Sie zuversichtlich gestimmt, dass Sie den Job machen können?
Zum einen bin ich in Situationen im Vorstand mit rund 300 Mitarbeitern gesessen mit ähnlichen Budgetdimensionen ...

 

... wo war das?
Beispielsweise im Verein Wiener Jugendzentren oder dem Kultur- und Sportverein von den der Wiener Berufsschulen. Also Vereinskonstruktionen, die ebenfalls einen Vorstand und eine Geschäftsführung hatten. Verantwortung übernehmen ist mir nicht fremd. Zudem gibt es beim SK Rapid seit 1. Jänner mit Mag. Raphael Landthaler einen Leiter für Finanzen und Organisationsentwicklung, der ein großartiger Fachexperte in seinem Bereich ist. Darüber hinaus haben wir in den anderen Bereichen sehr gute Führungskräfte. Mit dem Team gemeinsam und mit den Konzepten bin ich der Auffassung, dass wir Rapid noch besser machen können.

 

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 Ich habe die Bewerbung weggeschickt, auch an Michael Krammer und ihm das mitgeteilt. Er hat das zur Kenntnis genommen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Zwischen Vorstand und Präsidium sollte optimalerweise eine große Vertrauensbasis vorherrschen. Sind Sie von Präsident Krammer eigentlich motiviert worden, sich für den Geschäftsführer zu bewerben?
(denkt nach) Direkt nicht. Ich habe mich aus eigener Überzeugung beworben. Ich habe sehr intensiv über Konzepte, die der Weiterentwicklung des SK Rapid dienen sollen, nachgedacht, auch mit Freunden darüber diskutiert. Nach meinem Hearing bzw. der Konzeptpräsentation, habe ich dann festgestellt, dass mich der Personalausschuss mit großer Mehrheit auf Nummer eins gereiht hat. Es freut mich, dass das Präsidium dieser Empfehlung Folge geleistet hat.

 

Aber haben Sie mit Herrn Krammer über die Kandidatur gesprochen? Immerhin kommt ihm ja der Vizepräsident abhanden. Was war seine Meinung dazu?
Ich habe die Bewerbung weggeschickt, auch an Michael Krammer und ihm das mitgeteilt. Er hat das zur Kenntnis genommen.

 

Im Jahr 2014 haben Sie dann noch die Basis-Kurse „Der GmbHGeschäftsführer" und „Bilanzlesen für Geschäftsführer - Ohne Vorkenntnisse Bilanzen lesen & analysieren lernen!" im ARS-Institut gemacht. War das noch ein Crash-Kurs um fit zu sein als Geschäftsführer?
Weiterbildung halte ich ohnehin für sehr wertvoll im gesamten Arbeitsleben. Da ich selber schon in verschiedenen Vereinen tätig war, war es mir wichtig, auch in dem Segment einen Weiterbildungskurs zu besuchen. Das war auch sinnvoll für die mögliche neue Aufgabe beim SK Rapid.

 

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 Es muss auch zulässig sein, dass jemand, der in der Politik tätig war, sich für einen neuen Karriereweg entscheidet. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Die Optik ihrer Bestellung zum Rapid-GF könnte aber schöner sein. Als Rapid-Vizepräsident und roter Gemeinderat direkt zum Rapid-Geschäftsführer. Man könnte meinen, die SPÖ hat sich nach ihrer 20-Mio.-Euro-Subvention ihren Einfluss gesichert. Verstehen Sie diese Kritik?
Ich kann mit Kritik sehr, sehr gut umgehen. Das heißt aber nicht, dass ich sie immer teilen muss. Ich habe meine politischen Funktionen zurückgelegt. Es muss auch zulässig sein, dass jemand, der in der Politik tätig war, sich für einen neuen Karriereweg entscheidet. Ich durfte seit November 2013 als Vizepräsident tätig sein. Laut Satzung hat das Rapid-Präsidium die wesentliche Verantwortung zu tragen. Ich habe zu dieser Zeit sehr viele Projekte mitgestalten können. Ich habe damals den Verein mit seinen vielen Stärken aber auch mit den vorhandenen Verbesserungspotenzialen kennenlernen können. Ich bin mit viel Tatendrang und Energie an die Sache dann rangegangen. Ich habe die Kritik gelesen, ich habe sie zur Kenntnis genommen. Ich möchte jetzt mit meiner Leistung überzeugen.

 

Sie scheinen mir der optimale Gesprächspartner für die nächste Frage: Wie viel Einfluss hat die (Partei-)Politik auf Rapid?
Null.

 

Das klingt irgendwie komisch für mich...
Das habe ich von Anfang an gesagt, dass es bei Rapid keine Parteipolitik geben wird. Auch meine schärfsten Kritiker werden mir zustimmen, dass ich kein einziges Mal irgendeine Form von Parteipolitik in den Verein getragen habe.

 

Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass das so öffentlich und direkt passiert. Die Stadt Wien zahlt 20 Millionen Euro an Rapid für das neue Stadion. Aber allein durch diese Transaktionen gibt es einen direkten oder indirekten Einfluss auf Rapid ...
Selbstverständlich sind die Anfordernisse, die rund um den Stadionneubau gestellt worden sind, alle auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen beschlossen worden. Das sind rechtliche Grundlagen, die gelten. Da kann keine einzelne Partei irgendwelche Forderungen stellen.

 


Nach mehr als einem Jahr als Rapid-Vizepräsident und nun als Rapid-GF haben Sie genügend Einblick bekommen, um zu wissen, wo der Hebel bei Rapid angesetzt werden muss, um den Klub nach vorne zu bringen. Was sind Ihre wichtigsten Ziele?
Drei Ziele stehen ganz oben auf der Agenda. Erstens wollen wir eine Wachstumsstrategie verfolgen, beginnend von Fans, Sympathie, Mitglieder, Abonnenten, Zuseher, aber auch Sponsoren, um damit beim Budget zu wachsen und letztlich die Grundlage für sportliche Erfolge zu legen. Zweitens wollen wir die Marke Rapid stärken und drittens die Infrastruktur optimieren – auch abseits des neuen Allianz-Stadions.

 

Eines der Ziele ist es auch, ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, auch wenn es keine Teilnahme am internationalen Bewerb gibt. Wie soll dieses Ziel erreicht werden? Welche Maßnahmen müssen hier getätigt werden?
Hier ist vor allem das neue Stadion zu nennen. Das wird uns eine Verbesserung im Cash-Flow um 3,5 bis vier Millionen Euro pro Jahr bringen. Bis dahin wollen wir natürlich weitere Maßnahmen setzen, wie zum Beispiel im B2C-Bereich – also Fans und Kunden. Wir haben einen zweiten Fan-Shop im Stadioncenter eröffnet, der sehr gut funktioniert. Wir starten gerade einen Relaunch der Homepage und des Webshops, der eine zusätzliche vereinfachte Möglichkeit für Merchandising-Verkauf bieten soll. Wir werden auch Bundesländer-Tage machen. Wir wissen, dass Rapid nicht nur in Wien die klare Nummer eins ist. Wir haben auch viele Fans in Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Oberösterreich. Das heißt, über diese Tage wollen wir präsent sein und auch Merchandising-Umsätze weiter heben. Wir haben zudem beim Happel-Stadion eine neue Kassa-Infrastruktur geschaffen, um auch den Stadionbesuch und Ticketerwerb zu verbessern – neben den Möglichkeiten Print-at-Home, etc.

 

Welches Potenzial sehen Sie im B2C-Bereich? Welches Ziel setzt man sich hier?
Wir haben im erfolgreichsten Jahr rund drei Millionen Euro Umsatz im Merchandising gehabt, derzeit liegen wir bei rund zwei Millionen. Wir wollen kurzfristig auf 2,4 Millionen Euro kommen.

 

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 Mit dem neuen Allianz Stadion wollen wir rasch 30 Mio. Euro Budget aus dem nationalen Bereich erreichen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Welche Aktivitäten gibt es im B2B-Bereich?
Hier haben wir einen Business-Club etabliert, der ganz gut funktioniert. Hier gibt es auch noch Potenzial. Der richtet sich an Klein- und Mittelbetriebe mit Netzwerkveranstaltungen mit kleinen Werbepaketen und Hospitality-Leistungen. Wir haben das Part-Time-Sponsoring eingeführt, das auch gut angenommen wird. Wir werden auch im Frühjahr einen neuen Partner hier begrüßen. Ich bin auch überzeugt, dass die Marke Rapid so stark ist, dass es gelingen wird, auch im Sponsoring-Bereich Firmen zu gewinnen, die Bekanntheit, Beliebtheit und auch neue Kunden gewinnen wollen. Darüber hinaus wollen wir das Thema Tourismus und Wachstumsgebiet uns näher anschauen. In Wien und Umgebung gibt es rund 12,5 Mio. Übernachtungen pro Jahr mit einem großen Anteil aus Deutschland, Schweiz und Italien, wo es auch sicher viele Fußballfans gibt. Unter dem Stichwort Stadionerlebnis wollen wir vom Stadionbesuch, Führung und Rapideum und Merchandising hier einiges generieren. Wien wird zudem bald über zwei Millionen Einwohner haben. Da gibt es viele Wachstumsgebiete. Hier wollen wir von Anfang an dabei sein, wo Wachstum passiert. Sei es bei der Gründung von Fanklubs zu helfen, deren Mitglieder dann optimalerweise dann Abonnenten, Rapid-Mitglieder und Multiplikatoren werden.

 

Welches Potenzial sieht man beim Sponsoring?
Das ist schwierig zu prognostizieren, weil ich keine Glaskugel habe. Es wäre unseriös, es gibt Faktoren wie die Wirtschaftskrise, die sich auf das Sponsoring auswirken, etc. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass die Marke Rapid so stark ist und so viele Fans hat, die Rapid unterstützen. Sponsoren, die im Bereich Bekanntheit aber auch bei den Kunden zulegen wollen, bekommen so eine sehr gute Möglichkeit. Ich möchte hier auch auf die angesprochene Wachstumsstrategie verweisen: Nur durch ein positives Bild des SK Rapid in der Öffentlichkeit wird es uns gelingen, auch diesen Bereich nachhaltig zu steigern und zu entwickeln. Ich bin überzeugt, dass wir hier zulegen.

 

Sie haben erwähnt, dass die Marke Rapid so stark ist. Das war sie wohl auch in der Vergangenheit. Hat man es im Umkehrschluss daher verabsäumt, in der Vergangenheit hier das Optimum rauszuholen?
Die Ressourcen sind sehr eng, die Aufgaben bei Rapid sind vielfältig. Das ist auch einer der Gründe, warum ich dazu gestoßen bin, um diese Ressourcen zusätzlich zu unterstützen und die Bemühungen zu intensivieren, neue Partner zu gewinnen. Im internationalen Vergleich ist beim SK Rapid der Bereich Sponsoring in Relation zum Gesamtbudget sehr gut.

 

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 Wenn unsere Erwartungen eintreffen, werden wir ein ausgeglichenes Budget für die aktuelle Saison schaffen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Welches Budget soll Rapid ohne Europacup-Qualifikation rein aus dem nationalen Bewerb künftig erreichen können?
Mit dem neuen Allianz Stadion wollen wir rasch 30 Mio. Euro Budget erreichen.

 


Rapid-Präsident Michael Krammer äußerte sich im November sehr zurückhaltend zum aktuellen Budget. Wie sieht es aktuell mit dem Budget in der laufenden Saison aus? Welche Tendenz zeichnet sich ab?
Das Ausscheiden aus der Europa League schmerzt sehr. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, ein solides wirtschaftliches Ergebnis zustande zu bringen. Ich bin überzeugt, dass uns dieses Ziel auch gelingen wird.

 

Unter solide verstehen Sie was genau?
Zumindest eine null ist das Ziel.

 

Also keine roten Zahlen?
Aus der heutigen Sicht kann ich aber noch keine Garantie dazu abgeben, weil es Schwankungsbreiten gibt. Wie viele Leute kommen ins Stadion, kaufen sie dann auch im Fanshop, etc. Außerdem wissen wir noch nicht, wie viele lebenslange Mitgliedschaften wir in dieser Saison noch verkaufen. Aber wenn unsere Erwartungen eintreffen, werden wir es schaffen.

 

Apropos Lebenslange Mitgliedschaft: Rund 300 wurden bisher verkauft, das sind etwa 570.000 Euro. Werden die im aktuellen Budget wirksam?
Das wird in diesem Jahr für das Budget wirksam und wird zweckgebunden für Stadionmaßnahmen.

 

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 Die Analyse der Finanzzahlen der Austria ist deswegen für uns nicht möglich, weil die Austria im Gegensatz zu uns keine Bilanzen und Gewinn/Verlust-Rechnung veröffentlicht. Insofern sind das mediale Berichterstattungen die ich kenne, die aber eine Analyse nicht zulassen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Der Erzrivale ist hier schon einen Schritt weiter: Obwohl der Zuschauerschnitt deutlich geringer ist und auch im Merchandising die Austria nicht die Zahlen von Rapid herankommt, können die Violetten auch ohne Europacup-Teilnahme ausgeglichen bilanzieren. Das Derby der Finanzen geht derzeit klar an die Austria. Stimmt das nicht nachdenklich, bei dem Potenzial, das Rapid hat?
Die Analyse ist deswegen für uns nicht möglich, weil die Austria im Gegensatz zu uns keine Bilanzen und Gewinn/Verlust-Rechnung veröffentlicht. Insofern sind das mediale Berichterstattungen die ich kenne, die aber eine Analyse nicht zulassen.

 

Als Benchmark wird von Rapid oft der FC Basel genannt. Aber eigentlich hat man mit der Austria einen Nachbarverein mit dem gleichen Potenzial und hinkt finanziell dennoch hinterer? Stimmt es nicht nachdenklich? Hat man sich nie Gedanken gemacht, wo die Austria Mittel lukriert, die Rapid nicht zur Verfügung hat?
(denkt lange nach) Ich mache mir ständig Gedanken, wo wir zusätzliche Mittel lukrieren können. Aber der Vergleich zur Austria ist seriöser Weise nicht möglich, weil wir über keinerlei Daten verfügen. Ich möchte mich aber abgesehen davon nicht auf die Austria konzentrieren, wir wollen keinen Verein kopieren. Wir sind der SK Rapid und arbeiten mit Hochdruck daran, uns im Verein in allen Bereichen noch professioneller aufzustellen und sind meiner Meinung nach auf einem sehr guten Weg. Mit den diversen Maßnahmen werden wir den Verein auf eine breitere Grundlage stellen als bisher, um damit in den Sport zu investieren. Unser Allianz Stadion wird uns hierbei helfen, um auf die nächste wirtschaftliche Stufe zu gelangen.

 

Gibt es schon eine Schätzung, wie hoch die Erlöse in der aktuellen Saison sein werden? Letztes Jahr waren es 16,1 Mio. Euro aus dem nationalen Bewerb. Wie sieht es diese Saison aus, wird es eine Steigerung geben?
Wie zuvor erwähnt, ist die Schwankungsbreite ist derzeit noch zu groß, da es noch viele Heimspiele gibt und wir daher auch nicht wissen, wie sich die entsprechenden Zuschauerzahlen, Merchandising-Umsätze, etc. entsprechend entwickeln werden und was uns im Sponsoring noch gelingen wird. Aber wir streben insgesamt rund 22,5 Millionen an.

 

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Vom SK Rapid wird – zu Recht – die dauerhafte Qualifikation für einen internationalen Bewerb als Ziel gesehen, allerdings haben wir, aus einer international gesehen sehr wichtigen Erlössäule, genauso hohe Einnahmen wie der nationale Tabellenletzte. Das werden wir im Zuge der nächsten Verhandlungen auch thematisieren.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Eine Einnahmequelle ist der TV-Vertrag. Die Liga setzt hier auf Solidarität. Ihr Vorgänger Werner Kuhn hat immer wieder mehr oder weniger direkt betont, dass es hier eine Entwicklung hin zu einer weniger solidarischen Verteilung kommen sollte. Verfolgen Sie dieses Ziel auch?
Aktuell gibt es einen TV-Vertrag, der einzuhalten und umzusetzen ist. Es ist kein Geheimnis, dass wir uns finanziell mehr wünschen würden. Es ist sicher anzumerken, dass Rapid die höchsten Einschaltquoten bringt und wir mit einer Gleichverteilung auch eine Art von Subventionierung anderer Vereine betreiben. Vom SK Rapid wird – zu Recht – die dauerhafte Qualifikation für einen internationalen Bewerb als Ziel gesehen, allerdings haben wir, aus einer international gesehen sehr wichtigen Erlössäule, genauso hohe Einnahmen wie der nationale Tabellenletzte. Das werden wir im Zuge der nächsten Verhandlungen auch thematisieren.

 

Aber Sie verfolgen auch den Ansatz, dass Rapid mehr aus dem TV-Kuchen bekommt als zum Beispiel Wiener Neustadt?
Das liegt in der Natur der Sache, dass der Geschäftsführer des SK Rapid das Optimum für den Verein herausbekommt.

 

Klar, aber das werden alle zehn Geschäftsführer so sehen, insofern wäre es dann logisch, dass jeder ein Zehntel bekommt ..
Ja, aber zweifellos ist Rapid der größte, beliebteste und mit Abstand attraktivste Fußballverein Österreichs. Das sehen wir an allen Zuschauerzahlen bei den Live-Übertragungen und auch in den Stadien. So gesehen sind wir so selbstbewusst, um das in Verhandlungen einzubringen. Wir sehen aber gleichzeitig auch die Notwendigkeit, die Fußball-Bundesliga insgesamt möglichst optimal zu berücksichtigen. Zweifelsfrei versuchen wir für Rapid hier das Beste rauszuholen.

 

Rapid arbeitet derzeit auch an einer Umwandlung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. Der Zeitplan wurde ein paar Mal nach hinten verschoben, auch aufgrund der Stadionentscheidung, weil das Hand in Hand gehen soll. Wie ist dazu der aktuelle Stand?
Es gibt einen Wartungserlass des Finanzministeriums, der entsprechend Vorgaben macht. Diesen werden wir genau prüfen. Insofern arbeiten wir derzeit sehr intensiv daran, welches Modell für den SK Rapid das wirtschaftlich Beste ist. Das werden wir dann zeitgerecht bekanntgeben.

 

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In einer Demokratie ist es auch zulässig, dass möglicherweise manche Fans das Stadion im täglichen Sprachgebrauch anders nennen und so gesehen nehme ich das zur Kenntnis.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Das Ticketing trägt 20% zum nationalen Budget des SK Rapid bei. Welche Entwicklung erwarten Sie sich hier, wenn das neue Stadion bezogen wird? Welchen Zuschauerschnitt erwarten Sie sich?
Im Business-Case gehen wir von 80% Auslastung aus und erwarten uns dadurch wie schon kurz erwähnt eine Steigerung des Cash-Flows von 3,5 bis 4 Mio. Euro.

 

Haben Sie eigentlich ein Problem damit, wenn ein Teil der Fans den Namen „Allianz Stadion" ziemlich blöd findet?
(denkt nach) Der SK Rapid weiß es sehr zu schätzen, die Allianz als Namenssponsor gewonnen zu haben. Das Sponsoring für das Jahrhundertprojekt ist unverzichtbar. Daher haben wir uns sehr darüber gefreut. In einer Demokratie ist es auch zulässig, dass möglicherweise manche Fans das Stadion im täglichen Sprachgebrauch anders nennen und so gesehen nehme ich das zur Kenntnis.

 

Nachdem Sponsornamen im internationalen Bewerb nicht erlaubt sind: Gibt es schon einen Namen für das Stadion in der Europa- oder gar Champions-League?
Es gibt einen Beschluss des Präsidiums, dass das Allianz-Stadion bei internationalen Spielen, wenn es nicht erlaubt ist, Weststadion heißen wird.

 


Rapid hat in dieser Saison im Schnitt bisher rund 15.900 Fans im Stadion angegeben. Letztes Jahr waren es noch 13.792. Eine Steigerung ist auf den ersten Blick zu erkennen. Im Happel-Stadion hat Rapid viel Platz für diverse Kartenaktionen – Beispiel Familiensektor oder Lehrlingsaktionen. Doch wie sieht es wertmäßig aus? Konnte sich Rapid hier auch steigern?
Erschwerend ist für uns, dass wir bei jedem Heimspiel eine Stadionmiete zahlen müssen, die wir im Hanappi-Stadion nicht zahlen mussten. Dennoch sind die Erlöse aus dem Ticketing gut. Die verschiedenen Maßnahmen setzen wir auch deswegen, um neue Fans bzw. Abonnenten zu gewinnen, insbesondere für das Allianz-Stadion.

 

Bei der Frage, ob es eine wertmäßige Steigerung der Ticketing-Erlöse gegeben hat, sind sie mir jetzt aber elegant ausgewichen ...
Ja, wir merken schon eine finanzielle Verbesserung, weil vor allem auch Hospitality im Hanappi-Stadion nur sehr eingeschränkt möglich war und dieser Bereich sich im Happel-Stadion deutlich verbessert hat.

 

Das Thema Pyrotechnik beschäftigt den SK Rapid derzeit abseits der sportlichen Entscheidung in der Meisterschaft wohl wie kein anderes, obwohl es eigentlich auch andere Themen zu bewältigen gibt. Wie viel Geld musste der SK Rapid eigentlich in dieser Saison schon an die Bundesliga wegen des Einsatzes von Pyrotechnik zahlen?
Wir sind mittlerweile in einer sechsstelligen Höhe.

 

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Wirtschaftlich schaden die Strafzahlungen sehr. Aber genau das ist der Grund, weshalb wir uns im Zuge des runden Tisches für eine vernünftige Lösung bemühen< /div>< /div>< /blockquote >

 

Sie haben von einem konstruktiven Dialog mit den Fans zum Thema Pyrotechnik gesprochen, wofür Sie auch zum Teil sehr geschätzt werden. Im Sinne der Zahlungen, die Rapid bisher leisten musste, ist der Dialog zumindest aus wirtschaftlicher Sicht nicht als konstruktiv zu bezeichnen, oder?
Wirtschaftlich schaden die Strafzahlungen sehr. Aber genau das ist der Grund, weshalb wir uns im Zuge des runden Tisches für eine vernünftige Lösung bemühen. Es gibt das Pyrotechnik-Gesetz, dass das Abbrennen ohne Genehmigung nicht vorsieht und daher auch entsprechend durch die Bundesliga gestraft wird, bei der Strafhöhe ist allerdings aus unserer Sicht keine Verhältnismäßigkeit mehr zu erkennen. Unser Ziel ist selbstverständlich, die Ausnahmegenehmigung, wie sie etwa in Graz bei Heimspielen des SK Sturm funktioniert, in Wien umzusetzen, um den finanziellen Schaden für den Verein abzuwenden. Es gibt derzeit eine legale Möglichkeit, Pyrotechnik zu verwenden.

 

Sie haben sich letztens in einem Interview mit der Sportwoche für die Verwendung von Pyrotechnik ausgesprochen und gemeint: „Es gibt eine klare gesetzliche Regelung, die man einzuhalten hat. Da es bei Bundesligaspielen die Möglichkeit gibt, Ausnahmen zu beantragen, bin ich in diesem Fall dafür, also pro, da das friedliche Abbrennen von Bengalen durchaus sehr positive Stimmung und wunderschöne Bilder der Begeisterung vermitteln kann." Die Fanszene hat die jetzige Lösung als „gescheitert" beurteilt, weil „die Auflagen der Behörden das Zünden zu einem eigenartigen Vorgang machten, mit dem wir uns mangels Emotionalität und Spontanität nie vollkommen identifizieren konnten" und weil die „Schikanen der Behörden" immer größer geworden sind. Wie sieht Ihr Lösungsansatz daher aus? Was hat der Runde Tisch diesbezüglich ergeben. Ihre Position und jene der Fans liegen doch ein wenig auseinander?
Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion über Pyrotechnik. Bengalische Feuer und Rauch können im Rahmen einer Choreographie die Stimmung heben und eine Stadionatmosphäre schaffen. Ganz wichtig dabei ist, dass es die Möglichkeit dafür gibt, eine gesetzliche Ausnahmebewilligung zu erhalten. Der Runde Tisch hatte das Ziel, wie die Anfordernisse im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten aussehen. Da habe ich schon den Eindruck, dass wir uns angenähert haben. Ich bin zuversichtlich, dass wir im Frühjahr eine Lösung finden können, die umsetzbar ist. Unsere Gespräche gehen weiter.

 

Wie könnte diese Lösung aussehen?
Da möchte ich den Verhandlungen nicht vorgreifen.

 

Die Fans sprechen von „Schikanen der Behörden". Wurde dieses Thema am Runden Tisch besprochen?
Ich habe an alle appelliert, ein sachliches Gespräch zu führen, unter welchen Voraussetzungen legale Pyrotechnik einsetzbar ist. Da ist mein Eindruck, dass wir uns auf einem guten Weg befinden, dass es ein Prozess ist, wo man unterschiedliche Standpunkte artikuliert hat. Jetzt geht es darum, einen größtmöglichen gemeinsamen Nenner zu finden, der die Sicherheitsanfordernisse erfüllt und gleichzeitig aber auch Elemente der Fankultur bzw. der Choreographie berücksichtigt.

 

Das heißt, Sie halten das spontane und gesicherte Abbrennen von Pyrotechnik - zum Beispiel nach einem Tor - für möglich?
Das würde ich aus heutiger Sicht nicht ausschließen.

 

Wenn Sie die ganze Pyro-Thematik in den Medien verfolgen. Gibt es etwas, was Sie stört? Wo ist der Wurm drinnen in dieser Diskussion?
Eine Versachlichung der Diskussion ist absolut erstrebenswert. (denkt nach) Wir haben den höchsten Zuschauerschnitt seit Jahrzehnten beim SK Rapid. Wir haben eine einzigartige Stadionatmosphäre. Wir haben wunderbare Choreographien erlebt, eine großartige Unterstützung für die Mannschaft. Die Herausforderung, die für uns aktuell besteht ist, die legale Verwendung von Pyrotechnik im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, zu lösen. Da würde ich mir einen reflektierten Zugang wünschen. Auf der einen Seite wird gesprochen vom tollen Event in Schladming mit einzigartiger Stimmung. Wenn Pyrotechnik im Fußball einsetzt, bekommt man schnell den Eindruck vermittelt, dass dies lauter wildgewordene Verrückte sind. Das halte ich für nicht ganz fair. Daher der Appell an eine Versachlichung.

 

Haben sie nach dem runden Tisch schon mit der Fanszene über die Ergebnisse gesprochen?
Wir sind laufend in Gesprächen, wir haben auch über den ersten Zwischenstand informiert. Ich habe den Eindruck, dass wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine Lösung finden können.

 

Halten Sie auch von Seiten der Fans eine Versachlichung der Diskussion für notwendig?
Ja, von allen Beteiligten. Ich erlebe, dass für viele Fans Pyrotechnik ein Teil ihrer Fankultur ist. Genauso wünsche ich mir von allen Beteiligten, dass wir konstruktiv an einer Lösung arbeiten. Mein Eindruck ist, dass wir gut unterwegs sind.

 

Zum Abschluss möchte ich Ihnen auch eine Frage zum sportlichen Bereich stellen. Welchen sportlichen Anspruch wird Rapid – speziell wenn das neue Stadion dann fertig ist – haben?
(denkt lange nach) Als Rekordmeister ist unser Ziel, immer möglichst viele Titel zu gewinnen.

 

Auch Meistertitel?
Cup- und Meistertitel. Das neue Allianz Stadion wird durch seine Rahmenbedingungen auch sportlich eine große Basis für Erfolge schaffen. Davon sind wir fest überzeugt und mit dieser Zuversicht gehen wir in die Zukunft.

Danke für das Interview!