Bundesliga-Vizepräsident Erwin Fuchs: ‚Ich war nie für zwei Absteiger'

Zehn Trainerwechsel, sieben von zehn Vereinen in Abstiegsgefahr, kaum junge Spieler. Im Interview mit 90minuten.at spricht Bundesliga-Vizepräsident über das dringende Anliegen, die Regelung mit den zwei Absteigern wieder zurückzunehmen, warum dieser Wunsc

 

Zwischenzeitlich befanden sich sieben Vereine manifest im Abstiegskampf. Die Folgen: Maue taktische Leistungen, die Coaches setzten auf erfahrene Spieler, junge Kicker sucht man in der ehemaligen „Heute für Morgen"-Liga außer beim FC Liefering mit der Lupe. Kontinuität? Ein Fremdwort. Zehn Trainerwechsel gab es in dieser Spielzeit. Die Schuld liegt laut KSV-Präsident Erwin Fuchs bei den zwei Fixabsteigern, auch wenn er das etwas differenziert sieht.

 

90minuten.at: Die Kollegen von laola1.at haben die SkyGo Erste Liga gemeinsam mit Martin Scherb schlichtweg zerrissen. Kann man eigentlich „nur" Zweitligist sein?
Erwin Fuchs: Von den zehn Vereinen gibt es sicher fünf, die eigentlich rauf in die tipico-Bundesliga wollen. Das wollen wir auch, schließlich waren wir schon in der Bundesliga. Mattersburg steigt jetzt auf, zudem möchte die Öffentlichkeit Klubs wie den LASK oder Wacker Innsbruck oben sehen. Oben ist vieles um einiges leichter. Aber es gibt auch jene, die froh sind, wenn sie sich in der zweithöchsten Liga bewegen können.

 

Dieses Jahr war man auch auf Rang vier in Abstiegsgefahr, den Erstplatzierten der Regionalligen wurde durch die Bank die Lizenz in erster Instanz verwehrt. Muss man nun sofort wieder über den Modus diskutieren?
Ich war nie für die zwei Absteiger. Es wurde ein Beschluss mit Mehrheit im ÖFB-Präsidium gefasst und die jetzige Regelung ist nach den Verhandlungen so entstanden. Die Liga hat letzten Endes zugestimmt. Aber ich muss schon sagen, dass die „Strafverschärfung" durch zwei Absteiger eigentlich nur rund 50 Prozent bedeutete, da der neunte Platz durch die Relegation ebenfalls ein Schleudersitz war. Ich persönlich möchte nur einen Absteiger, wie von der Bundesliga in die Erste Liga. Da muss eine Lösung her. Wenn man vom Amateur- in den Profibereich will, soll es der stärkste Klub schaffen. Vor allem wenn man bedenkt, dass es im Osten mehr starke Klubs gibt als im Westen.

 

Also ein Absteiger und eine wie auch immer geartete Relegation und zwei Zehnerligen?

Richtig, ja.

 


Denken Sie, dass diese Regelung genug Druck wegnehmen würde und Raum für die Jugend geben könnte? In der Bundesliga sind die Rollen klarer verteilt...
Die Ligen schieben sich ja doch irgendwie zusammen, nicht nur in Österreich. Die Ausbildung wird immer besser. Bei uns spielen aber schon auch durch die Jugendregelung viele junge Spieler. Die soll keinesfalls angetastet werden. Auch wenn es da immer wieder Bewegungen in die Richtung gibt. Hätten wir diese Regelung nicht, würden noch weniger junge Leute spielen. Das ist auch das gute Recht der Trainer. Aber man muss es so lassen. Mit einem Absteiger wird sich der Jugendanteil sicher wieder verbessern.

 

Steht in der jetzigen Situation zu sehr das wirtschaftliche Überleben zu sehr im Vordergrund?

Gerade hinten drinnen hat man mit einem älteren Spieler schon mehr Sicherheit. Ich gehe lieber ein Risiko ein und sage: Gebt's den Jungen eine Chance. Auch ein älterer Spieler kann sich verletzen oder schlecht spielen. Aber ich bin kein Trainer und habe diesen Druck nicht. Die Trainer sagen immer, dass es schwierig ist. Die Trainer trauen den Jungen zu wenig zu.

 

Wann könnte man diesen Fehler frühestens gerade rücken?
Für nächste Saison kann ich das ausschließen, dafür kenne ich die Gremien zu genau. Wir werden es ansprechen, aber als gelernter Österreicher weiß ich, dass das unmöglich ist. Die neun Landespräsidenten haben den Druck, gewählt zu werden und hätten es am liebsten, dass alle drei Meister aufsteigen. Die Landespräsidenten müssen sich zudem der Wahl stellen und müssen den Mitgliedern vielleicht auch Wahlzuckerl mitgeben, auch wenn ich mit dem Ausdruck etwas unglücklich bin. Aber so sind die Strukturen. Man muss für beide Seiten einen gangbaren Weg finden. Der Tiroler Landespräsident war auch für die zwei Absteiger, aber wenn ich ihn frage, was er sagt, wenn Innsbruck absteigt, sagt er auch: „Um Gottes Willen, das darf nicht sein!" Aber die Herrschaften lernen dazu und ich würde es mir wünschen, dass es nächstes Jahr anders ist – es ist aber ein Wunsch ans Christkind.

 

Realistisch also frühestens ab 2016/17 und dann weiterhin mit dem Format zweier Zehnerligen?
Genau. Man muss ja auch sagen, dass die zwei Zehnerligen immer wieder kritisiert werden, aber wir haben uns das ja angeschaut. Ich habe zum Beispiel mit den Ungarn gesprochen, die von zehn auf 16 aufgestockt haben. Die sind todunglücklich damit. Trotz allem sind die zwei Zehnerligen besser. Aber das Thema muss unbedingt aufgegriffen und diskutiert werden. Wir werden das einbringen. Ende des Sommers ist die nächste ÖFB-Präsidiumssitzung, da wird das besprochen werden. Dann müssen das noch die Landespräsidenten auch noch durchbringen.

Wir danken für das Gespräch!

 


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