Austria Salzburg Obmann Windischbauer: ‚Wir wollen die letzten drei Prozent auch noch gehen'

Im Interview mit 90minuten.at spricht Austria-Salzburg-Obmann Walter Windischbauer über den Schock der Nicht-Lizenz, welche Optionen für die Austria realistisch sind und warum der Aufstieg aus infrastruktureller Sicht nicht zu früh kommt. Das Gespräch füh

 

Austria Salzburg hat am Donnerstag die Lizenz in erster Instanz nicht bekommen. Wieso war es für Sie eine Überraschung? Das Lizenzierungsverfahren ist ja keine Einbahnstraße. Die Liga meldet währenddessen zurück, was noch nachgeliefert werden muss und was nicht. Dennoch zeigten Sie sich geschockt. Hat die Liga bzgl. der geforderten Adaptierungen keine Rückmeldung gegeben in den vergangenen Wochen?
Walter Windischbauer: Natürlich bekommt man von Seiten der Liga Rückfragen, doch die endgültige Entscheidung bekommt man erst am 30. April, wenn diese schwarz auf weiß an uns versendet wird. Wir waren sehr bemüht, allen Anforderungen zu entsprechend und wir haben uns auch sehr auf die wirtschaftliche Komponente konzentriert, was uns laut Lizenz-Bescheid gut gelungen ist. Dass es mit der Stadioninfrastruktur problematisch ist, ist uns bewusst. Wir haben nachweisen können, dass Maxglan rechtzeitig fertig sein wird. Bei Schwanenstadt sind wir davon ausgegangen, dass es den Kriterien entspricht.

 

Aber nochmal: Es kam doch sicher von der Liga in den vergangenen Wochen die Rückmeldung, dass Schwanenstadt nicht den Kriterien entspricht, oder nicht?
Die Probleme mit dem Flutlicht oder der Kameraposition waren uns bekannt, daher wurde uns von Seiten des Senat 5 mitgeteilt, dass Mangels Ausstattung kein positiver Lizenzentscheid gefasst werden kann. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn im Lizenz-Handbuch für den Raum des Schiedsrichters zum Beispiel steht, dass dieser Raum mindestens 20 Quadratmeter groß sein muss und tatsächlich ist dieser Raum 19,5 Quadratmeter groß, dann wird das rückgemeldet. Es wird aber nicht rückgemeldet, was dieser Punkt schlussendlich für die Lizenz bedeutet, ob es dann eine Auflage gibt oder deswegen gar keine Lizenz erteilt werden kann. Das erfahren wir erst am 30. April.

 

Aber dass die Liga zum Beispiel beim Thema Flutlicht wenig Spielraum sieht, hat man am Beispiel des FAC in der vergangenen Saison gesehen, als kurzfristig die Lizenz für das Stadion entzogen wurde?
Wir haben gewusst, dass wir durch den Wegfall der Übergangsregelungen mindestens 800 Lux benötigen. Wir haben aber auch bei dem von Ihnen angesprochenen Beispiel FAC gesehen, dass man es nachrüsten kann. Dass die Liga hier pingelig ist, ist nachvollziehbar. Aber wie es im Endeffekt für die Lizenz-Entscheidung gewertet wird, darauf hatten wir keine Kenntnis. Es hätte ja auch eine Lizenz mit Auflagen sein können.

 


Was kann jetzt noch in den verbleibenden acht Tagen getan werden? Sportdirektor Stöger hat angedeutet, dass man jetzt sogar an einen anderen Standort als Schwanenstadt denkt. Hat man diese Denkspiele nicht schon längst durch?

Es ist so, dass ich aus jetziger Sicht nicht allzu viel sagen kann. Wir prüfen jetzt natürlich noch einmal in alle Richtungen. Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen. Rein theoretisch gibt es drei Möglichkeiten, die logisch sind: Erstens wir finden doch noch eine Alternative zu Schwanenstadt. Zweitens wir richten Schwanenstadt entsprechend her und drittens besteht die Möglichkeit, dass der Protest-Senat die Sache anders sieht als der Senat 5. Was wir jetzt genau vorbereiten und wir argumentieren, kann ich aber aus jetziger Sicht beim besten Willen noch nicht sagen.

 

Was, wenn nur Schwanenstadt überbleibt als Alternative? Wie viel Geld müssten Sie aufbringen, um Schwanenstadt in Bundesliga-Form zu bringen? Konservativ gerechnet wohl rund 50.000 Euro?
Da liegen Sie wohl nicht ganz weit daneben. Es ist jedenfalls ein beträchtlicher fünfstelliger Euro-Betrag, den wir für die Maßnahmen beim Flutlicht oder auch Kameraturm aufbringen müssen.

 

Ist das nicht absurd, wenn man um jeden Cent für das eigene Stadion kämpft, jetzt 50.000 Euro oder mehr in das Stadion von Schwanenstadt zu investieren?
Das ist natürlich eine sehr berechtigte Frage. Wir sind gerade dabei Maxglan fertig zu machen. Wir haben eine Sammlung „Eine Heimat für die Austria" ins Leben gerufen, wo sehr viel Geld zusammengekommen ist. Und dennoch fehlt natürlich noch einiges. Wir bekommen das aber ganz sicher in den Griff, aber natürlich ist die zusätzliche Belastung ein Problem. Wir haben daher auch vergangenen Samstag beim Spiel gegen Kufstein unsere Baustein-Aktion wieder ins Leben gerufen und ich kann sagen, dass wir hier schon im fünfstelligen Bereich liegen.

 

Muss man nicht realistischerweise einsehen, dass der Aufstieg für Austria Salzburg aus infrastruktureller Sicht einfach um zwei bis drei Jahre zu früh kommt?
Nein, das sehe ich nicht so. Wir haben uns vor ein paar Jahren in Richtung zweithöchste Spielklasse entwickelt. Wir haben damals schon gewusst, dass es mit dem Stadion schwierig wird. Wir haben von der Politik dankenswerterweise eine hohe Summe bekommen, und unsere Fans haben – sorry, wenn ich das so formuliere – wie verrückt gespendet. Die Bescheide für Maxglan sind fertig, es ist eine Frage von wenigen Wochen. Vor diesem Hintergrund werden wir uns nicht entmutigen lassen. Die Lizenz-Verweigerung war ein Schlag für uns, wir wollen aber die letzten drei Prozent auch noch gehen. Wir wollen auch die vielen Leute, die uns in den vergangenen Jahren unterstützt haben, nicht enttäuschen.
Danke für das Gespräch!

Linktipp >>> Aufstiegshelfer: Neue Bausteinaktion für die Lizenz