‚Kurzfristig war der sportliche Erfolg aus finanzieller Sicht problematisch‘

Im Interview mit 90minuten.at spricht Admiras General Manager Alexander Friedl über den einmaligen Minus-Effekt in der Bilanz, warum man sich keine Sorgen über die Lizenz machen muss und ein Aufstieg von St. Pölten auch positive Auswirkungen auf die Admir

 

Admira Wacker musste in der vergangenen Saison einen Verlust von 653.000 Euro verzeichnen (siehe hier). Als Grund für das ungewohnt hohe Minus gab der Klub heute auf der Homepage an: „Das operative Geschäftsjahr 2014/2015 konnte ebenfalls mit einem leichten Gewinn beendet werden. Lediglich die finale Einigung in Sachen Finanzamt-Altlasten aus den Vorperioden (2008 bis 2010) hat dem Verein einen bilanziellen außerordentlichen Verlust aus Vorperioden in der Höhe von rund 650.000 Euro beschert. Somit ist das jedoch die Thematik Finanzamt-Altlasten auch bilanziert und final abgehandelt", meint dazu General-Manager Alexander Friedl.

 

90minuten.at hat Friedl zur näheren Betrachtung der aktuellen Situation zum Interview gebeten.

 

90minuten.at: Die Admira rutschte nach zwei Jahren mit geringen Gewinnen im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich ins Minus. Als Grund nannten Sie via Aussendung die finale Einigung in Sachen Finanzamt-Altlasten. Ist das Thema damit erledigt und somit auch eine mögliche finanzielle Sorge?
Alexander Friedl: Durch die finale Einigung haben wir natürlich das natürlich auch in der Bilanz berichtigen müssen, daher erscheint der Verlust im ersten Moment schockierend. Es ist jedenfalls jetzt ein Abschluss der leidigen Thematik gegeben. Bzgl. der Liquidität hat diese Berichtigung keinen Einfluss.

 

Bis wann werden die finanziellen Finanz-Altlasten den Verein belasten?
Das Ganze wird mit Ende der Saison 2016/17 abgeschlossen sein.

 

Wie sieht der Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr aus. Was kann man nach einem halben Jahr bereits sagen?
Wir haben in den vergangenen Jahren knapp positiv bilanziert. Wir sind auch diese Saison auf einem guten Weg, auch wenn man als kleiner Verein immer schauen muss, dass man sein Geld zusammenbekommt. Ein bisschen mehr politische Unterstützung wäre auch gut. Wir gehen aber davon aus, dass wir das aktuelle Geschäftsjahr positiv abschließen können, um auch das negative Eigenkapital etwas zu reduzieren. Man wird auch sehen, was der Transfermarkt noch bringt, auch wenn wir jetzt nicht aktiv vorhaben, jemanden zu verkaufen. Wir sind gesprächsbereit, wir müssen aber nicht verkaufen. Man muss aber auch sagen, dass uns der sportliche Erfolgslauf im Sommer – ich bin seit 10 Jahren bei der Admira und noch nie haben wir 13 Punkte in einem Monat erspielt – natürlich auch ordentlich Puntkteprämien gekostet hat.

 

Das heißt, der sportliche Erfolg ist ein Verlustgeschäft?
Kurzfristig war der sportliche Erfolg aus finanzieller Sicht sicher problematisch. Auf lange Sicht aber ist das Ganze nur positiv. Wir werden dadurch interessanter für Sponsoren und können wesentlich ruhiger arbeiten. Wir können auch junge Spieler früher einsetzen als sonst.

 


Sie haben mögliche Transfers angesprochen. Wie sehr braucht die Admira Transfers für ein ausgeglichenes Budget?

Wir sind nicht abhängig von einem Transfer, auch wenn jeder Verein bis hin zu Rapid – Salzburg ausgenommen – von Transfereinnahmen gewissermaßen lebt. Wir sehen uns jedenfalls als Plattform und wir sind stolz, dass es einige Spieler von uns aus auf die internationale Bühne geschafft haben. Solche Spieler kann man bei der Admira nicht ewig halten.

 

Aber wollen Sie mit dem aktuellen Kader in die Rückrunde gehen oder ist das nicht realistisch?
Ziel ist es, mit dem aktuellen Kader auch in die Rückrunde zu gehen. Wir haben „nur“ 10 Punkte auf den Abstieg Vorsprung, wir bleiben da realistisch. Es ist aber auch nach vorne nicht all zu weit, wir schielen auch nach oben. Wenn aber ein tolles Angebot kommen sollte, werden wir darüber sprechen. Wir haben den Vorteil, dass wir nicht verkaufen müssen.

 

In ein paar Monaten müssen die Vereine wieder die Lizenzunterlagen abgeben. Ich weiß gar nicht auswendig, wann die Admira die Lizenz das letzte Mal in erster Instanz bekommen hat …
… das war vergangene Saison. Da haben wir die Lizenz aufgrund der Farce mit dem Trainer nicht in erster Instanz bekommen.

 

Aber dennoch hat es die zweite Instanz gebraucht. Was macht Sie zuversichtlich, dass die Admira dieses Mal die Lizenz in erster Instanz bekommt?
Wir haben mit das kleinste Budget der Liga. Wir werden jedenfalls alles unternehmen, um einen positiven Lizenzbescheid zu bekommen. Wir sind da auch sehr zuversichtlich.

 

Sie haben vorher die mangelnde politische Unterstützung angesprochen. Das könnte auch daran liegen, dass es einen Klub in St. Pölten gibt. Sehen Sie hier einen Zusammenhang?
Wir merken natürlich, dass sich das Land Niederösterreich auf St. Pölten konzentriert. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbar. Wir hoffen nur, dass wir auch eine gewisse Unterstützung bekommen. Leider ist das aber kein Wunschkonzert. Derzeit haben wir jedenfalls ein gutes Verhältnis zum Land Niederösterreich.

 

Immer wieder gibt es die Gerüchte, dass es zu einem Lizenztausch mit St. Polten kommen könnte. Können Sie dies aktuell kommentieren?
Die Gerüchte gibt es jährlich. Letztes Jahr war es Wiener Neustadt, dieses Jahr sind es wieder wir. Generell muss man aus niederösterreichischer Sicht sagen, dass das vergangene Jahr mit dem Abstieg von Wiener Neustadt, dem Abstiegskampf der Admira und St. Pöltens und dem Abstieg von Horn katastrophal gelaufen ist. Eine gewisse Bündelung der Kräfte kann hier sicherlich nicht schaden.

 

Wie soll diese Bündelung aussehen?
Gewisse Formen der Kooperationen. Wir hatten bereits Spieler in Horn oder Wiener Neustadt geparkt. Solche Kooperationen zu verstärken, wäre hilfreich.

 

Bei St. Pölten läuft es sportlich derzeit sehr gut. Könnte ein Aufstieg der Landeshauptstadt in die tipico-Bundesliga für die Admira gefährlich werden? Immerhin gibt es nicht unendliche Finanzressourcen in einem gewissen Gebiet, Sponsoren könnten abspringen …?
Wir sind das größte Bundesland Österreichs, ein Aufstieg von St. Pölten wäre verkraftbar. Vielleicht tut es uns sogar gut, weil bisher war das Derby gegen Wiener Neustadt nicht wirklich ein großes Derby. So gesehen kann ich es mir nur wünschen, dass St. Pölten mit der guten Infrastruktur aufsteigt und so auch mehr Zuseher in die Stadien in Niederösterreich kommen.

 

Und die Sponsoren?
Die großen landesnahen Unternehmen sind sowieso schon bei St. Pölten aktiv. Unsere Sponsoren sind treue Sponsoren und seit langer Zeit dabei. Ich habe hier keine Bedenken.
Danke für das Interview!

>>> Die Finanzzahlen der Bundesliga-Klubs (2014/15) im Überblick

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