Wolfgang Katzian: 'Die Sponsoren reden natürlich auch mit, wie das Geld ausgegeben wird'

Viele Spielerverträge laufen aus, die neue Spielphilosophie greift noch nicht und jetzt will man im Winter den Kader umbauen. Die Austria sucht dringend nach einem neuen Sport-Vorstand. Austria-Präsident Wolfgang Katzian im 90minuten.at-Interview über die


Wolfgang Katzian befindet sich nach einer Hüftoperation in Rehabilitation. Die Suche nach einem neuen Sport-Vorstand hat er in den letzten Wochen an den Verwaltungsrats-Vorsitzenden Karl Blecha und seinen Wirtschafts-Vorstand Markus Kraetschmer delegiert. Die beiden führten zuletzt Gespräche mit den verbliebenen Kandidaten. Jetzt vor Weihnachten greift der Präsident wieder ein und will selbst die finalen Gespräche führen. Für 90minuten.at hat er sich zwischen zwei Reha-Maßnahmen Zeit genommen.

 

90minuten.at: Mit so einem Fußballverein hat man ja immer viel zu tun. Warum wollen Sie eigentlich ehrenamtlich Präsident der Wiener Austria sein?

Wolfgang Katzian: Da steckt natürlich sehr viel Herzblut drinnen. Ich war schon Austrianer, da wusste ich noch gar nicht, welchen Beruf ich einmal ergreife. Wir hatten keinen Fernsehapparat daheim und mein Vater hat mich ins Stadion mitgenommen. Und wenn wir nicht im Stadion waren, haben wir im Radio zugehört, wenn die Austria gespielt hat. Soweit ich zurückdenken kann, war die Farbe Violett zu Hause immer präsent. Ich kann mir auch gar nichts anderes vorstellen. Ich bin vor beinahe acht Jahren Präsident geworden, zu dem Zeitpunkt als sich der Frank Stronach zurückzog. Der Bürgermeister hat mich damals gefragt, ob ich das machen will. Er hat auf gut Wienerisch gesagt: 'Ich brauche Leute, die hingreifen und nicht nur blöd reden.´ Und ich habe es gerne gemacht.

 

Man hat ihnen damals zugetraut, dass Sie mit dem Frank Stronach ganz gut können und eventuell Kompromisse mit ihm schließen.

Das haben wir natürlich eh gemacht. Ich bin ja Präsident geworden, während er (Stronach, Anm.) noch der Betriebsführer war. Da haben wir über ein halbes Jahr lang die Austria-Rahmenbedingungen verhandelt und besprochen. Das hat auch gut funktioniert. Ich habe über den Frank Stronach nie etwas Schlechtes gesagt, weil er mich anständig behandelt hat. Das muss man schon auch sagen.

 

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...über die Suche nach dem Sport-Vorstand: „Wir sind im Finale" < /div>< /div>< /blockquote >

 

Jetzt stehen wieder wichtige Verhandlungen an. Die Austria sucht einen neuen Sport-Vorstand. Wie weit ist man bei der Suche schon?

Wir sind im Finale.

 

Es sollen ja nur noch sieben Kandidaten übrig sein, aus denen man jetzt den Sport-Vorstand wählt.

Aus der ursprünglichen Gruppe wurden sieben ausgewählt, mit denen es schon Gespräche gegeben hat. Die letzten Gespräche führe ich in den Tagen vor Weihnachten. Anfang Jänner werde ich dann die Task-Force informieren und unseren Aufsichts- und Verwaltungsrat. Wir wollen im ersten Quartal des nächsten Jahres eine Entscheidung haben. Wenn wir aber statt am Ende schon zu Beginn des ersten Quartals einen neuen Sport-Vorstand haben, macht es auch nichts.

 

Sie werden dann dem Aufsichtsrat einen Vorschlag machen. Wie läuft das genau ab?

Ich werde der Task-Force von meinen Gesprächen berichten. Und im Namen der Task-Force werde ich dann dem Verwaltungs- und Aufsichtsrat einen Vorschlag machen. Wir werden das anständig diskutieren und am Ende eine Entscheidung treffen.

 

Was muss denn der Sport-Vorstand können?

Wir haben ein sehr umfassendes Anforderungsprofil entworfen. Es geht nicht nur darum, die eine Person zu suchen. Wir haben uns auch überlegt den ganzen Sportbereich - der die Kampfmannschaft, die Amateure, den Nachwuchs und das Scouting umfasst - auf neue Beine zu stellen. Wir haben uns angeschaut, wie das bei Top-Klubs gemacht wird. Dafür haben wir mit der Task Force ein Konzept entwickelt. Allen Kandidaten, mit denen wir Gespräche geführt haben, haben wir dieses Konzept auch präsentiert und mit ihnen diskutiert. Weil: Derjenige, der das machen soll, muss es ja auch dementsprechend umsetzen können.

 

Das klingt noch nicht sehr detailliert. Darf man mehr verraten?

Da bitte ich um Verständnis. Natürlich weiß ich die Details, aber ich kann sie noch nicht verraten, bevor die Gremien informiert wurden.

 

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Die Sponsoren sehen was mit ihrem Geld passiert und reden natürlich auch mit, wie das Geld ausgegeben wird< /div>< /div>< /blockquote >

 

Warum wurde die Task-Force, die den neuen Sport-Vorstand sucht, in dieser Form zusammengesetzt: Bürgermeister Michael Häupl, Sponsor-Vertreter Hannes Sereinig, Verwaltungsrats-Vorsitzender Karl Blecha...

...ich als Präsident bin der Vorsitzende der Task Force, der Markus Kraetschmer ist der Wirtschafts-Vorstand, der Michael Häupl als Kuratoriumsvorsitzender vertritt das Kuratorium, der Charly Blecha ist Vorsitzender des Verwaltungsrates. Und dann haben wir uns geballte Fußballkompetenz im weitesten Sinne dazu geholt: mit dem Herbert Prohaska und dem Herrn Watzke von Dortmund. Der Hannes Sereinig vertritt den Hauptsponsor und hat natürlich von seinem beruflichen Hintergrund schon viele Personalauswahlverfahren gemacht. Da ist er mit seiner Expertise ein wichtiger Ratgeber.

 

Sponsoren haben viel Einfluss bei der Austria. Im Aufsichtsrat sitzen gleich fünf Vertreter. Warum so viele?

Wieso nicht? Das sind ja die, die das Geld bringen (lacht). Gerade bei einer Aktiengesellschaft ist das nicht unwichtig. Ehrlich gesagt bin ich darüber auch sehr stolz, weil das ja nicht irgendwelche Leute sind, sondern Top-Persönlichkeiten aus der österreichischen Wirtschaft. Für einen Verein wie Austria Wien ist das sehr wichtig, dass es eine gute Vernetzung und Rückenwind gibt. Es kommt dadurch auch die geballte kaufmännische Kompetenz dazu. Ein Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ist natürlich auch ein rechtliches Organ, da kann man nicht irgendjemand hinein setzen. Die Sponsoren sehen dadurch was mit ihrem Geld passiert und reden natürlich auch mit, wie das Geld ausgegeben wird. Die operative Arbeit machen die Vorstände und der Aufsichtsrat ist wie in jeder anderen Aktiengesellschaft das kontrollierende Organ.

 

Sie sagen: Die Sponsoren reden mit. Was reden sie genau mit?

Nein. Sie sind das kontrollierende Organ. Wir sind da keine Besonderheit.

 

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Es muss keiner sein, der dreimal mit der Austria Meister geworden ist< /div>< /div>< /blockquote >

 

Man fragt sich ja auch: Was können der Bürgermeister Häupl oder der Karl Blecha von ihrer Fachkompetenz im sportlichen Bereich konkret dazu beitragen, um den Sportdirektor zu finden?

Es geht ja nicht alleine um die sportliche Kompetenz. Da könnte ich ja gleich sagen: Ich suche einen ehemaligen Fußballer, der eine gewisse Affinität zur Austria hat und der, mit dem wir am besten können, wird es dann. Aber so einfach ist das nicht. Wir haben nach der Ära Stronach aus einem tollen Verein einen Verein mit einer tollen Struktur gemacht. Und jetzt müssen wir diese Dinge, die wir damals eingeleitet haben, nachbessern. Dass wir nachbessern müssen ist klar, weil sich international sehr viel getan hat. Das heißt: es geht um Strukturen und um Rahmenbedingungen und natürlich geht es auch um die Person. Und um diese Person zu finden, waren natürlich der Herbert Prohaska und der Herr Watzke federführend. Dadurch konnten wir aus den gesamten Bewerbungen, die aus dem In- und Ausland gekommen sind, auch auswählen. Aber insgesamt ist es schon um die Frage gegangen: Wie entwickeln wir den gesamten Sportbereich weiter und dann geht es erst um die Frage: Wer ist die Person, der wir das zutrauen? Das muss keiner sein, der dreimal mit der Austria Meister geworden ist.

 


In der Vergangenheit hatte man ja oft den Eindruck, dass es keine wirkliche Spiel-Philosophie gibt, die der Verein verfolgt. Ein Trainer ließ offensiv spielen, der andere defensiv. War das auch ein Grund, warum man jetzt alles auf neue Beine stellen will?

Da gibt es auch unter den Top-Experten ganz unterschiedliche Zugänge. Die einen sagen: Du brauchst eine Philosophie und wir holen nur nach dieser Philosophie Spieler und Trainer. Die anderen sagen: Die Grundrichtung ist klar, aber wie gespielt wird, das richtet sich nach den Spielern, die zur Verfügung stehen. Du brauchst halt einen Trainer mit einer gewissen Handschrift und gewissen Vorstellungen. Da gibt es nicht die eine Lehre. Wir haben uns damit sehr intensiv auseinandergesetzt.

 

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Ich schreibe dem Trainer nicht vor, wie er spielen muss< /div>< /div>< /blockquote >

 

Aber welchen Weg will die Austria in Zukunft einschlagen? Gibt man eine Philosophie vor, nach der man Spieler und Trainer holt oder soll der Trainer mit den vorhandenen Spielern etwas umsetzen?

Das werden wir mit der Entscheidung, wer Sport-Vorstand wird, bekannt geben.

 

Im Sommer hat man ja gesagt: Wir ändern die Philosophie, spielen Angriffspressing, und holen dafür den Herrn Baumgartner als Trainer.

Genau, das war auch die Zielsetzung. Das ist auch die Zielsetzung. Auf der anderen Seite braucht man natürlich auch die passenden Spieler und die passenden Rahmenbedingungen dafür. Wir haben viel umgestellt im letzten halben Jahr, aber wir sind da mitten in einem Prozess drinnen, der bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, weil er seine Zeit braucht. Wir werden aber sicherlich unseren Weg fortsetzen.

 

Das heißt: Wenn man Spieler im Winter holt, dann werden diese für die propagierte Angriffspressing-Spielweise verpflichtet?

Im Prinzip muss die Austria ja mehrere Dinge tun. Von unserer Tradition her haben unsere Fans eine sehr hohe Erwartungshaltung. Wir legen uns die Latte auch selbst hoch. Wir wollen natürlich wieder in die Champions League, das ist gar keine Frage, weil dort spielt die Musik. Aber wir müssen natürlich nicht nur gewinnen, wir müssen auch schön spielen. Wenn wir gewinnen und nicht schön spielen, haben wir bei der Austria genauso die Diskussionen. Schönspielen heißt für viele Kombinationsfußball. An dem muss man weiter arbeiten und das ganze dann kombinieren mit Angriffspressing. Das ist eine Herausforderung. Da vermischen sich verschiedene Philosophien. Natürlich hängt das dann schon davon ab, wo der Trainer die Schwerpunkte setzt und welche Spieler er zur Verfügung hat.

 

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Wir spielen das Angriffspressing ja jetzt auch nur mehr bis zu einem gewissen Grad< /div>< /div>< /blockquote >

 

Das heißt: Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die Austria jetzt Angriffspressing spielen muss?

Naja, wir machen es ja jetzt auch schon nur mehr bis zu einem gewissen Grad.

 

Jetzt spielt die Austria auf Konter.

Einmal so, einmal so.

 

Aber noch einmal: Für welche Spielweise will man im Winter Spieler holen? Für das Angriffspressing? Oder sagen Sie als Präsident: Man muss flexibel bleiben und auf alle Eventualitäten vorbereitet sein?

Ich will dem sportlich Verantwortlichen nicht vorschreiben, wie sie zu spielen haben. Ich habe meine Rolle als Präsident immer so angelegt, dass der Verein insgesamt ein gutes Bild abgibt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Mir ist wichtig, dass Personen mit hoher Kompetenz auch entsprechend arbeiten können. Aber ich schreibe nicht vor, ob ein Trainer so oder so spielen muss. Das möchte ich nicht.

 

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Wenn der neue Sportchef noch Vertrag hat, wird es zwar eine Absprache mit der Person geben, aber die Abwicklung bei Transfers jetzt muss der Tommy Parits machen< /div>< /div>< /blockquote >

 

Interessant ist auch: Wer wird die Spieler, die im Winter kommen sollen, verpflichten? Der neue oder der alte Sportdirektor?

Das werden wir sehen. Es kommt natürlich darauf an, wie schnell wir eine Entscheidung treffen. Mein Wunsch ist, dass der neue Sportchef schon mitreden kann. Natürlich stellt sich dabei auch die Frage: Ist der Kandidat vertragsfrei oder noch gebunden? Und wenn die Person noch Vertrag hat, dann wird das jetzt noch nicht gehen. Dann wird es zwar eine Absprache mit der Person geben, aber die Abwicklung muss der Tommy (Parits, Anm.) machen, der ja noch Vertrag bis Mai hat.

 

Würden Sie es im Nachhinein als Fehler bezeichnen, dass man erst jetzt den neuen Sport-Vorstand sucht – mitten in der Saison - wo schon im Sommer die Philosophie festgelegt wurde und jetzt der Kader umgebaut werden soll?

Im Nachhinein kann man immer alles anders sehen. Ich habe die Entscheidung im Sommer so getroffen, weil es eine schwierige Situation war. Wir waren nicht im Europacup, wir haben einen neuen Trainer bestellt, wir wollten an der Spielweise etwas ändern, wir mussten die Sponsoren halten. Das ist ja auch nicht so einfach, wenn man nicht in Europa spielt, dass die alle bleiben. Ich habe sehr viele Bälle zu dem Zeitpunkt in der Luft gehabt und wollte mir nicht noch die Suche nach dem Sportdirektor antun. Weil, wenn das blöd rennt, bricht das Chaos aus. Da war mir ein Stück Kontinuität wichtig. Und jetzt machen wir das in Ruhe. Ich hätte mir natürlich schon gewünscht, dass wir die Suche nach dem Sport-Vorstand jetzt mit einer besseren sportlichen Phase in der Hinterhand machen können. Das war aber leider nicht der Fall. Aber dem muss man sich stellen. Bei Schönwetter kann man leicht vorne stehen, entscheidend ist, wenn es mal nicht so gut rennt, dass man Lösungen findet, wie man da wieder rauskommt.

 

Sie sagen: Jetzt kann man den Sport-Vorstand in Ruhe suchen. Ganz in Ruhe geht es ja wahrscheinlich nicht. Es laufen 15 Spielerverträge aus. Die Zeit drängt, oder?

Darum habe ich ja gesagt: Wenn wir den Sportdirektor nicht erst zum Ende des ersten Quartals haben, sondern schon zu Beginn, wäre mir das sehr recht.

Danke für das Gespräch.

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