Wacker-Sportdirektor Florian Klausner: 'Andere machen drei Punkte, wir einen'
Zwölf Punkte Rückstand nach 31 Runden. Michael Streiter hätte den FC Wacker Innsbruck in der Liga halten sollen, schon vor dem späten 0:1 gegen den WAC wäre ein Klassenerhalt auch für Sportdirektor Florian Klausner ein „Wunder". Von Georg Sander
Also sprach Wacker-Sportdirektor Florian Klausner im Gespräch mit 90minuten.at: „Man muss realistisch denken und professionell planen." Seit 2. Dezember ist Klausner als Sportdirektor in Innsbruck tätig und füllte die Lücke, die es offiziell gar nicht gab, war doch der damalige Trainer Roland Kirchler in einer Doppelfunktion tätig. Als Klausner den Job vom Co-Trainer zum Kirchler-Chef wechselte, lag der FC Wacker noch punktegleich mit der Admira auf dem letzten Rang.
< blockquote> Vor dem Spiel am vergangenen Wochenende waren aus Punktegleichheit durch eine anhaltende sportliche Misere und dem Umstand, dass die Admira doch noch drei Punkte rückerstattet bekam, elf Zähler geworden. Trotzdem sagte Klausner im 90minuten.at-Interview: „Wir glauben an das Wunder und wir werden alles versuchen, um in der Bundesliga zu bleiben." Im Winter wurde einiges getan. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die drei Transfers – Ji-Parana (Al Ittihad), Zeljko Djokic (FK Javor Ivanijca), Bright Edomwonyi (FC Liefering) – eine Qualitätssteigerung brachten. Die nutzt aber freilich nichts, wenn die Spiele verloren gehen. Am Samstag stand es 90 Minuten lang 0:0, ehe ausgerechnet der Ex-Admiraner Rene Seebacher in der Nachspielzeit den Siegtreffer für den WAC erzielte. Michael Streiter sagte gegenüber Sky: Es bricht die Gewissheit über mich herein, dass es wahrscheinlich nicht mehr zu machen ist vom Sportlichen her. Es geht zwar rechnerisch, aber da muss alles für uns laufen. Das ist momentan der Fakt. Wir schaffen es einfach nicht die Verkrampfung zu lösen, wir haben gute Ansätze. Wir kommen in den Strafraum rein und dann wissen wir nicht, was wir machen sollen. Das ist einfach symptomatisch für unsere Situation. Wir werden die Spiele natürlich so gut wie möglich positiv zu gestalten und dann werden wir sehen, was dabei rauskommt." Bekanntlich werden nur Briefe aufgegeben, aber der FC Wacker wird in fünf Runden wohl kaum anfangen, alle Spiele zu gewinnen. Gleichzeitig müssten schließlich auch Wiener Neustadt und die Admira das Punkten zur Gänze einzustellen. Wie sieht es also aus? 90minuten.at fragte beim Sportdirektor Florian Klausner nach. (Hinweis: Das Interview wurde vor dem Match gegen den WAC geführt). 90minuten.at: Herr Klausner, ich nehme an, Sie haben die Situation analysiert. Als Sportdirektor wissen Sie sicher, warum alle anderen mehr Punkte haben als der FC Wacker. Glück kann man sich nicht kaufen, das erspielt man sich. Erfahrung wäre aber etwas, was im Zuge der Kaderplanung beeinflussbar wäre? Wie reflektieren Sie die Arbeit „Ihres" Trainers Michael Streiter? Ist er gescheitert? Das heißt, das Glück der anderen ist das Pech des FC Wacker? Der Abstieg von Wacker Innsbruck ist wohl nicht mehr zu vermeiden. Im Idealfall heißt das Austria Lustenau, Austria Salzburg und LASK sowie St. Pölten. Ist das auch eine Chance, das Publikum wieder mehr zu begeistern? Das Budget soll in beiden Fällen reduziert werden. Wie wollen Sie eine junge Mannschaft aufbauen? Die Besten werden einerseits abgeworben, andererseits hat der FC Wacker eine ziemliche Vorherrschaft im Tiroler Profifußball... Was für einen Fußball wollen Sie genau sehen? „Jung" und „dynamisch" ist da ja nicht sehr genau. Nach welchen Kriterien bauen Sie die Mannschaft auf? Wie sieht es mit dem Trainerteam aus? Immerhin wird zum Beispiel Individualtraining immer wichtiger. Wird es das vermehrt geben, auch im mentalen Bereich? In den Medien kommt das „Tiroler-Sein" als immer sehr wichtig rüber, bei Pascal Grünwalds Verpflichtung – er spielte fast zwei Jahre nicht – entzündete sich vor allem online der Zorn. An sich gebe es ja auch ohne Szablocs Safar drei Torhüter, oder? Und können Sie die Vorwürfe bezüglich „Tiroler-Sein" nachvollziehen? Kommen wir noch einmal zum Budget. Die Tiroler Tageszeitung redet davon, dass das Spielerbudget für die zweite Liga nur 800.000 Euro betragen soll. Das erscheint doch sehr wenig, gibt doch sogar Hartberg etwas mehr als eine Million aus. Können Sie da Klarheit schaffen? Danke für das Gespräch.
Florian Klausner: Wenn man auf die Tabelle schaut, sieht man, dass wir sehr viele Unentschieden hatten. Die bringen uns nicht weiter. Oft war es unglücklich. Es fehlt eine gewisse Erfahrung oder auch Glück, um das rüber zu bringen. Da wurde oft der Kürzere gezogen und mit der Dreipunkteregel bringt der eine Punkt nicht viel. In den ersten elf Runden haben wir nur zwei Spiele verloren, aber auch nur einmal gewonnen. Da rutscht man eben hinten hinein.
Ich will nicht sagen, dass da Fehler passiert sind. Wir haben von Anfang an auch mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, zum Beispiel ist Christoph Saurer das ganze Jahr verletzt. Mit so etwas kann man nicht rechnen, genau so, wie dass andere Spieler ihre Leistung nicht so abrufen konnten. Das ist leider so. Die jungen Kicker haben das im Endeffekt nicht so abdecken können.
Da ist es zu früh. Man sieht seinen Spielstil, haben uns defensiv stabilisiert. Das hat man in dem Spiel gegen Salzburg gesehen. Aber – wie zuvor schon gesagt – sind es zu viele Unentschieden. Eigentlich haben wir im Frühjahr mit vier Unentschieden bei drei Niederlagen keine schlechte Statistik. Aber so kommt man nicht weiter. Mit drei Siegen statt drei Unentschieden wären wir weiter dran. Leider ist das aber so, dass wir gegen Ried, Rapid, Grödig und Admira Remis gespielt haben. Andere Mannschaften gewinnen leider.
Ja. Andere machen drei Punkte, wir einen.
Unser Publikum ist ein sehr gutes Publikum. Fakt ist, dass wir einen Neustart durchziehen müssen und eine junge, dynamische Mannschaft haben. Wir dürfen uns aber keinen Druck auferlegen, dass wir sagen, wir müssten gleich wieder aufsteigen. Das muss nachhaltig geplant werden. Wir müssen, egal in welcher Liga, eine schlagkräftige Mannschaft haben. Vielleicht schaffen wir ja auch das Wunder, in der Bundesliga zu bleiben. Sollten wir absteigen, müssen wir auf uns schauen und unsere Hausübungen machen. Wir wollen in beiden Ligen einen guten Fußball spielen, dann ist es für das Publikum interessant.
Wie schon bei meiner Antrittsrede gesagt, müssen wir weiter versuchen, den eigenen Nachwuchs heranzuziehen. Das haben wir im Winter schon gemacht. Wir müssen die jungen Spieler auch von auswärtig holen, kluge Verpflichtungen machen und im Verein etwas machen. Da ist auch egal, in welcher Liga. Wir wollen eine junge, dynamische Mannschaft.
Wir wollen weniger reagieren, sondern mehr agieren. Es wäre schon schön, den Fußball von Salzburg zu sehen, aber sind wir da noch weit weg. Das dauert lange, das hat man auch in Salzburg gesehen. Über kurz oder lang wollen wir aber höher attackieren, hoch anpressen und schnell in beide Richtungen umschalten. Das geht aber nicht von heute auf morgen.
Wir haben im Winter Individualtraining installiert und sind in Gesprächen, individuelle und mentale Trainings in unsere Planungen mit einzubeziehen. Wir schauen, was möglich ist.
Ich habe mir die Social Media-Beiträge durchgelesen, aber grundsätzlich brauchen wir zwei Torhüter, die gut und einsatzbereit sind. Mit Safar haben wir nicht verlängert und Pascal Grünwald hat schon gezeigt, was er kann, ist mit uns von der zweiten in die erste Liga aufgestiegen. Mit Schober haben wir noch einen zweiten guten Tormann, dann haben wir dahinter noch zwei gute, junge. Da sind wir also gut besetzt.
Es gibt da keine Abgrenzungen, wir schauen beim Kader immer auch über die Grenzen Tirols und Österreichs hinaus. Aber wenn ein Tiroler da ist, der gleich gut ist wie beispielsweise ein Niederösterreicher, dann nehmen wir freilich den Tiroler. Wenn ein Anderer aber besser ist, werden wir den holen. Auf alle Fälle.
Ich will keine Zahlen kommentieren, aber wir haben andere Zahlen für die zweite Liga als diese 800.000 Euro. Das stimmt nicht. Des Weiteren befasse ich mich mit dem Abstieg oder einem Wiederaufstieg nicht. Sollten wir absteigen, werden wir eine Mannschaft hinsichtlich Nachhaltigkeit aufstellen und nicht gleich wieder alles investieren, damit wir finanziell schlecht darstellen. Das Team muss schon konkurrenzfähig sein. Man sieht ja beim SV Mattersburg, dass es in dieser Liga nicht so leicht ist, dass man mit dem gleichen Budget sofort wieder vorne mitspielt.