Thomas Parits: 'Ich würde gerne so spielen wie im Meisterjahr'

Die Austria spielte unter Daxbacher offensiv, unter Vastic defensiv, unter Stöger kontrolliert offensiv und unter Bjelica eher abwartend. Jetzt darf mit Herbert Gager ein neuer Trainer ran. Austria-Vorstand Thomas Parits im 90minuten.at-Gespräch über die

 

90minuten.at: Die Austria hat das erste Spiel unter Herbert Gager absolviert. Was hat Ihnen persönlich gefallen?

Thomas Parits: Mir hat gefallen, dass er in seinem ersten Spiel nicht verloren hat. Das ist sehr wichtig für einen jungen Trainer. Man hat natürlich eine Unsicherheit in der Mannschaft gespürt. Es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber man darf die sehr gute Bilanz des WAC in den letzten Spielen nicht vergessen. Positiv war, dass unser Gegner keine Torchance hatte. Entscheidend war, dass wir zwei, drei klare Torchancen vergeben haben und eine Unsicherheit in unserer Mannschaft zu spüren war.

 

Woher kommt diese Unsicherheit?

Wir sind sehr weit hinter unseren Erwartungen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Spiele. Wir schießen zu wenige Tore. In den letzten zwei Spielen gegen Wr. Neustadt und den WAC haben wir nur ein Tor gemacht. Das ist viel zu wenig. Natürlich drückt der Punktestand auf die Leistung.

 

Sie sprechen immer wieder die Tore an, die man nicht gemacht hat. Das heißt: Mit der Spielweise sind sie ansonsten zufrieden?

Nein, wir sind nicht zufrieden, da brauchen wir nicht diskutieren. Wir wären zufriedener, hätten wir einen anderen Punktestand.

 

Was hat für Herbert Gager als Cheftrainer der Kampfmannschaft gesprochen?

Das war keine schwere Entscheidung für mich. Der Herbert war schon unter Peter Stöger in die Trainerarbeit integriert, hat die Spiele beobachtet und mitdiskutiert. Ein externer Trainer wäre keine gute Idee für die letzten Frühjahrsspiele, da der die Mannschaft nicht kennt.

 

Das heißt: man wollte bewusst einem jungen Trainer, der das Austria-Umfeld genau kennt, die Chance geben?

Er hat alle Spiele gesehen, kennt die Spieler und er hat die Qualität. Das ist eine große Chance für ihn.

 

Man könnte jetzt sagen: Manfred Schmid hätte im Sommer auch alle Spieler gekannt. Warum bekommt Herbert Gager jetzt die Chance und Manfred Schmid im Sommer nicht?

Ich habe damals die Chance gesehen, Champions League zu spielen und habe mich für einen erfahrenen Trainer entschieden. Und ich würde im Nachhinein die Entscheidung noch einmal so treffen. Wir sind in die Champions League gekommen. Das hat aber nichts mit der Qualität von Manfred Schmid zu tun.

 

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 Der Herbert Gager hat gesagt: Wir wollen das Spiel diktieren.< /div>< /div>< /blockquote >

 

 

Was würden Sie grundsätzlich als Sportvorstand sagen: Wie soll die Austria in Zukunft Fußball spielen?

So wie wir im Meisterjahr gespielt haben. Wir hatten im letzten Jahr zu diesem Zeitpunkt 60 Punkte. Es war eine Leistung Salzburg mit so einem Abstand hinter uns zu lassen. Wir waren sehr konstant und das war diese Saison nicht der Fall.

 

Gibt es vereinsintern eine Spielphilosophie, auf die sich die Austria-Führung festgelegt hat? In der Art: So wollen wir Fußball spielen.

Das habe ich ihnen schon zu Beginn gesagt: Wir machen zu wenige Tore. Wir waren im letzten Jahr in der Offensive viel stärker als heuer. Fairerweise muss man sagen: mit Grünwald und Gorgon sind zwei wichtige Spieler länger ausgefallen. Wir hatten einige Verletzte, der Hosiner war in einem Tief. Wenn bei Salzburg vier Offensivkräfte ausfallen, wird sich das auch bemerkbar machen.

 

Das war aber nicht ganz die Antwort auf meine Frage: Hat sich die Austria auf eine Spielphilosophie festgelegt?

Der Herbert Gager hat ja jetzt gesagt: Wir wollen das Spiel diktieren. Wir werden uns nicht hinten reinstellen und auf Konter spielen. Die Philosophie ergibt sich meiner Meinung nach aus der Leistungsstärke. Aber wir wollen und sollen immer das Spiel bestimmen. Das ist ja ganz klar.

 

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 Der Sportvorstand kann nicht vorgeben, wie wir spielen... Das hängt vom Trainer ab. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Die Austria will das Spiel also bestimmen. Das gelang aber in den letzten Jahren nur unter Stöger. Unter Vastic und Bjelica eher nicht. Woher kommt diese Diskrepanz zwischen erwünschter und tatsächlicher Spielweise?

Es liegt immer an der Handschrift des Trainers. Die Austria spielt immer offensiv, aber natürlich hat jeder Trainer seine Bevorzugungen. Der Sportvorstand kann ja nicht vorgeben, wie wir spielen. Es gibt Trainer, die mehr offensiv orientiert sind. Und es gibt Trainer, die spielen mehr auf Sicherheit. Das hängt vom Trainer ab.

 

Aber Sie als Sportvorstand geben ja vor: Wir wollen offensiv und spielgestaltend spielen. Wie kann es passieren, dass mit Vastic und Bjelica zweimal Trainer geholt wurden, die defensiv oder eher abwartend spielten?

Wir geben immer Vollgas und die Austria bestimmt seit hundert Jahren das Spiel, weil sie eben die Qualität hat. So kann man die Frage nicht beantworten. Ich weiß nicht, auf was sie hinaus wollen. Oft bringt man seine Vorstellungen nicht auf den Platz. Wenn vier Spieler aus der Offensive ausfallen und zwei Leute Probleme mit der Form haben, muss man natürlich zurückschrauben und kann diese Forderungen nicht erfüllen.

 

Vielleicht habe ich es schlecht formuliert: Daxbacher und Stöger ließen von der Grundphilosophie doch offensiver spielen als Vastic oder Bjelica. Da standen die Formationen tiefer.

Ja, aber sie wollten genauso die Tore schießen. Vor Vastic haben wir Barazite und Junuzovic verloren. Die haben sehr viele Tore gemacht. Im letzten Jahr hat der Hosiner viele Tore gemacht. Im Herbst hatte er Probleme. Wenn diese Leute ausfallen, kann das kein Trainer kompensieren. Das hat mit Philosophie gar nichts zu tun.

 

Wie kam es nach der Meistersaison zur Verpflichtung von Nenad Bjelica?

Das war eine kurzfristige Verpflichtung. Der Peter Stöger hat mich angerufen. Er hatte ein super Angebot aus Köln. Wir wollten ihm die Chance nicht verbauen. Und danach haben wir einen Trainer gesucht, der uns entweder in die Euroleague-Gruppenphase oder in die Championsleague führt. Er hat sehr gute Arbeit in Wolfsberg geleistet und wir haben ihn verpflichtet.

 

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Bjelica hat beim WAC eine gute Leistung gebracht. Wir haben ihn geholt. Und wir sind in die Champions League gekommen.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Wie sehr haben Sie sich mit seiner Spielphilosophie davor beschäftigt?

Natürlich immer. Die Wolfsberger haben ja dieses System gespielt, das auch wir gespielt haben. Wir haben oft über dieses Thema gesprochen. Sie glauben doch nicht, dass wir auf gut Glück den Bjelica geholt haben. Der WAC wäre ja, wenn sie das letzte Spiel nicht vergeigt hätten, in den Europacup gekommen. Bjelica kam nach einer sehr guten Saison – und dann sind viele Spieler ausgefallen.

 

Beim WAC war Bjelica nicht gezwungen das Spiel zu gestalten. Die Gegner standen meist höher, seine Mannschaft konnte auf schnelle Umschaltmomente nach Ballgewinn setzen und hatte dadurch schnell Räume. Gegen die Austria stehen Mannschaften zumeist tiefer. Da könnten schnelle Umschaltmomente und hohe Bälle das falsche Mittel sein, weil einfach die Räume danach fehlen, oder?

Ja, da haben sie recht. Aber sie dürfen nicht vergessen, dass viele Spieler bei uns ausgefallen sind. Natürlich haben wir dann aus einer gesicherten Abwehr gespielt. Das Umschalten hat der WAC perfekt beherrscht. Noch einmal: der WAC wäre als Aufsteiger in den Europacup gekommen, das spricht ja auch für den Trainer. Er hat eine gute Leistung gebracht und wir haben ihn geholt. Und wir sind in die Champions League gekommen.

 

Beim WAC hat die Spielweise gut funktioniert. Keine Frage. Aber es stellte sich immer mehr die Frage, ob sein Konzept für die Austria das Richtige ist. Oder?

Nein, sie sehen das von einem falschen Punkt. Wenn du als Trainer zu einem Klub kommst, dann kommst du nicht mit einem System dorthin. Du musst mit dem Spielermaterial das System kreieren. Ich kann nicht ein System spielen wollen, wenn ich die Spieler nicht danach habe. Und durch die vielen Ausfälle konnte er sein Spiel nicht durchziehen.

 

Sie erwähnen immer wieder die Ausfälle. Gegen Ende der Herbstsaison waren die Spieler, bis auf Gorgon und Grünwald, wieder einsatzfähig. Auch im Frühjahr hat man erst zwei Punkte aus drei Spielen geholt. Woran liegt es jetzt?

Wir waren mit der Leistung nicht zufrieden. Die Mannschaft ist nie an das Niveau aus der Meistersaison herangekommen. Die Verletzten waren ein Mitgrund. Aber nicht nur das. Wir haben aus den letzten drei Spielen nur zwei Punkte gemacht. Der Trainer wurde deshalb auch am Ende beurlaubt. Aber jetzt die Nadel im Heuhaufen zu suchen? Wir haben uns einfach nicht zufriedenstellend präsentiert.

 

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 Man hat immer gesagt: Beim Peter war es so, beim Peter war es so... < /div>< /div>< /blockquote >

 

Was würden Sie sagen: Ist Bjelica eher an den sportlichen Anforderungen oder an seiner Art und einem Bruch zwischen Mannschaft und Trainer gescheitert?

Es hat natürlich Spannungen gegeben. Aber man muss auch sagen: Wenn es bei einer Mannschaft nicht rennt, gibt es immer sehr viele Argumente. Natürlich war es zu Beginn schwer. Man hat immer gesagt: Beim Peter war es so. Beim Peter war es so. Aber nach so einer Meistersaison kann man natürlich nicht gleich alles wiederholen. Das wussten wir auch. Ausschlaggebend war, dass wir heuer so wenige Punkte geholt haben. Aber was da jetzt war? Man könnte viele Argumente anführen. Es hat einfach nicht gepasst und deshalb ist auch die Beurlaubung erfolgt.

 

Auf Sky haben Sie gesagt: „Das Problem war nie Nenad Bjelica. Die Spieler sind es." Warum musste dann der Trainer gehen?

Es wäre zu einfach, wenn man sagt: Der Trainer ist schuld. Die Spieler spielen. Es verbietet ja kein Trainer den Spielern, dass sie bei jedem Match vier, fünf Tore schießen. Aber wir hätten in vielen Spielen viele Tore erzielen müssen. Da haben wir Punkte verschenkt. Die Spieler haben auch diese Leistung nicht gebracht, die wir uns erhofft haben.

 

Welche Kriterien muss ein Trainer erfüllen, damit er überhaupt als Austria-Coach infrage kommt?

Man muss von ihm überzeugt sein.

 

Womit muss er sie überzeugen?

Wir nehmen die Leistungen her, die er in der letzten Zeit gebracht hat. Wir haben jetzt dem Herbert Gager die Chance gegeben. Er hat bei den Jungen eine gute Arbeit geleistet. Die Ergebnisse bewerten die Arbeit eines Trainers. Ich glaube, er ist der Trainer, der die Austria-Philosophie wieder voll zurück bringen wird.

 

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 Ich habe immer noch das Vertrauen in die österreichischen Trainer, weil sie gute Arbeit machen. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Sie haben mir einmal in einem Gespräch verraten, dass sich die Austria nur am heimischen Trainermarkt umsieht. Warum eigentlich?

Weil wir uns diese großen Trainer einfach nicht leisten können. Man muss nur schauen, was in Deutschland bezahlt wird. Und ich habe noch immer ein Vertrauen in die österreichischen Trainer, weil sie gute Arbeit machen. Wir können uns Spitzentrainer einfach nicht leisten.

 

Es müsste ja kein Spitzentrainer sein. Aber ein Blick auf verschiedene, auch untere Ligen, könnte nicht schaden, oder?

Auch Trainer aus der zweiten Liga, die im ersten Drittel mitspielen, sind nicht leistbar. Dort werden Gehälter bezahlt, wo nur Salzburg mithalten kann. Die anderen nicht. Es ist nur ein Beispiel: was der Peter Stöger bei Köln verdient, da müssen wir realistisch sein. Wir können uns Spitzentrainer, die einen Namen haben, nicht leisten.

 

Ihr Vertrag läuft mit dieser Saison aus. Wollen Sie bleiben?

Wir haben ein Gespräch gehabt. Es wird dann ein zweites Gespräch geben, ehe wir es bekannt geben. Wir werden sehen, ob es eine Lösung gibt. Gespräche werden geführt. Das erste Gespräch war ganz gut.

 

Was wurde besprochen?

Wir haben die ganze Saison und die Situation Revue passieren lassen. Aber momentan gibt es dazu nichts zu sagen.

Danke für das Gespräch.