Stefan Reiter: ‚Wir können keine Heroes mehr aufbauen'

Im Interview mit 90minuten.at zeichnet Ried-Manager Stefan Reiter kein besonders attraktives Bild der heimischen Liga. Die Möglichkeiten gute Spieler nach Österreich zu holen seien im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich gesunken. „Wir sind da lei

 

90minuten.at: Herr Reiter, Sie sind für die Kaderplanung der SV Ried hauptverantwortlich. Gibt es dabei aus ihrer Sicht eine optimale Zusammenstellung? Gibt es so etwas wie den perfekten Kader?
Stefan Reiter: Nein, den gibt es nur auf dem Reißbrett, aber auf dem kann man keine Kaderplanung betreiben. Die Kaderzusammenstellung ist ein laufender Prozess, bei dem man immer nachjustiert, nach neuen Spielern sucht, Alternativen überlegt, sich um Vertragsverlängerungen kümmert und Jugendspieler versucht zu integrieren. Den perfekten Kader kann es auch deshalb nicht geben, weil sich alle ausschlaggebenden Faktoren innerhalb kürzester Zeit ändern können. Schon nach zwei oder drei Niederlagen oder Siege in Serie, mit dem Abgang eines Spielers oder nach etwas Verletzungspech kann die Situation schon wieder ganz anders aussehen.

 

Inwieweit kann man dann überhaupt im Voraus planen?
Prinzipiell beginnen wir mit der Planung der nächsten Transferphase, sobald eine abgeschlossen ist. Dabei evaluieren wir in einem ersten Schritt wie die aktuelle Mannschaft spielt, wo sie Stärken hat, wo vielleicht Schwächen und bei welchen Spielern ein Abgang in der nächsten Transferphase fix oder wahrscheinlich ist. In weiterer Folge legen wir dann Positionen fest, auf denen wir uns verstärken wollen, entscheidend ist auch, ob wir unseren Spielstil und unsere Philosophie beibehalten oder ändern wollen. Abhängig von der Dringlichkeit einer Veränderung reagieren wir dann gegebenenfalls schon im Winter, ansonsten im nächsten Jahr im Sommer.

 

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Bevor die Talente in die Liga kommen, sind sie schon weg und da stellt sich dann schon die Frage, wer dann übrig bleibt?< /div>< /div>< /blockquote >

 

Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle?
Viele. Neben der Vertragssituation der einzelnen Spieler im Club natürlich auch unsere gesamte Budgetsituation. Davon leiten sich die wirtschaftlichen Möglichkeiten ab, was unsere Möglichkeiten naturgemäß schon einmal stark einschränkt. Auch deshalb versuchen wir vor allem Spieler zu holen, die ablösefrei sind. Aber diese Spieler wollen andere Vereine auch, außerdem lassen sie sich meist lange Zeit um eine Entscheidung zu treffen und ...

 

... einen Vertrag zu unterschreiben?
Genau. Die Spieler wissen natürlich auch um ihren Transferstatus und wollen sich möglichst lange alle Möglichkeiten offen halten. Das heißt, sie warten mit der Unterschrift lange zu, was unsere Kaderplanung nicht unbedingt erleichtert.

 

Da geht es den meisten anderen Vereinen aber wohl ähnlich?
Natürlich, die Situation ist für alle gleich schwierig. Verschärfend kommt aber hinzu, dass sich in Österreich mittlerweile alle Vereine auf ablösefreie junge österreichische Spieler konzentrieren. Vor einigen Jahren standen die praktisch nur bei uns am Wunschzettel, heute fokussieren darauf auch Rapid, Austria und Sturm, was für die Liga nicht unbedingt gut ist.

 

Inwiefern?
Weil viele Spieler, die früher den Umweg über Ried oder einem Verein wie der Admira zu einem der Spitzenclubs gegangen wären, heute direkt dorthin wechseln. Darunter leidet die Qualität, weil wir nicht mehr die besten Nachwuchsspieler bekommen, sondern nur mehr die nächstbesten und selbst die wechseln zunehmend in andere Ligen wie vor allem die 2. Deutsche Bundesliga.

 

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Es ist undenkbar, dass wir wie noch in den 1990er Jahren mit Andrzej Lesiak und Jacek Berensztajn polnische Teamspieler zu uns holen. Die könnten wir heute unmöglich finanzieren und mit demselben Problem kämpfen auch Rapid, Sturm und Austria.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Die vielen Transfers ins Ausland wirken sich also negativ auf die Qualität aus?
Das liegt eigentlich auf der Hand, wird öffentlich aber kaum diskutiert. Dass der Stamm der Nationalmannschaft und die besten österreichischen Spieler im Ausland ihr Geld verdienen und sich dort beweisen wollen, ist aus meiner Sicht auch in Ordnung. Zum Problem wird für unsere Vereine aber, dass auch die nächste Riege mittlerweile durchwegs im Ausland spielt. Spieler wie Trimmel, Liendl oder wie sie alle heißen, haben in den vergangenen Jahren unsere Vereine gezogen, nun gehen sie ab ...

 

... und können auch nicht durch Legionäre ersetzt werden?
Nein, wenn früher solche Abgänge passiert sind, wurden sie mit Ausländern kompensiert, die Qualität mitbrachten. Aber für die sind wir heute nicht mehr attraktiv genug. Undenkbar etwa, dass wir wie noch in den 1990er Jahren mit Andrzej Lesiak und Jacek Berensztajn polnische Teamspieler zu uns holen. Die könnten wir heute unmöglich finanzieren und mit demselben Problem kämpfen auch Rapid, Sturm und Austria und genau deshalb schlagen auch alle in dieselbe Kerbe und wollen junge und damit noch leistbare österreichische Spieler holen. Aber wie gesagt, von denen gehen auch schon viele sehr früh ins Ausland und auch viele Nachwuchsspieler wechseln schon, bevor sie sich bei uns in der Liga bewiesen haben. Bevor die Talente also in die Liga kommen, sind sie schon weg und da stellt sich dann schon die Frage, wer dann übrig bleibt?

 


Die Entwicklung, die Sie da beschreiben, klingt in Summe nicht sehr positiv?
Das ist sie auch nicht, aber wir stehen ihr momentan ziemlich machtlos gegenüber. Ein Tomáš Jun würde heute im besten Fußballeralter von 26 oder 27 Jahren nicht mehr nach Österreich kommen und wenn, dann sich nicht zu einem Verein wie damals Altach. Den könnte sich heute nicht einmal mehr die Austria leisten, auch wenn sie im vergangenen Jahr Champions League gespielt haben. Diese Qualität kriegen wir heute einfach nicht mehr ins Land und darum bemühen wir uns auch verstärkt neue Felder aufzumachen.

 

Sie meinen damit neue Märkte, wie beispielsweise Spanien, wo sich Ried in den vergangenen Jahren mehrmals bedient hat?
Genau und damit haben wir durchaus eine Vorreiterrolle eingenommen. Gerade aus Spanien konnten wir einige ganz gute Spieler wie Nacho oder Carril holen, aber leider ist uns auch dieser Markt mittlerweile komplett weggebrochen. Heute hat jeder zweite Verein in Osteuropa zumindest einen oder meist gleich mehrere Spanier im Kader, weshalb wir uns zuletzt verstärkt in der 3. Liga und bei den Amateur-Teams der Bundesliga-Mannschaften etwa von Hoffenheim, Wolfsburg, Bayern oder Dortmund in Deutschland umgesehen haben und dort mit Oliver Kragl, Denis Streker und zuletzt Denis Thomalia auch ganz gute Spieler gefunden haben.

 

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In Österreich kriegen wir nur junge, talentierte Spieler, weil die anderen zu den Großklubs oder ins Ausland wechseln und aus dem Ausland kriegen wir wieder nur die jungen Spieler, die bei uns den Durchbruch schaffen wollen. Unser ältester Feldspieler ist daher nur 27 Jahre alt und das kann auf lange Sicht schon ein Problem werden.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Bei allem Respekt vor diesem Trio. Aber wie sollen diese Spieler aus der deutschen 3. Liga den Abgang von heimischen Leistungsträgern wie Rene Gartler kompensieren können? Klafft da die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht zu weit auseinander?
Nein, das denke ich nicht, weil auch dort viele Talente spielen und die Qualität sehr hoch ist. Das ist auch irgendwo logisch, wenn man sich alleine die Größe Deutschlands ansieht: Bei zehnmal so vielen Einwohnern werden auch zehnmal so viele Spieler ausgebildet, es gibt aber nicht zehnmal so viele Profivereine wie in Österreich. Wenn man die 3. Liga dazu rechnet und dann auch noch einige Vereine in der Regionalliga, haben sie in Deutschland in Summe rund 70 Profivereine, während wir hier in Österreich rund 25 haben. Logisch, dass dort nicht alle Spieler unterkommen, insofern bleibt da für uns auch etwas übrig.

 

Für die langfristige Planung sind solche Zugänge aber wohl nicht besonders förderlich? Oder täuscht der Eindruck, dass diese Spieler Ried vor allem als Sprungbrett zurück in eine der deutschen Profiligen sehen?
Natürlich nehmen sie uns vor allem als Sprungbrett wahr. Solche Spieler bekommt man nicht im Alter von 26 oder 27 Jahren, weil die dann entweder schon von der Bildfläche verschwunden sind oder sich bereits bei einem deutschen Verein etabliert haben. Wir kriegen also die nächste Spielergeneration, die es in Deutschland noch nicht dorthin geschafft hat, wo sie hin will und das nun über uns versucht. Die Folge davon ist aber, dass wir mit unserer Altersstruktur Probleme kriegen: In Österreich kriegen wir nur junge, talentierte Spieler, weil die anderen zu den Großklubs oder ins Ausland wechseln und aus dem Ausland kriegen wir wieder nur die jungen Spieler, die bei uns den Durchbruch schaffen wollen. Unser ältester Feldspieler ist daher nur 27 Jahre alt und das kann auf lange Sicht schon ein Problem werden, aber es ist uns leider nicht gelungen, das auszugleichen.

 

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Wenn Rapid die Qualifikation für die Europa League-Gruppenphase nicht schafft und Salzburg nicht in die Champions League kommt, leidet das Ansehen der ganzen Liga und in weiterer Folge auch ihre wirtschaftliche Situation.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Wo liegt dabei das größte Problem?
Das ist einfach ein Teufelskreis, in dem wir da gefangen sind. Spieler wie Rene Gartler, die das richtige Alter haben, sich bei uns weiterentwickeln und ihre Position gut ausfüllen, sind aus wirtschaftlichen Gründen leider kaum zu halten, gleichzeitig können wir aber keinen adäquaten Ersatz holen. Kein böses Wort gegen Rene, es ist aus seiner Sicht die beste Entscheidung dorthin zu gehen, aber vor fünf Jahren wäre uns ein Abgang zu einem Verein wie Sandhausen noch nicht passiert. Mittlerweile können wir aber auch mit vielen Vereinen der zweiten deutschen Bundesliga nicht mehr mithalten, was für uns eine schwierige Situation darstellt. Nicht nur, weil wir dadurch keine Heroes mehr aufbauen können, die unsere Fans mit dem Verein in Verbindung bringen, mit denen sie mitleiden und mitfiebern können und wegen denen sie ins Stadion kommen, sondern auch weil es immer schwieriger wird, gute Spieler nach Österreich und nach Ried zu holen.

 

Wie könnte ein Ausweg aus dieser Entwicklung sein?
Der Ausweg wäre ganz einfach, wenn wir mehr Geld zur Verfügung hätten, aber das ist nicht absehbar. (lacht) Ein Ausweg wäre auch, wenn unsere Vereine international besser reüssieren würden, denn daran wird schließlich die Liga gemessen. Wenn Rapid die Qualifikation für die Europa League-Gruppenphase nicht schafft und Salzburg nicht in die Champions League kommt, leidet das Ansehen der ganzen Liga und in weiterer Folge auch ihre wirtschaftliche Situation. Mit den Einnahmen hätte speziell Rapid wieder in einen guten Spieler aus dem Ausland investieren können oder Spieler von österreichischen Klubs geholt, wir hätten also an den Erfolgen mitverdient und vom guten Ansehen mitprofitiert.

 

Ist die SV Ried mit der Konzentration auf die 3. spanische Liga und zuletzt auf die deutsche 3. Liga gezwungenermaßen ein wenig zu ihren Wurzeln zurückgekehrt? Früher war der Verein doch bekannt dafür, Spieler zu holen, die es bei anderen Vereinen nicht ganz geschafft haben und diesen dann eine neue Plattform zu geben.

In Wahrheit haben wir diesen Weg nie verlassen; wir haben immer nach derartigen Spielern in unserer Liga und auch im Ausland gesucht. Dabei geht es darum, Spieler zu finden, die eine gute Ausbildung genossen haben und das Können haben, aber es aus welchen Gründen auch immer nicht abrufen können. Die versuchen wir uns rauszupicken, aber auch das wird eben immer schwieriger, weil in den vergangenen Jahren so viele Spieler ins Ausland gegangen sind. Die Spieler, die es früher also nicht ganz geschafft hätten und für uns interessant wären, spielen jetzt gezwungenermaßen selbst bei ihren Mannschaften. Dann und wann gelingt es uns aber trotzdem noch, solche Spieler zu bekommen – Rene Gartler ist da etwa ein sehr gutes Beispiel.

 

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Die Attraktivität der Liga ist einfach nicht so, wie man sich das wünschen würde und da muss man dem Spieler erstmal erklären, warum er nach Österreich kommen soll und dann auch noch ausgerechnet zu Ried.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Sie haben eingangs erwähnt, dass in einem ersten Schritt der Kaderplanung der Bedarf erhoben wird und Sie Positionen festlegen, auf denen nachgebessert werden soll. Wie ist dann der weitere Ablauf?
Wir versuchen möglichst frühzeitig, Spieler zu identifizieren, die zu uns passen könnten und dann in einem ersten Schritt die Vertragssituation abzuklären. Oberste Prämisse dabei: Welche Perspektive hat der Spieler und was will er noch erreichen? Wir können nur Spieler nehmen, die noch eine Perspektive haben und noch was aus ihrer Karriere machen wollen. Haben wir entsprechende Spieler ausgemacht, die für uns konkreter in Frage kommen, werden diese intensiv beobachtet. Wir schauen sie uns also in mehreren Partien an und das idealerweise bei Auswärts- wie bei Heimspielen. Dabei versuchen wir den Spieler auch von verschiedenen Personen beobachten zu lassen, damit wir mehrere Meinungen und ein möglichst objektives Bild bekommen. Dazu gehört auch, dass wir uns seine bisherige Historie und Ausbildung ansehen und wir ihn dann zu uns zu einem persönlichen Gespräch einladen. Das ist in Summe also ein recht langwieriger Prozess, bei dem wir immer wieder merken, dass es eben nicht mehr so leicht wie früher ist, Spieler aus dem Ausland nach Österreich zu locken.

 


Weil unsere Vereine wie zuvor erwähnt finanziell nicht mehr mithalten können?
Auch, aber auch unabhängig von den finanziellen Vorstellungen wird das immer schwieriger. Die Attraktivität der Liga ist einfach nicht so, wie man sich das wünschen würde und da muss man dem Spieler erstmal erklären, warum er nach Österreich kommen soll und dann auch noch ausgerechnet zu Ried.

 

Welche Faktoren sprechen dann trotzdem für Ried?
Ganz klar der Faktor erste Liga. Gerade für Spieler aus zweiten oder dritten Ligen ist das durchaus eine Motivation, und die wollen sich über diese Plattform ins Blickfeld spielen. Ziel der Spieler ist es aber nicht, sich hier langfristig bei uns zu etablieren, sondern möglichst schnell wieder zurück in ihr Land zu wechseln.

Wie wirkt sich diese Situation auf die Vertragslängen aus?
(lacht) Natürlich nicht sehr positiv aus unserer Sicht, was aber auch ganz klar ist. Wenn wir einem Spieler gegenüber argumentieren, dass er hier bei uns erste Liga spielen und den nächsten Schritt machen kann, dann würden wir unglaubwürdig werden, wenn wir im nächsten Satz erwähnen, dass er dafür aber einen 4-Jahres-Vertrag unterschreiben muss. Hier müssen wir also einen Kompromiss eingehen, auch weil wir das Risiko langfristiger Verträge bei gutem Gehalt nicht eingehen können.

 

Das Thema Kaderplanung ist an sich schon mit vielen Unwägbarkeiten und Hypothesen verbunden. Verschärft sich das durch diese Tatsache nochmals?
Klar, dadurch ändert sich die Situation noch, aber die ist auch so kompliziert genug. Durch den Abgang von Andreas Schicker und die positive Entwicklung von Kragl haben wir uns im Frühjahr etwa auf die Suche nach einem neuen linken Verteidiger gemacht. Ziel war es Kragl auf die offensivere Position zu ziehen und hinter ihm einen neuen Spieler zu integrieren. Und diesen Spieler haben wir dann auch schon gehabt, womit wir uns der nächsten offenen Position widmen wollten, als er uns knapp vor der Vertragsunterzeichnung plötzlich doch noch abgesprungen ist. Anstelle uns also der nächsten Position widmen zu können, hatten wir plötzlich hinten wieder ein Loch, was uns in der Kaderplanung wieder ordentlich zurückgeworfen hat. Erst recht, da wir noch mehrere offene Positionen hatten und selbst eine Position, die wegfällt, das gesamte Gerippe zum Einsturz bringen kann.

 

Für links hinten wurde dann aber kein anderer Spieler geholt, oder?
Nein, für diese Position haben wir sonst niemanden mehr gefunden. Daher mussten wir Kragl auch wieder nach hinten ziehen.

 

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Für den Sager wurde Josef Hickersberger damals ziemlich kritisiert, aber schlussendlich geht es um die passenden Spieler. Daher schauen wir uns auch die Persönlichkeit der Spieler sehr genau an, weil das oft schon sehr entscheidend ist.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Aber ist man für diesen Fall der Fälle, dass ein Spieler doch noch absagt, nicht besser vorbereitet und hat man dann Ersatzkandidaten in der Hinterhand?

Natürlich kommt dieser Vorwurf dann immer, aber Gegenfrage: Woher? Jeder Transfer hängt an wirtschaftlichen und vielen anderen Aspekten und da stehen dann eben nicht hunderte Kandidaten zur Auswahl, unter denen wir uns dann einfach nur mehr bedienen müssen. Das gilt umso verschärft für so schwierige Positionen wie links hinten, wo die Auswahl eben viel geringer ist als für rechts. In dem Fall hatten wir wenigstens noch Zeit nach Ersatz zu suchen, anders ist das, wenn kurz nach Trainingsbeginn oder überhaupt erst kurz vor Ende der Transferphase Angebote für Spieler kommen, die wir nicht ablehnen können wie das bei Royer oder Mader der Fall war. Aber da kommen wir nicht aus, wir sind eben nicht Bayern München.

 

Inwieweit gilt es bei Transfer die besten Spieler hier nach Ried zu holen oder die passenden Spieler?
(lacht) Für den Sager wurde Josef Hickersberger damals ziemlich kritisiert, aber schlussendlich geht es um die passenden Spieler. Daher schauen wir uns auch die Persönlichkeit der Spieler sehr genau an, weil das oft schon sehr entscheidend ist. Aus der Persönlichkeit lässt sich auch viel auf sein Verhalten am Platz schließen, dazu zählt dann natürlich auch der sportliche und der finanzielle Aspekt. Dadurch ergibt sich das Gesamtpaket, das passen muss und das kann bei einem Spieler, der rein sportlich vielleicht hinter einem anderen liegt, schlussendlich doch den Ausschlag für eine Verpflichtung geben. Aber um das bewerten zu können, muss man sich den Spieler schon sehr genau anschauen. Wie schaut seine Verletzungshistorie aus? Warum kam es zu diesen Verletzungen? Ist er prinzipiell anfälliger oder hat er beim vorigen Verein einfach immer spielen müssen und wurde gar nicht mehr richtig fit? Zudem ist das Leistungspotenzial auch immer von der speziellen Situation beim jeweiligen Verein abhängig. Wurde ihm dort das Vertrauen geschenkt, das er für sein Spiel braucht? Kam er auf der richtigen Position zum Einsatz? Konnte er dort die Freiheiten genießen, die er für sein Spiel braucht? Da gibt es viele Fragestellungen, die wir vor einem Transfer beantworten müssen.

 

Wer entscheidet dann schlussendlich, ob ein Spieler wirklich verpflichtet wird?
Das bin schlussendlich ich in Abstimmung mit dem Cheftrainer. Wobei da der Cheftrainer eigentlich am längeren Ast sitzt: Wenn er von einem Spieler hundertprozentig überzeugt ist, ihn haben möchte und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen, dann holen wir den auch.

Danke für das Interview!