Roman Mählich: 'Rainer Pariasek tut mir nicht leid'

Roman Mählich hat sich als Fernseh-Analytiker einen Namen gemacht. Während der ORF im Zuge der WM viel Kritik einstecken muss, wird Mählich gelobt. Ein Gespräch über die heimische Medienszene, Neidgesellschaften, Wehleidigkeit, Freunderlwirtschaft und die

 

90minuten.at: Als Analytiker kritisieren, widersprechen, erklären und argumentieren sie – das sind klassische journalistische Tugenden. Ist Journalismus etwas, das Sie reizt?

Roman Mählich: Ja, grundsätzlich schon. Aber es gehört ein bisschen mehr dazu, um Journalist zu sein. Grundsätzlich würde es mich reizen, aber um wirklich Journalist zu sein, müsste ich auch gut schreiben können. Das habe ich noch nicht unter Beweis gestellt.

 

Es gibt ja auch Fernsehjournalisten.

Wer ist Fernsehjournalist?

 

Der Thomas Helmer beispielsweise wurde vom Fußballer zum Fernsehjournalisten.

Ja, so etwas würde ich gerne machen. Aber da gibt es bei uns keine Plattform. Wir haben Moderatoren, aber keine Fernsehjournalisten.

 

Haben Sie sich schon einmal selbst im TV beobachtet, wie Sie ihre Sache denn so machen?

Nein. Am Beginn habe ich mit einem Medienberater zusammengearbeitet, der mir ein paar Tipps gegeben hat. Ich habe das schon als Spieler nicht gemacht. Ich habe noch nie ein ganzes Fußballspiel von mir gesehen. Damals, zu meiner Zeit, war auch Videoanalyse noch kein großes Thema. Also gab es auch dort nicht die Gelegenheit. Es ist nicht so, dass ich nach Hause komme und mir alles, das ich im Internet über mich finde, ansehe. Aber vielleicht sollte ich es machen.

 

Wären Sie streng mit sich?

Ich bin schon streng mit mir selbst und ärgere mich, wenn ich etwas nicht so hinbekommen habe, wie ich wollte. Aber da hilft mir ja das Video auch nicht weiter. Wenn ich einen Versprecher drinnen hatte, kann ich ihn nicht mehr rückgängig machen. Helfen tut dir vor allem die Erfahrung: du bleibst dadurch ruhiger. Wenn ich am Beginn einer Sendung einen Fehler gemacht habe, bringt dich das noch aus dem Konzept. Mittlerweile bin ich routinierter vor der Kamera.

 

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Es gibt eine riesengroße Neidgesellschaft, mit der wir alle konfrontiert sind.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Der Analytiker gilt schnell einmal als Gscheiterl, als Besserwisser. Sind Sie mit dem Vorwurf konfrontiert?

Es ist in meinem Bereich so wie überall: Es gibt eine riesengroße Neidgesellschaft, mit der wir alle konfrontiert sind. Freunde machst du dir als Analytiker keine. Das ist einmal so. Aber das ist auch überhaupt nicht mein Ziel. Natürlich trifft man im Stadion immer wieder ehemalige Fußballer, vor allem die Generation vor mir. Und dann gibt es halt Kommentare wie: Ah, der Herr Experte. Aber das macht mir nichts. Und man muss ja auch sagen: Ich kritisiere ja selten Trainer. Bei mir ist das kein Kritisieren, sondern ich stelle die Sicht der Dinge aus meinem Blickwinkel dar. Ich gehe nicht her und sage: Der Trainer hat alles falsch gemacht. Das würde ich mir nie anmaßen. Ich sage auch nicht: Der Spieler kann überhaupt nicht Fußballspielen und macht alles falsch. Es geht immer nur um die Situation.

 

Kritisiert man einen Trainer vielleicht auch deshalb schaumgebremst, weil man ihn privat gut kennt?

Wer kann beurteilen, ob der Trainer etwas falsch oder richtig macht?

 

Sagen wir: Sie haben den Eindruck, ein Trainer hat Spieler für eine eher offensive Spielweise, er lässt aber immer sehr destruktiv spielen, fast gegen die Spielanlage seiner Spieler, dann könnten Sie das ja ansprechen.

Nein, weil es für mich kein richtig oder falsch gibt. Es gibt nur Erfolg oder kein Erfolg. Was ist richtig oder falsch? Van Gaal als Beispiel: Ist das jetzt richtig oder falsch wie er spielt? Einer sagt das, einer das. Aber was bringt uns die Diskussion. Er steht im Halbfinale, also muss es passen. Trotzdem wird er kritisiert und das kann ich nicht nachvollziehen. So, wie er spielt, hat er Erfolg. Es gibt keine B-Note im Fußball. Ästhetisch ist für mich das Spiel der Spanier. Aber: Die sind nach Hause gefahren. Ich beurteile was ich sehe. Aus Zeitgründen können wir gar nicht mehr Szenen herausnehmen. Was ist bei einem Gegentor passiert, was bei einem erzielten Tor, was ist einige Male im Spielaufbau passiert, was in der Arbeit gegen den Ball? Aber die ganzen 90 Minuten in der kurzen Zeit und kurz nach Abpfiff zu analysieren, das funktioniert nicht.

 

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Einmal habe ich über den Steffen Hofman gesagt: Ich glaube nicht, dass er in der körperlichen Verfassung ist, jeden dritten, vierten Tag zu spielen. Dann haben mich Leute gefragt, wie ich dazu komme, den so fertig zu machen.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Toni Polster hat mir gegenüber die Arbeit von Analytikern einmal so beschrieben: „Du musst dir keine Gedanken über Aufstellung, Trainingsgestaltung oder taktische Manöver machen. Sondern du kritisierst danach, was du davor gesehen hast. Das ist relativ einfach." Hat er recht damit?

Ich rede jetzt nur über mich: Ich habe nie jemanden persönlich angegriffen, seit ich das mache. Einmal habe ich über den Steffen Hofman gesagt: Ich glaube nicht, dass er in der körperlichen Verfassung ist, jeden dritten, vierten Tag zu spielen. Dann haben mich Leute gefragt, wie ich dazu komme, den so fertig zu machen. Das Witzige war: der Edlinger (damaliger Rapid-Präsident, Anm. der Redaktion) ist zu mir gekommen und hat mir zu den Aussagen gratuliert. Es war nicht verletzend von mir. Es liegt mir auch fern, jemanden unter der Gürtellinie anzugreifen.

 


Aber man merkt schon: Sobald Sie jemanden direkt kritisieren, stehen auch Sie in der Kritik.

Ja, damit muss ich umgehen. Wenn man mich auf meine Aussagen hin fachlich kritisiert, ist das ja kein Problem. Aber viele Laien schimpfen dann einfach.

 

Entwickelt man dadurch vielleicht eine Scheu zu kritisieren? Man könnte ja sagen: Ich mache es mir einfach, will nicht beschimpft werden, ich kritisiere eher schaumgebremst.

Nein, ich nicht. Ich bemühe mich, keine handelnde Person persönlich zu attackieren. Aber wenn der Spieler X aus meiner Sicht falsch attackiert, dann muss ich sagen: Aus meiner Sicht hat der Spieler X falsch attackiert. Wenn wir schon über Experten...das Wort gefällt mir übrigens gar nicht...

 

...wie würden Sie gerne bezeichnet werden?

Ich bin Ex-Profi, der seit seinem siebten Lebensjahr mit Fußball zu tun hat, und Fußball-Anhänger mit Trainerausbildungen. Aber Experte? Ich finde das nicht einmal ein ziemlich schönes Wort. Aber was war jetzt noch einmal die Frage?

 

Ob Sie sich schwer tun kritisch zu sein, weil Sie viele Protagonisten persönlich kennen?

Ich greife keinen Spieler oder Trainer persönlich an. Und um die Arbeit eines Trainers wirklich beurteilen zu können, müsste man eine längere Zeit in der Arbeit und beim Training dabei sein. Die Trainer-Arbeit ist viel komplexer als meine Arbeit. Ich habe überhaupt keinen Druck, schaue mir irgendwelche Szenen an und wir reden dann drüber. Aus. Ein Trainer hat den Druck von der Presse, von den Fans, vom Präsidium. Ein Trainer muss eigene Spieler enttäuschen, weil er sie nicht aufstellt. Ich würde nie behaupten, nur weil ich beim ORF als Experte arbeiten darf, dass ich deshalb ein guter Trainer bin. Das eine hat mit dem anderen nur am Rande zu tun. Die Trainerarbeit zu beurteilen ist nicht einfach.

 

Ganz urteilsfrei verhalten sich die meisten Experten nicht. Vor der Koller-Bestellung hieß es: „Andi Herzog soll Teamchef werden." Oder: „Was soll ein Österreicher schlechter können als ein Deutscher." Aber diese Thesen werden nicht argumentiert. Sehen Sie darin ein Problem, dass oft bloße Meinung aber keine Argumente dafür transportiert werden?

Ich respektiere die Meinung meiner Kollegen. Ob sie es begründen können ist ihre Sache. Ich für mich sage: Ich mache es nicht. Wenn ich etwas sage, versuche ich das auch mit Fakten belegen zu können. Es gibt ja genug Floskeln, die eigentlich schon längst widerlegt sind.

 

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Meine Meinung vertrete ich schon. Nur weil der Herbert Prohaska der Herbert Prohaska ist, schwimme ich da nicht hinten nach.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Sie haben sich damals bei den Diskussionen um Marcel Koller als einer der wenigen gegen die Meinung der Mehrheit ausgesprochen. Im Studio mit Prohaska, Polster und Schinkels meinten Sie: „Vielleicht sind wir gar nicht in der Lage so ein Programm auszuarbeiten und da ist es gut, wenn wir Fachkräfte aus dem Ausland holen."

Meine Meinung vertrete ich schon. Nur weil der Herbert Prohaska der Herbert Prohaska ist, schwimme ich da nicht hinten nach. Das erwartet aber auch keiner von mir. Ich sage, wofür ich stehe. Aber der Herbert kommt nicht und sagt: Roman, du musst das und das sagen.

 

Trotzdem macht es oft den Eindruck, als traut man sich mit Kritik an Bekannten nicht ganz drüber. Ein Beispiel: Wenn ich Sie jetzt frage: Wie beurteilen Sie die letzten zwei Jahre von Sturm Graz? Wie würden Sie antworten?

Naja. Sportlich nicht zufriedenstellend, finanziell problematisch. Das hängt sicher mit den handelnden Personen zusammen, aber das wissen die auch. Ich muss dazu auch sagen: Es hat mich überrascht, dass Sturm einem Trainer einen Dreijahres-Vertrag gibt, in der Situation, in der sich der Verein befindet. Das ist für den Darko Milanic eine tolle Geschichte. Aber die finanzielle und vertragliche Situation ermöglichen es ihm, dass er weiterarbeitet. Das kann natürlich auch Glück im Unglück sein, weil der Verein dazu gezwungen ist auf Kontinuität zu setzen.

 

Sie kennen den Darko Milanic sehr gut. Wie würden Sie seine Arbeit beurteilen?

Ich kann seine Arbeit nicht beurteilen, ich kann nur nach den Ergebnissen gehen. Und die Spiele waren nicht so, wie ich sie als Fan gerne sehe. Die Spiele waren wenig offensiv, wenige flüssige Kombinationen drinnen, das hat es nicht gegeben.

 

Haben Sie die harsche Kritik an Jogi Löw von vor ein paar Tagen verstanden?

Das war für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, welche Personen und auch Trainer sich da plötzlich melden. Er ist der einzige, der es beurteilen kann, für das bekommt er auch viel Kohle, weil er die ganze Verantwortung übernimmt. Die Kritiker haben die Mannschaft jetzt drei, vier Wochen nicht gesehen und sagen: Der Spieler muss da und dort spielen. Das ist für mich unseriös. Wenn das so einfach wäre: Für was brauche ich dann einen Trainer? Trainer-Sein ist ungleich schwerer als das, was ich mache. Man verdient wahrscheinlich gut bei den Topklubs, aber man muss auch viel einstecken. Noch einmal: Nur der Jogi Löw kann das beurteilen.

 

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Es gibt alteingesessene Medien, wo ich schon manchmal den Eindruck habe, dass dort ein bisschen Freunderlwirtschaft herrscht.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Dann wären aber alle Journalisten, die gerade das deutsche Team beurteilen, arbeitslos, oder?

Nein, das macht ja nichts. Ich bin ja kein Journalist. Die Zeitungen sollen das machen, wenn sie wollen. Es muss erlaubt sein, dass Journalisten kritisieren, aber man muss auch die Hintergründe kennen.

 

Wie würden Sie den österreichischen Sportjournalismus beurteilen?

Es gibt alteingesessene Medien, wo ich schon manchmal den Eindruck habe, dass dort ein bisschen Freunderlwirtschaft herrscht. Dort kennen sich alle. Österreich ist ja nicht so groß, dass man immer mit anderen Menschen zu tun hat. Ich habe schon den Eindruck, dass in gewissen Medien der Name zählt, was jemand in der Vergangenheit einmal getan hat. Dann gibt es junge Medien, die hauptsächlich im Internet zu finden sind, die einen anderen Zugang haben. Die legen viel Wert auf Taktik und auf Innovation. Für mich ist das manchmal auch ein bisschen übertrieben. Ideal wäre es, wenn man sich in der Mitte trifft.

 

Sind Sie als Spieler mit Journalisten gut ausgekommen?

Ja, schon. Es war immer ein normales Verhältnis, ich war nie befreundet. Das Thema war auch nicht so präsent für mich, es war bei weitem nicht so wie jetzt. Es gab das Internet nicht. Heute spielt sich ja schon viel mehr im Internet ab als in den Tageszeitungen. In Graz bei Sturm haben damals drei große Tageszeitungen berichtet. Der Kartnig hatte zu seiner Zeit alle in der Tasche. Dazu kam, dass wir sehr erfolgreich waren. Der Kartnig war der Chef in Graz. Von unserem Erfolg haben ja alle mitgelebt. Wenn es Kritik gegeben hat, ist der Kartnig drüber gefahren. Der hatte die Macht.

 

Journalisten leben natürlich auch von Informationen, die ihnen jemand vom Verein gibt...

Ohne es zu wissen: So wird es wahrscheinlich gewesen sein. Das wird es gegeben haben und das gibt es wahrscheinlich noch immer. Aber das ist kein österreichisches Phänomen. Bei der Bild-Zeitung in Deutschland ist das vielleicht sogar noch ärger. Bei uns liest man selten über Interna, die nur die Mannschaft wissen sollte. Aber in der Bild-Zeitung stehen ja oft die ärgsten Sachen drinnen. Die kann man ja als Journalist gar nicht wissen.

 


Wie und wo informiert man sich als TV-Analytiker?

In Zeitungen, im Internet. Ich lese relativ viele Fußballbücher. Ich mache nichts anderes seit zwanzig Jahren. Wenn zu Hause was im Fernsehen rennt, rennt halt Sport. Wenn ich etwas lese, lese ich meistens etwas über Sport. Im Internet gibt es viel. Ich lese alles: 90minuten.at, abseits.at, ‚Spielverlagerung, Blumenau. Quer durch: Da sind super Sachen dabei. Manchmal bin ich zwar nicht der selben Meinung, aber das ist egal, das macht es interessant.

 

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Es geht immer ums Argumentieren. Nur zu sagen: Der ist blöd und kann nichts, ist zu wenig. Ich muss mir anhören: Der Mählich kennt sich überhaupt nicht aus, der ist blöd, der kann nicht reden. Was ist das für eine Kritik?< /div>< /div>< /blockquote >

 

Kann man in Österreich schwer über Sachthemen diskutieren, weil die Gefahr besteht, dass immer jemand schnell beleidigt ist?

Es geht immer ums Argumentieren. Nur zu sagen: Der ist blöd und kann nichts, ist zu wenig. Ich muss mir anhören: Der Mählich kennt sich überhaupt nicht aus, der ist blöd, der kann nicht reden. Was ist das für eine Kritik? Das ist gar nichts. Es geht doch nur um die Sache, nicht um die handelnden Personen. Wenn es nur ums Fachliche geht, setze ich mich mit jedem an den Tisch und wir können über Fußball diskutieren: Da bin ich von mir überzeugt. Da setze ich mich auch mit dem Mehmet Scholl oder dem Oliver Kahn an den Tisch. Oft höre ich ja, die sind viel besser. Das sehe ich überhaupt nicht so. Im Inhalt und in der Analyse sind wir sehr gut. Die Deutschen haben uns gegenüber einen rhetorischen Vorteil. Das ist bekannt, das ist Fakt. Die Deutschen Fernsehanstalten haben auch ganz andere Möglichkeiten als der ORF. Das ist auch Fakt. Aber wenn es nur um den Inhalt geht, wie wir die Szenen grafisch aufbereiten, sind wir gut.

 

Sie sind seit vier Jahren als Analytiker beim ORF. Wie ist man dort auf Sie gekommen?

Das war ein Zufall. Der ORF hat zehn Ex-Kicker zu einem Casting eingeladen, wo wir auch an einer Livesendung mitwirkten. Und Monate danach habe ich einen Anruf bekommen. Wie das ausgewertet wurde, weiß ich gar nicht. Aber eines möchte ich dazu sagen: Ich habe niemanden dort gekannt. (lacht)

 

Viele ehemalige Fußballer sind TV-Experten oder Zeitungskolumnisten. Warum ist das so reizvoll?

Es ist angenehm, noch immer im Fußballgeschäft dabei zu sein. Mir taugt das einfach: Man macht das Hobby zum Beruf. Ich bin im Stadion, sauge die Stimmung auf, lerne die Leute kennen, habe Kontakt mit den Spielern und Trainern und lerne dadurch auch. Ich habe jetzt sicher ein größeres Wissen als vor drei, vier Jahren. Finanziell ist es nicht der Reiz, da kann ich alle beruhigen (lacht). Reich wirst du dadurch nicht.

 

Sie sind jetzt Trainer in der 4. Leistungsstufe. Reizt Sie der Trainerberuf auch?

Das ist gerade eine gute Kombination. Aber ich habe durch meine jetzige Tätigkeit auch das Privileg, meine Töchter aufwachsen zu sehen. Und ich weiß nicht, ob ich das eintauschen würde. Ich mache jetzt die UEFA-Pro-Lizenz. Wer weiß was danach kommt.

 

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Für jemanden, der schon Trainer war, ist der Analytiker-Job eine gute Geschichte sich zu präsentieren.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Durch die Arbeit beim ORF bleibt man ja auch im Gespräch.

Ja, aber ich muss ehrlich sagen: Ich hatte in dieser Zeit nie eine Anfrage, um als Trainer zu arbeiten. Außerdem: Bei mir ist das nicht der Grund, warum ich beim ORF bin. Bei anderen vielleicht schon. Aber ist ja logisch: Für jemanden, der schon Trainer war, ist das eine gute Geschichte sich zu präsentieren.

 

Die WM-Berichterstattung des ORF steht ziemlich in der Kritik. Wie haben Sie das mitbekommen?

Alles habe ich natürlich nicht mitbekommen. Oft ist es um die Optik des Studios gegangen und die Samba-Tänzerinnen.

 

Das Beamen wurde auch kritisiert.

Naja. Da sage ich ganz ehrlich: Das ist übertrieben. Das ist ja ein Gag. Natürlich ist das kein Analysetool. Das ist etwas, das ein Gag sein sollte. Jedenfalls habe ich das so empfunden. Das hat keinen analytischen Mehrwert. Man muss schon einmal sagen: Es ist ja ein mündiges Publikum. Die meisten haben aber auch im Gespür, was ernst gemeint ist und was nicht.

 

Vielleicht hatten viele Zuschauer den Eindruck: Es sind zu viele Gags. Es wirkte doch insgesamt sehr vieles unfreiwillig lustig.

Aber ich bin kein Sendungsmacher. Ich kann über meine Arbeit reden, aber ich weiß nicht, wie man eine Sendung macht. Ich habe noch keine gemacht. Ich persönlich habe mich im Studio sehr wohlgefühlt und ich finde, dass es nicht so schlecht war. Aber es gibt immer etwas zu verbessern. Trotzdem weiß ich, dass sich unsere Verantwortlichen da reingehaut haben und ich sehe es bei weitem nicht so schlecht. Ich bin ein Gegner davon, dass wir immer sagen: Alles aus Deutschland ist besser. Die stehen dort im deutschen Fernsehen auf irgendeinem Dach. Da haben wir schon gewitzelt: Die stehen dort auf irgendeinem Dach. Wenn wir auf irgendeinem Dach dort stehen, das genauso gut am Neusiedlersee sein könnte, zerfetzen uns die Leute wahrscheinlich. Der ORF wird halt von einer bestimmten Gruppe relativ schnell kritisiert.

 

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Der Rainer Pariasek tut mir nicht leid. Ich mag den gerne, ich kenne ihn. Das ist ja in Ordnung, der moderiert halt. Und manchmal unterläuft ihm ein Fehler.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Tut Ihnen der Rainer Pariasek, der ja sehr viel Kritik abbekommt, manchmal schon leid?

Überhaupt nicht. Der tut mir nicht leid. Ich mag den gerne, ich kenne den Rainer. Das ist ja in Ordnung, der moderiert halt. Und manchmal unterläuft ihm ein Fehler. Aber manche Leute warten richtig auf einen Fehler. Die Moderatoren ärgern sich auch, wenn ihnen ein Fehler unterläuft. Aber man muss auch sagen: Speziell in der Gruppenphase bist du den ganzen Tag mit Fußball beschäftigt. Das ist nicht so, wie sich das der ein oder andere vielleicht vorstellt, dass ich dort vor dem Spiel mit dem Chipssackerl und dem Cola in der Hand sitze und schmähführe. Da herrscht volle Konzentration. Und wenn ich ein Spiel um 18 Uhr habe, bin ich um 14 Uhr am Küniglberg, erste Sitzung ,bereite mich vor, dann kommt es zur Sendung, während des Spiels schaue ich auf drei Monitore, schreibe mit: Die Szene nehmen wir, die Szene auch. Wie können wir das darstellen, wie das? Dann rennst du zur Sendung, musst einen klaren Kopf kriegen, darfst ja nicht die Spielernamen verwechseln. Die Leute daheim sitzen ganz gemütlich, ohne irgendeinen Stress, und sagen: Das gibt's ja nicht, das muss er ja wissen. Natürlich wissen wir es.

 

Das heißt: der Zuschauer versetzt sich zu wenig in die Lage der Moderatoren und Analytiker?

Ich habe in einem Spiel den Robben zu Barcelona transferiert. Da habe ich danach gelesen: Der Mählich, was ist denn das für ein Experte, der weiß nicht einmal, dass der Robben nicht bei Barcelona spielt. Ist ein Schwachsinn. Natürlich weiß ich es. Das ist ja ein Versprecher. Aber ein Großteil der Zuschauer kann das sehr wohl unterscheiden.

 

Sie haben es ja noch in der Sendung korrigiert.

Ja, daher muss man das auch unterscheiden können. Natürlich gibt es Sachen, die sollten auf keinen Fall passieren. Oft passiert auch zu viel, da gebe ich Ihnen recht. Aber jemand der einmal einen Fallfehler macht oder einen Namen falsch ausspricht oder so wie ich den Robben zu Barcelona transferiert...da müssen die Zuschauer schon unterscheiden können.

 

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Dass ich kein Fernsehgesicht habe oder nicht die geilste Stimme oder nicht groß bin und nie bei den Wiener Großklubs gespielt habe, das ist auch ein Fakt.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Sie stehen wenig in der Kritik, die Zuschauer mögen Sie. Es scheint so, als unterscheiden die Leute sehr wohl.

Ja. Ich freue mich darüber. Ich bin – und das ist jetzt überhaupt nicht eingebildet – von meiner Art und Weise überzeugt. Dass ich jetzt kein Fernsehgesicht habe oder nicht die geilste Stimme oder nicht groß bin und nie bei den Wiener Großklubs gespielt habe, das ist auch ein Fakt. Mir geht es nur darum, wie ich den Fußball sehe. Und da glaube ich, dass das in Ordnung ist. Vieles was an Kritik reinkommt, kriege ich gar nicht mit. In erster Linie ist es um die Tänzerinnen gegangen, die vielen Zusehern zu sexistisch waren...

 

...man hat von ORF-Seite auch darauf reagiert.

Die Tänzerinnen sind gar nicht mehr im Studio. Die haben nicht mehr auftreten dürfen, weil sie vielen zu sexistisch waren. Ich habe das nicht so schlimm empfunden. Den ein oder anderen Auftritt von Künstlern kann man natürlich hinterfragen, wenn einem das nicht gefällt. Aber, dass einmal alle sagen: Der ORF hat alles toll gemacht, wird es wahrscheinlich nicht spielen. Und dazu kommt, dass die Kritiker eher an die Öffentlichkeit gehen als jene, die es für gut befinden.

 

Sie haben einmal vor zwei Jahren über die Fußballberichterstattung im ORF gesagt: „Ich denke, wir tun unser Bestes, aber es ist nicht optimal. Ich sehe Verbesserungspotential und die Verantwortlichen auch." Wo würden Sie ansetzen?

Da haben wir eh schon einiges gemacht. Vor zwei Jahren hatten wir nicht so viel Sendezeit für die Bundesliga und wir hatten auch nicht die technischen Möglichkeiten taktische Szenen herauszuholen. Das ist mir am Herzen gelegen, nämlich in der Analyse besser zu werden. Da rede ich jetzt nicht vom Beamen (lacht). Das war Entertainment. Ich habe intern oft gesagt: Die Leute glauben, dass wir das ernst meinen. Ich selber bin kein Freund davon gewesen. Ich bin zweimal gebeamt worden. Das hätte mehr lustig sein sollen als informativ. Wahrscheinlich hätte man das dazusagen müssen.

 

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Ich bin zweimal gebeamt worden. Das hätte mehr lustig sein sollen als informativ. Wahrscheinlich hätte man das dazusagen müssen..< /div>< /div>< /blockquote >

 

Wie ist das, wenn man sehr spät im Studio sitzt, zum Beispiel bei einer Verlängerung weit nach Mitternacht. Leidet da die Konzentration?

Na sicher. Für das Spiel um Mitternacht haben wir um 19 Uhr Sitzung und während des Tages bereitest du dich vor. Man schläft ja nicht bis 17 Uhr. Du hast am Vortag schon Dienst gehabt. Dazu war das Niveau der 0 Uhr-Spiele auch nicht gerade gut. Aber du musst versuchen, alles richtig zu machen. Aber noch einmal: Es könnte alles schlimmer sein. Man könnte bei dreißig Grad auf der Tangente auf der Baustelle arbeiten müssen.

Danke für das Gespräch.

g.gossmann@90minuten.at

 

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