Karl Daxbacher: ‚Ich lebe nicht nur davon, Mannschaft und Spieler zu entwickeln‘
Karl Daxbacher ist zurück im Profifußball. Nach dem klaren Scheitern im letztjährigen Versuch gegen den FC Liefering spricht der LASK-Trainer im 90minuten.at-Interview über die Ziele in dieser Saison, warum er das Entwickeln einer Mannschaft als Ausrede h
Zum lässigen Hemd und dem Sportsakko kann Karl Daxbacher freilich Jeans und Turnschuhe tragen. In Linz kann der Trainer, den sie „Sir Karl“ nennen, derzeit wohl ohnehin alles. Und in der kommenden Erste Liga-Saison will er auch alles. Mit Mittelmaß kann sich ein Klub wie der LASK, 1965 bekanntlich erster Nicht-Wiener Fußballmeister, nicht zufrieden geben. Dazu scheint auch jedes Mittel recht – gar jenes, das Louis van Gaal wählte? Im Rahmen der Saisonauftaktpressekonferenz haben wir mit Daxbacher über diese Themen gesprochen.
90minuten.at: Wie erleichtert sind Sie, dass Ihr LASK wieder im Profifußball ist, nachdem Liefering letztes Jahr die Grenzen deutlich aufzeigte und es gegen Parndorf auch kein Spaziergang war?
Karl Daxbacher: Nach der Neuübernahme im Winter, weil es im Herbst große finanzielle Schwierigkeiten gab, war es ganz wichtig, dass diese Freunde des LASK mit dem Verein aufsteigen konnten. Es gibt in Linz große Ambitionen. Die Frage war nur noch, ob wir das sportlich hinkriegen und da waren wir erleichtert, dass wir das geschafft haben. Der LASK gehört ja in eine höhere Liga. Gerade, wenn die wirtschaftliche Zukunft gesichert ist.
Der LASK ist mehr oder weniger eine Institution im Profifußball. Da kann er nicht in der zweiten Liga bleiben. Können diese Ansprüche nicht zum Fallstrick werden?
Hohe Ziele sind grundsätzlich nichts Schlechtes. Wir wollen uns auch nicht mit dem Aufstieg begnügen. Ich will nicht, dass wir sagen: Jetzt sind wir da und da spielen wir halt und schwimmen mit. Das will ich überhaupt nicht. Ich will die Spieler fordern, dass sie alles versuchen. Dann schauen wir, was dabei herauskommt. Es schadet eine gewisse Erwartungshaltung nicht. Das macht die ganze Sache interessanter.
Hilft es da, dass sich Aufsteiger in den Zehnerligen in Österreich statistisch eigentlich immer recht leicht tun? Von den Regionalligamannschaften hat die Konkurrenz zudem ja auch nicht das Videomaterial, welches es im Profibereich gibt?
In der Bundesliga sieht man, dass die Aufsteiger immer ganz stark mitspielen. Das liegt auch an der Anfangseuphorie. Das Bestätigen ist dann scheinbar immer ein bisschen schwerer. Bei uns ist es noch einmal anders, weil der LASK allein aufgrund der Tradition und des Namens einfach höher eingeschätzt wird, ohne dass genau geschaut wird, wer im Kader ist. Der LASK ist der LASK, das ist eine Institution im österreichischen Fußball. Man weiß auch, dass bei halbwegs guten Leistungen die Zuschauer kommen, das belebt die Liga. Das ist auch ok und wir sind uns dessen bewusst.
Jetzt war der LASK zwei Jahre lang immer vorne, hat gegen Amateure bzw. Halbprofis gespielt. Was bedeutet dieser Wechsel in den mehr oder weniger Vollprofibetrieb für Sie als Trainer?
Man muss sich mit den Gegnern genau beschäftigen. Das ist in der zweiten Liga leichter als in der Regionalliga. Aber das ist normale Trainerarbeit, wie man es selber anlegt: Richtet man sich mehr nach dem Gegner oder wollen wir in erster Linie das Spiel bestimmen. Die Vorbereitung wird sich intensiver mit dem Gegner beschäftigen.
Haben Sie schon eine Ahnung, wer vermutlich weiter oben die Gegner sein werden?
Innsbruck auf alle Fälle, auch St. Pölten hat mit dem neuen Stadion Ambitionen, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen. Austria Lustenau wird da sicher auch dazu gehören. Dann wird man sehen, wie Mattersburg das lehrreiche Jahr verarbeitet hat, nachdem sie es gar nicht geglaubt haben, dass man so schnell noch einmal in den Abstiegsstrudel kommen kann. Liefering spielt sehr guten Fußball. Da ist dann auch die Frage, wem die die Punkte wegnehmen; das kann auch Entscheidungskraft haben.
< blockquote> Welche Meinung haben Sie zu Liefering? Immerhin kann – wie Sie es ja ansprechen - gegen Ihr Team ein besseres Team mit Spielern mit Red Bull-Potential spielen als in der Woche drauf gegen die Austria. Einerseits ist es nun einmal so und rechtlich in Ordnung. Andererseits hat man die Amateurteams verbannt und da muss man die Causa Liefering auch hinterfragen. Das ist die Amateurmannschaft von Red Bull, sie dürfen nicht am Cup teilnehmen, sie dürfen nicht aufsteigen – das weiß jeder. Aber es geht eben rechtlich in Ordnung und man kann sich dagegen nicht wehren. Und sportlich können sich dort junge Spieler gut entwickeln und haben eine Plattform in der Ersten Liga. Das ist ein Riesenvorteil. Das haben die anderen Spitzenmannschaften wie Rapid und Austria nicht. Bei der Auftakt-Pressekonferenz sagten Sie, dass es beim ehemaligen Arbeitgeber Austria nicht reicht, nur schön zu spielen. Sie waren sehr lange dort. In der Stahlstadt nimmt man es da nicht so eng. Wissen Sie, warum die Austria nach Ihnen mehrere Fehlgriffe hatte? Die Medien können ja auch bei Ihnen recht schnell sein, Sie wegzuschreiben. Das ist nicht nur in Österreich so, das ist auf der ganzen Welt so. Ich war dreieinhalb Jahre bei der Austria und das war nach Stronach ein schwieriger Start. Aber viele junge Spieler, die wir geholt haben, sind richtig durchgestartet. Mit der Zeit steigt dann die Erwartungshaltung. Da zählen zweite Plätze, Cupsiege und Europacupteilnahmen nicht mehr, dann wird schon der Titel erwartet. Dann soll es ein anderer Trainer richten und wie nachher die Meinung da drüber ist, ist wieder ein anderes Kapitel. Die Mindestanforderung ist der Europacupstartplatz – das hat dem Ivo (Vastic, Anm.) und dem Herbert Gager den Job gekostet. Bei mir war es schon zu wenig, weil von mir wollte man den Titel. Sind aber Fans gerade von Traditionsklubs leidensfähiger, denn diese kommen auch in der dritten Liga. In Linz war für die Fans das große Reizthema der Präsident und das für viele Jahre. Er hat auch viel als Puffer gewirkt, wir als Mannschaft sind eher in Ruhe gelassen worden. Viele Fans sind in die Regionalliga mitgegangen, sind zu den Spielen gefahren. Das hat die Marke LASK auch wieder bestätigt. < blockquote> Und wann können die LASK-Fans Ihrer Meinung nach zufrieden sein? Jeder hat da seinen eigenen Zufriedenheitspegel. Der eine gibt sich zufrieden, wenn man gute Leistungen bringt und nicht aufsteigt oder vorne dabei ist. Da gibt es unterschiedliche Gesichtspunkte. Uns bleibt nur über, erfolgreich zu sein. Und ich bin auch ein Trainer, der nicht nur davon lebt, Mannschaften und Spieler zu entwickeln. Es ist mir schon auch wichtig, dass der Erfolg da ist. Es zählt nur der momentane Erfolg, nur der wird registriert und honoriert. Es ist in meinen Augen immer auch eine Schutzbehauptung, wenn gesagt wird: Wir entwickeln. Wir wollen mit den besten Spielern so erfolgreich wie möglich spielen. Das ist mein oberstes Ziel. Da schieb ich nicht entwickeln vor. Im Fußball hat man als Trainer nicht die Zeit dazu. Also haben Sie Louis van Gaal verstanden? (lacht) Ich weiß nicht, was er jetzt sagt, aber das ist meine Meinung. Es wird immer von mittelfristigen Zielen geredet, aber wenn eine Mannschaft entwickelt wird, bist du als Trainer nicht mehr mit dabei, wenn der Erfolg nicht parallel dazu mitläuft.