Innsbruck-Präsident Gunsch: ‚Unser Verlust beträgt nicht 1,4 Mio. sondern 420.000 Euro'
Im Interview mit 90minuten.at stellt Wacker-Innsbruck-Präsident klar, dass der KSV hinsichtlich des Verlustes des Geschäftsjahres 2012/13 falsche Zahlen übermittelt hat. Demnach beträgt das Minus der vergangenen Saison nicht 1,4 Mio. sondern „nur" 420.000
Die Bilanz 2012/13 weist ein Minus in der Höhe von 1,4 Mio. Euro aus. Warum ist dieses Minus so hoch ausgefallen?
Da möchte ich gleich klarstellen: Diese Zahlen sind vom KSV falsch widergegeben worden (Anm. der Redaktion: Mittlerweile auch offiziell vom KSV 1870 bestätigt). In unserer Bilanz steht ein Minus von 420.000 Euro. Die 1,4 Mio. Euro beziehen sich auf das Eigenkapital aber nicht auf das Jahresergebnis.
Dennoch steht ein Minus von 420.000 Euro in der Bilanz von 2012/13. Wie setzt sich das zusammen?
Operativ haben wir ein Minus von 280.000, die restlichen 140.000 ergeben sich durch Abwertungen einer Beteiligung, die sich über die vergangenen Jahre aufgestaut hat. Natürlich müssen wir trotzdem rudern, auch mit dem negativen Eigenkapital, das wir abbauen wollen und auch im Reorganisationsplan der Bundesliga so vorgesehen ist. Da gibt es auch einen Sponsorenvertrag aus dem Jahr 2009, der dieses negative Eigenkapital abdeckt.
Bis wann will man das negative Eigenkapital abgebaut haben?
Laut dem Reorganisationsplan der Bundesliga soll dies bis 2019 geschehen.
Wie sieht es im aktuellen Jahr aus? Können Sie schon eine Prognose abgeben?
Wir planen für 2013/14 sehr vorsichtig und rechnen mit einem Plus von 500.000 Euro.
Dh. dass im Vergleich zum Vorjahr das operative Ergebnis um fast 800.000 Euro verbessert wurde. Wie konnte der Turnaround geschafft werden?
Die drei wichtigsten Punkte: Sparen, Sparen, Sparen. Und dann die Punkte vier bis sechs: Akquise, Akquise, Akquise. Tirol ist ein guter Boden für Sponsoren, Wacker ist ein Kulturgut. Tiroler haben einiges über für ein Sponsoring von Wacker Innsbruck.
Das klingt noch anders als vor ein, zwei Jahren, als ihre Vorgänger eher über eine mühsame Sponsorensuche gejammert haben. Sehen Sie das einfach positiver oder hat sich hier eine Trendwende ergeben?
Ich sehe das einfach realistischer. Verkauf ist nur ein Tool. Wenn es keine großen Sponsorenpakete sind, dann sind es halt kleinere. Der Kunde kauft im Endeffekt kein Produkt, sondern die Leistung. Aber natürlich hadern wir auch ein bisschen damit, das die sportliche Leistung nicht so stimmt derzeit. Es gibt aber bei uns eine grundsätzlich positive Stimmung.
Sie haben Sparen als oberste Prämisse angesprochen. Die Personalkosten am Umsatz gemessen betrugen 2012/13 51%. Hier gibt es nur noch sehr wenig Einsparungspotenzial, oder?
Man kann das nicht nur in einer Prozentrelation sehen. Man muss das nominal sehen und hier können wir natürlich noch ein bisschen weiter sparen, auch was unsere Einkaufspolitik betrifft.
Wie sieht es mit weiteren Erlösquellen aus? Wo soll der Hebel angesetzt werden?
Wir haben unterschiedliche Bereiche. Wir sehen noch Potenzial in der Mitgliederstruktur. Derzeit haben wir rund 1.800 Mitglieder, mittelfristig sind hier 4.000 anzustreben, vor allem wenn man sieht, wie viel Potenzial wir vor uns haben, zum Beispiel wenn man unsere Facebook-Seite ansieht. Hier haben wir altbekannte Werbeaktionen oder die persönliche Ansprache, um uns hier weiterzuentwickeln. Weiters haben wir einen VIP-Bereich, der auch noch Potenzial aufweist. Und im Sponsoring stehen auch noch Werbeflächen zur Verfügung, die auch für einen nationalen Werbepartner interessant sind.
Und wie sieht es im Zuschauerbereich aus?
Der „normale" Zuschauer ist bereit, auch häufiger zu kommen. Vom Ligaschnitt sind wir, wenn ich mir unsere Tabellennachbarn ansehe, doch recht hoch angesiedelt. Wenn es sportlich besser läuft, ist hier der doppelte Erlös drinnen.
Welchen Umsatz strebt man mittelfristig an? Ist die 10-Mio.-Grenze möglich?
Beim derzeitigen Spielerfolg ist 10 Mio. Euro Umsatz zu hoch gegriffen. Die Kreativität der Produktentwicklung kennt jedoch keine Grenzen. 10 Millionen Euro Umsatz ist aber eine Zahl, die ein Ziel darstellt.
Wie sieht es mit der Planung für die kommende Saison aus. Inwiefern wirkt sich ein möglicher Abstieg wirtschaftlich aus?
Wir haben ein Budget für die höchste und zweithöchste Spielklasse. Im Falle eines Abstiegs muss man natürlich die Schrauben andrehen, wo es nur geht, weil wir auch Sponsor- und Fernsehgelder verlieren. Aber wir werden nicht absteigen und verschwenden daher nicht zu viele Gedanken in diese Richtung.
In Kürze müssen auch die Unterlagen für die Lizenz abgegeben werden. Wird es im Vergleich zu den vergangenen Jahren keine Zitterpartie für Innsbruck geben? Mit welchem Budget wird man in die kommende Saison gehen?
Das wollen wir jetzt noch nicht sagen, mit welchem Budget wir für die kommende Saison planen. Die Vergleiche zur Vergangenheit sind für mich schwer. Die Lizenzierung ist ein Riesenaufwand, wir machen das mit größter Sorgfalt und ich denke nicht, dass es für uns ein Problem geben wird.
Danke für das Interview!