Franz Beckenbauer: ‚Die deutsche Mannschaft ist am Zenit angekommen'
Wenn der Kaiser Franz ruft, dann kommen die Journalisten aus aller Welt in die Sky-Zentrale nach München-Unterföhring. Im Zwiegespräch mit Jessica Kastropp und im Talk mit den rund 40 Journalisten spricht Sky-Experte Franz Beckenbauer darüber, warum die Z
„Von der Qualität ist das DFB-Team besser als in den Jahren zuvor. Sie sind am Zenit und wenn sie nicht dieses Mal Weltmeister werden kann man sagen, dass es auf jeden Fall nicht leichter wird, daher halte ich die Chance für enorm hoch, dass die Deutschen es dieses Mal schaffen," sagt Beckenbauer im Beisein von 90minuten.at-Chefredakteur Michael Fiala.
Beckenbauer sieht keine Übermacht
Auch wenn das DFB-Team derzeit nicht gerade mit positiven Schlagzeilen glänzt und mit Verletzungssorgen klarkommen muss, ist der ehemalige DFB-Spieler und –Trainer von einem möglichen Erfolg überzeugt. „Ich sehe keine übermächtige Mannschaft in Brasilien", so Beckenbauer und ergänzt: „Und wenn mir vorher wer sagt, dass wir Dritter werden, würde ich das sofort nehmen und unterschreiben. Wir waren in der Vergangenheit immer knapp dran, vielleicht klappt es dieses Mal. Man braucht halt auch das Quäntchen Glück."
Schwachstellen im DFB-Kader sieht Beckenbauer eher nicht. „Aber natürlich wird Manuel Neuer den Teamchef beschäftigen. Wenn er nicht fit wird, muss Weidenfeller spielen und der ist vom Spiel her ein anderer Typ, das wirkt sich auf die gesamte Mannschaft aus", sieht der Ex-Bayern-Spieler vielleicht eines der wenigen Probleme. Dass Löw mit Miroslav Klose nur einen nominellen Stürmer im Kader aufgeboten hat, stört Beckenbauer weniger: „Löw wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Wir wissen alle nicht, mit welchen Gedanken zur Spielphilosophie Löw diese Entscheidung getroffen hat.
Jessica Kastropp im Gespräch mit Franz Beckenbauer
Brasilien-Bild Beckenbauers durch Proteste gestört
Wenig anfangen kann Beckenbauer mit den Protesten in Brasilien, die das eingebrannte Bild Beckenbauers von Brasilien empfindlich stören: „Brasilien steht für mich für Samba, Fußball, Sonne, Freude, leichtbekleideten Frauen. Wenn dieses Bild nicht mehr stimmt, ist es bedauerlich. Ich hoffe jedenfalls, dass nichts passiert, das wäre nicht gut für den Fußball. Die Probleme, die es in Brasilien gibt, hat es damals als ich gespielt habe, auch schon gegeben. Natürlich muss man sich auch damit beschäftigen", sagt der Weltmeistertrainer von 1990.
Der Ex-Weltmeister erhofft sich jedenfalls attraktive Spiele, auch wenn die Saison bereits sehr lange andauert. "Die Vorbereitung ist lang genug, um sich zu regenerieren und die körperliche Formkurve wieder nach oben zu bekommen. Ich bin überzeugt davon, dass die Top-Teams ihre Spieler topfit ins Rennen schicken werden."
„Es geht niemanden etwas an, wie ich abgestimmt habe"
Thema des Gesprächs war natürlich auch die WM-Vergabe an Katar. Ob Beckenbauer damals auch für Katar gestimmt hat, will er nicht verraten, „das geht niemanden etwas an, deshalb gibt es auch das Wahlgeheimnis." Der Kaiser lobt jedenfalls die mehr als professionelle Präsentation im Rahmen der Bewerbung und „es ist klar, dass Katar nicht 12 Stadien braucht. Daher werden die meisten Stadion – so haben sie es zumindest versprochen – danach abgebaut und in Entwicklungsländern wieder aufgebaut."
Wenn Korruption nachgewiesen werden sollte, „besteht für die FIFA natürlich die Möglichkeit zu handeln." Den Fragebogen der Untersuchungskommission hat Beckenbauer (noch) nicht beantwortet. „Der war in englischer Sprache und mit lauter juristischen Fragen. Ich habe daher gebeten, diesen Fragebogen auf Deutsch zu bekommen. Seit dem habe ich nichts mehr gehört und daher habe ich auch nicht geantwortet. Ich kann jedenfalls sagen, mich hat nie jemand kontaktiert und versucht, mich zu beeinflussen." Eine Abhaltung der WM 2022 im Sommer hält Beckenbauer jedenfalls für keine gute Idee, selbst wenn man die Stadien auf 25 Grad runterkühlen sollte.
Österreich fehlt die Stabilität
Und was sagt der Sky-Experte, wenn über Österreich nachdenkt? „So weit waren sie von der WM nicht entfernt, sie sind aber auch noch nicht stark genug, um gegen Schweden oder Portugal, die sich im Playoff gegen Schweden durchgesetzt haben, schlussendlich zu gewinnen. Da fehlt es an Stabilität, ich bin aber überzeugt davon, dass wieder eine Generation kommen wird, mit der auch die Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft gelingt."
Teilt ihr die Meinung von Franz Beckenbauer, dass die Deutsche Mannschaft reif für den Titel ist?