Florian Klausner: ‚Was am Spielfeld passiert, darauf habe ich wenig Einfluss‘

Wacker Innsbruck sucht wieder einmal einen Trainer, nachdem die Ergebnisse nicht gepasst haben. Florian Klausner übernimmt interimsmäßig. Vor einem Jahr war Klausner noch Co-Trainer, nun hat er als Sportdirektor den Abstieg und einen weiteren Negativlauf

 

90minuten.at: War es retrospektiv richtig, am Trainer, der abstieg, festzuhalten? Was waren die Beweggründe?
Florian Klausner: Der Michael Streiter ist erst im Winter gekommen, hat einen fertigen Kader vorgefunden und hatte wenig Möglichkeiten, etwas zu ändern. Für mich hat er am Trainingsplatz eine gute Arbeit geleistet. Das war alles sehr professionell. Dann haben wir gesagt, er kann sich seine eigene Mannschaft zusammenstellen und wir haben gehofft, dass er dementsprechend Erfolg hat.

 

Aber Wacker ist unter Streiter mit deutlich mehr Rückstand abgestiegen, als es zum Beginn seiner Amtszeit der Fall war...
Er hatte Vertrag bis Sommer, es gab keine finanziellen Beweggründe. Man wollte ihm die Chance mit einer eigenen Mannschaft geben. Das mit dem Rückstand war leider so, es war aber auch in der Mannschaft zerfahren. Durch die Niederlagen haben wir den Glauben verloren.

 

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Diese letzten vier Spiele; und es ist vom Spielen her immer schlechter geworden. Da muss man die Reißleine ziehen.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Warum musste man sich aus Ihrer Sicht nun trennen?
Man hat sich einvernehmlich getrennt, weil schlussendlich die Ergebnisse gefehlt haben. Diese letzten vier Spiele; und es ist vom Spielen her immer schlechter geworden. Da muss man die Reißleine ziehen. Michi hat gestern beim Sky-Interview auch gesagt, dass er dem Verein nicht im Weg stehen will, wenn glaubt wird, dass er die Mannschaft nicht mehr erreicht und er ist sich da selber nicht mehr sicher. Also musste so entschieden werden.

 

Die drei Mannschaften, die oben stehen, gelten schon als sehr spielstark. War da auch Streiters Spielidee falsch?
Das könnten wir jetzt lange diskutieren. Fakt ist, dass wir nach dem heutigen Spieltag Achter sein können. Dahingehend kann's nicht passen, sonst wären wir ja weiter oben. Ob es jetzt mit der Spielidee etwas zu tun hat, mit der Zweikampfstatistik, vergebenen Chancen oder Stellungsfehlern – das kann man jetzt wahrscheinlich lange diskutieren.

 

Wie geht es Ihnen mit den Vorkommnissen. Seit einem Jahr sind Sie als Sportdirektor für Trainer und Kader verantwortlich. Hinterfragen Sie sich?
Ich hinterfrage fast täglich, was gut und was schlecht war. Ich habe mit dem Trainer damals den Kader zusammengestellt, was am Trainingsplatz oder am Spielfeld passiert, darauf habe ich im Endeffekt wenig Einfluss. Das ist die Aufgabe des Trainers.

 

Schieben Sie da nicht die Verantwortung von sich weg?
Überhaupt nicht, weil ich glaube, dass der Sportdirektor überall für den Kader verantwortlich ist. Und der Kader ist meiner Meinung nach qualitativ gut. Davon gehe ich nicht ab. Aber das Training macht der Trainer und somit ist er dafür verantwortlich. Das hat er auch so gesehen. Aber ich habe auch schon beim Abstieg gesagt, dass ich für die Misere mitverantwortlich bin. Immerhin war ich zuvor Co-Trainer und bin seitdem Sportdirektor. Jetzt bin ich Trainer, um vielleicht den Umschwung zu schaffen oder dann einen anderen Trainer installiere, der das schafft.

 

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 Ich bin sehr, sehr motiviert. Ich bin dem Verein extrem dankbar für alles, was ich bislang machen durfte.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Wir hatten vor einem Jahr waren Sie im Interview mit 90minuten.at fix davon überzeugt, den Tournaround zu schaffen. Jetzt sind Sie neben Sportdirektor auch noch Trainer. Dabei soll es Gerüchte geben, Ihre Motivation liegt nicht bei 100 Prozent? Was sagen Sie dazu?
Das ist wirklich nur ein Gerücht. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich bin sehr, sehr motiviert. Ich bin dem Verein extrem dankbar für alles, was ich bislang machen durfte. Für mich ist das eine extreme Herausforderung: Der Sportdirektor und jetzt auch zusätzlich als Trainer. Für mich ist das einer der schönsten Jobs, die man haben kann. Ich habe selber Fußball gespielt, es war mein Hobby und jetzt ist es mein Beruf. Es gibt nichts Schöneres, als sein Hobby zum Beruf zu machen. Ich wusste damals, dass ich Co-Trainer bleiben kann, dass ich dann im Hintergrund bleiben würde und in Ruhe arbeiten kann. Oder ich gehe den Schritt nach vorne, entscheide selber und bin auch in der öffentlichen Kritik. Die Leute, die sehen, wie oft ich im Büro bin und wie viel ich arbeite, die können das bestätigen. Wenn ich nicht so motiviert wäre, wäre ich mehr zuhause als im Büro. Es ist eher umgekehrt.

 


Redet man mit Sportdirektoren in den Tagen, nachdem ein Trainer entlassen wurde, erzählen sie, dass sich unglaublich viele Trainer melden. Sie setzen sich kein Zeitlimit. Was ist Ihr Anforderungsprofil?

Er muss uns auf alle Fälle helfen, dass wir in andere Tabellenregionen kommen. Und er muss einer sein, der mit uns den Weg geht, über kurz oder lang in die Bundesliga zu kommen. Es soll moderner Fußball gespielt werden, es sollen junge Spieler entwickelt werden. Wir haben viele Junge, die sind unser Kapital. Wir müssen schauen, dass wir die entwickeln und daraus noch mehr Kapital machen. Genau muss man das aber noch abstecken. Wir sind gestern bis um ein Uhr in der Früh zusammen gesessen, dann hat sich es ergeben, dass Michi Streiter nicht mehr Trainer sein wird. Der Neue muss in unser Konzept passen.

 

Die Amateure- und die Nachwuchsmannschaften haben ihre Trainer noch. Gibt es einen übergeordneten Plan?
Den gibt es leider erst seit Sommer, weil ich erst ein halbes Jahr an der Philosophie arbeite. Das versuchen wir seit Sommer umzusetzen. Den Plan gibt es. In das Konstrukt muss der neue Trainer passen.

 

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Der neue Trainer soll eher moderater im Umgang sein. So einen suche ich. Es soll keiner sein, der sagt: Ich steh da und ihr springt die Innbrücke runter.< /div>< /div>< /blockquote >

 

Nach welcher Philosophie soll nun die erste Mannschaft spielen? Hoch oder tief stehen? Offensiv- oder Mittelfeldpressing? Dreier- oder Viererkette?
Es ist nicht nur systemabhängig, also ob Dreier- oder Viererkette. Es geht eher um die Spielanlage. Es sollte so sein, dass wir mehr agieren als reagieren. Im modernen Fußball wird höher attackiert, hoch angepresst, die Umschaltphasen sind schnell. In der Defensive wie in der Offensive. Da gibt es für jede Position eine Beschreibung, was der Spieler mitbringen soll in gewissen Systemen. Das sollte sich mit den Vorstellungen des Trainers decken.

 

Das Menschliche ist auch immer sehr wichtig. Um zwei Extreme zu nennen: Kumpel a la Klopp oder Schleifer a la Magath?
Ich glaube, dass heutzutage der Trainer eher der Kumpel ist, obwohl das die falsche Bezeichnung ist. Der neue Trainer soll eher moderater im Umgang sein. So einen suche ich. Es soll keiner sein, der sagt: Ich steh da und ihr springt die Innbrücke runter. Man soll auf die Mannschaft eingehen. Die meisten erfolgreichen Trainer haben eine sehr hohe Sozialkompetenz. Der Mourinho oder der Guardiola sind ja auch nicht so die harten Hund'.

 

Bis wann soll der Trainer da sein und was ist das konkrete Ziel, damit Sie mit ihm zufrieden sind?
Es wäre schon gut, wenn wir uns noch heuer im Mittelfeld stabilisieren könnten, um im Winter ruhig zu arbeiten und im Frühjahr Spieler zu entwickeln. Wenn es mit dem Trainer nächste Woche passt, soll er nächste Woche da sein. Wenn er am 15. Dezember passt, dann soll er dann da sein. Der, der funktioniert, soll so schnell wie möglich da sein.

 

Die Wintervorbereitung soll er also schon machen?
Das hoffe ich, weil im Winter hat er zwei Monate Zeit. Aber es gibt im November auch noch eine Länderspielpause und danach zwei Spiele. Da kann man auch etwas tun. Da muss man dann aber schauen.

Wir danken für das Gespräch!

>>> Siehe auch: Florian Klausner im Gespräch mit Sky Sport News HD: 'Pacult ist ein interessanter Trainer'