Daniela Tscherk: 'Ich weiß nicht, was im Frühjahr noch alles passiert'

Daniela Tscherk, wirtschaftliche Geschäftsführerin des SK Sturm Graz, spricht im Interview mit 90minuten.at über das Minus von 1,3 Mio. Euro im vergangenen Geschäftsjahr. Einen Überbrückungskredit am Ende der Saison schließt sie nicht aus und hofft, dass

 

90minuten.at: Im Jahr 2011/12 gab es noch einen Gewinn von 1,8 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr steht ein Minus von 1,3 Mio. Euro zu Buche. Ist daran allein die nicht erreichte Europa League Schuld?
Daniela Tscherk: Aufgrund der Ausgliederung der Kampfmannschaft (Einbringungskosten) ergibt sich ein um € 302.000 höherer Sachaufwand, der sich im heurigen Geschäftsjahr wieder auflöst. Im selben Jahr wurde das Trainingszentrum Gössendorf erworben und ins Anlagevermögen aufgenommen, daraus resultiert eine höhere Abschreibung. Konsolidiert ergibt sich daher eine Fehlbetrag von rund 650.000 Euro.

 

Und das "restliche" Minus von 650.000 Euro setzt sich wie zusammen?
Zusätzlich haben wir in die Sanierung in Messendorf investiert. Der Rest sind operative Verluste. Wenn man das vergangene Geschäftsjahr betrachtet hatten wir ja auch einige Personalwechsel, die natürlich zu bezahlen waren. Dazu kommt das mangelnde Zuschauerinteresse und die fehlende Europa League Qualifikation. Das sind die großen Themen, warum es so gelaufen ist.

 

Wenn Sie auf das aktuelle Geschäftsjahr blicken. Wagen Sie eine Prognose, wie dieses am Ende finanziell aussehen wird? Ein Minus in siebenstelliger Höhe scheint ja nicht ausgeschlossen ...

Man kann jetzt noch nicht seriös sagen, wie wir das aktuelle Geschäftsjahr abschließen werden. Leider haben wir in allen fanwirksamen Bereichen wie Ticketing und Merchandising derzeit ein sehr schlechtes Ergebnis. Wir müssen das Frühjahr noch abwarten, aber wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, wird es ein Minus im höheren sechsstelligen Bereich.

 

Möglicherweise auch über die Millionengrenze?
Ich weiß nicht, was im Frühjahr noch alles passiert. Wir haben die Erwartung nach unten korrigiert. Wir müssen das Frühjahr noch abwarten. Ich kann es nicht sagen. Derzeit gehe ich von einem Minus im höheren sechsstelligen Euro-Bereich aus.

 

Wie sieht es mit dem Überbrückungskredit aus, den Präsident Jauk auf Sky und sturm12.at erwähnt hat. Wird man diesen fix brauchen?
Nicht fix, ich kann ihn jedoch nicht mehr ausschließen. Wenn das Jahr so weiterläuft, könnte es kurzfristig so sein, dass wir diesen Kredit brauchen.

 

Wie kann Sturm wieder regelmäßig positive Zahlen schreiben? Geht das nur über den sportlichen Erfolg oder muss die Schraube nicht auch wo anders gedreht werden?
Ich denke, es hängt zum Großteil vom sportlichen Erfolg ab. Dazu haben wir in Österreich sinkende Zuschauerzahlen, Infrastruktur ist auch ein großes Thema. Ich glaube trotzdem, dass Sturm in der Branche gut aufgestellt ist. Wir haben ein hohes Eigenkapital und bisher keine Schulden angehäuft. Dieser Weg, den wir jetzt mit einem möglichen Überbrückungskredit gehen, wird nur ein kurzer sein. Wenn wir es aber nicht schaffen, Geld über den europäischen Bewerb zu generieren oder durch lukrative Spielerverkäufe müssen wir die Kosten anpassen.

 

Der größte Kostenfaktor ist wie bei jedem Klub das Personal. Also muss hier gespart werden?
Die höchsten Kosten sind die Personalkosten. Es geht hier aber nicht immer nur darum, nur bei der Kampfmannschaft zu sparen, da geht es um alle Bereiche.

Danke für das Interview!