Bundesliga-Präsident Rinner: ‚Wir müssen dorthin gehen, wo es weh tut'

Eine gewisse Resignation bzw. ein Energieverlust bei Georg Pangl war der Grund für Bundesliga-Präsident Hans Rinner, dass der einvernehmliche Abgang des Bundesliga-Vorstands zustande gekommen ist. Im Interview mit 90minuten.at erklärt Rinner, was die Liga

 

90minuten.at: Sie waren heute bemüht, die positiven Erfolge von Georg Pangl in Ihrer Bilanz hervorzuheben. Warum sind Sie dennoch, gemeinsam mit Georg Pangl, zu der Überzeugung gelangt, dass es Zeit für einen Wechsel an der Spitze ist?
Hans Rinner: Wir haben in den letzten Wochen immer wieder Gespräche geführt, im Herbst wie auch jetzt, und natürlich war eine gewisse Resignation, ein gewisser Frust bzw. ein Energieverlust bei Georg Pangl erkennbar. Das hat sich auch bei diversen Interviews widergespiegelt. Ich kenne Georg Pangl lang genug, dass ich auch weiß, wenn er nicht zu 100% seine Energie für etwas zur Verfügung stellen kann, dass er dann persönlich nicht sehr zufrieden ist. Dieses Gefühl habe ich von ihm auch gehabt und ich glaube, dann macht es auch Sinn, das Ganze zu beenden.

 

Dh. die Entwicklung wurde nicht erst durch das Sportwoche-Interview Mitte Dezember in Gang gesetzt?
Ja, wir haben immer wieder über diese Dinge diskutiert. Georg Pangl hat mir immer wieder mitgeteilt, dass gewisse Dinge nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. Das muss man akzeptieren. Dass das Ganze kein einfacher Job ist, muss man auch sagen. Wenn man sich den Herbst mit all den Themen ansieht, die da auf ihn hereingebrochen sind, dann ist das schon eine Herausforderung.

 

Georg Pangl hat sich immer auch durch seine besondere Kompromissfähigkeit definiert. Muss der Kompromiss in der österreichischen Bundesliga künftig ein bisschen der Durchsetzungskraft weichen? Ist hier die Bundesliga-Spitze, also auch Sie als Präsident, gefordert, künftig mehr den Takt vorzugeben?
Ich kann dazu nur sagen, dass ich sämtliche Präsidenten nach meiner Wiederwahl angeschrieben und dort deutlich zum Ausdruck gebracht habe, dass ich als Aufsichtsrats-Vorsitzender eine härtere Gangart wählen werde. Wenn wir Dinge verändern wollen – und das müssen wir – dann wird es künftig Entscheidungen geben, die nicht einstimmig ausfallen werden.

 

Dh. die Solidarität muss Platz machen, um Entscheidungen, die weh tun, zu ermöglichen?
Solidarität ist wichtig, aber wenn man etwas verändern will, muss man dorthin gehen, wo es weh tut. Das ist auch Fakt.

 

Insofern ist der Abgang von Georg Pangl, wenn man es positiv formulieren will, ein Signal an die Klubs? Wurden die Klubs jetzt durch diese Vorgänge wachgerüttelt?
Manche könnten das vielleicht so meinen.

 

Wie meinen Sie das?
Ich glaube, dass man solche Entscheidungen zum Anlass nehmen muss, um zu sagen: Freunde, die Dinge sind ernst zu nehmen. Wir müssen Dinge anpacken, die anstehen. Wir können nicht alles tage- und wochenlang zerreden.

 

In einem meiner Artikel habe ich bezüglich der Pangl-Nachfolge angesprochen, dass zum Beispiel der höchst erfolgreiche Vorstand der DFL, Christian Seifert, vorher nicht im Fußball-Bereich tätig war. Wenn es nach Ihnen geht: Wäre es für Sie vorstellbar, dass jemand neuer Bundesliga-Vorstand wird, der nicht zu den österreichischen Fußball-Insidern zählt, sondern primär Manager-Qualitäten mitbringt?
Ich glaube es muss erlaubt sein, die Struktur der Geschäftsstelle generell zu überdenken. Es muss auch erlaubt sein, ob man drei oder zwei Vorstände braucht oder einen. Es muss auch erlaubt sein, wie man die Aufgabenteilung künftig vornimmt. Es ist hier keine Gefahr in Verzug, die beiden anderen Vorstände, Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits übernehmen die Agenden von Georg Pangl zunächst. Das muss man alles überdenken, auch ich habe dazu mehrere Ideen, die wir mit dem Aufsichtsrat diskutieren werden. Dann werden wir festlegen, in welchem Rahmen dies geschieht.

 

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Ex-Bundesliga-Vorstand Pangl blickt auf Reinhard Herovits, Hans Rinner und Christian Ebenbauer

 

Welchen Zeitrahmen wollen Sie sich für diese Entscheidungen geben?
Die Struktur ist jetzt nicht das Thema, wir müssen die anstehenden Dinge wie etwa Ligensponsoring erledigen. Das gilt es rasch abzuarbeiten. Alles andere ergibt sich vielleicht von selbst.

Danke für das Interview!

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