‚Wir wollen den Status als Nummer drei in Wien festigen'
Der FAC hat sich in den vergangenen Jahren an der Vienna und am Wiener Sportklub vorbei zur Nummer drei in Wien in die Sky-Go-Erste-Liga geschossen. Im Interview mit 90minuten.at erklären der Finanzverantwortliche Benedikt Pultar sowie Klubmanager Mathias
90minuten.at: 16 Runden hat der FAC in der Sky-Go-Ersten-Liga absolviert. Woran erkennen Sie den Unterschied zwischen der Regionalliga und der Sky Go Ersten Liga?
Slezak: Für mich ist der Unterschied in meinem Aufgabenbereich, also bei der Organisation und Pressearbeit, ganz deutlich zu spüren, da merke ich es jeden Tag. Das Medienaufkommen ist einfach viel größer. Bei unserer ersten Pressekonferenz nach dem Aufstieg waren drei Kamerateams, fünf Print- und zwei Radiojournalisten anwesend, das ist schon was ganz anderes als in der Regionalliga. Sportlich gibt es natürlich auch Unterschiede: Wenn du jetzt nach Innsbruck fährst und dort vor 4.000 Leuten im Tivoli-Stadion spielst, das ist was anderes, als wenn du in Stegersbach spielst - bei allem Respekt vor Stegersbach. Wir haben in der Ersten Liga nur mit Profitruppen zu tun. Wenn du dir anschaust, wen zum Beispiel der LASK verpflichtet hat, das sind Spieler, die Großteils ohne Probleme in der Bundesliga mithalten könnten. Mit Christopher Drazan haben die sogar einen ehemaligen Teamspieler. Das ist vor allem an der Spitze eine immense Qualität, aber das Gefälle ist auch viel geringer als in der Regionalliga.
< blockquote> Wie weit ist die Professionalisierung der FAC-Spieler bislang vorangeschritten? Slezak: Etwa zwei Drittel unserer Spieler konzentrieren sich jetzt komplett auf den Fußball. Drei, vier Spieler haben noch einen 40-Stunden-Job, insgesamt sind fünf bis sechs unserer Spieler berufstätig. Unser Tormann (Rene Swete) etwa geht noch nebenbei arbeiten, ebenso unser Kapitän (Andreas Bauer). Manche fokussieren sich jetzt mehr auf den Fußball als früher und haben ihre Stunden runtergesetzt. Der Prozess war sehr schleichend, und als Verein war es uns wichtig, zu sagen: Wenn einer arbeiten will, dann soll er das auch machen. Du kannst unserem 29-Jährigen Kapitän nicht sagen, dass er seinen Job kündigen muss, das fänden wir unverantwortlich. Gerade im Profifußball kann es so schnell gehen, du weißt nicht, ob du 3 oder 10 Jahre in der Liga spielst oder ob die Geschichte im Mai schon wieder vorbei ist. Dann hat der seinen Job gekündigt, und das für 9 Monate Abenteuer. Für Auswärtsspiele müssen sich die Berufstätigen dann natürlich Urlaub nehmen. Das ist eben dann die Herausforderung: Wenn du einen 40-Stunden-Job und Familie hast und dann nach Lustenau fährst, da bleibt nicht mehr viel Freizeit übrig. Für uns als Verein geht es um finanzielle Geschichten, um organisatorische Sachen, da kannst du nicht einfach den Schnitt machen und sagen: Ab 1. Juli sind wir alle Profis. Wie sieht es mit der Gehaltsstruktur im Verein aus? Kann man beim FAC reich werden? Würde der Verein in eine finanzielle Schieflage geraten, wenn er nach dieser Saison wieder in die Regionalliga absteigen müsste? Werden dann jedes Jahr aufs Neue Verträge über ein Jahr geschlossen? Wie sieht denn das Budget für die Erste Liga in dieser Saison aus? Wie hoch ist der Anteil der Kampfmannschaft am Budget? Vor der Saison musste der FAC-Platz für die Erste Liga aufgerüstet werden. Wie hat sich das finanziell niedergeschlagen? Gibt es auf längere Sicht Pläne, was man aus dem Stadion machen kann? < blockquote> Zurück zum Sportlichen: Vor der Saison wurde das Ziel „Nichtabstieg" ausgegeben. Bleibt es dabei? Ist angesichts dessen eine längerfristige Planung überhaupt möglich? Was unternimmt der Verein, dass mehr Leute ins Stadion kommen? < blockquote> Welchen Anteil am gesamten Budget haben die Zuschauereinnahmen? Heißt das, dass mit dem jetzigen Schnitt von knapp 1.200 Zuschauern die Einnahmen aus dem Zuschauerbereich verdoppelt werden? Abschlussfrage: In einem Rundruf der „Sportwoche" haben sich alle Trainer der Sky Go Ersten Liga für eine Reform der österreichischen Ligastruktur ausgesprochen. Wie steht der FAC zu dieser Thematik? Und von Ihrem persönlichen Gefühl her: Wird es demnächst eine Ligareform geben? Danke für das Interview!
Pultar: Das ist definitiv nicht der Fall. Bei den Verhandlungen mit den Spielern vor der Saison haben wir vereinbart, dass sie auf jeden Fall das bekommen, was sie auch in der Regionalliga gehabt haben. Natürlich haben wir dann auch den einen oder anderen Neuen holen müssen, für den wir auch ein bisschen ins Tascherl greifen mussten. Ein Gehalt bei uns ist ungefähr mit dem in einem Akademikerjob in der Privatwirtschaft vergleichbar.
Pultar: Eben wegen dem Risiko, dass es wieder nach unten gehen kann, ist es unsere Philosophie, dass wir mit den meisten Spielern Ein-Jahres-Verträge geschlossen haben. In einzelnen Fällen gibt es die Option auf Verlängerung, unter der Voraussetzung, dass wir die Liga halten.
Pultar: Von meinem persönlichen Gefühl her werden wir sicher in Zukunft mehr Verträge mit Verlängerungsoption abschließen. Da es jedes Jahr wieder hinuntergehen kann, macht ein Vier-Jahres-Vertrag ohne jede Klausel keinen Sinn. In der Regionalliga Ost habe ich nicht mehr das Fernsehgeld und andere Einnahmen, und dann komme ich in grobe Schwierigkeiten.
Pultar: In die Lizensierung sind wir mit 1,3 Millionen Euro Gesamtbudget hineingegangen. Als dann feststand, dass wir aufsteigen und die Euphorie im Umfeld groß war, kam dann auch der eine oder andere Sponsor und hat aufgrund der erhöhten Präsenz des Vereins seinen Sponsorenbeitrag erhöht. Wir können davon ausgehen, dass wir jetzt etwa 10 Prozent mehr haben, als wir bei der Lizensierung angenommen haben. Da ist aber noch Potential da.
Pultar: Mehr als 90 Prozent. Der Nachwuchs finanziert sich größtenteils selbst, wir verrechnen ihm nichts – was durchaus unüblich ist. Bei anderen Vereinen muss der Nachwuchs auch einen Teil zum Budget der Kampfmannschaft beisteuern. Wir können im Nachwuchsbereich einen attraktiven Mitgliedsbeitrag anbieten, der sehr viel geringer ist als bei anderen Vereinen in der Umgebung, die eine ähnliche Qualität bieten wie wir. Es ist aber nicht unser Ziel, am Nachwuchs Geld zu verdienen, sondern es ist die Philosophie, dass talentierte Spieler nicht wegen eines hohen Mitgliedsbeitrags nicht zu uns kommen. Wir wollen die Qualität haben, und durch den Aufstieg gibt es einen entsprechenden Zulauf im Jugendbereich, aber die Mitgliedsbeiträge finanzieren gerade einmal den Spielbetrieb, die Trainergehälter, Schiedsrichter, Turniernenngelder und solche Sachen.
Pultar: Wenn ich Medienberichte verfolge, was andere Vereine, speziell im Westen, aber auch in Amstetten, dafür ausgeben, ihr Stadion bundesligatauglich zu machen - da waren wir verdammt günstig. Wir haben da wirklich mit dem Peter Eigl eine extrem fähige Person, was solche Sachen betrifft, der extrem wiff ist, der auch mit den Unternehmen sehr gut verhandelt und sich nicht über den Tisch ziehen lässt. Und das hat sich dann auch eindeutig niedergeschlagen. Ich sag mal: So günstig, wie wir die Anlage bundesligatauglich gemacht haben, wird das wahrscheinlich anderen Vereinen schwerfallen.
Pultar: Das ergibt sich aufgrund der Lizensierungsvorschriften. Als Aufsteiger haben wir die Übergangsbestimmungen in Anspruch genommen, die für die erste Saison gelten. Die fallen aber mit der zweiten Saison weg. Dadurch werden unsere B-Kriterien zu A-Kriterien. Zum Beispiel muss dann ein Drittel der gesamten Stadionkapazität überdacht sein, egal ob Steh- oder Sitzplätze. Dazu kommt die weitere Erweiterung der Flutlichtanlage, da sind jetzt noch 600 Lux vorgeschrieben, und ab der nächsten Saison sind es 800 Lux. Da wird man auch investieren müssen. Dann gibt es noch kleinere Teilbereiche, wo man noch aufbessern muss und wo in der zweiten Saison der gute Wille uns gegenüber als Aufsteiger wegbricht. Natürlich arbeiten wir jetzt schon daran, weil die Abgabefrist für die nächste Lizensierung der 15. März ist. Da müssen wir alles stichhaltig nachweisen, was an Investitionen notwendig ist und wie wir planen, das umzusetzen.
Slezak: Wenn wir als Aufsteiger in dieser engen Liga nicht absteigen, ist das auf jeden Fall ein Erfolg. Wir haben gesagt, wir wollen mindestens auf Platz 8.
Slezak: Es gibt eine konkrete Planung, in der es das Wichtigste ist, wie wir die Saison hinter uns bringen. Und dann gibt es Visionen, die durchaus längerfristig sind. Vor vier Jahren haben sich unser Obmann Walter Brand und unser Präsident Jürgen Schmidt zusammengesetzt und die Vision „Quo vadis FAC 2015" ausgearbeitet. Da stand dann drinnen, dass wir Ende 2015 die Nummer drei in Wien sind und ein gewichtiges Wort um den Aufstieg in die zweite Liga mitreden. Damit waren wir jetzt ein Jahr zu früh dran. Im Moment steht alles unter dem Motto, dass wir unseren Status als Nummer drei in Wien festigen wollen. Da ist extremes Potential vorhanden: Wir haben den Zuschauerschnitt im Vergleich zur Regionalliga mehr als verdoppelt, obwohl wir letztes Jahr Meister waren. Und wenn du dir anschaust, wie viele Einwohner der 21. und der 22. Bezirk haben, dann sind wir da bei weitem noch nicht am Ende. Das zweite große Projekt ist, die Nachwuchsarbeit zu verstärken und den Durchfluss nach oben leichter zu gestalten. Im Moment gibt es noch keine Amateurmannschaft, das haben wir für das nächste Jahr in der Planung. Das ist der nächste Baustein, um zu gewährleisten, dass junge Burschen mit Talent irgendwann ein Thema für die Kampfmannschaft werden. Im Moment ist es so, dass wir im Nachwuchs sehr gut sind: Letztes Jahr waren wir Zweiter in der Gesamtwertung und Meister mit der U18. Das Problem ist aber, dass wir zwischen Profis und Jugend ein Loch haben, und dass wir die Burschen dann wieder aus dem Verein weggeben müssen. Der Sprung von einer U18 in eine Zweitligamannschaft ist einfach zu groß, das sieht man auch bei anderen Vereinen, die eine Akademie haben und damit viel mehr Möglichkeiten haben als wir. Und die dritte Säule ist die Infrastruktur. Eine weitere überdachte Tribüne zum Beispiel zieht wieder mehr Zuschauer an.
Slezak: Der erhöhte Zuschauerschnitt hat für mich zwei Gründe. Zum einen ist die neue Liga interessant, die Berichterstattung ist häufiger, und das kannst du kanalisieren. Zum anderen sind die Leute neugierig, und das ist die Chance, die du nutzen musst. Wenn die Leute herkommen und von einem Ordner unfreundlich angeschnauzt werden, ihnen dann der Wind um die Ohren weht und die Mannschaft auch noch verliert, dann kommen die nie wieder. Das haben wir ganz gut geschafft: dass die Leute freundlich begrüßt werden, dass wir keine langen Wartezeiten haben, dass auch die sportlichen Leistungen passen. Wir müssen vor allem die Leute aus dem Bezirk holen. In Wien hast du die Austria und Rapid, von dort werde ich nie einen richtigen Fan dazu bringen, dass der plötzlich zu uns kommt. Der schaut sich's vielleicht einmal an, aber den kannst du nicht umdrehen. Deswegen fokussieren wir uns vor allem auf den Bezirk. Da hatten wir zum Beispiel vor den ersten Heimspielen Flyer-Aktionen: Da haben wir unsere Nachwuchs-Burschen und zum Teil Funktionäre im Bezirk herumgeschickt und Flyer austeilen lassen, mit denen es dann billigeren Eintritt gegeben hat. Dann hatten wir vor kurzem eine Schulaktion, bei der ich mit vier Spielern in eine Schule in Strebersdorf gegangen bin. Dort haben jedem Kind Freikarten in die Hand gedrückt und gesagt: Kommt, wir wollen euch und eure Eltern gegen Wacker Innsbruck im Stadion haben. Das ist etwas, was wir noch weiter ausbauen wollen. Im Bezirk musst du es schaffen, dass du die Nummer eins bist. Die Leute, die jetzt kommen, müssen wir halten, und dann müssen wir schauen, dass wir kontinuierlich welche dazu kriegen.
Pultar: Einen verschwindend geringen Anteil. Wir haben pro Spiel mit 500 Karten zu jeweils zehn Euro gerechnet. Das sind 90.000 Euro über die ganze Saison, also nicht einmal zehn Prozent vom Budget.
Slezak: Mit den kalkulierten 500 Besuchern sind wir sehr defensiv hereingegangen. Alles, was darüber hinausgeht, ist gut für uns, weil das Gelder sind, mit denen wir nicht geplant haben.
Pultar: Das kann man so nicht sehen. In die Zuschauer ist alles mit hineingerechnet, also auch Freikarten und Abonnements. Von den Tageskarten her sind wir leicht über dem Budget. Durch unsere Aktionen sind in den ersten drei Heimspielen besonders viele Zuschauer gekommen, und wir haben gemerkt: Wenn wir solche Aktionen nicht bringen, kommen auch weniger Zuschauer. Da könnte man sich dann natürlich auch fragen: Waren die Gegner oder die Termine unattraktiv? Oder war das Wetter schlecht? Aber ich bin überzeugt, wenn wir wieder eine Aktion starten, steigern wir die Tageskartenabsätze wieder über das Budget hinaus.
Slezak: Die Trainer haben natürlich vor allem den sportlichen Aspekt vor Augen. Ich finde, dass eine Ligareform weiter greifen muss. Da geht es dann um Dinge wie Wirtschaftlichkeit und Zuschauerinteresse und darum, wie viele Profivereine der österreichische Markt verträgt. Da gibt es sicher keine Patentlösung, weil man sich nicht so viel von anderen Ländern mit ihren anderen Rahmenbedingungen abschauen kann. In England und Deutschland ist der Markt ganz anders, in der Schweiz ist die Wirtschaftskraft höher, obwohl die Liga dort ungefähr vergleichbar ist mit der österreichischen. Da geht es auch um Infrastruktur: Wie viele Stadien habe ich, die für die erste Liga tauglich sind?
Slezak: Na ja, das Format ist jetzt erstmal beschlossen. Es gibt einen Fernsehvertrag, der auf diese Anzahl von Spielen in den beiden obersten Ligen festgeschrieben ist. Einfach eine Veränderung durchzuziehen, nur um etwas zu verändern, halte ich nicht für sinnvoll.
Pultar: Österreich ist ein Land mit vielen Klein- und Mittelbetrieben, wo es wenige Riesen-Unternehmen gibt. In der Schweiz gibt es sehr viele Banken, der Finanzdienstleistungssektor ist dort sehr stark ausgeprägt, davon profitieren auch die Vereine. Wenn du in Deutschland als Verein bei einem Unternehmen anklopfst und um ein paar hunderttausend Euro bittest, dann merken das die Unternehmen nicht einmal. Das andere ist der gesellschaftliche Stellenwert. In Österreich hat der Fußball nicht denselben Stellenwert wie in Deutschland oder der Schweiz. In Deutschland etwa gehen wesentlich mehr Familien ins Stadion. Und das schlägt sich dann auf die wenigen großen Unternehmen nieder, die wir in Österreich haben, und auf ihre Bereitschaft, einem Verein Geld zu geben.
Slezak: Ich kann mich allerdings nicht erinnern, wann wir in Österreich zuletzt eine so eine attraktive zweite Liga hatten. Da sind Mannschaften drin, LASK, Innsbruck, Mattersburg, die eigentlich in die Bundesliga gehören. Der FC Liefering spielt im Stadion in Wals, das heißt, dass in zwei EM-Stadien gespielt wird, plus das neue in St. Pölten. Dazu kommen wir als Club aus der Hauptstadt. Also, die Liga ist heuer schon ziemlich geil. Man muss sich natürlich anschauen, wie das weitergeht, es gibt sicher Kritikpunkte, die auch ihre Berechtigung haben. Sicher wären aus unserer Sicht weniger Fixabsteiger wünschenswert. Man kann aber nicht per se sagen, dass alles schlecht ist.