Wacker-Sportdirektor Florian Klausner: ‚Für mich ist fix, dass wir den Turnaround schaffen'
Der ehemalige Co-Trainer und nunmehrige Sportdirektor des FC Wacker Innsbruck ist so kurz im Amt, dass er eigentlich noch nicht viel über seinen Job sagen kann. Tut er doch - im Interview mit 90minuten.at. Auch mit Ausblick auf die Zukunft: „Langfristig w
90minuten.at: Gratulation zum Job. So viele Sportdirektoren gibt es in Österreich nicht. Die Personalentscheidung kam wohl für alle überraschend. Auf für Sie?
Florian Klausner: Danke! Das kam relativ unerwartet, vor allem das erste Gespräch. Auch, dass es dann so schnell geht.
Wie umreißen Sie Ihre Aufgaben? Ein Trainer hat überall dieselben Aufgaben, bei Sportdirektoren gibt es da immer wieder Unterschiede...
Ich sage trotzdem, dass ich die klassischen Aufgaben habe, was den Strukturaufbau im sportlichen Bereich betrifft. Grundsätzlich geht es auch um die Unterstützung für den Trainer, damit er sich zu hundert Prozent aufs Training konzentrieren kann. Ich soll auch das ganze langfristig planen und auch umsetzen.
Wenn ein Sportdirektor bei einem Traditionsverein präsentiert wird, erwarten sich viele einen bekannten Namen. Zweitligakicker, Magister der Betriebswirtschaft und der Sportwissenschaft sowie jahrelange Arbeit als Co-Trainer dürften das kompensieren können, oder?
Mein von Ihnen erwähnter Werdegang kann sicherlich nicht schaden- speziell, um betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, gerade am Sportdirektorposten. Grundsätzlich ist die öffentliche Wahrnehmung nicht das Wichtigste, sondern das, was am Platz ist beziehungsweise dann bei mir im Büro passiert.
Denken Sie, trotz des guten Lebenslaufes, dass es dann bei Vertragsverhandlungen schon sein kann, dass Parits oder Zellhofer gewichtigere Namen und somit Argumente sein können als Klausner?
Das ist wurscht. Das hat dann nichts mit dem Namen zu tun.
Wie werden Sie die Rolle angehen? Stefan Reiter wirkt oder ist möglicherweise sogar wichtiger als der Mann auf der Bank, der sich Cheftrainer nennt.
Das wird das Tagesgeschäft zeigen, wie ich das umsetzen werde. Ich will sachlich, unaufgeregt und zielorientiert an die Dinge herangehen, das entspricht meinem Naturell.
Wacker Innsbruck beansprucht eine große Vergangenheit für sich. Außer Red Bull Salzburg, Rapid, Austria oder Sturm kommt aber wohl niemand umhin, sich an den erwähnten Riedern zu orientieren.
Es wird sicher so sein, dass wir versuchen werden, uns als Ausbildungsverein zu positionieren, dass wir junge Spieler verpflichten oder aus dem eigenen Nachwuchs aufbauen, um die dann im Endeffekt zu verkaufen. Das wird unsere Philosophie am Anfang sein. Langfristig wollen wir mit den großen Vieren auch einmal wieder mithalten. Davor steht aber die Ausbildung im Vordergrund.
Ist das in Tirol eventuell besonders schwer? Vorarlberg hat zwei Profiklubs, Salzburg zweieinhalb. In Tirol kommt dann erst Wattens in der Regionalliga West.
Die Ausbildung ist gut, wird immer besser. Man sieht ja auch bei uns im Kader, dass immer mehr junge Tiroler den Weg schaffen. Die nächste Generation geht dann nicht mehr weg oder ins Ausland, weil sie die Chance hier sehen. Das Ziel muss sein, dass man über kurz oder lang einen zweiten Verein in die Nähe der zweiten Liga bringt. In unserem Fall wäre das die WSG Wattens, die eben derzeit Zweiter in der Regionalliga ist. Wenn die das schaffen, können wir es schaffen, noch besser zu kooperieren. Das machen wir eh schon, aber dann ginge es noch besser, wenn wir in der zweithöchsten Spielklasse noch einen guten Verein hätten.
Von der Zukunft zum Aktuellen. Wenn man sich die Headlines anschaut, könnten Fußballinteressierte glauben, dass es schlecht um Wacker steht. Kein Geld für Schuhe, Trainingslager oder einen ‚externen' Sportdirektor, dazu die Aussage, Lukas Hinterseer – die Lebensversicherung – müsste für die Lizenz verkauft werden. Anscheinend nicht so das beste Umfeld, um als Sportdirektor anzufangen...
Ich sage, dass ich mir eine sehr interessante Stelle ausgesucht habe! Es wird in den Medien viel geschrieben und gewisse Sachen sind so nicht korrekt. Die Fußballschuhe werden schon bezahlt. Das mit dem Trainingslager stimmt, da schauen wir noch, was wir machen. Der Lukas wiederum muss nicht verkauft werden, da verhandeln wir noch. Das ist schon eine interessante Aufgabe gleich für mich am Anfang, dass wir da Dinge gerade rücken, ein besseres, positiveres Auftreten haben. Dann muss man schauen, was summa summarum dabei herauskommt. Wie schon gesagt, die Wahrheit liegt am Platz.
Vom Co zum Sportdirektor. Das ging bei Sturm in die Hose. Wie stehen Sie dazu, vom Assistenten vom Chef zum Chef vom Chef zu werden?
Ich habe das ganz professionell mit dem Roli besprochen. Wir haben schon länger ein gutes Verhältnis, das war auch als Co-Trainer schon so. Im Endeffekt wollen wir beide das Gleiche, nämlich den Erfolg der Kampfmannschaft. Durch diesen Posten kann ich dem Roli sehr viel abnehmen, die Verhandlungen mit Spielern und Managern. Er kann sich dafür voll und komplett auf die Mannschaft konzentrieren und kann damit sehr professionell damit umgehen.
Möglicherweise müssten Sie ihn aber rausschmeißen, wenn es sportlich nicht gut läuft. Er wird das zwar wissen, aber es ist problematisch.
Mit dem Gedanken habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht auseinander gesetzt. Für mich ist fix, dass wir den Turnaround schaffen und einige Punkte machen sowie er dann im Frühjahr und darüber hinaus unser Trainer sein wird. Ganz einfach.
Wir danken für das Gespräch!