Sturm-Manager Goldbrich: ‚Das ist eine Frage, die ein Journalist normalerweise nicht stellen würde'

Sturm Graz-Funktionäre standen zuletzt im Verdacht, Insiderinformationen an bestimmte Medienvertreter weiterzugeben. Gerhard Goldbrich glaubt nicht daran, würde aber seine Hand nicht ins Feuer legen. Ein Gespräch über steirische Medienpolitik und die Zuku

90minuten.at: Herr Goldbrich, Sie haben die sportlichen Agenden von Ayhan Tumani übernommen. Wohin wollen Sie Sturm sportlich entwickeln?
Gerhard Goldbrich: Der Ayhan hat sich intensiv um den sportlichen Bereich gekümmert. Die Sportbetriebe haben wir aber gemeinsam geführt. Daher waren wir in engster Abstimmung. Aber Sturm hat schon seit längerem eine klare Philosophie: Wir wollen am Spielersektor regional verwurzelt sein, auf junge Talente setzen und einen Kader haben, der eine gute Mischung ist. Es gibt keine junge Mannschaft. Es gibt keine alte Mannschaft. Es gibt nur eine Mannschaft mit der richtigen Mischung. Und der Peter Hyballa wird die finden. Da mische ich mich nicht ein. Wo ich ansetzen will: Wir haben hohes Potential im Fachleutestab bei Sturm Graz. Wir müssen die Leute noch stärker einbinden, aber wir werden keine neuen Positionen schaffen. Wir wollen die Kampfmannschaft bis zur U-7 zusammen führen, die Philosophie durchziehen. Wir haben ein 200-Seiten-Dossier, wie die Ausbildung bei Sturm funktionieren soll. Wir müssen da nur stärker zusammenfinden. Von oben nach unten. Und von unten nach oben.


Als Grund für die Trennung von Ayhan Tumani wurden „Differenzen über die zukünftige sportliche Ausrichtung" genannt. Kann man jetzt davon ausgehen, dass Tumani eine andere Vorstellung hatte, als Sie mir jetzt erzählen?
Nein. Weiß ich nicht. Ich weiß es wirklich nicht und ich will es auch nicht wissen, weil es mich nichts angeht. Ich war bei den ganzen Gesprächen nicht dabei, deshalb will ich das auch nicht kommentieren.


Aber Sie haben ja vorhin gesagt, dass Sie in die Arbeit von Tumani auch eingebunden waren. Sie müssen ja wissen, was seine Philosophie für den Verein war?
Ja, aber ganz ehrlich: Das kommentiere ich nicht. Es wurde ja auch in den Gremien Stillschweigen vereinbart und jetzt werde nicht ich zu Reden beginnen.


Sie haben vorhin die Jugendarbeit angesprochen, die ein großer Teil der Sturm-Philosophie sein soll. Wie sieht Ihr Plan dafür aus?
Ich habe mir das schon im Vorstand angeschaut, auch die letzten drei Monate. Wenn man sieht, was Sturm die letzten Jahre herausgebracht hat, dann muss ja ziemlich viel stimmen. Prödl, Beichler, Jantscher, Leitgeb, Kainz, Klem, Schloffer. Wir brauchen keine neuen Positionen, es muss nur jeder in seiner Funktion ein Stück mehr Verantwortung übernehmen. Es ist der Spirit da. Alle gemeinsam geben Gas. Wir haben ja gute Leute.

 

Peter Hyballa ist oft eine Spur undiplomatisch, aber er hat mit vielen Dingen auch Recht gehabt< /div>< /div>


Das heißt: Sie würden gerne die Verantwortung von beispielsweise Neukirchner, Goriupp, Pegam im Verein erhöhen?
Das sind drei ganz wichtige Leute in diesem Verein. Und wir setzen uns heute einfach mal zusammen. In Österreich braucht man sich nicht genieren, wenn man Schopp, Neukirchner und Goriupp als Amateurteam-Trainer hat.


Und diese drei Mitarbeiter würden Sie gerne zu einem Expertenteam zusammenwerfen, das Sie in der sportlichen Führung unterstützt?
Die drei Personen sind ja bereits eingebunden. Es werden auch keine neuen Funktionen geschaffen. Wir wollen nur einfach den Kontakt untereinander intensivieren. Weil auch diese Durchgängigkeit vielleicht eine Spur gefehlt hat. Vielleicht ist die interne Kommunikation zwischenzeitlich zu wenig gewesen. Aber grundsätzlich sind wir ja gut aufgestellt. Das Gefühl ist auch wieder da: Ärmel auffe, gemma, Sturm-Gfühl, ausse. Das ist da und das gehört geschärft. Weil die Qualität in den einzelnen Bereichen, die haben wir.


Peter Hyballa hat die Qualität der Jugendarbeit kritisiert. Finden Sie die Kritik berechtigt oder ist das einfach die undiplomatische Forschheit des Trainers?
Die Wahrheit wird immer in der Mitte liegen. Sportler und Fußballer sind halt auch eine Spur eitel und Egoisten. Wenn man bei einem emotionalen Sportler reinpoltert und ihm sagt, dass er dies und das schlecht macht, dann macht der zu. Und es ist einer meiner Hauptjobs, das zusammen zu führen. Ich glaube, dass wir eine sehr sehr gute Jugendarbeit haben, aber es heißt nicht, dass alles zu 100-Prozent richtig ist. Ein Blick von außen tut auch ganz gut. Und der Peter war ja ein sehr guter Jugendtrainer. Er ist oft eine Spur undiplomatisch, aber er hat mit vielen Dingen auch Recht gehabt.

 

Wenn eine Veränderung kommt, ist das schwierig. Es fühlt sich immer jemand auf den Schlips getreten< /div>< /div>

 

Machen manche Mitarbeiter dem Sturm-Trainer gegenüber zu?
Das kann ich so nicht beurteilen. Ich war in der Vorstandsrolle im Tagesgeschäft nicht drinnen. Aber wenn ich mir die letzten Tage und Wochen anschaue, hat sich das auch eingespielt. Das ist halt so: Wenn ein bisserl ein Stilumbruch kommt, ein anderes System, eine Veränderung – das ist schwierig. Es fühlt sich immer jemand auf den Schlips getreten.


Sprechen Sie mit Peter Hyballa über seine launigen Aussagen, die manchmal auch angriffig wirken können?
Natürlich reden wir drüber. Aber ich will jetzt nicht werten. Der Peter passt zu Sturm und er taugt mir. Manchmal ist sein Temperament halt eine Spur zu viel. Und wenn ich Kritik übe, dann in meiner Firma und nicht in der Öffentlichkeit. Untereinander gehört einmal gestritten und gefetzt. Das ist Fußball. Aber dann geht man raus auf die Wiese. Dort streiten wir auch, aber miteinander gegen alle anderen.
Viele Medien haben jetzt einige Wochen scharf gegen Trainer Hyballa und Ayhan Tumani geschossen.

 


 

Wie fanden Sie das?
Ich bin der Letzte dem es zusteht die Medien zu kritisieren. Es gab Medien, die waren für den Peter Hyballa. Andere dagegen. Manche haben sich auf mich eingeschossen. Das ist das Mediengeschäft.

 

Viele Dinge sind fairerweise nicht geschrieben worden< /div>< /div>

 

Haben Sie die Berichterstattung fair gefunden oder ging sie zu weit?
Viele Dinge waren vielleicht nicht fair. Auf der anderen Seite sind viele Dinge fairerweise nicht geschrieben worden. Ich will das nicht werten. Es liegt nicht in meiner Kompetenz die Medien zu beurteilen.


Viele Medien haben von Spielern berichtet, die sich negativ über den Trainer geäußert haben...
...gibt es sowas? Ich habe das nicht mitbekommen. Ich habe auch in den Medien keine negativen Aussagen von Spielern über den Trainer gelesen.


Das Problem dabei ist, dass Spieler das natürlich nur unter der Hand sagen. Der Name wird dann nicht abgedruckt, aber die Meinungen fließen in die Berichterstattung mit ein.
Auf das Thema will ich mich nicht einlassen. Das Thema ist für mich Geschichte. Mein Job ist, dass wir uns gemeinsam Ziele setzen und diese auch erreichen wollen. Wir wollen nicht zu viel nachdenken, was der eine über den anderen gesagt hat. Wenn dem so war, hoffe ich, dass das Vergangenheit ist und mit der will ich mich nicht mehr beschäftigen. Wenn ich jetzt ins Trainingszentrum gehe, sehe ich ein Lachen und ein Glänzen in den Augen. Wir sind am Weg, wie Sturm aufzutreten. Und das zählt für mich.


Würden Sie für alle Sturm-Mitarbeiter die Hand ins Feuer legen, dass Sie keine Insiderinformationen an Medienvertreter weiter geben?
Also wir haben 300 Mitarbeiter und da kann ich nicht für jeden die Hand ins Feuer legen. Graz ist klein und keine Weltmetropole. Es kennt jeder jeden. Ich war die letzten zehn Jahre Sponsorvertreter und es waren immer Informationen in der Zeitung, wo ich mir gedacht habe, wie gibt es das, dass das einer weiß. Das ist glaube ich bei Rapid und der Austria aber auch so.


Wie sehen Ihre Kontakte zu Medienvertretern aus? Haben Sie dem ein oder anderen schon mal ein bisschen mehr erzählt als dem anderen?
Erstens einmal ist das eine Frage, die ein Journalist normalerweise nicht stellen würde. Das wundert mich jetzt.


Wieso?
Ich werde jetzt in ein Eck gestellt. Da haben wir einen der medienaffin ist, der bei der Styria, bei der Kronenzeitung und auch in der Kommunikation tätig war. In Wahrheit ist es so: Ich versuche die Meinung nach außen einzudämmen. Viele Dinge haben in der Öffentlichkeit nichts verloren. Ich habe drei Monate lang mit Puntigamer verhandelt, haben Sie irgendwo bei irgendwem was über Puntigamer gelesen? Nein. Das wäre ja unseriös meinem Partner gegenüber. Ich kann auch nichts über Spielerverhandlungen sagen.


Man könnte gewisse Informationen ja gezielt einsetzen. Wir haben aus vertrauenswürdiger Quelle erfahren, dass Sie bei Medienvertretern Bedenken gegen Hyballa und Tumani geäußert haben sollen...
Das glaube ich nicht. Man hört, man hört, man hört. Das gilt für mich nicht. Es wird so viel behauptet. Das kann ich mir nicht vorstellen. Was möchten Sie jetzt hören von mir? (Überlegt) Na gut, das einzige was ich gemacht habe, war bei Talk und Tore und vor laufender Kamera: Da habe ich gesagt, dass Peter Hyballa etwas Undiplomatisches gemacht hat und das gefällt mir nicht. Daraus mache ich auch keinen Hehl.

 

Ich habe mit Sportjournalisten in letzter Zeit nichts zu tun gehabt< /div>< /div>


Was auffällig war: Die Steirerkrone und die Kleine Zeitung zeichneten die letzten Wochen ein ziemlich negatives Bild von Trainer Hyballa. Sie waren lange Zeit selbst als Journalist bei der Krone. Sie könnten ein schiefes Bild des Trainers ja schnell korrigieren.
Man muss sagen: Das war keine einfache Zeit. Ich werde immer in das Eck geschoben, bei der Krone gewesen zu sein. Aber zu meiner Zeit hat es viele der Journalisten, die heute dort sind, nicht gegeben. Ich habe mit Sportjournalisten in letzter Zeit nichts zu tun gehabt.


Das Internetportal „Sturm12.at" hat Vorgangsweisen der Sturm-Führung immer wieder kritisch beleuchtet. Sie haben nun beschlossen keine Vereinsangestellten mehr zu deren Diskussionsstammtischen zu entsenden. Warum?
Ich weiß jetzt nicht genau ob das stimmt.


Der Pressesprecher von Sturm Graz hat das „Sturm12.at" so kommuniziert.
Faktum ist: Wir starten sehr erfolgreich eine relativ große Medienoffensive. Wir machen 25 öffentliche Auftritte im Jahr selbst. Es heißt nicht, dass keine Vereinsangestellten mehr zum „Sturm12"-Stammtisch mehr gehen dürfen. Aber wir würden gerne wissen, welches Thema gewählt wurde und was passiert. Wir haben pro Woche cirka 100 Anfragen. Das werden wir zusammen nicht schaffen.

 

Sturm12.at lässt auch nichts Positives zu. Oder nur sehr wenig.< /div>< /div>


Das heißt: Keine Vereinsangestellten mehr für das Diskussionsforum des kritischen Portals „Sturm12.at"?
Sturm12 ist ein tolles Portal. Aber sie lassen auch nichts Positives zu. Oder nur sehr wenig.


Die Berichterstattung erscheint fair. Stoßen Sie sich am Kritischen?
Ich will das gar nicht werten. Aber es muss uns zugestanden werden, dass wir die Vereinsangestellten für unsere 25 Stammtische im Jahr beanspruchen. Wir tun ja viel und möchten raus zu den Leuten, dass die auch wieder zu uns kommen. Das soll man uns zugestehen.


Es wirkt ein bisserl nach Strafe für kritische Berichterstattung.
Nein, ich glaube nicht, dass wir jemanden Strafen. Das ist nicht unser Ziel. Ich rede auch in Zukunft gerne mit Sturm12. Kritik ist immer gut, sobald sie konstruktiv ist, die bringt uns nur weiter.


Heißt das: In Zukunft dürfen wieder Vereinsangestellte zu den Diskussionsstammtischen des Internetportals?
Das weiß ich nicht. Ich muss mit unserem Pressesprecher eine Klausur machen, wo er die Strategie für die nächsten 12 Monate präsentieren wird. Da vertraue ich ihm und gebe ihm auch das gewisse Maß an Verantwortung. Er muss sagen: Das ist der richtige Weg, den wir gehen. Wir haben ja kein Interviewverbot gemacht. Es sind nur die Stammtische, weil wir das Format selber machen. Und bei aller Wertschätzung zur Kritik: man könnte ja auch einmal eine Geschichte drüber machen, dass alle mit Freude beim Training sind, wie die Jungs Gas geben. Die hauen sich rein, haben eine Gaudi und geben Vollgas. Es ist sehr viel Positives bei dem Verein.


Vor wenigen Wochen war alles negativ. Es gab eine Krisensitzung. Lag es nur an Ayhan Tumani?
Vielleicht verbreiten alle wieder eine gute Stimmung und vermitteln das auch. Aber ich kann Ihnen gar nicht sagen, was der Grund ist. An einer Person liegt es sicher nicht. Fest steht: Die Stimmung ist gut. Der Sturm ist vielleicht noch ein Lüfterl, aber der Wind ist ein Aufwind. Und alle sollen für Sturm einen Weg gehen.
Danke für das Gespräch.