Polster: 'Vielleicht dachte man, dass der Werbewert mit mir steigt'
Anton Polster ist nach vier Pflichtspielen als Admira-Trainer beurlaubt worden. Ein Gespräch über Auffassungsunterschiede, Sponsoreneinfluss, seinen Werbewert, Boulevardkriege und Unpünktlichkeit. Von Gerald Gossmann
90minuten.at: Wie und wann hat man Ihnen erklärt, dass Sie nicht mehr Admira-Trainer sind?
Anton Polster: Man hat mir das Freitag nach dem Training gesagt. Die Begründung war: Es gab Auffassungsunterschiede im sportlichen Bereich.
Hat man das auch konkretisiert?
Da gab es interne Gespräche. Was intern ist soll auch intern bleiben.
Aber nur zum besseren Verständnis: Die Admira-Vertreter haben Ihnen gesagt, es gibt sportliche Auffassungsunterschiede und Punkt?
Ja, so haben wir beide vereinbart, dass es heißen soll.
Manager Friedl meint gegenüber dem „Kurier“, es ging um Spielsysteme und –formen. Sie wollten mit einem Stürmer spielen, einige bei der Admira hätten lieber zwei gesehen.
Das ist Haarspalterei. Wir haben im Angriffsverhalten einen 7er, 10er, 9er und 11er plus den 8er. Von daher ist das Haarspalterei. Nachvollziehbar hin oder her, ich habe intern meine Meinung dazu gesagt. Aber sie dachten, es ist besser so.
Hat man Sie im Vorfeld gefragt, welches System sie spielen lassen möchten?
Nein, das ist auch schwierig. Das System richtet sich ja immer nach den Spielern. Natürlich hat man sich von Vereinsseite erkundigt und ich habe ein Trainerkonzept abgegeben. Dort steht detailliert drinnen, wie mein Fußballkonzept aussieht und wie ich arbeite. Das wurde euphorisch bejubelt.
Was stand dort genau drinnen?
Wie ich arbeite, wie meine Arbeitsmethoden sind. Neuromotorik, Spielphilosophie und so weiter.
Aber dann wusste die Admira ja, wie sie arbeiten wollen, warum gibt es jetzt Auffassungsunterschiede? Das passt doch nicht zusammen.
Ja, aber mehr kann ich dazu nicht sagen.
Manager Friedl hat gestern erklärt, dass eine Gruppe, die die Admira übernehmen möchte, für ihre Entlassung war. Wer ist diese ominöse Gruppe?
Keine Ahnung. Ich kenne die Gruppe nicht. Was im Hintergrund läuft weiß ich nicht und kann es daher auch nicht beurteilen.
Wie sind Sie damals zur Admira gekommen?
Der Erich Kirisits war einmal am Donaufeldplatz zuschauen, wo wir unser Meisterstück gemacht haben. Da wurde die Idee geboren, falls der Didi (Kühbauer, Anm.) nicht weitermacht, dass ich ein Thema wäre. Er hat mich gefragt, ob ich das machen würde.
Es heißt, dass Karl Cermak, Geschäftsführer von Admira-Sponsor Trailfracht, sie zur Admira gebracht hat.
Vielleicht ist der Herr Cermak Teil dieser Gruppe, ich weiß es nicht.
Sie haben dem „Kurier“ gesagt, dass sie Sponsoren mitbringen durften, weil ihr Gehalt nicht üppig war.
Das war Teil des Vertrages, das ich zwei Sponsoren mitbringen kann, die ich auf der Brust trage. Das war Ströck und Wiesbauer.
Es gibt viele Gerüchte darüber, wer Sie tatsächlich finanziert hat. Sie müssen es ja wissen.
Mein Gehalt habe ich von der Admira bekommen und die zwei Sponsoren sind meine Sache. Aber ich wurde von der Admira bezahlt.
Hatten Sie den Eindruck, dass Sponsoren im sportlichen Bereich zu viel mitreden?
Das kann ich nicht sagen.
Fällt es Ihnen auch deshalb schwer konkret etwas zu sagen, weil sie noch Vertrag bei der Admira haben?
Überhaupt nicht. Es ist einfach nicht meine Art und mein Stil etwas Negatives zu sagen. Die paar Wochen waren wunderschön. Ich glaube, dass ich mit der Admira die sportlichen Ziele erreicht hätte, wenn man mich gelassen hätte. Die Vertragsmodalitäten werden in den nächsten Wochen geklärt werden. Mir ist es ein Anliegen, dass das gut und fair über die Bühne geht.
Sie haben einen Einjahresvertrag gehabt mit Option auf ein zweites Jahr bei Klassenerhalt…
…das ist richtig und es wird noch geklärt in welcher Form wir uns da einigen.
Die „Krone“ schreibt, dass sie durch frühzeitiges Verlassen von Trainingseinheiten Respekt bei der Mannschaft verspielt hätten. Denken Sie, dass dem so war?
Das ist kompletter Blödsinn. Das ist wieder die Rivalität zwischen „Österreich“ und „Krone“. Obwohl ich mit der „Krone“ gut zusammengearbeitet habe, ist das jetzt so. Aber es ist klar, dass die „Krone“ über meine Kolumnisten-Tätigkeit bei der „Österreich“ nicht so erfreut ist.
Sie sind also weder zu spät gekommen noch haben Sie ein Training frühzeitig verlassen?
Ich bin weder zu spät gekommen, noch habe ich ein Training zu früh verlassen, noch irgendwas. Wir haben absolut professionell zusammengearbeitet. Da hat es keine Probleme gegeben. „Man glaubt immer, dass ich Informationen zuerst an `Österreich´ weitergebe“
Das heißt: Die „Krone“ erfindet das aus Konkurrenzdenken gegenüber „Österreich“?
Nein, das haben Sie jetzt gesagt, nicht ich. Aber man glaubt halt immer, dass ich jetzt Informationen zuerst an die „Österreich“ weitergebe. Ich kann nur sagen: Ich habe alle Medien gleich behandelt. Auch wenn die „Österreich“ Admira-Sponsor ist, war ich zu allen gleich.
Sie haben vor Meisterschaftsstart einen „Österreich“-Reporter für ein Spiel neben ihnen den Co-Trainer spielen lassen. Für einen Artikel. Das gab es für keine andere Zeitung.
Das war doch für die Admira unheimlich positiv, diese viele Presse, die wir gehabt haben. Das war vom Werbewert her eine tolle Sache.
Denken Sie, dass Sie die Admira mehr aufgrund des Werbewerts verpflichtet hat und weniger aufgrund ihrer Trainerqualitäten?
Das glaube ich nicht, weil ich in den vergangenen Jahren ja bewiesen habe, dass ich sehr gut gearbeitet habe. Ich bin mit den LASK Juniors aufgestiegen, Meister geworden und dann mit der Viktoria zweimal Meister geworden. Aber vielleicht war es auch ein Gedanke, dass der Werbewert mit mir steigt. Vordergründig war aber, dass ich als Trainer erfolgreich gearbeitet habe.
Der Verein soll nicht goutiert haben, dass Sie Ihre „Österreich“-Kolumne weitergeschrieben haben. Hat man Ihnen das auch so kommuniziert?
Der Verein hat mir nie etwas gesagt, weil ich ja auch nur positiv über den österreichischen Fußball geschrieben habe. In der Art und Weise kann man es machen, wie ich es gemacht habe. Ich habe geschrieben: Die Austria kann mehr, als sie in Island gezeigt hat. Das war ja eh das, was jeder gesehen hat und von dem her auch nicht despektierlich. Der Verein ist nie auf mich zugekommen. Im Gegenteil: „Österreich“ ist ja sogar Sponsor von der Admira.
Denken Sie, dass diese frühe Beurlaubung ihrer Trainerkarriere schaden könnte?
Ich glaube nicht, dass sieben Wochen vier Jahre, in denen ich erfolgreich gearbeitet habe, wegwischen können. Aber klar, hätte ich mir etwas anderes gewünscht. Eine junge Mannschaft braucht halt Geduld.
Sehen Sie in Zukunft weiterhin die Bundesliga als ihr erklärtes Ziel oder machen sie es auch ein oder zwei Etagen tiefer?
Das kommt auf die Aufgabe an, was interessant ist und ob es Sinn macht. Da muss ich abwarten. Nur um irgendetwas zu machen, mache ich sicher nichts. Es muss schon ein Verein mit Ambitionen sein.
Bei Ihrer Bestellung haben Sie gesagt: "Jetzt wird man sehen, ob ich nur Passant bin, oder ob ich hierhergehöre. Ich weiß, dass ich es kann, aber man muss es auch zeigen." Was meinen Sie jetzt im Nachhinein?
Im Nachhinein war es schade, dass ich so wenig Zeit bekommen habe. Ich bin mir sicher, dass wir es geschafft hätten.