Philipp Zulechner: ‚Wir haben uns den Tabellenplatz mit unserer Leistung verdient'
Der 23-Jährige Stürmer Philipp Zulechner ist eine der Überraschungen der Saison – und spielt passender Weise bei der Überraschungsmannschaft der Saison. Am Sonntag trifft Zulechner im Derby auf Red Bull Salzburg. Im Gespräch mit 90minuten.at erzählt Zulec
90minuten.at: Beim Hinspiel gab es in der Bullenarena eine 1:4-Watschn. Wie wollen Sie das im eigenen Stadion verhindern?
Philipp Zulechner: Ich denke, dass wir in Salzburg damals auch ziemlich gut gespielt haben. Und wenn wir die Leistung der ersten Halbzeit über 90 Minuten bringen können, wird das eine ausgeglichene Partie.
Wie geht die Mannschaft psychisch an dieses Derby ran? Die Bullen spielen in der Liga groß auf. Abwehrchef Ione Cabrera war bei seinem Comeback gegen die Admira nicht wirklich sicher, da täuscht das Ergebnis.
Geh, na! Wir bereiten uns auf das Spiel genau so vor wie auf jedes andere. Wir wissen gegen wen wir spielen und im Derby ist man doppelt so motiviert. Wir müssen zuerst einmal unsere Aufgaben erledigen, dann wird man sehen, wie Red Bull Salzburg reagieren wird.
Ganz ehrlich: Chancen gibt es immer, wie hoch sind diese zu beziffern?
Es gibt, wie in jedem anderen Spiel, eine 50/50-Chance. Wir können es genau so gewinnen, wie das die anderen auch können.
10 Tore und drei Assists in zwölf Saisonspielen. Wo soll das noch hinführen mit Ihnen in dieser Saison?
Die Anzahl der Tore am Ende hängt ja nicht nur von mir ab, sondern von der Qualität der ganzen Mannschaft. Wir werden super aufgestellt und wenn das so weiter geht, werde ich auch meine Tore machen. Ich habe keine Angst, dass das aufhören könnte.
Und wie geht es mit dem Medienrummel?
Sicher freut man sich darüber, wenn die Leistungen honoriert werden. Mittlerweile habe ich mich halbwegs daran gewöhnt, am Anfang war es schon etwas Neues. Jetzt habe ich es gut im Griff.
Wie reagiert die Mannschaft darauf, dass „der Zulechner" so oft im Fokus steht? Ohne die Mannschaft könnten Sie nicht so viele Tore erzielen?
Ich habe keine Änderung ihres Verhaltens mir gegenüber mitbekommen. Ich kann mich da nicht äußern, weil zu mir niemand etwas sagt und es nicht so rüberkommt, als ob jemand neidisch wäre. Sie freuen sich alle für mich, wünschen sich, dass jeder besser wird. Das will eh jeder. Konkurrenzdenken gibt es deswegen nicht.
Dabei wurden Sie gar nicht als Einserstürmer geholt. Irgendwie sinnbildlich für diese Spielzeit der Grödiger?
Als ich gekommen bin, hatte ich einen Konkurrenten. Ich hatte dann die Einstellung, meine Chance zu nutzen, wenn ich sie bekomme. Genau so hat es die Mannschaft auch gemacht: Jede Chance zu nützen, die wir bekommen haben. Wir haben die Bundesliga mit unserem Offensivfußball sicherlich auch überrascht. Jetzt werden sich die Gegner besser auf uns einstellen und es ist unsere Aufgabe, jetzt weiterhin zu punkten und oben so lange wie möglich dran zu bleiben.
Wenn Sie auf die Tabelle blicken und den „2er" vor Grödig sehen. Können Sie das so richtig glauben?
Wir haben bewiesen, dass wir eine gute Mannschaft sind. Den Tabellenplatz haben wir uns mit unseren Leistungen verdient.
Objektiv betrachtet, so ehrlich muss man sein, lassen aber auch die anderen Teams - Austria, Rapid und Sturm - aus. Ist das „Obenstehen" Grödigs auch eine Konsequenz dessen, dass die eben erwähnten schlecht in die Saison gestartet sind?
Das glaube ich nicht. Wie gesagt, wir haben sie überrascht, die müssen sich erst eine Taktik zu Recht legen, um gegen uns zu spielen. Wir haben das im ersten Drittel geschafft und hoffen, dass es so weiter geht. Sie werden sich auf uns einstellen, aber es ist nicht die Schwäche der Anderen! Die Konstanz ist wichtig, aber man hat in den letzten Jahren eh gesehen, dass diese außer bei Red Bull und vielleicht der Austria nicht vorhanden ist.
Anders formuliert: Grödig ist nicht der erste Aufsteiger, der zu Beginn aufzeigt. 2006/07 war Innsbruck nach 12 Runden Zweiter, am Ende stiegen sie nur nicht ab, weil dem GAK 28 Punkte abgezogen wurden. Habt ihr Angst vor dem großen Einbruch?
Ich habe da keine Angst davor. Ich sehe, wie wir trainieren und unsere Leistung Woche für Woche abrufen. Man kann auch einmal drei Spiele verlieren – dann muss man eben daran arbeiten und es besser machen.
Zu Ihnen persönlich: Sie standen neulich gemeinsam mit Lukas Hinterseer auf der Abrufliste. Wie läuft das ab, wie erfährt man davon und am wichtigsten: Wie geht es Ihren Gefühlen dabei?
Bei mir war es so, dass der Trainer Adi Hütter mir Bescheid gegeben hat, dass Marcel Koller ihm gesagt hat, dass ich auf Abruf dabei bin. Und eine E-Mail habe ich vom Teammanager bekommen. Ich war aber auch in den Nachwuchsnationalteams und kenne das Procedere. Ich habe normal trainiert und mir die Spiele angeschaut. Wäre etwas gekommen, hätte ich mich schon gefreut. Und ich fühle mich natürlich geehrt, dass meine Leistung so anerkannt wird. Alles andere kommt von alleine.
Die heimischen Stürmer bei den Großen geizen mit Toren, Hinterseer und Sie springen in die Presche. Sind Tore eines Underdogs mehr wert als jene von Alan oder Soriano?
(denk nach) Jein. Sicher ist es leichter bei einer Mannschaft, die immer ganz vorne mitspielt. Aber die Tore muss man ja trotzdem erst einmal machen. Philipp Hosiner hat letztes Jahr extrem viele Tore gemacht und ist jetzt vielleicht in einem Tief. Er kann es ja und er wird zu seiner alten Stärke zurückfinden. Man darf den Druck nicht unterschätzen. Aber ich kenne ihn nicht, wenn dann nach so einer Saison mit vielen Toren drei Spiele keiner reingeht, ist das schon etwas, was an einem nagt.
Jetzt sind Sie seit einem Jahr zurück in Grödig, aber wenn Sie so treffen, weckt das Begehrlichkeiten. Gab es schon Kontakte zu anderen Klubs?
Ich weiß davon nichts. Wenn es so weit sein sollte, gibt mir mein Manager Bescheid.
Die Wahrscheinlichkeit, das zeigen die letzten Jahre, dass der Aufsteiger eine zweite so grandiose Saison spielt, ist gering. Wie gehen Sie damit aber im Hinblick auf Ihre Karriereplanung? Die Milchmädchenrechnung sagt, es werden 30 Tore. Das noch einmal mit Grödig zu erreichen könnte schwierig werden.
Ich konzentriere mich nur auf die Saison und meine Leistung. Wenn es ernst wird, werde ich sagen: Ja, passt. Oder: Nein, passt nicht. Aber ich habe keine Angst, schlechter zu werden, wenn ich nächstes Jahr noch in Grödig bin.
Wir danken für das Gespräch!