Pasching-Präsident Hengstschläger: ‚Die Perspektiven des Klubs haben nichts mit Red Bull zu tun‘
Die Pressekonferenz zum Finale des ÖFB-Samsung-Cup brachte wieder einmal einen Sager, der die Unabhängigkeit des FC Pasching auf eine harte Probe gestellt hat. Gerald Baumgartner, Trainer FC Pasching, meinte auf die Frage bezüglich seiner Vertragsverlänge
90minuten.at: Über welches Budget verfügt Pasching in der Regionalliga?
Martin Hengstschläger: Das sage ich Ihnen nicht, aber ein ausreichendes. Wir haben unser Budget im Rahmen der Lizenzierung natürlich der Bundesliga bekanntgeben müssen und sollten wir aufsteigen sind wir auch verpflichtet, die wichtigsten Zahlen zu veröffentlichen.
Wie sieht die Perspektive des Klubs aus und welche Rolle spielte dabei Red Bull Salzburg? Gerüchten zufolge ist Red Bull müde geworden, Pasching finanziell zu unterstützen?
Die Perspektiven des Klubs haben nichts mit Red Bull zu tun. Das Sponsoring von Red Bull läuft und dass Red Bull müde sein soll haben wir noch nicht gehört, wir haben hier auch ganz genaue und detaillierte Klauseln im Sponsorenvertrag.
Welchen Anteil am Gesamtbudget des FC Pasching hat das Sponsoring von Red Bull?
Es ist überhaupt kein Geheimnis, dass Red Bull einen Großteil unserer Budgets trägt. Das liegt zwischen 80 und 90 Prozent.
Wie lange läuft der Sponsoring-Vertrag noch?
Der Sponsoring-Vertrag läuft noch ein, zwei Jahre.
Ein oder zwei Jahre?
Zwei Jahre.
Das große Thema, was den ÖFB bei einer Prüfung und möglicherweise auch die UEFA im Zuge der Europa League beschäftigt hat und beschäftigen wird: Gibt es einen kontrollierenden Einfluss von Red Bull auf den FC Pasching? Heute bei der Pressekonferenz sagte Pasching-Trainer Baumgartner auf die Frage, ob sein Vertrag verlängert wird oder nicht: „Wenn sich Salzburg dazu entscheiden sollte ..."
Nein, diesen Einfluss gibt es nicht. Diese Aussage hat damit zu tun, dass wir bei der einen oder anderen Personalie uns überlegen müssen, ob dies mit unserem derzeitigen Budget vereinbar ist. Da gibt es dann Gespräche mit dem Hauptsponsor, der ein überwiegender Sponsor ist. Die anderen Sponsoren sind in diesem Fall vernachlässigbar. Ist der Sponsor bereit, mehr zu zahlen? Wenn ja, können wir den einen oder den Spieler oder Trainer verpflichten. So einfach ist das. Aber es gibt einen klaren Sponsorvertrag, der liegt dem ÖFB vor, das Präsidium besteht aus mir und dem Hrn. Lindner, wir haben einen Geschäftsführer Hrn. Schnöll. Da hat Red Bull nichts mitzureden und redet auch nichts mit.
Schwer zu glauben, wenn man zu mehr als 80% von einem Sponsor abhängig ist...
Noch einmal: Das ist auch kein Geheimnis. Red Bull kann nicht in die Personalentscheidungen mit eingreifen, sie können den Sponsorenvertrag kürzen oder erweitern. Mit dem möglichen Aufstieg haben wir natürlich auch ein bisschen damit spekuliert, weitere Sponsoren an Land zu ziehen. Für kurze Zeit stand das Szenario im Raum, dass Pasching künftig der einzige Klub im Linzer Umfeld in den höchsten beiden Ligen sein könnte. Das hätte natürlich neue wirtschaftliche Chancen ergeben. Da haben wir auch konkrete Gespräche geführt. Derzeit ist das wieder vom Tisch.
Dass Red Bull nicht auf den Dressen als Sponsor erscheint, ist doch eigenartig. Hängt das auch damit zusammen, dass sich Red Bull hier bewusst zurücknimmt, um nicht noch mehr den Eindruck zu erwecken, man kontrolliere den Klub? Normalerweise nützt man ein Sponsoring, um seine Marke zu positionieren?
Das hängt damit überhaupt nicht zusammen. Das war für Red Bull nicht entscheidend. Es war immer so, dass alle gesagt haben, jetzt warten wir einmal dieses Jahr ab. Red Bull hat sich entschlossen zu sponsern. Es hätte auch sein können, dass künftig ein anderes Unternehmen als Trikotsponsor auftritt.
Gibt es Pläne, dass Red Bull als Sponsor von Pasching auch in der Öffentlichkeit auftreten will?
Das kann man noch nicht sagen, ob und wann dies passieren wird. Es hängt natürlich auch davon ab, ob der Aufstieg gelingt. Ich finde es ein bisschen lustig, dass ein Großteil der österreichischen Vereine wirtschaftliche Schwierigkeiten hat. Und wenn ein Unternehmen bereit ist, etwas für den Fußball zu tun, dies dann als Retourkutsche bekommt. Eines möchte ich auch betonen: Pasching hat Gehälter und Abgaben immer pünktlich bezahlt. Ich kann Ihnen nur sagen: Red Bull ist unser Hauptsponsor, es ist auch kein Geheimnis, dass ich über Vermittlung von Red Bull zu Pasching gekommen bin, weil ich den Vorstand Dr. Viechtbauer aus gemeinsamen Studien- und Konzipientenzeiten kenne aber es ist geprüft und Red Bull hat keinen Einfluss auf uns.
Einer eventuellen UEFA-Prüfung vor Beginn der Europa League sehen Sie gelassen entgegen?
Wir sind zwei Mal vom ÖFB geprüft worden, wir haben auch keine Angst vor einer UEFA-Prüfung. Da kommt nichts raus.
Nachdem das Sponsoring von Red Bull laut Ihren Angaben noch für zwei weitere Jahre läuft, wäre es doch logisch, wenn Pasching kommende Saison wieder einen schlagkräftigen Kader auf die Beine stellt, der um den Aufstieg spielt? Wie sehen hier die Planungen aus?
Davon gehen wir aus. Unser Ziel ist es, mit Pasching in drei bis fünf Jahren in der Heute für Morgen Erste Liga zu spielen. Ich gehe nicht davon aus, dass wir in der tipp3-Bundesliga spielen werden, dafür wird das Budget nicht reichen. Auch deswegen, weil Red Bull den Sponsorenvertrag nicht entsprechend erhöhen wird. Aber ich denke, wir könnten ein Budget auf die Beine stellen, das auch für die HfMEL reicht. Wir werden es nächstes Jahr wieder probieren.
Danke für das Gespräch!