Mario Sonnleitner: 'Wenn die Leistungen der Mannschaft nicht stimmen, kann man als einzelner Spieler nicht aufzeigen'
Mario Sonnleitner im 90minuten.at-Interview über die Cup-Blamage und dem Versuch einer Erklärung, warum dies nicht an der Motivation gelegen ist. Der Verteidiger, der sich damit abgefunden hat im Nationalteam keine Rolle zu spielen, erklärt, warum es gege
90minuten.at: Zu Beginn eine Wohlfühlfrage zum Cup: Nach euch ist auch die Austria ausgeschieden ...
Mario Sonnleitner: Jede Niederlage tut weh. Wir haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen und im Elfmeterschießen ist immer ein bisserl Glück dabei. Darum sind wir ausgeschieden. Wenn man sieht, wie die zweite Runde verlaufen ist, wäre es schön gewesen, wenn wir noch dabei gewesen wären, wegen der Chance auf den Cupsieg.
< blockquote> Haben Sie eine Erklärung, warum sich die Bundesligisten so anstellen? Im Europacup ist die Rolle dann meistens umgekehrt. Allerdings nicht gegen Thun. Woran lag es bei diesem Spiel? Heute geht's gegen Kiew. Ist die reaktive Spielanlage vielleicht angenehmer, wenn ihr selber auf Umschaltspiel setzt? < blockquote> Die junge Mannschaft kann auch immer als Ausrede herhalten. Einige in der Offensive, Schaub, Starkl, sind jung. Müssen Sie als Routinier da anders rangehen? Aber wäre das nicht der Auftrag an die Routiniers? < blockquote> Mit dem Zugpferd Red Bull Salzburg kann die österreichische Liga noch mehr in den Fokus kommen < /div>< /div>< /blockquote > Medial steht die Mittelfeldzentrale in Kritik, Hofmann/Boskovic. Nicht mehr alle Fans scheinen mit ihnen zufrieden zu sein? Allerdings kann mit hohem Pressing und Druck auf die Routiniers euer Spiel gut gestört werden. Dann wird bei einer Niederlage der Routinier beschuldigt. Fair? < blockquote> Ich spiele nicht unbedingt die tödlichen Pässe, mir ist wichtig, dass ich die Zweikämpfe gewinne und die Mannschaft zusammenhalte < /div>< /div>< /blockquote > Sie sind nun seit drei Jahren bei Rapid. Wie sieht die eigene Karriereplanung aus? Was macht beispielsweise ein Manuel Ortlechner anders oder besser, dass er im Nationalteam ist? Was unterscheidet Sie zum Mario Sonnleitner im Jahr 2010? In der Europa League können Sie sich in die Auslage spielen. In welche Richtung könnten Sie sich verändern? Sie haben es angesprochen. In Österreich gibt es drei, vier große Klubs, die immer vorne sind. Verunmöglicht das einen Wechsel zu einem kleineren Verein im Ausland, weil es hier gut planbar ist? Was fehlt persönlich noch? Wir danken für das Gespräch!
Es ist kein Motivationsproblem. Im Hinterkopf, auch wenn man es nicht will, hat man als Profi, dass das schon funktionieren wird. Das ist wohl das größte Problem, warum sich so viele Bundesligisten schwer tun. Von der Qualität her muss man diese schon über die anderen stellen. Für die kleinen Gegner ist das das Spiel des Lebens, die geben dann alles. Weil man dann aber vielleicht nicht zu hundert Prozent bei der Sache ist, passiert es, dass so viele ausscheiden.
Im Spiel gegen Thun hat kein Spieler das Leistungsniveau erreicht, dass man braucht, um in der Europa League erfolgreich zu sein. Wir waren sicher nicht Außenseiter, eher Favorit, weil Thun sehr defensiv gespielt hat und eher auf Konter ausgelegt war. An diesem Tag haben wir keine Lösungen gefunden, um da durch zu kommen. So haben sie uns mit dem schnellen Umschaltspiel überrascht und wir haben verdient verloren. Trotzdem, wenn das ein KO-Spiel wäre, würden wir im Rückspiel drüber kommen. Das zählt aber in der Gruppenphase nichts. Wir müssen in jedem Spiel punkten und es ist uns nicht gelungen, über unsere Leistungsgrenze zu gehen. Die Gründe sind schwer zu beurteilen, wir waren gut drauf, hatten Selbstvertrauen. Aber die Mannschaft ist dennoch sehr jung, da sind Schwankungen drinnen. Um die Konstanz zu erreichen, muss man jeden Tag hart arbeiten.
Es ist international zu verfolgen, dass es immer schwierig ist, gegen sehr defensive Mannschaften durchzuspielen. Egal, ob man eine junge oder erfahrene Mannschaft hat. Bei Dortmund gegen 1860 hat der BVB in 90 Minuten zwei Torchancen gehabt und musste über die Verlängerung weiterkommen. Das ist einfach so. Wenn eine Mannschaft gut organisiert ist, ist das Durchspielen immer schwierig. Gegen Dynamo Kiew wird das ein ganz ein anderes Spiel. Die werden auf drei Punkte spielen, sie haben wie wir das erste Gruppenspiel verloren. Es wird dadurch Räume geben, wir müssen aber defensiv gut stehen. Wir werden Chancen bekommen, aber nicht so viele, wie in der Bundesliga. Die müssen wir nützen. Wenn wir so wenig wie möglich zulassen, können wir erfolgreich sein.
Das glaube ich nicht. Die Jungen wollen jedes Spiel gewinnen, sind hoch motiviert und geben in jedem Training Gas. Es gibt kein Jung oder Alt, es gibt nur Qualität oder keine Qualität, nur gute oder schlechte Spieler. Es spielt auch nicht jeder Routinier immer gut. Das ist normal.
Die Schwankungen sollten nicht so groß sein. Auch wenn er ein schwaches Spiel hat, sollte er sein Durchschnittsniveau immer erreichen, sollte keine katastrophale Leistung zeigen. Aber es ist trotzdem jeder nur ein Mensch und jeder Mensch macht Fehler. Drum ist es auch für die Älteren nicht einfach, das Niveau immer zu halten. Man hat ja auch gesehen, dass wir in der Liga gut dabei sind. Auch andere geben Punkte ab.
Unsere Mittelfeldzentrale ist extrem wichtig. Sie sind vielleicht schon in einem fortgeschrittenen Alter, aber noch immer fähig, auf sehr hohem Niveau zu spielen. Man wird jedem Spieler einmal eine schlechtere Leistung verzeihen können. Man kann das dann nicht an einer Partie festmachen. Sie haben schon viel dafür gemacht, dass wir Spiele gewinnen. Ein Junger spielt ja auch wieder, wenn er zwei, drei Mal nicht so gut war. Es darf auch ein Älterer mal schlechter sein, trotzdem ist er ein wichtiger Bestandteil, weil er die Situation schon öfter hatte als ein Junger, der das erste Mal ein Tief hat. Routiniers wissen damit umzugehen, wenn sie die Form einmal nicht haben. Sie kommen sehr schnell wieder zurück. Darum sind sie wichtig.
Da wird das Ergebnis beurteilt. Man kann persönlich eine gute Leistung bringen, hat dann drei, vier Großchancen aufgelegt, aber trotzdem das Spiel verloren. Und dann gibt es Spiele, da macht man aus zwei Chancen zwei Tore. So schaut das einfacher aus. Es muss immer die Leistung beachtet werden. Von jedem Einzelnen. Verliert man trotzdem, heißt das aber nicht, dass der oder der daran schuld ist. Es können auch andere Faktoren sein. Auf diese zwei Spieler das aufzuhängen ist definitiv falsch und ich bin strikt dagegen.
Diese Frage bekomme ich jedes Jahr. Ich kann immer nur das Gleiche sagen: Ich konzentriere mich zu hundert Prozent auf Rapid und kann nicht beeinflussen, was im Nationalteam passiert. Natürlich hat der Teamchef seinen Stammkader. 90 Prozent sind Legionäre. Nur ein paar sind die Ausnahmen aus der österreichischen Bundesliga. Dadurch ist es auf meiner Position schwerer, da die Dichte hoch ist. Warum es nicht reicht, muss man andere fragen. Ich bringe seit Jahren als Rapid-Abwehrchef meine Leistungen, bekommen wenig Tore. Ja, das ist jetzt einmal so und ich kann mit dem Thema mittlerweile gut umgehen. Mir macht das nichts aus. Ich bringe hier meine Leistungen, bin fast jedes Jahr in der Europa League-Gruppenphase. Das ist eine persönliche Entwicklung, die gut ist. Ich bin noch lange nicht am Zenit, bin 26 Jahre alt und in den nächsten fünf oder sechs Jahren will ich richtig angreifen, mit dem Verein viel erreichen.
Ich bin allgemein ruhiger. Damals war ich 23, hatte auch schon sehr viele Spiele. Aber jedes Mal, wenn man zu einem anderen Verein kommt, versucht man mit sehr viel Willen und Entschlossenheit sich durchzusetzen. Ich bin gereift, mein Stellungsspiel ist besser geworden. Das kommt mit der Routine, den vielen Spielen. Ich bin 26 Jahre alt, habe 232 Bundesligaspiele und 39 Europacupspiele – dadurch habe ich einen guten Rhythmus und das merkt man. Ich löse Situationen anders als ich das vor drei Jahren gemacht habe, weil ich weiß, was passieren kann und man schon viele Situationen im Kopf hat. Diese löst man jetzt besser als damals als junger Spieler. Sonst ist die Einstellung dieselbe und die wird auch in drei Jahren dieselbe sein: Ich will jedes Spiel gewinnen und kein Tor bekommen.
Es waren, kurz bevor ich bei Rapid verlängert habe, lose Kontakte da. Es war aber nichts Konkretes, zum Beispiel zweite deutsche Bundesliga. Dorthin will ich nicht unbedingt wechseln. Wir spielen bei Rapid immer um die Meisterschaft mit, haben immer Chancen, in die Europa League zu kommen. Das stelle ich schon über eine Zweitligamannschaft in Deutschland. Natürlich versucht sich aber jeder in die Auslage zu spielen. Aber bis heuer war die Situation nie so, dass wir in einen Zwei- oder Dreikampf um die ersten zwei Plätze eingreifen konnten. Wenn die Leistungen der Mannschaft nicht stimmen, dann kann man als einzelner nicht aufzeigen. Darum ist das Team immer das Wichtigste. Es muss stark sein, es muss funktionieren. Dann können sich aus der geschlossenen und kompakten Teamleistung einzelne Karrieren ins Ausland entwickeln. Da geht es nicht um mich, sondern allgemein. Und es gibt keinen richtigen Zeitpunkt. In Österreich sollte man aber schon eine oder zwei Saisonen gespielt haben und dann ins Ausland gehen. Man sieht es am Beispiel von Zlatko Junuzovic, der das so gemacht hat und dort jetzt wichtig ist. Ohne ihn läuft es dort nicht und auch im Nationalteam nicht. Aber es muss jeder Spieler für sich entscheiden.
Man muss immer abwägen. Man kann sich auch über die zweite für die erste deutsche Bundesliga empfehlen. Aber ich glaube, dass die Möglichkeiten auch so bestehen. Der österreichische Fußball ist im Kommen! Unsere Liga ist nicht so schlecht, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Wir hatten letztes Jahr zwei Champions League-Startplätze! Es gibt kaum ein Land, dass das mit einer Zehnerliga hat. Wir hatten vier Mannschaften in der Europa League-Gruppenphase. Klar, man muss dort erfolgreich sein, so wie Salzburg damals mit sechs Siegen in sechs Spielen. So geht es auch direkt in die deutsche Bundesliga. Das sieht man immer wieder. Das muss aber jeder selber entscheiden, ob er über die zweite Liga geht. Die Wertschätzung nimmt zu, weil auch sehr offensiv gespielt wird. Mit dem Zugpferd Red Bull Salzburg kann die österreichische Liga noch mehr in den Fokus kommen.
Man kann in der Spieleröffnung nie komplett fertig sein. Da habe ich mich auch verbessert, wurde auch oft kritisiert. Ich spiele nicht unbedingt die tödlichen Pässe, mir ist wichtig, dass ich die Zweikämpfe gewinne und die Mannschaft zusammenhalte, mit ihnen rede. Es liegt auch an der Mannschaft. Wenn sich alle gut bewegen, kann ich sie anspielen. Da kann man immer mehr arbeiten. International sieht man auch, dass man in den Zweikämpfen sehr robust sein muss. Es ist hin und wieder ein Nachteil, dass bei uns sehr viel abgepfiffen wird. Gegen Thun gab es sicher 15 Entscheidungen, die in Österreich abgepfiffen worden wären. Und bei uns gibt es Kleinigkeiten wie falsch ausgeführte Einwürfe, Freistöße oder dass die Stutzen nicht richtig sitzen. Darüber wird diskutiert und abgepfiffen, wenn einer einen anderen Spieler kurz schupft. International gibt es nur harte Zweikämpfe. An der Robustheit kann man arbeiten. Und es gibt Defizite, die man nicht erreichen kann. Wenn ich vielleicht fünf Zentimeter größer wäre, dann könnte ich schon in England spielen, so fällt das für mich komplett weg.