Marcel Sabitzer: 'Wir sind zufrieden, wenn wir es in die Europa League schaffen'
Marcel Sabitzer, der aufgrund einer Verletzung den Teamlehrgang auslassen muss, spricht im 90minuten.at-Interview über die mangelnde Konstanz der Mannschaft, warum die Pause Rapid gut tun wird und wieso es den Stürmer nicht sonderlich stört, dass der Kamp
90minuten.at: Wie kommt's, dass Rapid des Öfteren dem Gegner einen kleinen Startvorsprung gebt, wie etwa am Sonntag gegen den SV Grödig?
Marcel Sabitzer: Das ist die Frage. Wenn wir es wüssten, würden wir es abstellen. Aber dadurch, dass wir dann fast immer gepunktet haben, können wir darüber hinwegschauen. Natürlich wollen wir in Führung gehen, damit wir es einfacher haben, das ist aber im Moment nicht so. Also müssen wir daran arbeiten.
Inklusive dem Derbysieg gab es in der Liga sieben Punkte aus drei Ligaspielen, zumindest an Zählbarem gibt es Stabilität. Wie gelegen oder ungelegen kommt die Pause jetzt?
Ich glaube, dass uns so eine Pause gut tut. Der Kader ist nicht der Größte und die Erholung ist wichtig. Einige Spieler sind zwar bei den Nationalteams, aber generell tut uns die Pause gut.
< blockquote> Gegen Genk habt die Mannschaft wieder einige Chancen liegengelassen. Fehlt die Kaltschnäuzigkeit? Also ist das Erarbeiten der Chancen derzeit wichtiger, wenn die Gesamtsituation betrachtet wird? Wichtiger als ein vielleicht nicht ganz verdienter Punkt? Ist es da vielleicht angenehm, dass Rapid schon jetzt zehn Punkte hinter Tabellenführer Red Bull Salzburg ist, so dass Träumereien von einem weiteren Meistertitel schon früh erledigt sind und sich die Mannschaft auf die Entwicklung und Rang zwei und drei konzentrieren kann? < blockquote> Aber die Medien würden Stress machen, wäre Rapid zur Winterpause hin in Schlagdistanz, oder? Das Ding durchziehen reicht in der Europa League ja leider nicht mehr. Rapid ist das vierte Mal in der Gruppenphase und man ist auf Schützenhilfe angewiesen. Mario Sonnleitner sagte uns noch vor ein paar Wochen, dass Rapid in diesem Bewerb unbedingt überwintern will. Keine einfache Situation jetzt, oder? Sonnleitern hat auch die internationale Härte angesprochen. Da lassen die Schiedsrichter viel weiterspielen. In Österreich, sagen wir mal so, eher weniger. Sehen Sie das als Offensivspieler auch so? Es darf also ruhig härter gepfiffen werden? < blockquote> Beim Nationalteam wären Sie bei voller Fitness dabei gewesen. Das A-Team testet, die U21 spielt einen Tag davor ein Qualifikationsmatch. Das ist doch eigentlich unnötig, oder? Dort bleibt der Trainer derselbe wie in den letzten zwei Jahren. Viele der Nationalmannschaftskollegen gingen, wie Marc Janko, sehr offensiv mit dem Wunsch nach einem Verbleib um. Was hat das aber für einen sehr jungen Spieler für eine Bedeutung? Ein neuer Trainer hätte Sie auch links liegen lassen können? Was Zoran Barisic und Marcel Koller gemein haben, sind die Optionen in der Offensive. Wie geht der Trainer damit um und wie ihr als Spieler? Erklärt der Trainer, warum heute der spielt, in drei Tagen jener? Nach der Admira haben Sie sich gegen das Ausland, für Rapid entschieden. Da wird immer diskutiert, ob diese Möglichkeit wieder kommt. Der Vertrag läuft bis 2016, Sie sind 19, Zeit ist da. Gibt es einen Plan, wie die Karriere weitergehen soll? Einige setzen sich durch, doch nicht wenige junge Spieler sind gegangen und gescheitert. Schreckt das ab? Was fehlt dazu noch? Das wirkt reflektiert. Wie geht der Trainer mit schwächeren Leistungen um? Ist da die öffentliche Meinung sehr schnell mit Verurteilungen? Wir danken für das Gespräch!
Das will ich nicht sagen. Wenn man sich die gesamte Saison ansieht, haben wir nicht unbedingt Abschlussstärke bewiesen. Wir haben trotzdem viele Tore gemacht. Oft fehlt vielleicht das Glück, es ist nicht unbedingt auf unserer Seite. Es ist aber wichtig, dass wir überhaupt zu den Chancen kommen. Würde das nicht passen, wäre es noch schlimmer.
Wenn wir punkten und wir wissen nicht warum, nehmen wir das natürlich auch mit. Aber normalerweise kommt das nicht von ungefähr. Es ist unser Spielstil, dass wir viel kreieren wollen, viel laufen wollen. Dadurch wollen wir uns die Chancen erarbeiten. Manche schauen nur auf das Ergebnis, für unseren Trainer ist es aber wichtig, dass die Entwicklung stimmt. Für die Spieler bringt es mehr, wenn man spielerisch gut ist, sich viel erarbeitet und dann vielleicht nur unentschieden spielt. Für Fans und Verein zählt aber nur der Sieg, da ist es eigentlich besser, irgendwie zu punkten.
Wir sind nicht mit dem Ziel in die Saison gestartet, Meister zu werden, sondern um einen internationalen Startplatz zu erreichen. Ob das der zweite oder dritte Rang ist, ist dann egal. Wir wollen uns unbedingt qualifizieren, dafür arbeiten wir. Aktuell betrachtet, wird der Titel wahrscheinlich nach Salzburg gehen, da kann man vermutlich nichts machen. Sie haben eine unglaubliche Qualität. Wir sind zufrieden, wenn wir es in die Europa League schaffen.
Jeder will Meister werden, das ist doch logisch. Wenn man aber schon so weit weg ist, muss man sich eben auf Platz zwei oder drei konzentrieren, das eigentliche Ziel. Klar, wenn man nah dran wäre, würde man das gerne schaffen. So wie es jetzt ist, wollen wir einfach den Abstand auf Austria und Sturm vergrößern, unser Ding durchziehen.
Sicher hätten wir gerne gewonnen und wollen aufsteigen. Wenn wir konzentriert weiterarbeiten, Thun einmal schlagen und das Ergebnis im Parallelspiel passt, ist in Kiew etwas möglich. Das ist aber eine super Mannschaft. Wir träumen alle vom Weiterkommen und da kann man auch weit über die Grenzen hinausgehen.
Wenn du international spielst und drei Tage später in der Liga, dann merkst du schon, das hier anders in Sachen Kleinigkeiten gepfiffen wird. Die machen natürlich auch Fehler so wie wir als Fußballer. Aber ich will nicht viele Worte über Schiedsrichter verlieren, das ist deren Job, ich mache meinen.
So ist es!
Es ist super, wenn ich oben dabei bin, das freut mich. Aber ich habe auch im Sommer, als ich bei der U19 dabei war, gesagt: Wo ich einberufen werde, will ich spielen. Ich kann es sowieso nicht beeinflussen. Das wird mir so vorgegeben. Jeder Österreicher will für das Nationalteam spielen und wenn man oben dabei ist, sieht man auch nur das.
Er ist menschlich und als Trainer einer, der in ganz Österreich bewegt hat. Vor einem Jahr hat er mir die Chance gegeben, mich zu beweisen. Darum hat er mich immer dabei, auch wenn auf Abruf. Ich habe im Training immer Gas gegeben, aufgezeigt. Für mich ist es sehr gut, dass er geblieben ist. Das gesamte Team ist froh, dass er das so gemacht hat.
Niemand ist „haß", wenn er nicht spielt. Wer bei Rapid ist, ist ein guter Spieler und hat es sich verdient zu spielen. Einmal sind es diese Drei, im nächsten sind es andere. Niemand neidet jemandem was. Und gerade in der Offensive fordert der Konkurrenzkampf jeden heraus.
Nein. Jeder muss Profi genug sein. Wenn du siehst, dass du nicht spielst, musst du für dich selbst wissen, wie du damit umgehst. Der Trainer versucht das Bestmögliche herauszuholen, damit jeder seine Einsatzminuten kriegt. Wenn man sieht, dass wir viel durchwechseln, gibt es nicht viel zu erklären.
Fakt war, dass ich mit 18 nicht unbedingt weg wollte, ich war für mich selber nicht reif genug, um dort bestehen zu können. Darum habe ich mich für Rapid entschieden und für dreieinhalb Jahre unterschrieben. Über die Chance war ich sehr glücklich. Aber natürlich will jeder ins Ausland. Ob das in einem, zwei oder sieben Jahren ist, ist für mich kein Problem. Ich lebe in der Gegenwart und denke jetzt nicht daran, ob ich in einem Jahr oder in drei Jahren unbedingt weg will oder bei Rapid bleibe.
Nein. Jeder ist sein eigener Typ. Wenn ich wie viele mit 16 gehe, eigentlich noch ein Kind bin und die Erfahrung nicht habe, weil ich nur im Nachwuchs gespielt habe, wird es immer schwierig sein, sich durchzusetzen. Wenn ich aber bei Rapid bleibe, mit 21 Jahren 100 Bundesliga- und 15 Europa League-Spiele habe, dann komme ich wo hin und die wissen, dass ich schon gespielt habe. Ich will als fertiger Spieler gehen, nicht als Talent.
Man muss sich immer weiterentwickeln. Im körperlichen Bereich zum Beispiel. Oder ich muss auch torgefährlicher werden. Ich muss einfach Konstanz in meine Leistungen bringen, nicht immer drei Spiele gut und eines schlecht, dann wieder drei gut. Das muss ich abstellen und dann kann ich den Schritt in Folge machen.
Das muss auch jeder für sich wissen. Einer verfällt in Selbstmitleid, der andere sucht die Fehler. Ich denke mir, dass ich auch nur ein Mensch bin, der nicht immer gut spielen kann.
Wenn jemand etwas schreiben will, soll er das machen, das muss jeder für sich selbst ausmachen. Ich denke, dass ich persönlich Qualität habe, denn seit ich da bin, habe ich nur zwei Spiele nicht absolviert. Aber man muss die Meinungen von anderen akzeptieren, nur sollte man sich vorher schon ein umfassendes Urteil bilden.