Herbert Prohaska: ‚Die erste Halbzeit gegen Schweden war die beste seit 50 Jahren'

Montagvormittag, WAC-Platz im Prater. Vor seiner Kartenspielrunde nimmt sich Herbert Prohaska eine Stunde Zeit, um über Marcel Kollers Vertragsverlängerung und die ersten zwei Jahre dessen Amtszeit zu reden. Aber bei Extrawurstsemmel (Prohaska) und Kaffee

 

Herbert Prohaska: Damals war es so, dass Marcel Koller eher überraschend gekommen ist. Ich war der Meinung, dass ein Österreicher besser wäre, weil zu einer Nationalmannschaft aus Österreich ein österreichischer Trainer gehört. Koller wurde bestellt und hat die Arbeit sicherlich sehr gut gemacht. Die Mannschaft ist sehr gut, aber sie ist, sagen wir einmal so, noch nicht so weit, dass du eine Qualifikation fordern kannst. Du brauchst dafür auch nicht nur einen guten Trainer, sondern auch ein bisschen Glück. Wenn du, so wie wir, Deutschland in der Gruppe hast, dann weißt du, dass der Rest nur um den zweiten Platz spielt. Den haben wir halt knapp versäumt. Trotzdem waren die Anzeichen da, dass hier eine Mannschaft heranreift. Für die nächste Euro sind die Chancen durch 24 Teilnehmer höher, da ist es gut, dass es nun kontinuierlich weitergeht. Es wäre jetzt vielleicht störend und überraschend gewesen, kurzfristig einen Trainer zu suchen, der das neu ausrichtet oder weiterführt. Dieser kleine „Poker" war aber natürlich unnötig.

 

Warum das so war, kann ich auch nicht sagen. Ich kann es nur vermuten. Er hat auch einen Manager, der ein gutes Geld verdienen will. Als aufgetaucht ist, dass Nürnberg 1,5 Millionen bietet, musste ich innerlich herzlich lachen. Drei Wochen vorher habe ich gelesen, dass Wiesinger in Nürnberg 400.000 verdient. Ich glaube nicht, dass ein deutscher Bundesligaklub von sich aus das Vierfache anbietet. Das war eine Spielerei vom Manager, die in diesem Geschäft dazu gehört. Die Schweiz? Ich nehme an, dass der finanzielle Unterschied zu Österreich nicht groß genug war. Und die Chance, dort nach Ottmar Hitzfeld schnell zu verlieren, viel schneller weg zu sein als bei uns, ist hoch. Tatsächlich hat er die Qualifikation nicht geschafft und jeder wollte ihn. Deswegen wird er sich so entschieden haben, weil die Chance, Österreich weiterzubringen, wesentlich größer erscheinen als in der Schweiz, die derzeit Siebter der FIFA-Weltrangliste ist.

 

90minuten.at: Er wäre auch nicht der Erste, der so denkt. Also lieber in kleinem Umfeld große Schritte machen als im großen kleine. Aber zum Punkt Österreicher als heimischer Teamchef. Im Kader steht regelmäßig rund ein Drittel Kicker, die auch für andere Nationen spielen könnten. Da ist die Idee, dass der Trainer denselben Pass haben muss, wie das Land, das er coacht, eigentlich veraltet? Diego Costa kann sich's aussuchen, der ÖFB aber nicht?
Es ist nicht wurscht geworden. Es ist einfach so, dass sich die Spieler sehr wohl anschauen, wo sie mehr Chancen haben. Costa weiß bei Spanien, was fehlt. Er ist Mittelstürmer und in Brasilien, das hat man beim Confed-Cup gesehen, gibt es gute Mittelstürmer. Die Einheimischen haben dort ein großes Standing. Wenn er sich aber in Spanien wohl fühlt, die Tore schießt und jeder ihn kennt und will, wäre das in Brasilien nicht garantiert. Spanien hat Fernando Torres. Wir wissen ja, dass es sonst nur die „falsche Neun" gibt.

 

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Man darf halt nicht vergessen, dass die vier Besten bei Salzburg keine Österreicher sind. Die haben eben gut eingekauft. Das ist heute auch ein Problem: Austria und Rapid können sich keinen Soriano kaufen, keinen Kampl. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Und warum soll das, was für den Spieler gilt, nicht auch für den Trainer gelten? Und warum macht der Chefredakteur von Österreich, Wolfang Fellner, Hetze gegen den Schweizer?
Wir dürfen nicht außer Acht lassen, egal was gesprochen wird, dass du letztlich ein Profi bist und das Beste für dich herausholen willst! Das hat nichts mit Neid oder Gier zu tun. Bei Koller wird Geld eine große Rolle gespielt haben – so wie bei jedem Anderen auch! Das ist ja kein Vorwurf. Wenn ich jetzt von mir ausgehe, bin ich auch nach Italien gegangen, weil ich dort vier Mal so viel verdienen konnte wie in Österreich. Natürlich wollte ich gerne dort spielen und eine neue Sprache lernen. Natürlich wollte ich in ein Land, das ich und die Österreich ohnehin lieben. Aber wenn ich dasselbe bei der Austria gekriegt hätte, wäre ich in Wien geblieben. Das hier ist meine Heimat. Hier ist alles noch besser. Bei ihm wird's so gewesen – ich nehme das an, ich weiß es nicht, dass er die Angebote verglichen haben wird. Man darf nicht vergessen, dass Österreich mit der Schweiz gemeinsam die Euro 2008 ausgerichtet hat, man kennt sich. Da kann beim ÖFB schon die Frage aufkommen, was er dort verdient oder was für ein Angebot er hat. Die werden nicht dreifach drüber gehaut haben. Der Schweizerische Verband wird auch nicht mit dem Geld um sich schmeißen!

 

Was wäre gewesen, wenn Oscar Bronner in seinem Standard auf einmal einen Leitartikel auf Seite eins über den Teamchef schreibt. Hat der Fußball überhaupt diese Relevanz?
Es steht mir nicht zu, die Chefredakteure oder Besitzer der Zeitungen zu kritisieren. Es ist deswegen ein Thema geworden, weil es völlig überraschend zu dieser Diskussion gekommen ist. Was mir gefehlt hat, selbst wenn es Angebote aus der Schweiz, Nürnberg oder wem auch immer gab, war, dass der ÖFB gesagt hat, ob jemand angefragt hat. Er hat bis Dezember Vertrag und die können nicht einfach zum Verhandeln anfangen. Die müssen schon fragen, ob sie das können. OK. Dann hat jeder geglaubt, dass wir verlieren werden. Er hat uns was erzählt, den halben Weg sind wir gegangen und bei der ersten Gelegenheit ist er weg. Nun ist das Geschriebene zweitrangig oder nicht mehr wichtig.

 

Zum Sportlichen: Ich glaube, dass Österreich die Punkte heute, die zwei Punkte mehr aus Kasachstan holen würde und vielleicht den Heimpunkt gegen Deutschland. Fehlte das Glück, dass erzwungen werden kann, das uns in Irland hold war, um an Schweden vorbeizuziehen? Oder sind die Mannschaften gleich gut, aber die haben Zlatan Ibrahimovic?
Es ist schwer, das jetzt so sagen. Manchmal hat das Glück gefehlt, manchmal haben wir es gehabt. In Irland hat der Alaba ein spätes Tor geschossen. Glück und Pech war gut verteilt. Letztlich, in dem Spiel in Schweden, in dem wir es entscheiden hätten können, hatten wir die beste erste Halbzeit unter Marcel Koller. Die beste seit 50 Jahren von mir aus. Trotzdem sind wir daran gescheitert. Fünf bis sechs Spieler spielten nicht ständig. Im Fall von Marc Janko gar nicht. Seit er bei Trabzonspor ist, hat er keine drei Matches gespielt. Insgesamt. Das hat sich in Krämpfen bemerkbar gemacht und so weiter. Internationale Spiele, im Europacup oder in Länderspielen, sind noch um einiges schwieriger als Meisterschaftsspiele. Der Prödl spielt nicht immer, der Janko hat nicht immer gespielt, der Kavlak war verletzt, der Junuzovic war drei Wochen verletzt.

 

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Eines unserer Probleme ist, dass viele junge Spieler frühzeitig verloren gehen. Sie suchen den Weg ins Ausland, wo es um ein Vielfaches schwieriger ist. So verlieren sie wichtige Zeit in ihrer Entwicklung. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Das ist doch letztlich eine Qualitätsfrage. Wenn sich unsere Spieler bei ihren Klubs nicht durchsetzen, fehlt irgendwie die Qualität?
(denkt kurz nach) Ja, natürlich. Eines darf man auch nicht vergessen. Man soll nicht von der Vergangenheit reden, weil die heute viel, viel besser spielen, die Anforderungen höher sind und technisch viel besser sind. Aber eines darf man nicht wegwischen: Wir haben heute so viele Legionäre wie nie zuvor. Aber nur, weil es Bosman gibt, weil die Grenzen offen sind. Es gibt keine Ausländerbeschränkungen mehr. Gäbe es die noch, dann würde ich sagen, dass 90 Prozent unserer Legionäre in Österreich spielen würden. Das meine ich gar nicht böse.

 

Um das umzumünzen, ist das wohl auch ein Grund, warum die zweite Halbzeit in Schweden schlechter war, ist ganz einfach, dass die Substanz und die Physis fehlen; damit das Pressing, das enge am-Mann-Sein weiter gespielt wird. Beim 2:1 steht der Prödl fünf Meter vor ihm, Pogatetz drei neben ihm und dann kommt der Pass über 30 Meter und der rennt fast alleine ins Tor. Das ist so, weil du es dann nicht mehr erläufst. Du stehst weiter weg, das Gefühl fehlt. Es gibt viel mehr Taktik, als zu meiner Zeit. Und nur, wenn du das über 90 Minuten schaffst, bist du erfolgreich.

 

Im Europacup verkaufen sich die heimischen Teams nicht schlecht. Da hätte es doch nicht geschadet, mehr einzubauen. Ich denke an Martin Hinteregger. Salzburg ist momentan ja nicht weit weg von der deutschen Bundesliga.

Gar nicht, sicher nicht. Aber gut, das ist jetzt ein extremes Beispiel, weil die in einer anderen Liga spielen, auch wenn sie jetzt gegen die Admira verloren haben. Übers Jahr gesehen wird der Vorsprung ein sehr großer sein. Das ist keine Frage. Die haben eben andere Möglichkeiten, die können von dem her, und wahrscheinlich auch vom Geld her, mit Werder Bremen mithalten.

 

Aber ein Mario Sonnleitner wird auch nicht weniger fit sein als er, oder?
Ja, wobei man auch sagen muss, dass der Martin Hinteregger ein gutes Beispiel ist. Der hat in diesem Jahr einen enormen Sprung nach vorne gemacht. Letztes Jahr war er noch brav, nun ist er fast nicht wegzudenken. Er hat wie Salzburg überhaupt einen großen Schritt gemacht. Man darf halt nicht vergessen, dass die vier Besten bei Salzburg keine Österreicher sind. Die haben eben gut eingekauft. Das ist heute auch ein Problem: Austria und Rapid können sich keinen Soriano kaufen, keinen Kampl.

 

Die Regisseure sind mit Jun und Hofmann auch keine Österreicher. Aber wenn ich Legionäre habe, die wenig spielen, könnte ich doch Neue einbauen?
Das will ich ihm nicht vorwerfen. Er hat sich auf einen Kader festgelegt, an dem er mehr oder weniger zu hundert Prozent festgehalten hat. Man kann jetzt nicht sagen, dass Einzelne, zum Beispiel der Pogatetz, uns die Qualifikation gekostet haben. Das ist ein Blödsinn. Ich glaube, dass sie jetzt bis zum nächsten Herbst, der eine oder andere Junge dazu kommen wird. Es wird einen notwendigen, kleinen Umbau geben. Da kann der Martin Hinteregger statt irgendwem rein rutschen. Eines unserer Probleme ist, dass viele junge Spieler frühzeitig verloren gehen. Sie suchen den Weg ins Ausland, wo es um ein Vielfaches schwieriger ist. So verlieren sie wichtige Zeit in ihrer Entwicklung.

 

Zum Beispiel Kevin Stöger. Der geht zu Stuttgart, wird zu Kaiserslautern verliehen und spielt dort gar nicht. Für mich ist er ein Riesenkicker, der in der österreichischen Bundesliga bei jedem, vielleicht mit der Ausnahme Salzburg, spielen würde. Ich habe einmal eine Liste gesehen, von 70 so jungen Spielern. Da kenne ich fast keinen. Aber die gehen mit 15, 16 Jahren weg, bevor die überhaupt bei uns wirklich bekannt sind. Bekannt sind sie bei den Scouts, weil sie bei irgendwelchen Nachwuchsturnieren oder Nachwuchsländermatches spielen. Ich würde sagen, dass 90 Prozent dieser Spieler zu früh gehen. Sie schauen sich nicht die Entwicklung der letzten Jahre an. Wer geht zeitig, wer schafft es? Ich weiß nicht, ob man da überhaupt auf drei Spieler kommt.

 

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Bei uns ist es eben so, dass ein Janko nach 39 Toren ins Ausland gegangen ist und hat dann – ohne ihm zu nahe treten zu wollen – sich nirgends durchgesetzt. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Es gibt viele Spieler, die den Weg des Zlatko Junuzovic wählen wollen. Hinteregger, Sabitzer, Schaub...
(unterbricht) Bei Schaub müssen wir abwarten, was im Sommer passiert.

 

Das sind aber so Spieler, die talentiert sind, sich hier durchsetzen und dann Legionäre werden könnten.
An Junuzovic können sich viele ein Beispiel nehmen. Der hat beim GAK gelernt, war in Kärnten und bei der Austria, ist gegangen – und jetzt spielt er fix! Weil er die wichtigen Jahre hier blieb, ein Topspieler war und jetzt fertig ist. Früher war es ja immer so. Die Legionäre, die es früher gab, wurden in Österreich nie in Frage gestellt. Nicht in Spanien, nicht in Italien und schon gar nicht in Deutschland. Das ist nach wie vor für mich der richtige Weg. Du kommst zu Chelsea, siehst die Trainingsanlage, es ist begeisternd, es ist London und so weiter. Es sind aber 20 solche Talente dort, es ist zehn Mal schwieriger, noch dazu gibt es einen Abramowitsch, der nicht wartet, bis ein 16-Jähriger oben ist, sondern Eto'o kauft. Man darf nicht glauben, dass dort wegen des super tollen Trainingszentrum besser ausgebildet oder trainiert wird. Wenn wir uns unsere Nachwuchsleistungen heutzutage an schaut, dann sind die einfach gut. Wir müssen uns hinter niemandem verstecken.

 


Was derzeit fehlt, ist aber der Knipser. Können wir von einer Stürmerkrise sprechen?
Es würde sehr gut tun, wenn wir Schachner, Krankl oder Polster hätten. Haben wir aber nicht. Bei uns ist es eben so, dass ein Janko nach 39 Toren ins Ausland gegangen ist und hat dann – ohne ihm zu nahe treten zu wollen – sich nirgends durchgesetzt. Am meisten hat er noch bei Twente gespielt, bei Porto fast gar nicht mehr. Jetzt auch nicht mehr. In den letzten drei Jahren spielt er sehr wenig, wird auch nicht jünger. Wen gibt es denn noch? Philipp Hosiner hat 32 Tore geschossen. Das musst du aber irgendwann auch bestätigen. Diese Leute – Polster, Krankl, Schachner – haben das Jahr für Jahr bestätigt. Jede Mannschaft braucht einen, bei dem du über die Schwächen hinwegsehen kannst und sagst: OK, für ein Tor ist er immer gut.

 

Herbert Prohaska 3 Gepa PicturesReden wir noch über Trainer. Seit Sommer gibt es wieder zwei Legionäre, Walter Kogler und Peter Stöger. Nach vielen Spielern gehen nun endlich auch wieder Übungsleiter, wenn auch nur in die zweite und dritte Liga. Diese ganzen jungen Spieler, die da gekauft werden, müssen auch von jemandem trainiert werden. So schlecht können die Trainer dann auch nicht sein. Woran hakt es bei den Coaches, dass das Aushängeschild „nur" in der zweiten deutschen Bundesliga engagiert ist?
Wir dürfen uns nichts vormachen: Österreich spielt eben keine richtige Rolle im Weltfußball. Dort schon gar nicht, auch im europäischen nicht. So eine Chance, wie sie der Stöger gekriegt hat, und voll genützt hat, musst du ergreifen. Er macht eine unglaubliche positive Werbung für unser Land. Auch für ihn. Er kommt zu einem Traditionsklub, hat die Chance in einem Jahr in der deutschen Bundesliga sein. Es wird ihm auch bewusst sein, dass, wenn er als Österreicher dort hin geht und von den ersten sechs Matches drei verliert, er das siebte nicht mehr macht. Dann interessiert sich schon wieder niemand für einen österreichischen Trainer. Das ist aber falsch. Wir haben auch immer wieder Klassefußball heraus gebracht und tun das noch immer. Den David Alaba haben die Bayern ja auch nicht raus gebracht, die haben ihm aufgrund seines Talents die Chance zu spielen gegeben.

 

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Ich bin der Meinung, dass sich Peter Stöger hinter keinem Trainer in der deutschen ersten oder zweiten Bundesliga verstecken muss. (…)Unsere Trainer sind sicher genau so gut, wie jene in Deutschland oder in anderen Ländern. < /div>< /div>< /blockquote >

 

Er saß unter Didi Constantini für die Austria in Altach auch schon auf der Bank, mit 15 Jahren. Der hat das auch gesehen.
Genau. Und deswegen bin ich auch der Meinung, dass sich Peter Stöger hinter keinem Trainer in der deutschen ersten oder zweiten Bundesliga verstecken muss. Natürlich gibt es welche, die international große Erfolge gefeiert haben. Aber er hat das Können. So wie wir in der Nachwuchsausbildung keine Geheimnisse haben, gibt es die bei den Trainern auch nicht. Unsere Trainer sind sicher genau so gut, wie jene in Deutschland oder in anderen Ländern. Jeder hat andere Schwerpunkte, aber unsere Ausbildung ist hundertprozentig gut. Es hilft nach wie vor, auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, wenn du ein anerkannter Spieler mit großer oder guter Karriere warst. Ich glaube, dass das mehrere können. Ein Didi Kühbauer, mit all seinen Schwächen gegenüber Schiedsrichtern (schmunzelt), ist ein super Trainer. Und der Adi Hütter zeigt ja auch, wie du mit einer Mannschaft, die nicht groß oder namhaft verstärkt wurde, mit einem Plan super Pressing und hochmodernen Fußball spielen kannst. Die beiden Salzburger Vereine spielen wahrscheinlich den attraktivsten oder modernsten Fußball. Es gibt auch bei uns genügend Trainer. Aber da ist es auch immer schwierig. Spieler brauchst du zwischen 20 und 30, Trainer brauchst nur einen.

 

Roman Mählich meinte, das Mentale fehle den Spielern in Österreich noch. Das würde auch den schwachen Übergang aus der Jugend- in den Profibereich erklären. War das zu Ihrer aktiven Zeit auch so, wir kriegen es heute nur mehr mit?
Das war schon immer so, dass einer zu schnell hoch gelobt wurde. Ich kann das Mentale schwer beurteilen, es wird aber besser sein, als noch zu meiner Zeit. Dass du auf die Karriere vorbereitet wurdest, gibt es nicht, heute wird es besser sein. Ich weiß aber nicht, ob es schon ausreichend ist. Es gehen viele mit 14, 15 Jahren weg – ich würde nein sagen. Es gibt zwar immer zwei, drei Beispiele, aber es müsste viel mehr geben, die sagen, dass man von Chelsea, Inter, Roma oder Bayern träumen kann, aber man muss zuerst in Österreich zumindest ein kleiner Star sein. Vielleicht hatte ich das Glück, dass ich solche Gedanken nie hatte. Mit 14, 15, als ich schon in diversen Auswahlen gespielt habe, habe ich nie davon geträumt, irgendwo im Ausland zu spielen. Wer war damals groß? Ajax vielleicht. Davon habe ich vielleicht geträumt, dass ich dort mitspiele. Viel später bekam ich sogar ein Angebot, durfte aber nicht gehen. Ich hätte Johan Cruyff ersetzen sollen. Die Frage hat sich wegen einer Transfersperre nicht gestellt, aber ich dachte mir schon, dass ich den nie im Leben ersetzen könnte, eins zu eins. Da kannst du nur untergehen.

 

Wie, als ob ein Koller den Ottmar Hitzfeld ersetzen sollte...
Ja, vielleicht. Aber ok, ich wurde auch nach Ernst Happel Teamchef. Eigentlich wollte ich das zuerst nicht. Ich habe aber gewusst, wen sie holen, wenn ich absage. Dann habe ich es doch gemacht. Und es war sauschwer. Bei meiner ersten Pressekonferenz kam die Frage, wann ich am nächsten Tag trainieren würde. Ich sagte: „Um zehn." Die erste Antwort war: „Der Happel hat schon um neun trainiert." Die Vergleiche haben in der Sekunde angefangen. Das war nicht schön, in den ersten zwei Jahren. Aber ich glaube nicht, dass Marcel Koller davor Angst gehabt, aber es ist eine Komponente.

 

Jetzt wird er mit Ihnen verglichen, weil Sie als Letzter eine Quali geschafft haben. Ist die kommende einzufordern?
Einfordern kann man das nie. Das geht bei Spanien, Italien oder England. Das wäre ja absurd zu sagen, denn egal wie gut unsere Mannschaft war, wir haben das im Prinzip nie getan. Du weißt ja wieder nicht, mit wem du in eine Gruppe kommst. Wir sind bestenfalls im dritten Topf, das heißt, du bekommst, wenn's blöd hergeht, zwei sehr starke. Einen bestimmt. Bei 24 Mannschaften ist die Chance größer, unsere Spieler sind wieder ein bisschen weiter. Wir brauchen keine Mannschaft suchen. Es muss aber alles passen. Wir können nicht hergehen und heute herausposaunen, dass wir uns qualifizieren müssen.

Wir danken für das Gespräch!

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