Greenpeace-Sprecher Lukas Meus: ‚Wollten das wahre Gesicht von Gazprom zeigen'
Lukas Meus, zuständig für International Campaigns bei Greenpeace CEE in Österreich, spricht im 90minuten.at-Interview über die "Don´t foul the Arctic"-Aktion beim Champions League Spiel der Austria gegen Zenit, warum es nicht schwer war, die Sicherheitsba
Beim Champions-League Spiel zwischen Austria und Zenit protestierten sechs Greenpeace-Aktivisten gegen CL-Sponsor Gazprom. Was ist der Grund für diese Proteste, die wir unter anderem auch schon in Basel gesehen haben?
Gazprom will noch dieses Jahr in der Petschorasee als erste Ölgesellschaft der Welt die Ölvorkommen nördlich der arktischen Eisgrenze kommerziell ausbeuten. Arbeiten der Ölindustrie gehören zu den riskantesten Unternehmungen in der Arktis. Die Gazprom-Ölplattform Prirazlomnaya besteht aus ausrangierten Teilen und entspricht nicht einmal russischen Sicherheitsstandards. Die Plattformen sind schon errichtet und wir fordern ein Schutzgebiet in der Arktis. Konzerne wie Gazprom oder auch Shell nützen die Arktis. Diese Plattformen sind aufgrund der Wetterbedingungen sehr gefährlich. Man kann sagen: Gazprom spielt russisches Roulette mit der Arktis. Das Ökosystem der Arktis ist für alle extrem wichtig, es wirkt wie in Kühlsystem und ist daher auch in Bezug zur stattfindenden Erderwärmung sehr wichtig.
Wann kam die Idee, auch in Österreich zu protestieren?
In Österreich ist es so dazu gekommen, dass wir uns überlegt haben, wo Gazprom versucht, sein Image aufzubessern. Der Ölkonzern verwendet neben Kultur- auch Sportveranstaltungen, um ein gutes Gesicht zu zeigen. Deswegen haben wir uns dazu entschlossen, der Öffentlichkeit das wahre Gesicht zu zeigen.
War es schwer, die Sicherheitsbarrieren im Happel-Stadion zu überwinden? Wie ist es gelungen?
Nein, war es nicht. Dazu geben wir aber keine Details bekannt. Das machen wir prinzipiell nicht. Was wir jedoch gerne klarstellen möchten: Es hat Vermutungen gegeben, dass wir Ordnerwesten gestohlen hätten. Das ist nicht passiert, unsere Aktionen sind gewaltfrei - dazu zählt auch, dass wir nichts stehlen.
Haben Sie durch diese Aktionen wie in Wien oder in Basel Fortschritte erzielt?
Generell ist es so, dass wir es geschafft haben, dass jetzt viele Menschen wissen, was Gazprom vorhat. International gibt es einige Konzerne wie Total oder Exxon, die sich dazu entschieden haben, nicht in dieser Gegend zu bohren. Von den arktischen Staaten hat sich Finnland erstmals für so ein Schutzgebiet ausgesprochen. Wir hoffen, dass die anderen Staaten diesem Beispiel folgen, das könnte aber noch lange dauern. Weltweit haben schon 4,5 Mio. Menschen die Petition unterschrieben. Je mehr das machen, desto größer wird der Druck auf Gazprom und die Arktis-Staaten.
Don´t foul the Arctic: Klick auf das Foto oder hier um zur Galerie zu kommen
Die UEFA ist sehr streng, was den Schutz der Sponsoren angeht. Rechnet Greenpeace jetzt mit Klagen?
Das müssen wir abwarten. Bisher kam nichts von der UEFA.
Gab es schon Kontakt der UEFA zu Greenpeace?
In Österreich gab es noch keinen Kontakt von der UEFA zu Greenpeace.
Haben Sie den Kontakt mit der Austria gesucht?
Wir haben Kontakt mit der Austria gesucht und einen Brief geschickt, wo wir um Verständnis gebeten haben. Der Protest hat sich nicht gegen die Austria gerichtet.
Wie war die Reaktion der Austria?
Es gab bisher keine Reaktion der Austria auf diesen Brief.
Die Austria muss mit einer Strafe rechnen und will sich alle Möglichkeiten offen halten. Möglicherweise droht eine Klage der Austria, wenn der Klub zu seiner Strafe verurteilt wird ...
Grundsätzlich sind wir nicht für die Sicherheit im Stadion zuständig. Das ist zu viel Spekulation, was jetzt passiert. Von unserer Seite sind wir auf eine Lösung aus, die für beide Seiten zufriedenstellend ist. Für Greenpeace war es wichtig, dass das Spiel nicht unterbrochen wird. Es ist wiegesagt nicht gegen die Austria gerichtet.
Aber was passiert, wenn es schlussendlich zu einer Verurteilung gegen Greenpeace kommen sollte. Werden dafür dann auch Spenden verwendet?
Grundsätzlich haben wir eine Verantwortung gegenüber unseren Unterstützern. Wir würden es schade finden, wenn die UEFA die Austria bestraft. Grundsätzlich werden wir sehen, was kommt. Falls es zu einer Strafe kommt, werden wir weitersehen. Wir sind an einer gemeinsamen Lösung mit der Austria interessiert.
Werden also Spenden für solche Verurteilungen verwendet?
Kommt es zu grundsätzlich zu einer Verurteilung gegen Greenpeace, werden wir die Kosten übernehmen, wir akzeptieren den Rechtstaat. Die Spender wissen das aber, dass auch so etwas notwendig ist, um Themen in der Öffentlichkeit vorzustellen.
Danke für das Interview!
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