Florian Mader: 'Das wäre auch unter Stöger/Schmid ein Thema'

Der gebürtige Tiroler weiß die Leistungen der Austria richtig einzuschätzen. Im ausführlichen Interview, nicht nur über die derzeitige Situation, erklärt er auch, warum einige Spieler trotz bester Voraussetzungen nicht Weltklasse sind: „Es wird nicht jede


90minuten.at: Was lernt die Austria aus den Spielen der letzten Wochen?
Florian Mader: Naja, es sind zum Teil sehr unterschiedliche Leistungen, obwohl die Spiele untereinander nicht vergleichbar sind! Bundesliga ist das Tagesgeschäft, da scheitern wir an der Chancenauswertung, stellen uns dann defensiv dumm an. Gegen Porto war es ein gutes Spiel, die wenigen Chancen haben wir leider nicht genützt. Aber dafür haben wir für dieses hohe Niveau wenig Chancen zugelassen. Dann wird jedoch jede Kleinigkeit bestraft. Der Ausrutscher im Cup war dann sehr schlimm, wir können uns nicht ausruhen. Wenn wir unsere Leistung nicht abrufen, wird es gegen jeden schwer.


Wie sind solche Schwankungen erklärbar? Marko Stankovic sagte uns am Tag nach dem Porto-Spiel, dass die Champions League vielleicht doch die Leistungen in der Liga beeinflusst!
Ich denke, dass es zum Teil die Erwartungshaltung ist und wir uns selber sehr viel Druck machen. Gegen Porto hatten wir nicht viel zu verlieren, da war man nicht gezwungen, unbedingt groß das Spiel zu machen. Wir haben verteidigt, mit schnellen Gegenstößen gearbeitet. Es liegt unseren Spielertypen, so zum Erfolg zu kommen. Das ist uns gut gelungen. Gegen Grödig hat es in der ersten Halbzeit noch gut geklappt, da hat die letzte Geilheit gefehlt. Es ist dann zwar eine Phrase, aber die Tore, die man nicht schießt, kriegt man. Das kommt nicht von ungefähr. Danach sind wir nicht so gut ins Spiel gekommen. Sich dann noch zu steigern ist nicht so leicht.


Ist das irgendwie, ob national oder international, zuweilen so, dass die Topteams Österreichs sich denken: Ach, der nächste geht rein. Oder: Ah, wir g'winnen noch?
Das trifft es sicher gut. Die Luft nach oben hin wird immer dünner. Und bei Porto oder so sieht man dann auch, dass die Qualität hoch ist, sie nicht umsonst in der Champions League sind. Phasenweise kann man mit denen mithalten – aber die letzte Abgebrühtheit fehlt.

 


Phasenweise kann man mit denen mithalten – aber die letzte Abgebrühtheit fehlt.< /div>

Habt ihr mit dem Aufstieg gegen Zagreb nicht doch ein Jahr abgeschlossen, in dem alles gepasst hat, kaum mal wer verletzt war, Spiele wurden 6:3, 6:4 gewonnen? So konnte es nicht immer weitergehen, oder?
Das denke ich nicht. Wir hatten ein außergewöhnliches Jahr, viele Spielverläufe waren für uns positiv, haben aus wenigen Chancen Tore gemacht, hatten hinten Glück, unser sehr guter Torhüter Heinz Lindner hat uns oft die Null festgehalten. Im Moment werden wir bitter bestraft. Es wäre aber müßig zu fragen, ob irgendein Ball letztes Jahr reingegangen wäre oder nicht. Man muss sich gewisse Dinge erarbeiten, wenn man dran bleibt, wenden sich die Sachen wieder ins Positive. Aber gut, letztes Jahr hat auch niemand drüber nachgedacht, wir sind zum Spiel gefahren und wir haben gewusst, dass alles gut funktioniert. Wenn es nicht läuft, dann macht man sich mehr Gedanken, als in einer anderen Phase.


Taktisch muss die Austria aktiver agieren. Thomas Parits erzählte uns, dass Nenad Bjelica die Fortführung von Stöger/Schmid ist, Marko Stankovic sagte bei Sky das Gegenteil. Was denn nun?
(denkt nach) Gewisse Sachen sind gleich geblieben, es hat sich auch vom Personal her nicht sehr viel verändert. Dazu kommt, dass wir bis letzte Woche in drei Bewerben vertreten waren. Bis auf die Länderspielpause gab es alle drei, vier Tage Spiele. Letztes Jahr haben wir auch die Gunst der Stunde, nicht international zu spielen, genutzt und uns Woche für Woche gut vorbereitet. Dann konnte der eine oder andere Automatismus auch besser greifen, weil man weniger zum Wechseln gezwungen war. Wir haben jetzt auch relativ viele Verletzte. Es hat zwar jeder im Kader seine Qualität, aber trotzdem braucht man dann wieder zwei, drei Spiele, bis man wieder drinnen ist.

 


Es werden natürlich Sachen angesprochen, aber es wurde niemand persönlich angesprochen oder unter der Gürtellinie kritisiert.

Und konkret, was sind die Unterschiede. Hätte Peter Stöger auch so umstellen müssen?
Wir hatten auch mit Peter Stöger immer wieder Gespräche, dass sich andere Gegner schon besser auf uns einstellen, dass die schon wissen, wie sie uns ausrechnen. Dass man andere Wege gehen muss, dass man mit zwei Stürmern spielt, dass es die Möglichkeit gibt, umzustellen, um den Gegner zu verunsichern. Beziehungsweise, dass die es nicht so leicht haben, sich auf uns einzustellen. Das wäre auch unter Peter Stöger und Manfred Schmid zum Thema geworden.



Auffällig waren Stögers pädagogische Fähigkeiten. Was ist der Unterschied zu Nenad Bjelica und wie ist das für die Mannschaft?
Es gibt schon Unterschiede. Ich kannte Bjelica davor nicht so gut, aber ich denke, dass er den Weg, den Peter Stöger gegangen ist – viel Wertschätzung für die Spieler – weiter geht. Er hat sich auch bei der Cuppleite vor die Mannschaft gestellt. Das haben aber wir verbockt. Es werden natürlich Sachen angesprochen, aber es wurde niemand persönlich angesprochen oder unter der Gürtellinie kritisiert. Das ist nicht seine Art. Er ist mit dem Kader, den er nicht zusammengestellt hat, sehr zufrieden. Er will von jedem die Stärken hervorrufen und in den Mittelpunkt stellen. Den Weg hat auch Peter Stöger letztes Jahr verfolgt.


Es soll Schlimmeres geben, als den Meisterkader zu übernehmen...
(lacht)


Stichwort Stärken. Wird es heute angenehmer, gegen Zenit St. Petersburg wieder reagierend spielen zu können?
In der Champions League wird das eher der Fall sein, dass die Anderen das Spiel machen werden, mehr Ballbesitz haben werden. Porto hatte auch um einiges mehr Ballbesitz als wir. Es ist dann auch leichter, defensiv eine gute Leistung auf den Platz zu bringen. Man sieht immer wieder, dass auch der vermeintlich Kleine gut verteidigen kann. Das haben wir gegen Hafnarfjördur erlebt. Oder im Cup. So gibt es mehr Räume. International ist es auch leichter als Kreativität ins Spiel zu bringen und dieses machen zu müssen.


Ist für das Umschaltspiel dann auch gerade Ihre Position noch entscheidender?
Das wird wichtig sein. Mit Philipp Hosiner haben wir auch einen sehr schnellen Stürmer, der ein gutes Gefühl für den Raum hat und so jedem Gegner weh tun kann. Man muss ihn nach dem Ballgewinn auch sehr schnell in Szene setzen, um das zu nutzen. Das ist dann immer ein schmaler Grat. Verschenkt man dann die Bälle, weil man überhastet ist und rennt erst recht wieder hinten nach? Es ist eine Mischung aus Ruhe und einem gewissen Ballbesitz wichtig, so wie gegen Porto in der ersten Hälfte. In der zweiten waren wir überhastet und nicht mehr so präsent.

 


Es ist einem schon bewusst, gegen wen man da spielt und es ist ein großer Ansporn.

Heute Zenit, dann zwei Mal Atletico Madrid, die am Wochenende Real besiegt haben. Wie kriegt man das raus, nur bewundernd einem Hulk auf die Beine zu gucken?
Wir haben das im ersten Spiel noch gut gemacht. Wir waren am Anfang auch sicher enttäuscht, dass es nicht Barca, Real oder Bayern war. Aber jeder, der sich mit Fußball auskennt, weiß, dass unsere Gegner weit über uns zu stellen sind. Schon eben die Namen, die dort spielen. In erster Linie müssen wir unsere Leistung am Platz bringen, es weniger an Punkten festmachen. Schlussendlich kann man nur über Leistung punkten und wenn nicht jeder an oder über seine Grenze geht, ist schwer etwas zu holen.


Ist es für Sie ein Unterschied, Lukas Grozurek oder Hulk umzugrätschen?
Es ist einem schon bewusst, gegen wen man da spielt und es ist ein großer Ansporn. Wir haben uns vor Porto die Videoanalyse angeschaut und dachten, dass das eine ganz schwere Partie wird. Dann wollten wir uns gewissermaßen auch beweisen, dass wir mithalten können, vielleicht auch nur in einem Spiel. Das ist eine besondere Motivation.


Woran merkt man direkt am Feld, warum Porto besser ist?
Das sind die besten der Welt, haben tolle Grundvoraussetzungen, Einsatz, Wille, Können und Qualität. Es wird ja nicht jeder gleich die selbe Zeit laufen, nur weil er mit jemanden aus der Weltspitze trainiert.

Wir danken für das Gespräch!