Ayhan Tumani: 'Einige Menschen möchten sich über andere stellen und mich kleinmachen'

Zehn Monate lang arbeitete Ayhan Tumani für den österreichischen Bundesligisten SK Sturm Graz – erst als Co-Trainer, später zusätzlich als Geschäftsführer Sport. Vor vier Wochen kam es zur Trennung. Im ersten Interview nach dem Sturm-Ende spricht der 41-j

 

90minuten.at: Herr Tumani, vor vier Wochen hat sich Sturm Graz von Ihnen als Geschäftsführer getrennt. Zuvor gab es offenbar interne Streitigkeiten. Wie froh waren Sie, als es schließlich vorbei war?

Ayhan Tumani: Ich bin vor allem froh, dass ich zehn Monate beim SK Sturm, der ein riesiges Potenzial besitzt, gearbeitet habe. Diese Zeit war sehr intensiv und lehrreich für mich. Leider war die Zusammenarbeit am Ende nicht mehr so konstruktiv wie bei meinem Amtsantritt im Sommer 2012.

 

Ich möchte nicht über Gerhard Goldbrich reden< /div>< /div>

 

In der Presseerklärung zur Vertragsauflösung hieß es, „Differenzen in der Auffassung zur sportlichen Ausrichtung" seien der Grund für die Trennung. Was heißt das konkret?

Mir ging es darum, professionelle Strukturen mit meinen Ideen zu erweitern. Am Ende hatte ich leider nicht mehr das Gefühl, dass der Umbruch, den wir eingeleitet hatten, in der Form weiterhin gewollt war.

 

Können Sie konkreter werden?

Nein, das würde niemandem nützen.

 

Vor allem das Verhältnis zu Generalmanager Gerhard Goldbrich soll gestört gewesen sein.

Ich möchte über ihn nicht reden.

 

Kritiker sagen, Ihnen fehle die nötige Sozialkompetenz. Es heißt, Sie hätten Unruhe in den Verein gebracht.

Ich habe nie behauptet, dass ich fehlerlos bin. Eine Führungsposition zu bekleiden, impliziert, Entscheidungen zu treffen. Das kann zur Folge haben, dass diese Entscheidungen erst einmal bei einigen Menschen zu Irritationen führen. Zu den Gerüchten über angebliche Unruhe kann ich sagen: Einige Menschen möchten sich über andere stellen und sie kleinmachen, indem sie sie der Unwahrheit bezichtigen. Das ist kein exklusives Problem der Fußballwelt. Das gibt es auch in der Politik und in der Gesellschaft.

 

Möglicherweise sind einige Leute nicht damit zurechtgekommen, dass ich in meiner Arbeit eine ganz klare Linie verfolge< /div>< /div>

 

Warum sollte jemand Unwahrheiten über Sie erzählen?

Weil man mir aus sportlicher Sicht nichts vorwerfen kann. Nehmen wir mal die Fakten: Als ich im Sommer 2012 zu Sturm gekommen bin, hatte die Mannschaft die Saison als Tabellenfünfter abgeschlossen. Als ich den Verein nun verlassen habe, waren wir Dritter. Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir die Mannschaft mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs deutlich verjüngt, wodurch Gelder eingespart werden konnten. Dazu kam: Der Marktwert von mehreren jungen Leistungsträgern ist deutlich gestiegen.

 

Wo lag Ihrer Meinung nach dann das Problem?

Möglicherweise sind einige Leute nicht damit zurechtgekommen, dass ich in meiner Arbeit eine ganz klare Linie verfolge. Noch einmal: Ich wollte die Strukturen bei Sturm Graz erweitern und erneuern, und ich bin der Meinung, dass das der richtige Weg war. Leider haben nicht alle mitgezogen.

 

Welche Fehler haben Sie gemacht?

Möglicherweise war ich in einigen Situationen zu direkt oder zu impulsiv. Vielleicht hätte ich mehr Geduld haben müssen und einige meiner Entscheidungen – die ich im Übrigen genau so wieder treffen würde - besser erklären müssen. Es kann auch sein, dass ich den Widerstand, den es natürlicherweise bei Veränderungen gibt, ein stückweit unterschätzt habe.

 

Haben sich nach Ihrem Abschied Spieler bei Ihnen gemeldet?

Ja, natürlich haben sich Spieler bei mir gemeldet. Das hat mich auch nicht überrascht. Mehrere Spieler haben sich für die Zusammenarbeit bedankt. Mit einigen habe ich weiterhin Kontakt.

 

Haben Sie Ihr Engagement bei Sturm Graz angesichts des Ärgers am Ende bereut?

In keinster Weise. Ich habe viel gelernt und Positives mitgenommen.

 

Den Mut unpopuläre Entscheidungen zu treffen schätze ich an Peter Hyballa, und das unterscheidet ihn von vielen< /div>< /div>

 

Gemeinsam mit Peter Hyballa waren Sie nach Graz gekommen. Nun musste auch er den Verein verlassen. Was glauben Sie: Was waren die Gründe?

Dazu möchte ich mich nicht äußern. Nur soviel: Auch einem Peter Hyballa kann man im sportlichen Bereich nichts vorwerfen. Ich halte ihn für einen kompetenten Trainer.

 

Hyballa hat mehrere unpopuläre Personalentscheidungen getroffen.

Das ist richtig. Genau diesen Mut schätze ich an ihm, und das unterscheidet ihn von vielen.

 

Ist Sturm Graz für die Zukunft gut aufgestellt?

Das Potential ist da. Die Ausschöpfung und Umsetzung bleibt abzuwarten.

 

Sie sind in Graz vom Co-Trainer zum Geschäftsführer befördert worden, zum ersten Mal haben Sie in dieser Position bei einem Verein gearbeitet. Was wollen Sie in Zukunft machen? Als Trainer oder als Sportdirektor arbeiten?

Es war eine gute Erfahrung, zu sehen, dass mir beides Spaß macht und dass ich beides kann. Im Moment zieht es mich mehr auf den Platz.

 

Gibt es schon Kontakt zu anderen Vereinen?

Ich bin permanent in Kontakt mit vielen Menschen aus der Fußballwelt.

 

Ist ein erneutes Engagement in Österreich ausgeschlossen?

Nichts ist ausgeschlossen. Ich sehe generell eine große Entwicklungsfähigkeit des österreichischen Fußballs. Außerdem habe ich viele interessante Menschen kennengelernt und gute Kontakte geknüpft. Alles ist möglich.

 

Es klingt nicht so, als wollten Sie sich erst einmal eine Pause gönnen.

Das sehen Sie richtig. Ich bin voller Tatendrang.

 

Danke für das Interview!