Zoran Barisic: ‚Salzburg macht es vor, wie es funktionieren könnte'

Ein windiger Herbstnachmittag bei der Rapid-Akademie im Wiener Ernst Happel-Stadion. Im 90minuten.at-Interview spricht Amateure-Trainer Zoran Barisic über seine bisherige und kommende Karriere und den Weg, ein guter Trainer zu werden. Mit seinem Team würd

zokiEin windiger Herbstnachmittag bei der Rapid-Akademie im Wiener Ernst Happel-Stadion. Im 90minuten.at-Interview spricht Amateure-Trainer Zoran Barisic über seine bisherige und kommende Karriere und den Weg, ein guter Trainer zu werden. Mit seinem Team würde er gerne wie der FC Liefering für Red Bull in die Heute für Morgen-Erste Liga aufsteigen: „Es gehören Ideen entwickelt und ausgearbeitet und dann geschaut, was umsetzbar ist. Tun wir nichts, bedeutet das Stillstand."

Das Gespräch führte Georg Sander


90minuten.at: Wie haben Sie Ihre kurze Zeit als Cheftrainer beim SK Rapid Wien erlebt? Hätte es bei entsprechendem Erfolg auch weiter gehen können?

Zoran Barisic: Es war mir klar, dass ich das interimistisch nur bis zum Sommer mache. Aufgrund der fehlenden Lizenz – mir fehlte noch das letzte Modul zur UEFA Pro-Lizenz – war es ganz klar, dass das nur für einen gewissen Zeitraum sein würde. Ich bin aber gegen Strohmannlösungen. Mir ist es lieber, die Tätigkeit zu hundert Prozent auszufüllen und halte nichts von halben Lösungen.


Was ist für Sie als Trainer einer Zweitvertretung in der Regionalliga generell wichtiger – ein gutes Ergebnis oder der Einsatz eines jungen Spielers, der möglicherweise noch Fehler macht?

Definitiv das Zweite, weil es um die Entwicklung einzelner Spieler geht und das auch nicht nur eine Floskel bleiben soll. Man muss wirklich darauf Wert legen. Natürlich ist Fußball auch ein Mannschaftssport, es geht um Teamgeist und Teamfähigkeit. Mir geht es aber in erster Linie um die Entwicklung einzelner Spieler, um diese der Kampfmannschaft zuzuführen.


Nun stehen einige Spieler schon oben in der ersten Mannschaft. Haben Sie jetzt einen zweiten Veli Kavlak dabei, der deutlich über das Niveau der Bundesliga kommen kann?

Ich habe sehr viel Vertrauen zu meinem Team, meinen Buam und ich bin überzeugt davon, dass der eine oder andere eine internationale Karriere hinlegen wird. Aber ich möchte keine Namen nennen, es gibt aber welche, die eine große Qualität besitzen.

 


Natürlich würde ich es bevorzugen, dass die zweiten Mannschaften in der zweiten Leistungsstufe spielberechtigt wären.


Wenn pro Jahrgang zwei Spieler in die Kampfmannschaft kommen, ist das gemeinhin ein guter Schnitt. Gibt es Vorgaben vom Verein und wann sagen Sie, dass Sie erfolgreich gearbeitet haben?

Offiziell gibt es die nicht, aber man setzt sich natürlich selber unter Druck. Letztes Jahr sind die Amateure mit einer blutjungen Mannschaft in die Saison gestartet, niemand traute uns etwas zu. Ein Jahr später hatten wir es geschafft, sieben Spieler in den Trainingsbetrieb der ersten Mannschaft zu bringen. Da kann man von einem speziellen Erfolg sprechen.


Red Bull will mit Liefering über Umwege die Talente in die zweite Leistungsstufe bringen, umgekehrt sind auch Vereine in der Regionalliga mit der gegenwärtigen Lösung mit Zweitteams unzufrieden. Wie stehen Sie dazu?

Salzburg macht es vor, wie es funktionieren könnte. Liefering und Pasching spielen in den Regionalligen West und Mitte um den Aufstieg mit. Wenn das passiert, kann man sich schon denken, was die Salzburger mit zwei Satellitenklubs in der Heute für Morgen-Ersten Liga machen. Man muss die Entwicklung beobachten, aber es könnte eine Möglichkeit sein, so mit einem Satellitenklub in der zweiten Liga zu spielen. International ist es ja üblich, dass die großen Mannschaften zu den zweiten Teams auch so einen Satellitenklub haben.


Wünschen Sie sich als Amateurtrainer da eine klare Regelung, dass die Jungen möglichst weit oben spielen können? Man kann ja nicht die halbe Mannschaft verleihen.

Natürlich würde ich es bevorzugen, dass die zweiten Mannschaften in der zweiten Leistungsstufe spielberechtigt wären. Fakt ist, dass wir eine Fluktuation hinein bringen sollten, die Spieler im Profibereich rein zu bekommen, sie schnuppern zu lassen, im eigenen Verein einzubauen und in weiterer Folge weiterzuverkaufen. Wie Veli Kavlak oder Tanju Kayhan.


Also eine zweite Leistungsstufe mit mehr Vereinen und Amateurteams.

Ich weiß nicht, wie es mit den Zuschauern ausschauen würde. Aber aus wirtschaftlichen Gründen will man die Liga nicht aufstocken. Ich meine, dass es machbar ist. Natürlich muss jeder auf sich selbst schauen, wenn er mit anderen neun Vereinen die Töpfe aufteilen muss, dann ist ihnen das lieber, als mit 15 anderen.


Nachhaltigkeit scheitert an wirtschaftlichen Problemen?

Das ist möglich. Aber Tatsache ist, dass wir irgendwann anstoßen werden und mit unseren Talenten nicht mehr weiterwissen. Salzburg hat bald die Möglichkeit mit einer oder zwei Mannschaften in der zweiten Liga zu spielen. Da wird man in vier, fünf Jahren sehen, wo die sein werden.


Rapid hat also dadurch einen Wettbewerbsnachteil, wenn einer der beiden aufsteigt?

Definitiv werden dann Plätze für Salzburger Talente in der zweiten Liga frei. Das bringt die jungen Spieler noch schneller voran, als wenn sie nur in der Regionalliga spielen.


In Wien gibt es einige Klubs, die gerne in der zweiten Spielklasse bleiben oder sein würden. Bieten sich da Kooperationen an?

So etwas ist angedacht. Es kann auch durchaus ein Erstligaverein sein, bei dem vier, fünf Spieler geparkt sind. Aber kein Verein wird darauf eingehen, weil sie entweder eine Akademie haben oder zumindest den eigenen Nachwuchs. Die wollen die eigenen Spieler so weit wie möglich bringen. Es gehören Ideen entwickelt und ausgearbeitet und dann geschaut, was umsetzbar ist. Man muss sich ständig verbessern. Tun wir nichts, bedeutet das Stillstand.


Zu Ihnen persönlich: Sie werden im März 43 Jahre alt, seit fünf, sechs Jahren sind Sie in der zweiten Reihe unterwegs. Wann treten Sie vor den Vorhang?

Das ist schwer zu sagen, weil ich bei Rapid einen Vertrag bis 2015 habe. Ich bin damit sehr glücklich und habe eine große Aufgabe. Meine Mannschaft heißt zwar „Rapid Amateure", sie wird aber als Profimannschaft geführt, es wird unter professionellen Bedingungen gearbeitet. Bis jetzt war die Arbeit ziemlich anständig, aber ich habe noch viel vor mit dem Verein. Ich handhabe es so, dass ich nie zu weit vorausblicke sondern mich darauf fokussiere, was heute wichtig ist.


Haben Sie ein konkretes Ziel, auf das Sie hinarbeiten, etwa einen Spieler von 15 bis zum Auslandstransfer begleiten?

Ich freue mich über jeden Burschen, der es in die Kampfmannschaft schafft. Wenn das Spiel so funktioniert, wie ich mir das als Trainer erwarte, bin ich mit dem Auftritt zufrieden. Wir müssen uns im Spiel ständig weiter entwickeln, wollen einen eigenen Spielstil entwickeln. Darauf bin ich stolz.

 


Die ständige Eigenverantwortung und Weiterbildung ist das, was dich weiterbringt, nicht die Trainer-Lizenz.


Wie nahe arbeiten Sie mit Peter Schöttel zusammen, wenn Sie sagen, dass Sie einen eigenen Spielstil kultivieren wollen?

Der größte Unterschied ist, dass die erste Mannschaft Resultate liefern muss und der Druck immens ist. Wir haben die Philosophie darauf vorzubereiten, diesen Druck auszuhalten. Aber trotzdem wollen wir eine gewisse Spielkultur pflegen, von der U13 bis zur Kampfmannschaft.


In Deutschland muss man mehr Stunden für dieselbe Trainer-Lizenz machen. Fühlen Sie sich persönlich durch die Trainerausbildung gut vorbereitet?

Ich kann das nicht beurteilen, es gibt aber immer etwas zu verbessern. Tatsache ist, dass der Besitz der Trainerlizenz nicht heißt, dass man ein guter Trainer ist. Nur weil man einen Führerschein hat, heißt das nicht, dass man ein guter Autofahrer ist. Man muss sich ständig weiter bilden, hospitieren fahren und über den Tellerrand hinaus blicken. Sonst bleibt man stehen. Die ständige Eigenverantwortung und Weiterbildung ist das, was dich weiterbringt, nicht die Lizenz.


Spieler fangen auch klein an und werden aufgebaut. Muss man sich als Trainer auch diese Zeit nehmen, nicht sofort ganz oben anzufangen sondern unten?

Es gibt zwar Ausnahmen, aber ich halte das für den richtigen Weg. Vor allem ist es eine wichtige Erfahrung. Ich habe gleich als Co-Trainer der Kampfmannschaft angefangen, ohne Vorkenntnisse. Ich hatte zwar die Lizenz, hatte aber nur meine Erfahrung als Spieler. Und Spieler und Trainer sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich bin dankbar, dass ich den Weg über den Nachwuchsbereich antreten durfte, als Individualtrainer und als Amateurtrainer. Das ist für die eigene Entwicklung wichtig. Meiner Meinung nach ist es der beste Weg, im Nachwuchs zu beginnen und sich Schritt für Schritt zu entwickeln, um einmal für eine Kampfmannschaft interessant zu sein.


Hilft einem die pädagogische Erfahrung, die man bei Jugendlichen macht, auch bei den älteren Spielern, um beim schwierigen Umstieg vom Nachwuchs- zum Profispieler zu schaffen?

Nicht nur die pädagogische Seite ist wichtig. Auch die technische, taktische und physische Entwicklung ist wichtig. Die Erfahrung, mit vielen jungen Spielern gearbeitet zu haben, bringt dich weiter. Du musst du immer wieder was Neues ausdenken, um diese Spieler weiter zu bringen. Diese Dinge sind essentiell wichtig, die dich weiter bringen.


Zum Abschluss: Wen wollen Sie trainiert haben, wenn Sie in Pension gehen?

Ich strebe immer nach dem Höchsten, nicht nur in Österreich. Ich will das erreichen, was ich erreichen kann.


Wir danken für das Gespräch!

 

Schon dieses Interview gelesen?  Boris Prokopic: ‚Das ist ein ganz anderes Rapid als vor einem Jahr'

.