WAC-Stürmer Christian Falk: 'Manchen Jungen würde es nicht schaden, wenn sie auf den Boden geholt werden'

Christian Falk hat mit 25 schon Einiges erlebt. Er begann in der vorletzten Spielstufe, war bei Vereinen, die ihm ein halbes Jahr kein Geld zahlten und startete mit dem WAC mit zwei Aufstiegen in drei Jahren voll durch. Im Interview zieht er Bilanz über s

christian_falk_steindy_wikimediaChristian Falk hat mit 25 schon Einiges erlebt. Er begann in der vorletzten Spielstufe, war bei Vereinen, die ihm ein halbes Jahr kein Geld zahlten und startete mit dem WAC mit zwei Aufstiegen in drei Jahren voll durch. Im Interview zieht er Bilanz über seine bisherige Karriere, erklärt, wie Nenad Bjelica tickt und meint, dass manche Jungspieler wohl nicht zu schätzen wissen, wie gut es ihnen geht.


Das Gespräch führte Georg Sander


90minuten.at: Wie ist die Bilanz der vergangenen Saison?

Christian Falk: Wir waren jetzt zwei Jahre in der zweiten Liga, haben im ersten Jahr schon guten Fußball gespielt, sind Vierter geworden und führten ein paar Spieltage lang. Gegen die Großen spielten wir eigentlich gut – gegen die Admira gewannen wir daheim – und dieses Jahr war die Draufgabe, wir waren 26 Runden Erster, vor allem im Herbst boten wir tollen Fußball. Im Frühjahr waren wir nicht mehr so effektiv wie im Herbst, haben aber ein gutes Team, haben zusammengehalten, alles hat funktioniert.


Wann war der Zeitpunkt, an dem man sagte: „Jetzt steigen wir auf!"?

Altach, Austria Lustenau und LASK waren die Favoriten, mit uns hat man nicht gerechnet. Wir haben nicht davon gesprochen, Erster zu werden. Nach ungefähr 30 Spieltagen haben wir aber gemerkt, was wir erreichen können, wenn wir noch ordentliche Spiele abliefern. Dann war der Druck schon ein anderer.


Gegen Hartberg war dieser Druck dann zu groß?

Da haben wir nicht gut gespielt, waren verkrampft, wollten unbedingt gewinnen und es ging nach hinten los. Gegen uns haben sie ohne Druck ein paar Tore gemacht.


Bevor Sie zum WAC gekommen sind, haben Sie bei Bad Aussee und Vöcklabruck gespielt. Beide Vereine hatten grobe finanzielle Probleme. Kriegt man das als Spieler mit?

Bei Bad Aussee war es so, dass das Geld später kam. Bei Vöcklabruck – ich mag da jetzt nicht schlecht reden – da war der Präsident etwas von der Mannschaft enttäuscht. Es kommt aber dann immer alles auf einen Schwung, auf einmal kommt das Geld nicht mehr. Ich hoffe, dass ich so etwas nie mehr erleben muss. Bei mir war es nicht so tragisch, ich habe das Geld ein halbes Jahr später bekommen. Wenn man aber eine Familie hat und bekommt sechs Monate kein Geld, ist das etwas ganz anderes.


Dann kamen Sie nach Wolfsberg. Was ist Nenad Bjelica für ein Typ?

Man kann über ihn nichts Schlechtes sagen. Er ist sicherlich der beste Trainer, bei dem ich gespielt habe. Von ihm kann man alles haben, wenn man diszipliniert ist und sich reinhaut. Auch wenn es nicht so funktioniert versteht er das, da gibt es keine Probleme. Er weiß, was er will. Wenn du Gas gibst und keinen Blödsinn machst, ist alles OK.


Er ist ein sehr emotionaler Mensch.

Er ist zu 100 Prozent bei der Sache, das ist seine Mentalität. Wenn's ihm reicht, dann wird er lauter.


Wie sieht die Hierarchie in der Mannschaft aus. Gibt es Spieler, die sich etwas erlauben dürfen oder gibt es eine flache Hierarchie?

So wie früher gibt es das nicht mehr, das gibt es fast nirgends mehr. Die Jungen müssen eben die Trainingssachen schleppen, aber das ist das Einzige. Manchen würde es aber nicht schaden, wenn sie auf den Boden geholt werden würden.


Die Jugend, vor allem Akademiespieler, sind verwöhnt?

Ich habe nie in der Akademie gespielt, habe in der vorletzten Klasse angefangen. Das ist ganz anders, als wenn man von der Akademie raus kommt und schon sehr lange nur Fußball spielt. Ich schätze das ganz anders, als so mancher. Vielleicht kommen sie sich ein bisschen besser vor. Letztes Jahr hat Hannes Jochum sie manchmal zu Recht gerückt, aber unsere Akademiespieler wissen eh, worum es geht.


Der Kader blieb, bis auf ein paar wenig Ausnahmen, gleich. Hätten mehr kommen sollen?

Wir haben sechs Neue bekommen, das war nach dem Aufstieg aus der Regionalliga ähnlich. Das ist nicht schlecht, wenn man nicht die ganze Mannschaft austauscht. Auch für die neuen Spieler ist es einfacher, wenn der Stamm gleich bleibt.


Die Offensive ist sehr gut, Jacobo wird so manchem Verteidiger Kopfzerbrechen bereiten. Hinten könnte es besser sein, was denkt der Stürmer dazu?

Wenn es gut läuft, sagen alle, dass man das auch so gemacht hätte. Wenn es schlecht läuft, wissen es alle besser. Es kommt darauf an, wie wir in die Saison starten. Es ist schwer zu sagen, ich selbst bin gespannt. Es ist eine neue Situation für mich.


Kann ein Führungsspieler, wie Sie es sind, auch zum Trainer gehen und ihn auf Dinge, die nicht gut laufen, hinweisen?

Da bin ich nicht so der Typ. Ich bin zwar nicht schüchtern, aber zurückhaltend. Vielleicht machen das andere und wenn ich älter bin, mache ich das vielleicht auch.


Das heißt, dass sich die Mannschaftsstruktur verändert? Die Position innerhalb ist nicht festgeschrieben.

Ja. Sollbauer ist aber jetzt schon Ersatzkapitän, ist aber erst 21. Möglicherweise hat er schon einen anderen Bezug zum Trainer, eher machen das die erfahrenen Spieler. Aber mit 22 Jahren geht man wohl nirgends zum Chef und sagt: „Der ist schwach, ich kenn da wen, der besser ist."


Zu Ihnen persönlich. Wie konkret war das Interesse, etwa von Sturm Graz?

Ich selbst habe da wenig gehört. Ich wusste, dass es Interesse gibt, aber so richtig um mich bemüht hat sich keiner. Mein Ziel ist es gewesen, in der Bundesliga zu spielen. Was passiert wäre, wenn der WAC nicht aufgestiegen wäre, kann ich nicht sagen. Es geht schnell bergauf und auch wieder bergab.


Wie viele Tore nehmen Sie sich nun vor. In der Regionalliga in der Aufstiegssaison waren es 20, im vergangenen Jahr 18. Werden es in der Bundesliga auch so viele?

(lacht) Wenn es hinhaut, wäre es super, dann wäre ich wohl Torschützenkönig. Aber ich habe da keine Marke. Früher wollte ich immer mehr Tore schießen, als meine Rückennummer ist. Jetzt habe ich die Nummer „6". Wenn ich das schaffe, ist es auch nicht so wenig. Aber wenn es geht, geht es, wenn nicht, dann nicht.


Aber generell ist die Offensive des WAC wohl schon eine, die für Tore gut ist.

Stephan Stückler und ich waren das beste Sturmduo, zwei Österreicher noch dazu.


Auf welchen Verteidiger freuen Sie sich? Denken Sie „Dem schieb ich jetzt ein Gurkerl"?

Eigentlich nicht, mir ist das egal. Natürlich ist es aber eine neue Herausforderung, gegen Bundesligaspieler zu spielen. Das ist eine andere Herausforderung, als in der zweiten Liga.


Welchen Typ Verteidiger bevorzugen sie?

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich schaue mir meine Gegenspieler an, aber bestimmte Personen gibt es nicht. Man kennt die Spieler, informiert sich.


Wie stehen Sie zu den Rassismus-Berichten. Einige Idioten tätigten rassistische Äußerungen. Haben Sie das mitgekriegt?

Letztes Jahr gab es zwei, drei Personen, die einen Schwachsinn von der Tribüne runter geschrieben haben. Wenn es laut ist im Stadion, hört man das nicht. Bei uns ist es eher ruhig, wenn es grade nicht so läuft. Wenn du vor ein paar Tausend Menschen spielst, hört man es eh nicht. Es sollte Fußball sein! Die Leute zahlen Eintritt, trinken ihr Bier. Es ist aber sicher etwas anderes, wenn man zum Beispiel in Köln spielt, man steigt ab und dann stehen 20.000 Leute gegen dich – da denkt man sich: Was sind das für Fans? Wenn das so ist, dass Affenlaute gemacht werden und Bananen geschmissen werden, gehört sich das natürlich nicht. Ein normaler Mensch macht das nicht, der regt sich auf und schreit „Spielt's gescheit!" oder so etwas. In der Kleinen Zeitung ist dann jeden Tag etwas in der Zeitung gestanden, das ist übertrieben.


Wir danken für das Gespräch!

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