Rubin Okotie: 'Amateurteams waren eine sportliche Bereicherung'
Im Interview mit 90minuten.at spricht Rubin Okotie offen über seine eigene Schuld, in Nürnberg nie richtig fit gewesen zu sein und die Wichtigkeit für junge Spieler, in der zweiten Spielklasse in Amateurteams Erfahrungen zu machen. Okotie glaubt auch zu w
Im Interview mit 90minuten.at spricht Rubin Okotie offen über seine eigene Schuld, in Nürnberg nie richtig fit gewesen zu sein und die Wichtigkeit für junge Spieler, in der zweiten Spielklasse in Amateurteams Erfahrungen zu machen. Okotie glaubt auch zu wissen, warum Jahr für Jahr Spieler aus der belgischen Liga um Millionenbeträge in internationale Ligen wechseln: „Sie vermarkten ihre Kicker vor allem viel besser."
Das Gespräch führte Georg Sander
90minuten.at: 16 Spiele, sieben Tore – wie zufrieden sind Sie mit Ihrem persönlichen Saisonverlauf?
Rubin Okotie: Es hätte schon ein paar Tore mehr sein können, aber so allgemein bin ich sehr zufrieden.
Wo sehen Sie konkret noch Verbesserungspotential?
Ich hätte gerne zehn Tore geschossen (lacht). Aber man kann immer etwas noch besser machen, sich in in jeder Hinsicht verbessern.
Auf Rekordmeister Rapid und Ligakrösus Salzburg fehlt derzeit nur ein Sieg. Was macht Trainer Peter Hyballa aus?
Ihn zeichnet aus, dass er sehr, sehr ehrgeizig ist. Er ist, wie wir, sehr erfolgsorientiert.
Wie schaut die Vorbereitung auf ein Spiel aus?
Wir beschätigen uns schon mit unserem Gegner, aber wir wollen unser Spiel spielen, es durchziehen. Das ist das Wichtigste. Aber natürlich müssen wir auch wissen, was der Gegner macht.
Wie sehr geht er ins Detail? Gibt er der Mannschaft mit, dass einzelne Gegner mit gewissen Aktionen Probleme haben oder zum Beispiel dass die Abwehr mit hohen, langen Bällen Probleme hat?
Man geht schon ins Detail, analysiert die Stärken und Schwächen des Gegners und versucht, sich richtig auf den Gegner einzustellen.
Wie groß ist der Faktor Glück im Karriereverlauf?
Ich denke, das spielt schon auch ein bisschen eine Rolle. Aber wichtig ist trotzdem, dass man hart arbeitet und an seine Ziele glaubt und nicht aufgibt.
Blicken wir zurück: Derzeit wird eine Teilnahme der Amateurteams in der zweiten Leistungsstufe diskutiert. Sie haben dort Ihre ersten Profierfahrungen gemacht – wie stehen Sie zu Zweitteams in der Ersten Liga?
Für mich persönlich war es sicherlich sehr gut, dass ich schon in jungen Jahren in der zweiten Leistungsstufe gespielt habe. Ich denke, dass das für die Entwicklung der jungen Spieler schon besser ist, als wenn sie in der Regionalliga spielen.
Verstehen Sie die Ansicht der „echten" Fußballteams, dass die Amateurteams keine attraktiven Gegner wären?
Warum sich die anderen Vereine aufgeregt haben, habe ich nie verstanden. Die Amteurteams waren eine sportliche Bereicherung für die Liga!
Wissen Sie noch, was am 23. Februar 2008 war?
Nein.
Da haben Sie Ihr erstes Bundesligator geschossen. Mit Ihnen ging es steil bergauf, dann kam der Knorpelschaden. Wie sehen Sie diese Zeit heute?
Das war natürlich im Moment ein extrem schwerer Schlag für mich. Ich musste das verkraften und verarbeiten, aber Gott sei Dank ist dann alles gut gegangen.
Es hat lange gedauert. Wurde in der Behandlung alles richtig gemacht?
Man kann auch hier Sachen immer besser machen. Aber ich bin zufrieden, dass alles gut gegangen ist und ich wieder Fußball spielen kann. Das ist das Wichtigste. Beim Einen dauert es länger, bei Anderen kürzer.
War der Wechsel zum FC Nürnberg retrospektiv betrachtet ein Fehler? Immerhin waren Sie schwer verletzt...
Im Nachhinein ist man immer ein bisschen schlauer. Zu dem Zeitpunkt war das aber die Entscheidung, die in dem Moment richtig war.
Haben Sie in Deutschland auch Fehler gemacht?
Um ehrlich zu sein war ich in Nürnberg nie richtig fit. Ich konnte nie 100 Prozent sprinten, nie explosiv wegstarten. Deswegen war ich zu keinem Zeitpunkt fit für die deutsche Bundesliga.
Haben Sie das dem Verein auch kommuniziert?
Es war mein Fehler, dass ich nie gesagt habe, wie es um mich steht. Ich habe immer versucht, das zu kaschieren. Im Nachhinein gesehen war das auch von mir nicht optimal.
Das heißt aber auch allgemein, dass das Fitspritzen ein ziemlicher Blödsinn ist, oder?
Man muss immer wissen, was es für Risiken beim Fitspritzen gibt. Wenn man einen Schlag bekommen hat und weiß, dass nichts passieren kann, kann das der Spieler selber entscheiden. Aber wenn das eine Muskelverletzung ist, bei der das Risiko sehr hoch ist, dass man sich schwerer verletzt, macht das wenig Sinn. Aber auch das müssen die Spieler selber entscheiden.
Woher kommt der Druck für solche fragwürdigen Aktionen?
Der kommt vom Spieler. Jeder will spielen und vor allem, wenn es ein wichtiges Spiel ist. Da nimmt man auch Risiken in Kauf.
Wie ist die Zeit in St. Truiden mit etwas Abstand zu bewerten?
Grundsätzlich hat mir die belgische Liga schon gefallen, aber der Verien, bei dem ich war, da war es nicht optimal, wie es abgelaufen ist. Ich habe mich gleich wieder verletzt und dann hatte ich einen super Therapeuten in Antwerpen, mit dem ich sehr viel an meinem Knie gearbeitet habe. Seitdem ist wieder alles ok.
Was machen die Belgier aus Ihrer Sicht derzeit besser als Österreich?
Wenn man sich das belgische Nationalteam anschaut und um wie viel Millionen Euro die Spieler wechseln, muss man sagen, dass sie Einiges richtig machen. Sie vermarkten ihre Kicker vor allem viel besser. Von der belgischen Liga aus werden jedes Jahr junge Spieler um Millionen transferiert. In Österreich ist das nicht so der Fall, obwohl die Liga dort nicht um Welten besser ist als unsere.
Die österreichische Liga hat also ein Marketingproblem?
Das nicht, aber der Stellenwert der österreichischen Liga ist ein Problem. Zumindest im Vergleich zu belgischen Spielern.
Derzeit sind Sie Stammspieler in der heimischen Bundesliga. Der Status quo Ihrer ehemaligen U20-WM-Kollegen reicht von Stammspieler um die Europacupplätze in der deutschen Bundesliga bis zu Karriereende wegen Verletzung. Wie bilanzieren Sie mit 25?
Ich in auf jeden Fall zufrieden. Jeder, der spielt, hat sich das verdient. Natürlich hätte meine Karriere auch anders verlaufen können. Aber, wie gesagt, ich bin einfach froh, dass ich wieder Fußball spielen kann.
Wo könnte es für Sie wieder hingehen?
Man kann schwer sagen, wie es weitergehen wird, was die nächsten Monate und Jahre bringen werden. Ich versuche, mich auf den Moment zu konzentrieren. Man wird sehen, wie sich meine Karriere entwickeln wird.
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Zum Abschluss: Sie sind Stürmer, schießen Tore. Da macht man sich, wie im Herbst erfahren, wenig Freunde beim Gegner. Gibt es mitunter heutzutage schon zu viel Emotion im Stadion?
Zu viel Emotionen würde ich nicht sagen, aber es gibt oft Reaktionen, die nicht zum Fußall dazu gehören. Emotionen gehören dazu, aber man muss sich immer beherrschen und wissen, dass man gewisse Grenzen nicht überschreiten darf.
Wir danken für das Gespräch!
Über Rubin Rafael Okotie
Der Mann mit dem klingenden Namen Rubin Rafael Okotie wurde in Karatschi, Pakistan, geboren, lebte bis er vier Jahre alt war in Barcelona. Nach dem Nachwuchs bei der Wiener Viktoria und Rapid Wien blühte er bei der Wiener Austria auf. Okotie ist der Prototyp des modernen Stürmers – schnell, technisch beschlagen und gut im Absichern der Bälle. Treffen, ja das tut er in letzter Zeit für den SK Sturm auch wieder des Öfteren. Ein schwerer Knorpelschaden im Knie verhinderte bislang die ganz große Karriere des heute 25-Jährigen.
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