Rene Aufhauser: ‚Als Trainer will ich eine Mischung aus Schachner, Krankl und Trapattoni sein'

Der Leitwolf des FC Liefering gilt als introvertierter Mensch. Auf dem Platz war Rene Aufhauser zeitweilig Österreichs bester Sechser. Im Interview mit 90minuten.at lässt er seine Karriere bei Austria Salzburg, dem GAK, LASK und der Welt von Red Bull Revu

aufhauserDer Leitwolf des FC Liefering gilt als introvertierter Mensch. Auf dem Platz war Rene Aufhauser zeitweilig Österreichs bester Sechser. Im Interview mit 90minuten.at lässt er seine Karriere bei Austria Salzburg, dem GAK, LASK und der Welt von Red Bull Revue passieren, spricht über die Wichtigkeit von Tradition, die er sich beim Red-Bull-Einstieg auch erwartet hat. Nach der aktiven Laufbahn will er Trainer werden. Sein Trainerideal: "Eine Mischung aus Schachner, Krankl und Trapattoni"

Das Gespräch führte Georg Sander


90minuten.at: Du warst bei Austria Salzburg, dem GAK und LASK und bist zu Red Bull gegangen. Wie wichtig ist Tradition im Fußball?

Rene Aufhauser: Punkto Vereinszugehörigkeit ist es für jeden Klub wichtig, eine gewisse Tradition, ein gewisses Fanpotential, eine gewisse Geschichte zu haben. Es ist für jeden Sportverein ein Ziel, in diese Richtung positiv zu arbeiten, sich positiv aufzubauen. Für Tradition und Geschichte braucht es nun mal Zeit, um so etwas aufzubauen. Man sollte nicht nur Erfolg im Augenblick haben, sondern in weiterer Folge für die Geschichtsbücher Erfolge zu feiern.


Violett-weiße Salzburger oder grün-weiße Wiener werfen in diesem Zusammenhang die Frage auf, warum man zu Red Bull wechselt?

Als ich vom GAK gekommen bin, war das kein Thema für mich. Es gab die Salzburger Geschichte und die Abkoppelung zwischen Red Bull und den Violett-Weißen setzte leider erst drei, vier Monate später ein. Ich ging davon aus, dass das gesamte Fanpotential bleibt. Es gab leider Gottes die Abkoppelung, aber die sportliche Entwicklung, der Erfolg im Allgemeinen und mein persönlicher waren positiv. Deshalb will ich das nicht negativ beurteilen. Sportlich war die Entscheidung 2005 gut.


War es in diesem Sinne komisch, neulich gegen die neu gegründete Austria zu spielen?

Es war nur etwas Besonderes, weil ich nicht mehr damit rechnete, gegen die Austria zu spielen. Ich habe in meiner Karriere nicht sehr oft gegen meine Ex-Klubs gespielt. Ich habe es immer recht oft bei einem Verein ausgehalten oder der Verein mit mir. Deshalb habe ich nur zwei Mal gegen Ex-Vereine gespielt, mit dem GAK gegen die Austria und dann mit dem LASK gegen Salzburg. Das war schon etwas anderes, weil man durch die zeitliche Nähe noch einige Spieler und Leute aus dem Umfeld kannte. Das war jetzt anders, weil es schon zehn oder zwölf Jahre her ist, ich kenne keine Spieler mehr. Es gab große Veränderungen. Aber im Vergleich zu Duellen mit Ex-Klubs, gegen die man kurz zuvor noch gespielt hat, war das nichts Besonderes.


Sie sind Steirer und Ihr ehemaliger Arbeitgeber, der GAK, musste zusperren. Schmerzt das?

Ich habe das verfolgt und alle Infos aufgenommen. Man beobachtet das aber aus der Ferne, ist nicht mehr damit verbunden. Aber der GAK ist mir doch ans Herz gewachsen und es waren sieben schöne Jahr und sportlich erfolgreiche Zeiten. Dass es jetzt die Lichter wirklich ausgegangen sind, war durch die vier Konkurse in letzter Zeit nicht so verwunderlich. Vielleicht schafft man einen kompletten Neustart, wie es die Austria gemacht hat. Es ist schade, dass so ein Traditionsverein, der über 100 Jahre alt ist, weg ist.


Können Sie sich vorstellen bei einem Wiederaufbau mitzuhelfen, in welcher Funktion auch immer?

Ich bin auf der einen Seite schon so lange im Fußballgeschäft, dass man nichts ausschließen kann. Andererseits ist unsere familiäre Zukunft aufgrund der Schule meiner zwei Kinder in den nächsten Jahren sicherlich in Salzburg. In naher Zukunft ist von mir kein Wechsel angestrebt, aber wenn ich weit nach vorne schaue: Warum nicht? Ich habe dort eine schöne Zeit verbracht. Aber das ist Zukunftsmusik. Kurz- und mittelfristig ist unsere Zukunft in Salzburg. Außerdem muss man abwarten, was aufgebaut wird oder nicht...


Gegenwärtig sind Sie beim FC Liefering. Was reizte Sie an dieser Aufgabe und welche Rolle streben Sie in Zukunft an?

Der Reiz an der Sache ist, dass man wieder unter absoluten Profibedingungen eine sportlich interessante Zielsetzung hat. Erstens bin ich zweieinhalb Jahre zwischen Linz und Salzburg gependelt. Das war ein großer Faktor. Und zweitens eben die sportlichen Ziele. Wir können alles nutzen und der Trainingsbetrieb inklusive Nebengeräusche ist auch in der Amateurliga fast gleich. Das ist ein angenehmes Arbeiten. Darüber hinaus haben wir punkto Kader und Aufstieg eine schlagkräftige Truppe, um auch konkurrenzfähig zu sein. Ich bin jetzt beim Vorhaben Aufstieg in die Erste Liga dabei und möchte ein positives Zeugnis abgeben. Ich will gewisse sportliche Führungsqualitäten zeigen und weil ich die Trainerprüfung habe, möchte ich bei Red Bull im Jugend- oder Amateurbereich als Trainer unterkommen. Das ist dann, wenn die aktive Karriere vorbei ist - momentan konzentriere ich mich auf das Spielen. Ich will so lange es geht, Fußballer bleiben. Aber im Hinterkopf habe ich, dass mir Red Bull mir für den Einstieg als Trainer Einiges bieten kann.


Ist es notwendig, dass die jungen Spieler so weit wie möglich oben spielen?

Das finde ich schon. Es war ja schon einmal so, dass die Amateurmannschaften in der zweiten Liga gespielt haben, von der Austria und Red Bull. Damals war das U21-Nationalteam sehr schlagkräftig, weil die Jungen schon mit 19 oder 20 Jahren im Profibereich gefördert und gefordert werden. Für die Entwicklung der Spieler ist das besser, als wenn sie in der dritten oder vierten Liga spielen. Wenn einer in der Akademie spielt, sollte man zu den besten Spielern gehören und man kann schon verlangen, dass sie mit 17 in der zweiten Leistungsklasse bestehen können. Sonst ist der Schritt von der Amateurliga zur Profiliga zu groß. Das ist für einen Jungen schwer. Ich würde es begrüßen, wenn die Zweitteams aufsteigen könnten. Wir sind ein Ausbildungsland.


Ihr Profidebüt war am 1. März 1997. Was hat sich im Fußball seit damals verändert?

Die Anforderungen an jeden Spieler sind größer geworden, das medial Interesse ist größer geworden, aber im Grunde genommen setzen sich noch immer die besseren Spieler durch. Der Markt ist eventuell ein wenig überschwemmt, da viele Spieler aus den Akademien kommen, das war früher weniger der Fall. Das Spiel ist schneller geworden und taktisch anspruchsvoller. Die Grundlagen sind aber noch immer gegeben. Man will den Fußball so einfach wie möglich gestalten und damit ist man erfolgreich.


Gerade Ihre Position im defensiven Mittelfeld ist im Wandel begriffen. Wie sehr mussten Sie Ihr Spiel auf der Sechs adaptieren?

Zu Beginn spielten wir oft mit einem 3-5-2-System, einem Libero und zwei Manndeckern. Da hat der defensive Mittelfeldspieler um eine Spur weiter hinten agiert als in einem 4-4-2. Ein Sechser alleine ist heute zu wenig. Der zentrale Mittelfeldspieler muss in der Lage sein, verschiedene Rollen auszufüllen, die "Acht" oder auch einmal die "Zehn". Dahingehend ist das Spiel variantenreicher geworden und stellt eine größere Herausforderung an die Spieler dar.


Wann waren Sie am besten?

Das war in den letzten zwei Jahren beim GAK und in den ersten zwei, drei Jahren bei Red Bull. Da gab es die größten nationalen und internationalen Erfolge. Aber beim GAK gab es keine Stars, sondern eine Mannschaft, die sich über Jahre gemeinsam mit Walter Schachner entwickelt hat. Danach hat es erst geheißen, dass der GAK eine tolle Truppe hatte. Jeder Spieler hat daran gearbeitet, nach drei, vier Jahren diese Spielstärke zu haben. Die Grazer haben acht Teamspieler gestellt. Das wäre auch weiter gegangen, aber leider bleiben die Trainer nicht so lange bei den Vereinen.


Warum kam ein Auslandstransfer nie zustande?

In der Zeit, als ich vom GAK zu Salzburg wechselte, war das ein Thema und auch ein Ziel von mir. Ich war bei Everton und Fulham im Gespräch und ein Wechsel war eigentlich schon fast fix. Dann gab es doch noch Absagen. Es hat nicht sein sollen. Es kamen keine Anfragen mehr. Ich habe immer auch den sportlichen Erfolg gesucht, wollte nicht die Nummer 20 im Kader sein. Ich habe an mich den Anspruch gestellt, im Ausland und auch nicht gegen den Abstieg zu spielen. Das hat sich in den vergangenen Jahren nicht ergeben. Das ist der einzige Makel. Ich bin zufrieden, in Salzburg viereinhalb schöne Jahre gehabt zu haben.


58 Länderspiele und zwölf Tore im Nationalteam zwischen 2002 und 2008. Das war keine äußerst erfolgreiche Zeit für das Team. Wären Sie gerne bei diesem Nationalteam unter Marcel Koller dabei?

Jeder Spieler wäre zu jeder Zeit gerne im Nationalteam. Jetzt ist es Fakt, dass ich zu alt bin, aber wenn ich noch 28 Jahre alt wäre, wäre es super als Profi beim Nationalteam zu sein und eine große Auszeichnung im Land. Jetzt zu sagen, ich wäre nun lieber bei der Nationalmannschaft als vor sechs oder sieben Jahren stimmt nicht. Die größeren Erfolge müssen auch erst kommen. Ich hoffe das, aber ich kann mich erinnern, dass wir auch Phasen hatten, in denen wir ein, zwei Monate gut waren und dann ein, zwei Spiele verloren haben. Da wurden wir zuerst gelobt und dann war die Stimmung wieder schlecht. Für mich stellt sich die Frage nicht.


Auf Basis Ihrer Erfahrung: Trauen Sie dem Team und dem Trainer zu, den zweiten Platz zu schaffen?

Das tue ich. Es wird ganz schwer und es wäre eine Riesensensation. Aber alleine die Tatsache, dass wir aus Topf 4 in die Gruppe gezogen wurden, ist der vierte Platz normal und entspricht unserem Rang in UEFA-Rangliste. Ein dritter Platz wäre ein sportlicher Erfolg und wenn wir den zweiten Platz erreichen, würde ich das als absolut großen, sportlichen Erfolg ansehen. Die letzten Leistungen zuhause lassen hoffen, aber Schweden und Irland sind ganz schwer zu spielen. So lange die Chance besteht, muss man daran glauben. Weh tut das Unentschieden in Kasachstan, denn ich denke, dass uns diese zwei Punkte abgehen werden, um vielleicht wirklich auf den zweiten Platz hinzuschnuppern.


Zum Abschluss: Sie haben mit sehr vielen verschiedenen Trainertypen zusammengearbeitet. Was für einer wollen Sie sein?

Ich würde sagen, eine Mischung aus Walter Schachner, Hans Krankl und Giovanni Trapattoni sein. So ungefähr. (lacht)


Wir danken für das Gespräch!

 

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