Markus Suttner: 'Ich will mir die Champions League mit der Austria nicht entgehen lassen'

Im Interview mit 90minuten.at spricht Markus Suttner über die Gründe, warum es bei der Austria derzeit so gut läuft, seine persönlichen Karrierepläne und dass er sich zutraut, statt Christian Fuchs im Nationalteam zu spielen. Der Unterschied zwischen Ver

markus_suttner_gepa_pictures Im Interview mit 90minuten.at spricht Markus Suttner über die Gründe, warum es bei der Austria derzeit so gut läuft, seine persönlichen Karrierepläne und dass er sich zutraut, statt Christian Fuchs im Nationalteam zu spielen. Der Unterschied zwischen Vereins- und Nationalteamtrainer liegt für Suttner lediglich am Schmäh: „Mit Peter Stöger haben wir viel Spaß, er macht oft Schmähs. Das macht Marcel Koller nicht. Beide haben einen Plan und können den der Mannschaft gut vermitteln. Man sieht, dass beide Erfolg haben. Also müssen beide etwas richtig machen."

Das Gespräch führte Georg Sander


90minuten.at: Gegenwärtig läuft es bei der Austria sehr gut. Was ist Ihre Erklärung dafür?

Markus Suttner: Wir sind einfach eine gute Truppe und spielen guten Fußball wie in den letzten Jahren auch. Vielleicht war es im Frühjahr nicht immer so, aber es hat sich nicht viel verändert. Die Spieler sind dieselben geblieben. Jetzt haben wir eben den Hosiner-Faktor. (lacht)


Was gilt es noch zu verbessern?

Wir haben uns bis auf das Admira-Match in der Defensive stabilisiert, machen vorne wieder mehr Tore. Bis zur Admira-Partie war die Chancenauswertung nicht so gut. Sonst gibt es immer wieder irgendwelche Baustellen. Einmal ist die Abwehr nicht gut, dann wieder die Chancenauswertung – es wird immer etwas zu verbessern geben.


Tomas Jun und Philipp Hosiner sind derzeit überragend. Besteht die Gefahr, von einzelnen Spielern abhängig zu werden?

Das glaube ich nicht. Alexander Gorgon war vor seiner kleinen Verletzung auch überragend. Es ist auf mehrere Schultern aufgeteilt. James Holland räumt vor der Abwehr alles weg, Florian Mader kommt langsam in Form. Tomas Simkovic war bis zu seiner Verletzung gut und in der Verteidigung sind wir gut aufgestellt. Wir sind gut aufgeteilt, aber mit Toren und Assists sind die Zwei auffällig.

 


Mein Ziel ist das Ausland und das sollte es auch für jeden österreichischen Spieler sein.


Ist die Austria gerade in einer Phase, in der es quasi egal ist, wer spielt?

Zur Zeit ist es so, dass Hosiner und Jun in Überform sind und die Schwächen anderer kompensieren. Gerade ist niemand außer Form und das Werk'l rennt einfach. Wir wollen den Lauf bis zur Winterpause fortsetzen.


Vor nicht ganz einem Jahr wurde Karl Daxbacher entlassen. War das damals notwendig, da er schon lange beim Verein war?

Es war eine unglückliche Situation. Durch viele Verletzungen waren wir in der Abwehr geschwächt und nicht eingespielt waren. Und das ist wichtig, wie man jetzt sieht. Wir haben in drei Spielen zwölf Tore gekriegt und das war anscheinend zu viel. Trotzdem denke ich, dass es im Frühjahr positiv geworden wäre. Bis zwei Runden vor der Winterpause waren wir auf Platz eins in der Tabelle, haben super in der Europa League gespielt. Der Herbst war nicht so schlecht. Die letzten drei Runden waren die Ergebnisse nicht da. Zu dem Zeitpunkt, als es passiert ist, haben wir es nicht verstanden. Aber wir haben das auch nicht zu entscheiden.


Dann kam Ivica Vastic. Haben vielleicht einfach nur Nacer Barazite und Zlatko Junuzovic gefehlt?

Es hätte ja gut angefangen von den Ergebnissen her und die ersten Spiele waren nicht so schlecht. Dann haben wir uns auf die Defensive versteift, haben unser Spiel in der Offensive überhaupt nicht mehr zur Geltung gebracht und waren nicht mehr spielbestimmend. Das war nicht unser Spiel. Es hat nicht sein sollen. Mit dem Cup-Halbfinale in Ried wären wir fix international dabeigewesen und hätten die gesamte Frühjahrssaison retten können. Auch mit dem Sturm-Match. Da führten wir 1:0, spielten unsere beste Halbzeit im Frühjahr, fielen aber zurück und verloren. Es war nicht alles schlecht. Wir haben einfach nicht unser Spiel gespielt und keine Punkte gemacht.


Hosiner kam erst später, Dare Vrsic brauchte noch seine Zeit, das Team ist nicht großartig anders als vor dem Sommer. Was hat Peter Stöger im Sommer anders gemacht?

Gar nicht viel. James ist einer der wichtigsten Spieler für uns, weil er vor der Abwehr alles stabilisiert. Er war im Frühling nicht so in Form, hat einmal gespielt, dann wieder nicht. Er war auch nicht so gut. Jetzt hilft er uns. Es waren überhaupt ein paar Spieler nicht in Form, haben jetzt eine Konstanz in ihrem Spiel Ein paar entwickelten sich weiter, haben Erfahrung gewonnen durch das schlechte Frühjahr. Der Trainer bringt eine gute Stimmung rein und es ist einfach jetzt ein Team da, das miteinander arbeitet.


Die Veilchen lösen viele Situationen bei Ballgewinn spielerisch. Sind diese gruppentaktischen Übungen ein Schwerpunkt im Training?

Es ist die Philosophie des Trainers, dass wir offensiv spielen und die Außenverteidiger viel in die Offensive mitgehen. Wenn viele Spieler vorne sind, ist das der Ball auch. Mit Philipp Hosiner haben wir nun auch einen Stürmertyp, der in die Tiefe geht. Das hat uns vielleicht ein bisschen gefehlt. Tomi Jun ist verletzungsfrei und kann 90 Minuten rennen. Das war in den letzten Jahren auch nicht so. Wir kommen zu mehr Torchancen. Im Training üben wir vermehrt Laufwege und Passübungen und das wird auch verinnerlicht.


Ihr Vertrag läuft bis 2016. Der Titel ist möglich, auch die Champions League natürlich dann ein Thema, wenn die Form konserviert wird. Welcher Verein müsste kommen, dass Sie Favoriten verlassen?

Ich denke, dass ich eine gute Saison spiele und wenn der Erfolg der Mannschaft da ist, falle ich auch positiv auf. Ich habe verlängert, weil ich mich wohl fühle. Und dann muss es so sein, dass das Angebot für mich passt und den Verein auch. Mein Ziel ist das Ausland und das sollte es auch für jeden österreichischen Spieler sein. Aber erzwingen muss ich nichts. Das Gesamtpaket muss passen.


Gute Außenverteidiger sind immer begehrt. Was für ein Verein müsste es denn sein?

Ich will mich gar nicht festlegen. Wenn der Verein kommt und ein Angebot macht, muss das für mich passen. Da muss die Perspektive stimmen und die Chance auf Einsatzzeiten. Ich wäre ein Lügner, würde ich nicht sagen, dass das finanzielle auch passen muss. Wenn wir eine gute Saison spielen, dann spielen wir hier wirklich nächste Saison Champions League Qualifikation. Und das erste Mal mit der Austria dort zu spielen, will ich mir auch nicht entgehen lassen. Ich bin hier sehr glücklich und muss nicht auf Zwang wechseln.


Kommen wir zum Nationalteam. Sie waren 2007 in Kanada bei der U20-WM mit dabei und die Karrieren gehen vom Kicker Team der Runde bis Karriereende. Was gibt den Ausschlag, ob ein 20-Jähriger später in der deutschen Bundesliga spielt oder in der zweiten Landesliga?

Bei Basti Prödl war der Wechsel zu Bremen damals sehr positiv. Er hat sich dort super weiter entwickelt und ist ein Leistungsträger in der Abwehr. Zladdi Junuzovic spielt auch dort, Veli Kavlak in der Türkei, Jimmy Hoffer bei Frankfurt. Bei ein paar kam Verletzungspech dazu und ein paar hatten zur schlechtesten Zeit eine schlechte Phase in der Karriere. Als wir neulich gegen Villach spielten, hat Thomas Pirker gespielt. Es ist traurig, dass da ein paar gar nicht mehr professionell spielen.

 


Es ist die Philosophie des Trainers, dass wir offensiv spielen und die Außenverteidiger viel in die Offensive mitgehen. Wenn viele Spieler vorne sind, ist das der Ball auch.

 

Und wann ist dieser Knackpunkt genau, wenn sich entscheidet, was aus einem 20-Jährigen wird?

Man muss Glück haben. Ich wüsste nicht, wo ich jetzt wäre, wären wir gegen Posen nicht ausgeschieden. Ich habe ein Jahr nach der WM mein erstes Bundesligaspiel gemacht. Wenn ich da nicht gespielt hätte, wäre es auch nicht so weiter gegangen und in eine andere Richtung. Natürlich ist aber auch viel nicht Glück, man muss sich die Sachen hart erarbeiten und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.


Peter Stöger und Marcel Koller lassen schön spielen. Kann man die zwei vergleichen?

Mit Peter Stöger haben wir viel Spaß, er macht oft Schmähs. Das macht Marcel Koller nicht. Beide haben einen Plan und können den der Mannschaft gut vermitteln. Man sieht, dass beide Erfolg haben. Also müssen beide etwas richtig machen.


Derzeit sind Sie einer der besten Linksverteidiger Österreichs - ihre größte Konkurrenz im Team ist Christian Fuchs. Wie gehen Sie in Bezug auf das Nationalteam damit um? Ärgert Sie das ein bisschen?

Ich rechne mir schon Chancen aus, im Nationalteam zu spielen. Es ist nicht so, dass ich sage: „Ich spiele nur, wenn der Fuchsl verletzt ist." Ich traue mir das zu und in meinen vier Länderspielen habe ich durchwegs gute Leistungen geboten. Wenn für mich der nächste Schritt kommt kann es sein, dass wir beide einberufen werden und ich dann spiele.


Wie ist Marcel Koller im Training generell und in Bezug auf Sie – ein Spieler, der regelmäßig mit dabei ist, aber nicht immer spielt?

Er redet mit allen Spielern und hat ein Bild von den einzelnen Spielern. Er erklärt den einzelnen Positionen genau, was er sich offensiv und defensiv erwartet. Man sieht, dass wir einen Plan haben, seit er da ist, konstante Leistungen bringen und nicht solche Schwankungen haben wie zuvor. Er kommt in der Mannschaft gut an und das merkt man auch.

 

Wie haben Sie die bisherige WM-Qualifikation erlebt, gerade die schwierige Phase mit der ersten Enttäuschung auswärts in Kasachstan?

Wir haben gegen Deutschland überragend gespielt, hätten gewinnen oder zumindest durch Marko den Ausgleich schießen müssen. Es ist bitter, wenn man dann nicht einmal einen Punkt geholt hat, aber es war eine super Partie. Dass wir dann gegen Kasachstan im ersten Spiel nicht gewonnen haben ist genauso bitter natürlich. Aber es hat vielleicht im Fernsehen schlechter ausgesehen. Es war schwieriger mit dem Kunstrasen und dem unglücklichen Spielverlauf. Wenn Martin oder Zladdi das Tor in der ersten Halbzeit machen, dann tut man sich leichter, sie machen auf und es gelingt noch ein Tor. Mit dem Heimspiel haben wir dann gezeigt, dass wir über Kasachstan zu stellen sind. Das gibt Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben und wir sind für diese gerüstet.

 


Was sagt die Mannschaft, welcher Platz ist drinnen?

Natürlich glauben wir daran. Man hat gesehen, dass sich die Schweden gegen die Färöer schwer getan haben und Irland sich in Kasachstan schwer getan hat. Das sind zwar gute Mannschaften, aber für uns im Bereich des Möglichen.


Ist man auch mit einem dritten Platz zufrieden?

Wenn unser Ziel die Qualifikation ist, sind wir mit einem dritten Platz nicht zufrieden.


Wir danken für das Gespräch!.