Marcel Schreter: 'Ich habe mich im Training nichts sagen getraut'

Marcel Schreter ist einer der wenigen Routiniers im Team des FC Wacker Innsbruck. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über seine bisherigen Trainer, wie sich das Training ähnelt und wie es ihm als jungem Spieler ergangen ist. Das Interview führte Geo

marcel-schreter-gepa-picturesMarcel Schreter ist einer der wenigen Routiniers im Team des FC Wacker Innsbruck. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über seine bisherigen Trainer, wie sich das Training ähnelt und wie es ihm als jungem Spieler ergangen ist.

Das Interview führte Georg Sander


90minuten.at: Blicken wir zunächst auf die vergangene Saison zurück!

Marcel Schreter: Wir haben eine gute Saison gespielt. Es hat niemand erhofft, dass wir so lange um die Europacup-Plätze mitspielen. Die Saison war sehr gut.


In der ersten Bundesligasaison nach dem Wiederaufstieg haben Sie zehn Tore geschossen, in der vergangenen „nur" vier – Warum? War die Spielanlage ein bisschen zu Ihren Ungunsten, hat das Glück im Abschluss gefehlt?

Von allem ein bisschen was. Die anderen Mannschaften haben sich auch besser auf mich eingestellt. Zum Ende der Saison hin habe ich dann wieder mehr getroffen als zu Beginn. Es wird immer wieder so eine Saison dabei sein und ich hoffe, dass ich das eine oder andere Tor machen werde.


Sie spielen „eh schon immer" bei Wacker, haben schon einige Trainer erlebt – Michael Streiter, Helmut Kraft, Lars Söndergaard – was sind die großen Unterschiede zwischen den Trainern gewesen?

So groß sind die Unterschiede im konditionellen Training nicht. Aber jeder Trainer hat seine eigene Philosophie, die er verfolgt und da unterscheiden sie sich. Bis zu 40 Prozent sind sehr ähnlich, die anderen 60 Prozent sind Taktik. Da haben die Trainer einen großen Anteil. Wenn allerdings Söndergaard Trainer geblieben wäre, wäre ich nicht mehr beim FC Wacker. Für mich persönlich war er eine Katastrophe, er hat mir nicht das Gefühl gegeben, auf mich zu bauen. Wir konnten einfach nicht miteinander.


Was ist Walter Kogler für ein Trainertyp? Er war ja schon bei anderen Vereinen im Gespräch?

Wir sind jetzt nicht die überbezahlte Mannschaft, haben nicht das übermäßige Potential, aber er hat aus uns eine Mannschaft gemacht und wir haben jedes Jahr unter Walter Kogler gezeigt, dass wir ziemlich gut sind. Er ist für alle Trainer und er macht keine Unterschiede zwischen jung und alt.


Wie kann man sich Taktiktraining unter ihm vorstellen? Wird viel auf kleinen Spielfeldern geübt?

Er steht sehr auf Kompaktheit. Wir sollen so wenig wie möglich Tore zulassen. Er möchte schön spielen lassen, aber in erster Linie steht er dafür, dass die Mannschaft kompakt ist. Das Training am kleinen Feld ist gut für die Kondition. Aber wir wir machen auch großflächige Übungen, vor allem wenn Spielzüge trainiert werden. Und bis auf das Mattersburgspiel, das 3:6 verloren ging, haben wir hinten nicht viel zugelassen. Sonst sind wir kompakt gestanden und haben gute Spiele geliefert.


Arbeiten Sie eher an den Automatismen oder werden Sie konkret auf den kommenden Gegner eingestellt? Schaut man eher zuerst auf sich oder auf den Gegner? Es ist ja ein Unterschied, ob man gegen Red Bull Salzburg spielt oder den SC Wiener Neustadt.

In erster Linie ist es wichtig, unsere Spielzüge zu machen und unser Spiel im Griff zu haben sowie eben kompakt zu stehen. Die Räume müssen eng gemacht werden und dann kann man am Gegner eingehen. Zum Beispiel auf das 3-3-3-1 der Rieder. Da gibt es verschiedene Varianten.


Warum ist es den bekannten Größen der Liga so schwer gefallen, gegen die kleineren Mannschaften kreativ zu spielen? Sind die alle kompakter oder wissen die irgendwie nicht, wie sie gegen die kleineren Teams gewinnen?

Man sieht es ja im Cup. Da hatten viele Große gegen die Kleineren Probleme. Wenn eine Mannschaft gut steht, dann musst du das Spiel machen und es gibt einige Kontersituationen. Das ist nicht so einfach.


Glauben Sie, dass man dem mit der geeignetet Taktik entgegenwirken kann oder ist das von Spiel zu Spiel halt einfach verschieden? Müssen mehr Automatismen her?

Das ist von Spiel zu Spiel verschieden. Gegen Wiener Neustadt haben wir zum Beispiel recht gut gespielt. Da haben wir auch unser Spiel gut durchgezogen. Wir haben zwei Mal 2:0 gewonnen. Von dem her ist es von Spiel zu Spiel anders.


Ist es leichter gegen Rapid und Salzburg zu spielen?

Gegen solche Mannschaften ist es deshalb einfacher, da der Druck nicht so groß ist. Der liegt bei Rapid, Salzburg oder Austria und so tun wir uns leichter.


Kommen wir konkret zur Mannschaft: Welche Stellung hat der Routinier im Team? Wie legen Sie Ihre Rolle aus?

Viele Routiniers haben wir nun nicht mehr im Team. Die, die wir haben, müssen schauen, dass wir das Spiel in den Griff bekommen und die Jungen führen. Das sind die Aufgaben.


Müssen die Jungen beim Training noch die Tore, Bälle etc. tragen?

Wir sind alle ziemlich gleichgestellt. Auch die ganz Jungen, die jetzt nach kommen. Ich musste das früher auch machen und die müssen das jetzt tun. Das ist ganz klar. Aber ansonsten gibt es kaum Unterschiede, es ist wohl anders, als als ich jung war.


Die berühmte „flache Hierarchie" herrscht vor?

Es ist eher ausgeglichen, anders als früher. Ich habe mich im Training nichts sagen getraut und das ist jetzt anders. Das hat sich sicherlich geändert.


Sie sind von ganz unten rauf gekommen, ohne Akademie. Merken Sie einen Unterschied zwischen den Aka-Kickern und zum Beispiel sich selbst?

Sie sind sehr gut ausgebildet, vor allem taktisch sind sie sehr gut ausgebildet. Es gibt aber ein großes Problem: Sie spielen immer gegen Gleichaltrige. Ich habe halt früher gegen gestandene Kicker gespielt, zum Beispiel in der Regionalliga. Das ist ein Unterschied, von der Ausbildung her sind sie sehr gut.


Hat man das Gefühl, dass die Akademiker das Kicken im Bundesligakader eventuell anders, sprich weniger, schätzen?

Das kann natürlich sein, kann ich aber nicht wirklich beurteilen. Ich kenne diese Seite nicht.


Zum Abschluss: Vor einem halben Jahr sind wenige Tore gefallen und das Niveau soll schlecht gewesen sein, vor ein paar Jahren haben Rapid und Salzburg die Nachzügler aus den Stadien gekegelt und die Liga war auch schlecht. Wie ist das Niveau der Liga einzuschätzen?

Zu Beginn der Saison beschnuppern sich die Mannschaften und je länger die Saison geht, desto besser werden die Spiele. Man wird offensiver und frecher und von dem her sind die Spiele immer schwierig. Am Anfang hängt es aber immer ein bisschen. Dann werden die Spiele wirklich interessant.


Wo steht der FC Wacker im Mai 2013 und wie viele Tore wollen Sie dann geschossen haben?

(lacht) Das ist eine schwierige Frage. Zur Ersten: So weit wie möglich vorne. Ein Traum wäre es, um den Europacup mitzuspielen und wir wollen alles versuchen. Zum Zweiten: Ich möchte einfach versuchen, so viele Tore wie möglich zu erzielen, vielleicht so viele wie 2010/11.


Wir danken für das Gespräch!

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