Goran Aleksic: '3.000 Menschen in Steyr - fast Bundesligaatmosphäre'

In der höchsten Spielklasse war der 27-jährige Goran Aleksic schon zwei Mal: Bei Austria Kärnten und Olimpija Ljubljana. Im Sommer unterschrieb er nach einer schweren Fersen- und Achillessehnenverletzung beim oberösterreichischen Landesligisten Vorwärts S

200px-SKV-LogoIn der höchsten Spielklasse war der 27-jährige Goran Aleksic schon zwei Mal: Bei Austria Kärnten und Olimpija Ljubljana. Im Sommer unterschrieb er nach einer schweren Fersen- und Achillessehnenverletzung beim oberösterreichischen Landesligisten Vorwärts Steyr. Die Rotweißen aus dem Alpenvorland haben wie Aleksic schon bessere Zeiten erlebt, liegen derzeit aber auf Kurs Richtung Regionalliga. Im Interview mit 90minuten.at spricht der Stürmer darüber, dass Tradition alleine noch nicht für viele Fans bürgt, falsche Entscheidungen durch Manager und dass das Spielen in der dritten Liga für Talente wichtiger ist, als in der Bundesliga um den Abstieg zu spielen – denn das „ist nicht das Wahre".

Das Gespräch führte Georg Sander

 

90minuten.at: Der Herbst verlief gut, man ist punktegleich mit den Führenden vom Union Edelweiß Linz auf Rang zwei. Wie sieht die sportliche Situation aus?
Goran Aleksic: Wir wollen unbedingt aufsteigen. Das ist unser Ziel. Es gibt nichts Anderes für uns, wir wollen das versuchen. Aber schauen wir einmal. Wir haben uns jetzt verstärkt und schauen, dass wir noch ein paar Spieler bekommen, dass wir eine Mannschaft für die Regionalliga formieren. Damit wir dort auch ein paar Jahre bleiben können. Dazu muss man ein gutes Team formieren.

 

Steht eine Mannschaft vorne, macht diese viel richtig. Wo sehen Sie noch Entwicklungspotential?
Im Grunde genommen passt eh alles. Ein paar Positionen gehören eben noch verstärkt und Aleksandar Stanisavljevic ist gekommen. Dann braucht es vielleicht noch jemanden in der Abwehr. Denn ansonsten sieht es gut aus, wenn wir aufsteigen, müssen wir uns sicher noch verstärken. Derzeit ist die Mannschaft super, aber wir müssen uns noch mehr einspielen, immerhin sind sieben, acht neue Spieler gekommen. Nach der Vorbereitung in der Türkei wird es noch besser laufen.

 

Sie sind im Sommer zum Team gekommen, spielten bei Olimpija Ljubljana und Austria Kärnten in der höchsten Spielklasse. Die oberösterreichische Landesliga gilt als stark, ist aber „nur" vierte Liga. Wie sehr hat der bekannte Name „Vorwärts Steyr" Ihre Entscheidung beeinflusst?
Ich war noch dazu lange verletzt und für mich ist das so perfekt, um wieder Fuß zu fassen und fit zu werden. Es waren doch eineinhalb Jahre, die ich verletzt war. Das war eine schwere Zeit für mich und jetzt läuft es endlich gut. Der Fuß hält. Steyr ist ein Traditionsverein und es war perfekt, dass es so gekommen ist. Alles ist toll und es gefällt mir wirklich sehr.

 

Wären Sie nach dem Engagement beim SC Mannsdorf auch zu einem anderen Viertligisten gegangen, wieder einem „ohne" Tradition?
Ich weiß nicht. Ich muss aber einmal meine Form finden. Vielleicht ist da die vierte Liga die richtige, um Spielpraxis zu sammeln, denn wichtig ist, dass ich viel spiele. Aber wir wollen ja auch mit einer guten Mannschaft aufsteigen.

 

Sie waren bei Dinamo Zagreb und der SpVgg Unterhaching während Ihrer Jugend. Bis zu Ihrem Engagement bei Olimpija Ljubljana in der ersten slowenischen Spielklasse ging es steil bergauf.
Da war es aber auch schwierig, Fuß zu fassen. Vielleicht war es für mich als jungen Spieler auch nicht so der richtige Verein. Dazu kam die Managerfrage. Das ist ja auch nicht so einfach im Fußball.

 

Haken wir da ein. Warum kam es dann zu den vielen Vereinswechseln?
Das hatte eben immer mit falschen Managern zu tun. Für mich ist es wichtig, länger bei einem Verein zu bleiben. Es war einfach ein Fehler, jedes Jahr zu wechseln, hier hin, dort hin – immer eine andere Stadt. Das war nicht das Richtige. Drei oder vier Jahre möchte ich jetzt da bleiben, etwas aufbauen. Immerhin bin ich auch schon 27 Jahre alt. Für einen Fußballer ist das schon älter. Ein Talent bin ich nicht mehr (lacht).

 

Es kommt wohl noch zu oft vor, dass Manager jungen Spielern Flöhe in die Ohren setzen. Was raten Sie auf Basis Ihrer Erfahrung den Talenten?
Die jungen Spieler müssen viel spielen. Auch in der dritten oder vierten Liga. Man muss ein, zwei, drei Jahre kontinuierlich spielen. Das war immer mein Problem! Ich war zum Beispiel zwei Jahre in Horn, wir haben um den Aufstieg gespielt. Dann sind immer Manager gekommen, haben gesagt: „Komm, du kannst in der ersten Liga spielen! Das ist besser für dich!" Und dann bin ich zu Austria Kärnten gegangen, es war schwierig, in so eine Mannschaft rein zu kommen. Man weiß es zwar nie genau und bei jedem läuft es anders, aber für Junge ist es besser, dass sie länger bei einem Verein sind.

 

Hilft da dieses spezielle Umfeld eines Traditionsvereins?
Ja – und es ist besser, zu einer Mannschaft zu gehen, die „oben" mitspielt, als wenn man in die Bundesliga geht und gegen den Abstieg spielt. Ich zumindest spiele lieber in der Heute für Morgen-Ersten Liga oder in der Regionalliga und bin oben dabei, als in der höchsten Liga um den letzten Platz. Das ist nicht so das Wahre.

 

Ihr Heimatland ist für heißblütige Fans bekannt, gerade das Derby Hajduk Split gegen Dinamo Zagreb! Ist so eine Stimmung bei jüngeren oder konstruierten Vereinen überhaupt nur ansatzweise möglich?
Bei Traditionsvereinen ist das so. Da gibt es auch in Steyr Spieler, zu denen 5.000 Menschen kommen, etwa, wenn die Vorwärts gegen Sierning spielt. Da fahren zwei- oder dreitausend nach Sierning. Die Atmosphäre ist toll. Generell ist das alles eine Frage der Fans. Aber zu Dinamo kommen derzeit auch nur wenig Leute, weil das Umfeld nicht passt und die Mannschaft nicht gut ist. Dazu haben sie derzeit in der Champions League nicht gut abgeschnitten. Es hängt alles von der Mannschaft ab. Spielt diese gut, kommen die Fans auch. Das ist ganz normal.

 

Wie sehr sind die Spieler mehr motiviert, wenn viele Fans kommen?
Im Normalfall motivieren sie dich. Vor 200 Leuten in Bad Ischl ist das etwas ganz Anderes, als vor 3.000 Menschen in Steyr, das ist fast Bundesligaatmosphäre.

 

Dennoch: Gute Stimmung hin, Aufstiegskampf her – in der dritten oder vierten Liga wird zumeist nicht so viel gezahlt wie im Abstiegsrennen in der Bundesliga!
Das stimmt schon, aber jeder Spieler sieht das anders. Da könnte man jetzt viel drüber reden, aber jeder muss das selber wissen. Bei mir persönlich haben viele Fehler entschieden. Aber gerade eben für die Jungen ist es wichtig, Fuß zu fassen, anstatt in der Bundesliga auf der Bank zu sitzen und für die Amateure zu spielen.

 

Würden sich Spieler eigentlich die vier, fünf Trainings plus Spieltag antun, wenn es nicht auch in den unteren Ligen Geld dafür geben würde?
Auch das muss jeder selber wissen, wie viel für ihn genug ist und ob er damit zufrieden ist.

 

Wir danken für das Gespräch!

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