Georg Teigl: 'Ich hatte auch die Möglichkeit, zu Rapid zu gehen'

„Kleine Rakete" nennt ihn Tormann Alexander Walke. Doch Georg Teigl hat noch andere Qualitäten. So reflektiert er die Niederlage gegen die SV Ried und meint, dass Red Bull Salzburg im Normalfall keine Angst vor Austria Wien haben muss. Teigl spricht über

teigl_GEPA„Kleine Rakete" nennt ihn Tormann Alexander Walke. Doch Georg Teigl hat noch andere Qualitäten. So reflektiert er die Niederlage gegen die SV Ried und meint, dass Red Bull Salzburg im Normalfall keine Angst vor Austria Wien haben muss. Teigl spricht über das Training und den Konkurrenzkampf: „Wenn man immer Druck von hinten hat, dann muss man besser spielen. Somit steigert sich die Qualität in der Mannschaft von selbst."

Das Gespräch führte Georg Sander

 

90minuten.at: Wie haben Sie das Spiel gegen die SV Ried als Mannschaft aufgearbeitet?

Georg Teigl: Roger Schmidt hat uns gleich am nächsten Tag nahe gelegt, dass es an unserer Mentalität gefehlt hat. Mit 70 Prozent können wir nichts gewinnen. Das stimmt auf jeden Fall. Aber wir müssen nach vorne schauen. Es bringt jetzt nichts, wenn wir wegen einer Niederlage den Kopf in den Sand stecken. Rückschläge sind ganz normal im Fußball. Es kann nicht jede Mannschaft immer gewinnen, auch Real Madrid verliert hin und wieder. Die Art und Weise, wie wir verloren haben, ist aber nicht notwendig.


Hat das Team nach Ihrem frühen Führungstor bewusst zurück geschalten?

Wir tun unsere Arbeit am Feld, versuchen uns Torchancen zu erarbeiten und Tore zu schießen. Es gab auch einige Chancen. Beim Stand von 1:1 renne ich alleine auf den Tormann zu – wenn ich da treffe, schaut die Welt auch anders aus. Ried hat nicht nachgelassen und wir haben nach der Führung nicht entscheidend nachgesetzt. Das hätten wir tun müssen. Aber man steht dann nicht und denkt sich: „Wir geben nur noch 70 Prozent." Das denkt man überhaupt nicht, man will es professionell angehen. Wenn man gewinnt, hat man seinen Job erfüllt, wenn nicht, dann nicht.

 


"Wir können jeden Gegner schlagen. Die Austria ist auch nicht das „Überdrüberteam"!


Jetzt kommt am Sonntag die Austria in die Red Bull-Arena. Die Veilchen haben nun sechs Spiele in Folge gewonnen. Wie wollen Sie den Lauf stoppen?

Einfach so spielen, wie wir die letzten Wochen gespielt haben. Wir haben am Sonntag manche Sachen vermissen lassen, die wir eigentlich drauf haben. Wir können jeden Gegner schlagen. Die Austria ist auch nicht das „Überdrüberteam"! Sie haben einen guten Lauf, das stimmt schon. Dann ist auch alles möglich. Wenn ich mir die Tore gegen Mattersburg anschaue: da gehen die Bälle rein, da funktioniert viel. Wir brauchen uns vor niemandem verstecken, weil wir sind Red Bull Salzburg und auf jeden Fall gut genug, dass wir sie schlagen können.


Sie kommen oft von der Bank. Große Teams brauchen große Kader. Würden Sie sich als Stammspieler bezeichnen?

Ich würde mich als Nummer zwölf bezeichnen. Stammspieler bin ich derweil noch nicht, nur weil ich jetzt angefangen habe. Ich habe gleich ein Tor gemacht, auch wenn ich noch mehr hätte machen können. Wie jeder andere Spieler bin ich ein wichtiger Teil der Mannschaft. Wenn es jetzt die Rolle des Jokers war, dann war das eben so. Deswegen stecke ich nicht auf. Ich bade mich nicht im Selbstmitleid oder schrei auf. Ich arbeite an mir und versuche die Chancen, die ich bekomme, zu nutzen. Das habe ich in den letzten Wochen gemacht. Mehr kann ich als Fußballer nicht machen. In der kurzen Einsatzzeit war ich ziemlich effizient und das ist gut.


„Der Kader muss an jeder Position doppelt besetzt sein" - Ist das nicht ein immenser Druck? Gerade in Salzburg gibt es viele Offensivspieler.

In großen Teams ist das so. Das ist Fußball, das ist Leistungssport. Wir spielen ja nicht nur zum Spaß und deshalb ist das normal. Ich habe das nie anders erlebt. Wenn man seine Leistung nicht bringt, dann kommt eben ein Anderer. Ich finde das auch nicht schlecht. Wenn man immer Druck von hinten hat, dann muss man besser spielen. Somit steigert sich die Qualität in der Mannschaft von selbst.


Der Kader ist groß und wirkt ausgewogen. Wie gehen die einzelnen Spieler damit um, wenn auf der eigenen Position ein anderer Kicker aufläuft? Birgt das nicht das Potential für Neid und Missgunst?

Es ist niemand dem Anderen gegenüber gehässig. Wenn man nicht spielt, ist man nicht zufrieden – das ist normal. Was am Platz passiert, bleibt dort. Im Training herrscht schon einmal harter Kampf am Feld, aber auch das ist normal, wenn man g'scheit trainiert. Spielt ein Anderer, muss man eben noch mehr Gas geben. Aber wir gehen ganz normal miteinander um und ich verstehe mich mit meinen Konkurrenten sehr gut. Die sind auch alle mehr oder weniger in meinem Alter. Wir haben eine Gaudi, auch wenn jemand statt mir spielt. Das ändert ja nichts, an der Einstellung. Ich nehme das nicht persönlich, er kann nichts dafür. Der Trainer stellt auf und es wäre ein Stuss, wenn ich ihm dann schlecht kommen würde.


Das Team ist jünger als letztes Jahr. Hat sich das Training unter Roger Schmidt auch unter diesem Gesichtspunkt verändert?

Er nimmt sich immer den Einen oder Anderen zur Brust und redet mit ihm. Es ist wichtig, dass ein Trainer den Spielern das Gefühl gibt, dass er etwas an ihnen hat. Ansonsten muss sich der Trainer nicht darum kümmern, wir wollen alle etwas erreichen und das genügt meistens schon.


Ricardo Moniz war sehr auf das Verbessern auf einzelne Spieler fokusiert. Wie sieht das jetzt aus?

Jeder muss an sich arbeiten, so viel Profi muss man sein. Ich habe beispielsweise bei der Ballannahme Probleme und da muss ich dran arbeiten. Ich muss für mich selber im Training raus gehen und mir vornehmen, es besser zu machen. Schon dadurch wird man besser. Und jeder kann selber auch arbeiten, aber es wird niemand gezwungen.

 


"Im modernen Fußball muss eben alles zusammenpassen. Wenn sich einer rausnimmt, funktioniert es nicht mehr."

 

Was sind bei Ihnen die Punkte an denen Sie noch arbeiten?

Beim in-den-Raum-Gehen oder beim Kombinationsspiel. Und der erste Kontakt ist der wichtigste. Da sehe ich noch viel Verbesserungspotential. Das weiß ich auch: Mir passieren immer wieder kleine Fehler, die Situationen zerstören. Das sind Basissachen, das hat auch Niko Kovac schon zu mir gesagt. Ich muss auf ganz banale Sachen achten und das reicht dann auch schon.


Alexander Walke nannte Sie „kleine Rakete". Was, außer Geschwindigkeit, zählen Sie noch zu Ihren Stärken?

Ich versuche immer, meinen Mitspielern Alternativen anzubieten, mit gutem Timing in die Gasse zu laufen. Aber eigentlich bin ich auch im Abschluss nicht schlecht, auch wenn ich zuletzt ein paar Chancen vernebelt habe, habe einen guten Schuss. Ich arbeite auch für die Mannschaft. Im modernen Fußball muss eben alles zusammenpassen. Wenn sich einer rausnimmt, funktioniert es nicht mehr.

 


Wenn ein Verein von der Insel anklopft, dann bin ich sofort dabei, auch wenn es einer aus der zweiten Liga ist."


Sie haben die Akademie in St. Pölten absolviert. Wären Sie ohne Akademie da wo Sie jetzt sind?

Vermutlich schon. Man kann nicht sagen, dass es einen richtigen oder einen falschen Weg gibt. Wenn man an sich glaubt kann man auch ohne Akademie etwas reißen. Dann kann man es genauso schaffen. Ob ich da stehen würde, wo ich bin, weiß ich auch nicht. Aber ich finde meinen Weg gut, alles andere ist unwichtig.


Sie haben in der Jugend bei Gablitz und Purkersdorf gespielt. Als nach der Akademie Red Bull Salzburg anklopfte, hatten Sie da Vorurteile? In Wien sind die Salzburger nicht unbedingt so beliebt.

Ich war 18 Jahre alt und die Red Bull Juniors haben in der zweiten Liga Profifußball gespielt. Ich hatte auch die Möglichkeit, zu Rapid zu gehen. Ich habe mir alles angeschaut und hatte das Gefühl, dass Salzburg ein ambitionierter Verein ist, wo es nicht leicht ist, sich durchzusetzen. Das wollte ich schaffen. Und die Rapid Amateure spielen nur in der dritten Liga.

 

Nach dem Spiel gegen Wacker haben Sie Ihren England-Traum geäußert. Müsste es ein großer Name sein oder kann es auch ein Verein aus der Championship sein?

Das ist ein absoluter Traum. Wenn ein Verein von der Insel anklopft, dann bin ich sofort dabei, auch wenn es einer aus der zweiten Liga ist. Die stehen der Premier League ja um nichts nach. Von einem Wechsel nach England bin ich aber noch weit entfernt.


Wir danken für das Gespräch!

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