Christian Ramsebner: ‚Im Großen und Ganzen sind alle Trainer gleich'

Christian Ramsebner ist 23 Jahre alt und hat schon über 170 Profispiele absolviert. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über seine schwierige letzte Saison, redet über das gleiche Training unter verschiedenen Coaches und blickt in die Zukunft, die ih

Christian_Ramsebner_wikimedia_steindyChristian Ramsebner ist 23 Jahre alt und hat schon über 170 Profispiele absolviert. Im Interview mit 90minuten.at spricht er über seine schwierige letzte Saison, redet über das gleiche Training unter verschiedenen Coaches und blickt in die Zukunft, die ihn in die deutsche Bundesliga führen soll.

Das Gespräch führte Georg Sander.

 

90minuten.at: Wie geht es Ihnen, wie ist der Fitnessstand nach den Verletzungen in der letzten Saison?

Christian Ramsebner: Mir geht es sehr gut, ich war im Trainingslager mit dabei und konnte auch schon mit der Mannschaft mittrainieren. Seit zwei Wochen arbeite ich die Hälfte der Zeit mit dem Physiotherapeuten und die andere mit der Mannschaft. Ich hoffe, Mitte Juli endgültig fit zu sein.

 

Wie war die vergangene Saison für Sie?

Persönlich war es eine Saison zum Vergessen. Mit den Verletzungen hatte ich viel Pech. Es war meine siebte Saison als Profi und zuvor hatte ich noch nicht einmal einen Muskelfaserriss gehabt. Und jetzt in einer Saison zwei schwere Verletzungen. Die Spiele, die ich gemacht habe, waren aber sehr gut. Dass es nicht mehr wurden, ist schade.

 


"Peter Stöger ist ein sehr guter Trainer und wird mit der Austria sehr viel Erfolg haben."

 

Wie beurteilen Sie als Angestellter von Wiener Neustadt die Saison?

Ich denke, man kann zufrieden sein. Wir hatten vor der Saison einen großen Umbruch und jeder Experte hat uns als Fixabsteiger gehandelt, keiner hat uns etwas zugetraut. Dann sind wir recht klar nicht abgestiegen, waren nie in Gefahr. Da kann man zufrieden sein.

 

Durch die Augen eines Beobachters: Wie erleben Sie das Niveau der Liga? Mannschaften wie Mattersburg oder Innsbruck wollen auch schönen Fußball spielen.

Eine Zeit lang wurde diskutiert, wie schlecht die Liga denn nicht sei, weil keine Tore gefallen sind. Es ist aber im letzten Jahr alles sehr ausgeglichen gewesen, es hat sich, bis auf Salzburg am Ende, kein Verein richtig abgesetzt. Es war eng und das Niveau wird immer besser. Es ist „schade", dass die Leistungsträger der großen Mannschaften ins Ausland gehen. Da leidet das Niveau ein bisschen, aber grundsätzlich ist es gut.

 

Wenn man sich den Kader des SCWN ansieht, merkt man, dass die Innenverteidigung sehr jung ist, Mimm und Klapf sind auf den Außenpositionen.

Das Alter ist nicht entscheidend. Ich bin zum Beispiel auch erst 23 Jahre alt, habe 90 Mal in der zweiten, 70 Mal in der ersten Liga gespielt. Da weiß man schon, wie gespielt wird. Ich würde nicht sagen, dass ich ein junger Innenverteidiger bin. Ich will auch Verantwortung übernehmen und wenn ein Jüngerer neben mir spielt, möchte ich ihm helfen.

 

Hilft es da, dass Peter Hlinka geholt wurde? Dass es einen Leitwolf gibt?

Bis auf Pavel Kostal habe ich zumeist mit Innenverteidigern gespielt, die in meinem Alter sind. Ich bin es nicht anders gewohnt und wenn die Abstimmung und die Qualität passen, ist das OK. Für eine Mannschaft ist es schon wichtig, dass es erfahrene Spieler gibt. In gewissen Situationen wissen junge Spieler noch nicht, wie man sich verhalten soll. Da kann man sich an den Routiniers anlehnen. Dementsprechend ist es gut, dass wir ihn geholt haben.

 

Was ist das für ein Gefühl, wenn man allerorts als Abstiegskandidat gehandelt wird? Das ist ja diese Saison nicht anders.

Ich glaube, es war für uns nicht schlecht. Es hatte jeder von der ersten bis zur 36. Runde im Kopf, dass es für uns nicht leicht werden würde, dass wir viel investieren müssen. Im Großen und Ganzen war es gut, dass wir unterschätzt wurden, so wusste jeder, dass er 100 Prozent geben muss. Mannschaftsintern wussten wir, dass unser Kader nicht so schlecht war und das ist jetzt ähnlich. Wir wissen, dass wir hart kämpfen müssen, aber die Qualität ist da, um den Klassenerhalt zu schaffen. Daran zweifle ich nicht.

 


"Ich habe von jedem Trainer Dinge mitgenommen, die prägendsten Erfahrungen machte ich in der Frank-Stronach-Akademie, aber im Nachwuchs macht man auch die größten Schritte."

 

Gibt es Unterstützung durch eine psychologische Betreuung, früher bei Peter Stöger, jetzt durch Heimo Pfeifenberger?

Nein, es wurde darüber geredet, dass ein Negativlauf möglich ist. Man muss auf alles vorbereitet sein, vor allem die jungen Spieler, die sehr viel Qualität mitbringen, aber noch wenig Bundesligaerfahrung haben. Für sie ist es wichtig zu wissen, wie die Situation bei uns ist. Wenn sie wissen, dass wir gegen den Abstieg spielen, wird das kein Problem sein.

 

Man muss also auch aus ihrer Sicht keinen Sportpsychologen bereit stellen, wenn die Situation, der Abstiegskampf, so eindeutig ist?

Es muss jeder individuell entscheiden, ob es ihn weiterbringt. Wenn man sich dann besser fühlt, kann man das gerne machen. Man muss im Kopf haben, was alles passieren kann, wie die Saison verlaufen kann. Dann ist man darauf vorbereitet und es gibt keine Rückschläge.

 

Blicken wir kurz zurück: Hat die Mannschaft die Vorgänge damals im Vorstand mitbekommen? Gab es eventuell Zukunftsängste beim Stronach-Ausstieg?

Sicherlich bekommt man es mit, man beschäftigt sich damit. Ich persönlich hatte aber keine Angst. Wir Fußballer sollten uns mit dem Fußballspielen beschäftigen und gute Ergebnisse einfahren. Für alles andere gibt es Menschen, die das besser können.

 

Haben Sie mit dem Abgang von Peter Stöger gerechnet? War die Mannschaft überrascht oder rechnet man in Wiener Neustadt, dass die Guten wechseln?

Ich war verletzt, war nicht bei der Mannschaft und habe mein individuelles Programm in Wien gemacht. Aber man hat gesehen, dass Wiener Neustadt nicht nur für Spieler ein gutes Sprungbrett ist, sondern auch für Trainer. Wenn ein Verein wie Austria Wien anklopft, dann ist es für mich ganz klar, dass man die Chance ergreift. Er ist ein sehr guter Trainer und wird mit der Austria sehr viel Erfolg haben.

 

Ist das Training unter Heimo Pfeifenberger nun anders?

Ich kenne ihn noch von der U21-Nationalmannschaft als er Co-Trainer von Andi Herzog war. Stöger und Pfeifenberger sind aber ähnliche Typen. Es macht Spaß, weil sie Spieler verstehen, weil sie selber eine große Karriere hatten. Es gibt keine grundlegenden Unterschiede.

 

Wie sieht es taktisch aus, wird Pfeifenberger das Spiel anders anlegen?

Der neue Trainer möchte gerne mit zwei Spitzen spielen, unter Stöger haben wir mit eineinhalb Stürmern gespielt. Das ist der große, taktische Unterschied. An der Spielanlage wird sich nicht viel ändern, da wir eine defensive Ordnung brauchen, um die Punkte zu machen.

 

Hinten gut stehen und Standards, das hat man schon bei Grödig gesehen, sind wichtig. Kommt Ihnen das entgegen? Oder wollen Sie moderner agieren, das Spiel eröffnen, mit nach vorne gehen?

Das gehört alles dazu, denn wenn wir hinten nicht ordentlich stehen, können wir keine Entlastung erreichen. Genau das war ja einer unserer großen Pluspunkte, dass wir nicht abgestiegen sind. Wir haben wenige Tore kassiert und das ist wichtig für den Erfolg einer Mannschaft. Heuer sollten wir auch nach vorne mehr Qualität besitzen als letztes Jahr. Das traue ich mir zu sagen, da die Kaderzusammenstellung recht gut ist.

 

Was sind generell die großen Unterschiede bei den Trainern, die Sie bis jetzt kennen gelernt haben?

Es gibt Unterschiede, aber das liegt in der Auffassung des Trainers. Im Großen und Ganzen ist es gleich. Abhängig von der Philosophie des Trainers ist es vielleicht ein bisschen differenziert.

 


"Wir haben eben andere Ziele, als andere Teams. Wenn wir nie in Abstiegsgefahr kommen, ist das in Ordnung."

 

Also keine Magath'schen Medizinball-Übungen? Nichts Außergewöhnliches?

(lacht) Nein, habe ich noch nicht erlebt. In der Vorbereitung ist das Training immer hart, damit man die Kraft für das Jahr hat und das braucht man auch.

 

Bei welchem Trainer haben Sie sich am meisten weiterentwickelt?

Ich habe von jedem Trainer Dinge mitgenommen, die prägendsten Erfahrungen machte ich in der Frank-Stronach-Akademie, aber im Nachwuchs macht man auch die größten Schritte. Da haben wir am meisten gelernt, im Profibereich nahm ich von jedem Trainer Nuancen mit.

 

Zu Ihnen persönlich: Haben Sie Präferenzen bezüglich eines Stürmertypen, gegen den Sie gerne spielen?

Natürlich, die gibt es. Gegen manche Spielertypen tut man sich leichter. Die Erfahrung, die man sammelt, wenn man die Stürmer der Liga besser kennt, hilft. (grinst) Gegen wen ich gerne spiele, will ich aber nicht verraten. Im Prinzip spiele ich aber lieber gegen große Stürmer, die laufen nicht so schnell (lacht).

 

Wie konkret war ein Wechsel schon und wurde dann durch die Verletzungen verzögert?

Es gab Gespräche mit Zweitligisten aus Deutschland, dann kam eben leider die Verletzung, das wäre interessant gewesen. Während meiner Verletzung hatte ich Kontakt mit Sturm und Ried. Aber es war nicht einfach, da sich die Vereine mit solchen Verletzungen auskennen. Aber ich werde mindestens das Niveau von vor der Verletzung erreichen.

 

Wo sehen Sie sich in einem Jahr, wenn es keine weiteren Verletzungen gibt? Wohin kann oder soll es gehen?

Wenn ich gesund bleibe und meine Spiele mache, möchte ich im Winter, spätestens im Sommer den nächsten Schritt machen. Vielleicht zu einem der fünf – ich zähle da Ried mittlerweile auch dazu - Spitzenklubs in Österreich oder ins Ausland. Das Potential habe ich. Jetzt muss ich aber einmal gesund werden und meine Spiele machen, in die Form kommen, in der ich schon war und dann mache ich mir keine Sorgen, dass ich spätestens in einem Jahr den nächsten, passenden Schritt machen kann.

 

Was ist ihr persönliches Saisonziel mit Wiener Neustadt?

Wir wollen gut nach hinten arbeiten und unser Ziel muss sein, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu erreichen. Wir haben eben andere Ziele, als andere Teams. Wenn wir nie in Abstiegsgefahr kommen, ist das in Ordnung.

 

Wo spielen Sie in fünf Jahren? Mit Wiener Neustadt in der Champions League?

Ich hoffe, dann in der deutschen Bundesliga zu spielen.

 

Wir danken für das Gespräch!

 

Bisher erschienen in unserer Serie:

saisonauftakt_interviews_sujet

Philipp Hosiner: 'Wenn man so einen Lauf hat, dann ist meistens wenig Taktik im Spiel'

 

 


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