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Blau Weiß Linz auf den Spuren des Wiener Sport-Club

Die Lage bei Blau Weiß Linz hat sich entspannt - so sieht es zumindest Manager Stefan Reiter im Interview mit 90minuten.at. Reiter spricht über den falschen Begriff der Trainerleihe, die Positionierung in Linz und was der Wiener Sport-Club damit zu tun hat.

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+ + 90minuten.at Exklusiv + + Das Gespräch führte Georg Sander

 

90minuten.at: Sprechen wir zunächst über den Trainerposten. Wie kann die 'Trainerleihe' rechtlich aussehen?

Stefan Reiter: Das wurde falsch verstanden, eine Trainerleihe ist nicht möglich. Fakt ist: Ronald Brunmayer hat einen gültigen Vertrag beim LASK. Der LASK ist grundsätzlich bereit ihn bis Saisonende zu karenzieren. Darüber hinaus möchten wir noch nicht planen. Es geht natürlich um das Gehalt, sie sind auch bereit, zu helfen. Es geht um diese Einigung. Wir können nur eine gewisse Summe des Gehalts bezahlen und darum geht es in den Verhandlungen zwischen LASK, Brunmayer und Blau Weiß. Eine Leihe ist ein Blödsinn, es geht um eine Karenzierung oder eine Dienstunterbrechung, weil er braucht ja auch eine gewisse Sicherheit. Er wird dann bei uns ganz normal als Cheftrainer angestellt, es ist jetzt nur eine Frage des Geldes.

 

90minuten.at: Bis wann soll eine Lösung her?

Reiter: So schnell wie möglich. Hoffentlich ist es nächste Woche schon in trockenen Tüchern.

 

90minuten.at: Gibt es einen Plan B?

Reiter: Wir können nicht über die Saison hinaus planen. Das wäre unfair. Ich will niemandem was zusagen, das ich nicht einhalten kann. Das geht nur bis Saisonende. Das ist natürlich nicht optimal, man möchte mit einem Trainer ja langfristig arbeiten. Das ist momentan nicht möglich und es grenzt unsere Handlungsmöglichkeiten ein. Es gibt auch nicht so viele Trainer, die das mit diesen wirtschaftlichen Bedingungen machen würden. Aber natürlich denkt man weiter.

 

90minuten.at: Ist die Saison nun schon ausfinanziert?

Reiter: Nochnicht zu hundert Prozent, aber die Richtung stimmt. Es gibt immer ein paar Variablen, das ist bei anderen Vereinen auch so. Die Dramatik, die es im Dezember gab, gibt es nicht mehr.

 

90minuten.at: Spielbetriebseinstellungen gab es in Österreich leider schon öfters.

Reiter: Eine Einstellung des Spielbetriebs kann ich auf alle Fälle ausschließen.

"Der LASK, der das alles hervorragend macht, ist wieder ein Großklub geworden. Ich nehme den Wiener Sportclub als Beispiel, der sich auch zwischen Großclubs eine Szene aufgebaut und eine Sparte gefunden hat." - Stefan Reiter

90minuten.at: Wäre ein sportlicher Abstieg eine salomonische Lösung, um sich in der Regionalliga zu konsolidieren?

Reiter: Nein. Das haben wir uns natürlich angesehen, sind alle Szenarien durchgegangen. Der wirtschaftliche Aufwand in der halbamateurhaften zweiten Spielklasse ist ungefähr so hoch wie in der Regionalliga. Ganz wichtig ist, in zwei, spätestens drei Jahren das neue Stadion zu haben. Es wird das zweite Stadion der Stadt Linz. Bis zu diesem Zeitpunkt will man zumindest in der 2. Liga sein, denn dann ergeben sich neue Möglichkeiten, den Verein wirtschaftlich besser aufzustellen.

 

90minuten.at: Wie hoch sind die aktuellen Verbindlichkeiten?

Reiter: Die sind nicht so dramatisch wie manche glauben. Sie sind da, keine Frage, wir reden aber auch mit den Betroffenen. Wir haben uns bewusst Zeit gelassen und unsere Planung sieht so aus, dass wir die Verbindlichkeiten bis spätestens Mitte Februar erledigt haben.

 

90minuten.at: Ist das auch ein Signal an die lokale Wirtschaft? Schließlich wird es einen Plan bis zum neuen Stadion 2023 brauchen.

Reiter: Genau. Es gibt drei Stufen. Die kurzfristige Planung, sozusagen die Wochenplanung. Dann gibt es die mittelfristige, die geht bis Juni. Und dann gibt es die langfristige bis 2023. Das neue Stadion ist ein Kraftpol in unserer Arbeit. Es besteht die Hoffnung, speziell bei der Linzer Wirtschaft Anknüpfungspunkte zu bekommen, damit der Verein in der zweithöchsten Spielklasse vielleicht sogar die Möglichkeit hat, in die höchste aufzusteigen.

 

90minuten.at: Der Name Franz Grad fällt immer wieder.

Reiter: Ich kenne sonst keinen in Oberösterreich, der als Privatperson so viel Geld und Herzblut in den Sport gesteckt hat. Ich weiß, dass er immer wieder auftaucht, aber es gab nie Gespräche in diese Richtung. Ich weiß auch nicht, warum das Thema immer kommt. Ich finde es unseriös, dass sein Name immer wieder in den Mund genommen wird. Er kann nichts dafür und ich glaube nicht, dass es ihm angenehm ist. Ich hatte immer ein sehr korrektes Verhältnis mit Herrn Grad.

 

90minuten.at: Der langfristige Plan sieht eine breite Basis vor? Es wird wohl ungefähr 3,5 Millionen Euro brauchen, um in der 2. Liga oben mitzuspielen.

Reiter: Das ist natürlich ein Wunsch, so ein Budget wird man brauchen, um um den Titel mitzuspielen. Aber bitte: Davon sind wir noch weit weg. Darüber mache ich mir heute keine Gedanken, jetzt geht es um Schritt für Schritt. Der LASK, der das alles hervorragend macht, ist wieder ein Großklub geworden. Das ist schön so. Er positioniert sich aber klar als Klub der Oberösterreicher. Wir müssen eine Schiene finden, in die wir passen. Wir können und wollen nicht so überregional denken. Wir sind der Klub der Stadt Linz, bekommen mitten in der Stadt ein tolles Stadion. Es ist fast einzigartig, eine kleine, feine Arena, die über ein Möbelhaus gebaut wird. 5.000, 6.000 Plätze – ich sage es ganz offen: Ich nehme den Wiener Sport-Club als Beispiel, der sich auch zwischen Großclubs eine Szene aufgebaut und eine Sparte gefunden hat.

 

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