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Ralf Muhr: "Wir dürfen das Rapid-Spiel nicht als Ausrede hernehmen"

Seit Sommer im Amt hatte der neue Sportchef der Wiener Austria eine ruhige Transferzeit. Umso unruhiger war der Sommer mit einem großen Umbruch und der Herbst mit schwierigen Phasen. Gegenüber 90minuten.at erklärt er, wie es besser werden soll.

Das Gespräch führte Georg Sander

 

90minuten.at: Das war Ihre erste Transferperiode als Sportchef. Es war eher ruhig!

Ralf Muhr: Nach außen hin war es ruhig, aber es gab viel zu tun. Und wurden viele interessante Spieler durch Agenturen angeboten. Aber es war für uns klar, dass wir nach dem großen Umbruch im Sommer keine große Notwendigkeit sehen, jetzt viel zu verändern. Trotz der Abgänge von Venuto und Friesenbichler, die ja an mich heran getreten sind, sich zu verändern, sind wir in der Offensive gut aufgestellt. Es gab dann die Möglichkeit, mit Sterling Yateke einen Spieler dazu zu holen, so hatten wir den Kader recht rasch zusammen. Mit Martschinko und den anderen zuletzt Verletzten – Grünwald, Turgeman, Edomwonyi – sind alle voll einsatzfähig.

 

90minuten.at: Thomas Letsch hat mir gegenüber im Herbst angedeutet, ein Typ Stoßstürmer wäre gut.

Muhr: Das ist Yateke. Er hat da schon ins Anforderungsprofil gepasst. Wir haben gesagt, dass, wenn wir noch einen dazu holen, dann in dieser Kategorie von Physis.

 

90minuten.at: Es gab keine langen Stärkephasen, dafür schon aber eine Schwächephase. Vor Weihnachten wurde mit Letsch resümiert – wie wichtig war da der Sieg im Derby?

Muhr: Ein Trainer wird an Ergebnissen gemessen. Uns war wichtig, sich den ganzen Herbst anzusehen, auch unter der Prämisse, was wir im Sommer vorgehabt haben. Uns war schon klar, dass das im Sommer ein riesiger Umbruch war – personell und inhaltlich. Wir hatten sicher auch Schwächephasen im Herbst, aber das war klar analysier- und begründbar. Auf Basis der Herbstanalyse sind wir inhaltlich so gestärkt in die Vorbereitung gegangen, mit klaren Ideen vonseiten des Trainerteams: Das Spiel mit dem Ball, das Spiel gegen den Ball, unabhängig von der Spielanlage. Die kann und darf flexibel sein. Es war wichtig, das zu erkennen. Jetzt gab es am Stück eine lange Vorbereitung mit allen Spielern. Man konnte spüren, dass da viel passiert ist. Jetzt muss man es auf den Platz bringen.

"Es ist unser Ansinnen, Kontinuität und Stabilität rein zu bekommen. Auch beim Trainerteam. Im Profifußball braucht es aber die Resultate." - Ralf Muhr

90minuten.at: Bei der Austria war es ein bisschen wie damals mit Canadi und Bickel – also zuerst der Trainer, dann der Sportchef. Musste man sich, weil Letsch ja lange bei Red Bull war, erst annähern? Die Austria presst weniger, spielt mehr mit dem Ball.

Muhr: Im Gesamtthema des Umbruchs war das vielleicht schon auch in den Leistungen und Resultaten spürbar. Das ist für mich aber normal. Wir haben im Sommer nicht zwei Spieler ausgetauscht, sondern ein Trainerteam, abseits vom Cheftrainer, neu zusammen gestellt. Ich bin neu dazu, das Ärzteteam ist neu, wir haben einen neuen Präsidenten bekommen. Das hat keine Auswirkungen auf das Spielsystem – aber es war sehr viel Veränderung.

 

90minuten.at: Da könnte man sagen: Läuft eh gar nicht so schlecht, wenn man nochmals an Rapid denkt.

Muhr: Wir sind nicht zufrieden. Auch mit der Erwartungshaltung mit dem neuen Stadion. Es ist viel auf alle eingeprasselt. Jetzt ist es aber schon so, dass wir dafür stehen, viele Torchancen zu kreieren, viele Abschlüsse zu haben und Tore zu erzielen. Das ist uns im Herbst nicht gelungen. Da darf man das Rapid-Spiel nicht als Ausrede hernehmen. Das war zu wenig. Ich habe das Gefühl, dass das verbessert worden ist. Ich bin überzeugt, dass wir das gegen den GAK, aber auch in Linz, genau so schaffen.

 

90minuten.at: Ein 1:6 gegen Rapid statt dem 6:1 hätte Letsch aber wohl keine guten Argumente geliefert.

Muhr: Die Analyse wäre sicherlich atmosphärisch schwieriger verlaufen.

 

90minuten.at: Waren Sie, als langjähriger Austria-Trainer, auch erleichtert, dass die Austria so nicht wieder als 'Trainerfriedhof' gilt, der sie ja bis Daxbacher war?

Muhr: Es ist unser Ansinnen, Kontinuität und Stabilität rein zu bekommen. Auch beim Trainerteam. Das muss sich aber erst finden. Es ist aber angenehm, wenn man eine relativ lange Zeit zusammen arbeiten kann. Im Profifußball braucht es aber die Resultate.

 

90minuten.at: Die Ziele für die Austria sind klar. Was ist, wenn man alles dafür gibt, man scheidet im Cup aus und wird Fünfter. Bleibt der Trainer?

Muhr: Man muss eine Entwicklung sehen. Im Cup kann immer alles passieren. Es liegt an uns! Wir als Mannschaft sind klar über den GAK zu stellen. Wir dürfen nicht überheblich sein, Laufduelle nicht annehmen oder vor dem Tor lässig sein. Diese Überzeugung müssen wir rein gehen.

 

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