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WAC-Boss Riegler: "Im Hinterkopf wird man über ein reines Fußballstadion nachdenken müssen"

Der Wolfsberger AC ist derzeit eine der Überraschungsmannschaften der Bundesliga. Im Interview mit 90minuten.at zeigt sich WAC-Präsident Dietmar Riegler davon überrascht und erklärt, warum ein langfristiger Plan schwer zu verfolgen ist.

Das Interview führte Georg Sander

 

Seit 2006 ist Dietmar Riegler Präsident des Wolfsberger AC. Der Unternehmer zeichnet für den Höhenflug des 1931 gegründeten WAC verantwortlich. 2012 stiegen die Lavanttaler in die Bundesliga auf. Öfters geriet war es eng, aber der Kärntner Verein ust ein fixer Bestandteil der Liga. Bisherige Highlights waren die Europa-League-Quali-Spiele gegen Borussia Dortmund sowie die Tabellenführung im Herbst 2014/15 - die erste für einen Verein aus dem südlichsten Bundesland. Gegenwärtig hat man sich ein weiteres Highlight erarbeitet - eine Tendenz hin zur Meistergruppe. Im Interview mit 90minuten.at zeigt sich der Präsident gleichsam überrascht und angetan vom Tabellenstand. Er weiß auch, dass es schnell wieder runter gehen kann. Ob die Lavanttaler derzeit einen langfristigen Plan verfolgen, will er aber nicht verraten.

90minuten.at: Wie sehr überrascht Sie die gegenwärtige sportliche Situation?

Dietmar Riegler: Wir haben im Sommer einen Umbruch gemacht, dass sich das Ganze so schnell in die richtige Richtung bewegt, macht uns stolz und wir sind sehr zufrieden. Wir haben insgeheim darauf gehofft, aber dass es so aufgeht, darauf sind wir stolz und wir hoffen, dass es in diese Richtung weiter geht.

 

90minuten.at: War das nicht ohnehin längerfristig der Plan? Das letzte Jahr wirkte so, als ob man auf Sparflamme in der Liga bleiben wollte, um mit der Reform voll anzugreifen.

Riegler: Es ist schon richtig, dass wir uns letztes Jahr konsolidieren wollten und darauf geachtet haben, Junge einzubauen. Aber dennoch war die Saison nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben. Weder wurden junge Spieler eingebaut, noch hat sich Erfolg eingestellt. Wir können uns so ein Jahr nicht mehr leisten, müssen eine spielstarke Mannschaft auf den Platz bringen. Das ist uns mit den Neuzugängen geglückt.

 

90minuten.at: Ist das, was die Mannschaft mit dem Trainerteam auf den Platz bringt das, wofür der WAC in Zukunft stehen soll – auch unabhängig von den Personen?

Riegler: Auf alle Fälle. Unser Glück war, dass sich Ilzer, der aus mehreren Angeboten wählen konnte, für uns entschieden hat. Er war ja auch schon Co-Trainer. Wir haben beide dasselbe Interesse, dass wir Wolfsberg weiter bringen. Wir bieten ihm die Plattform, dass er unabhängig arbeiten kann, ohne dass er von außen viel beeinflusst wird. So kann er seine Ideen verwirklichen, mit einer eher günstigen Mannschaft. Das bringt er super rüber. Wir können nur darauf schauen, dass wir das Maximale aus dem Budget heraus holen.

 

90minuten.at: Aber ist das, was jetzt und in den kommenden Monaten erarbeitet wird, die Philosophie des RZ Pellets WAC?

Riegler: Ich denke von Jahr zu Jahr. Jetzt müssen wir einmal schauen, wie wir heuer abschneiden. Der Start war aufgrund der Auslosung mit den starken Gegner recht schwierig. Das haben wir aber gemeistert. Im Fußball kann sich aber alles schnell drehen. Man muss arbeiten, nicht in eine Negativserie zu kommen. Wir müssen weiterhin guten Fußball spielen, in Wolfsberg ist eine Aufbruchsstimmung. Das wollen wir beibehalten. Was das nächste Jahr bringen wird, kann ich jetzt noch nicht sagen. Wir schauen einmal, unter die ersten Sechs zu kommen.

 

"Es gibt die vier größeren Klubs, dann den LASK, der da hin kommen kann. Die anderen sieben Klubs sehe ich auf Augenhöhe. Einer kann dann ein bisschen mehr Budget haben, da reden wir aber nicht von großen Summen." - WAC-Boss Riegler

90minunten.at: Es gibt in Österreich vier große Klubs, der LASK möchte da ran kommen, was mit der Lage und dem neuen Stadion gelingen könnte. St. Pölten hat einen neuen Sponsor, Wacker ist ein schlafender Riese. Da wird es eng für die Meistergruppe. Was kann der WAC tun, um da mithalten zu können?

Riegler: Ich sehe das so: Es gibt die vier größeren Klubs, dann den LASK, der da hin kommen kann. Die anderen sieben Klubs sehe ich auf Augenhöhe. Einer kann dann ein bisschen mehr Budget haben, da reden wir aber nicht von großen Summen. Es wird sich dann der Verein durchsetzen, der die beste Arbeit mit den vorhandenen Mitteln macht. Ich vergleiche uns mit Mattersburg, Altach, der Admira. Wir müssen daran arbeiten, sportlich besser zu sein, nicht unbedingt vom Budget her. Da muss man schauen, dass das Umfeld passt, die Spieler bei Laune gehalten werden und sich auch die Familien wohl fühlen. Das ist unsere Stärke. Alle, die da sind, fühlen sich mit der Familie wohl. Wir kümmern uns darum, dass es ihnen auch abseits des Fußballs gut geht. Mehr können wir momentan nicht tun. Was in zwei, drei Jahren sein wird, wird man sehen.

 

90minuten.at: Der WAC hatte 2016/17 einen Umsatz von 7,25 Millionen Euro. Ist das die Fahnenstange oder kann man Richtung zweistelligem Millionenbudget gehen?

Riegler: Das glaube ich nicht. Zweistellig ist schon weit weg. Was aber in zwei Jahren ist, weiß ich nicht. Wir konzentrieren uns aber auf die jetzige Situation und den kleinen Erfolgslauf. Mir ist es wichtig, dass die Saison ausfinanziert ist. Wenn man ins obere Playoff kommt, hat man mit dem Abstieg nichts zu tun und kann frühzeitig für die kommende Saison planen, unabhängig davon, wie vielter man wird.

 

90minuten.at: Wird man das beibehalten müssen?

Riegler: So ist es. Ich kann mir das nicht vorstellen, dass es sich ändert. Wenn alle anderen ihr Budget verdoppeln, dann werden wir keine Chance haben. Aber so weit ist es nicht. Das Lavanttal ist nicht in so einer guten Lage wie etwa Linz oder Graz. Der Bezirk hat 55.000 Einwohner. Zu uns kommen knapp 5.000 zu den Spielen, das sind acht bis zehn Prozent. Von dieser Seite betrachtet ist das nicht schlecht. Man muss schon Spitzenspiele haben, in denen es um etwas besonderes geht. So wie damals, als wir gegen Salzburg vor 20.000 Zuschauern gespielt haben. Aber auch wenn wir in die Meistergruppe kommen, werden wir über einen Schnitt von fünf- bis sechstausend Zuschauern nicht hinaus kommen.

 

90minuten.at: Will man es diesen fünf-, sechstausend Fans noch komfortabler machen? Gibt es Pläne für eine reine Fußballarena? Andere Vereine investieren massiv in die Infrastruktur.

Riegler: Wir haben in den letzten Jahren seit dem Aufstieg investieren müssen, weil das Stadion absolut nicht bundesliga-tauglich war, angefangen bei den Tribünen, über das Flutlicht, bis hin zur Rasenheizung. Von unserem jährlichen Budget floss viel in die Infrastruktur. Wenn wir was machen müssen, fällt es auf den Verein zurück, nicht auf den Besitzer. Wir werden schon von Land und Gemeinde unterstützt, aber den größten Teil der Investitionen bringen wir auf. Im Hinterkopf wird man über ein reines Fußballstadion nachdenken müssen, aber das ist sehr weit weg. Es wird noch einige Zeit vergehen. Wir können gewisse Begebenheiten nicht wegwischen, die Laufbahn muss aufgrund der Schulen da sein.

 

90minuten.at: Für alle anderen Fälle gibt es das Wörthersee Stadion.

Riegler: Das ist für uns immer eine Option, wenn man weiß, dass die Zuschauerzahlen über unserer Kapazität liegen werden.

 

90minuten.at: Wie viele Menschen braucht man für Klagenfurt?

Riegler: Ich brauche zwei- bis dreitausend Zuschauer mehr als in Wolfsberg, Richtung fünfstellig.

 

90minuten.at: Wir danken für das Gespräch!

 

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