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Oliver Glasner: "Sie sollen vom LASK direkt ins Ausland wechseln"

Der LASK ist mit Respektabstand zweitbester Klub der Bundesliga. Im 90minuten.at-Jahresgespräch spricht Oliver Glasner über die Gründe am Feld und wie er in seiner zweiten Funktion als Sportchef stark bleiben will.

Das Gespräch führte Georg Sander

 

Oliver Glasner ist seit 2015 Trainer und Sportchef beim LASK. 2016/17 schaffte er den Aufstieg, letztes Saison gleich den vierten Platz. Und die Athletiker sind offenbar gekommen, um zu bleiben. Trotz einiger Unentschieden ist man in der Liga best of the rest. Im 90miunten.at-'Jahresgespräch' lässt Glasner die letzten Monate Revue passieren und beschreibt, warum das Team so konstant ist. Und weil er auch Sportchef ist, nimmt er auch zum Thema Kaderentwicklung, Juniors OÖ und Spielerverkäufen innerhalb Östteichs Stellung - die eigentlich nicht passieren sollten.

90minuten.at: Hätten Sie vor der Saison damit gerechnet, Richtung Winterpause so weit vorne zu sein?

Oliver Glasner: (denkt nach) Nein, nicht damit, dass wir so weit vorne sind. Wir haben uns das Ziel gesetzt, in die Meistergruppe zu kommen. Das haben wir uns zugetraut. Dass wir auf Platz 2 stehen, mit einem sehr guten Punkteschnitt, der für uns entscheidender ist, da sind wir sicher ein bisschen über unseren Erwartungen.

 

90minuten.at: Es passiert in Österreich immer wieder, dass sich der Aufsteiger im ersten Jahr leicht tut, das zweite ist dann schwierig. Haben die Spiele in der Europa League auch noch einen Input gegeben, dass das System stimmt?

Glasner: Es gibt mehrere Gründe. Man muss genau schauen, viele machen das nicht so. Aufsteiger spielen oft einen sehr guten Herbst, mit der Aufstiegseurophorie, das normalisiert sich oft im Frühjahr. Die Normalität setzt sich dann im zweiten Jahr fort. Bei uns war es das Gegenteil. Wir sind ordentlich hinein gestartet, haben 23 Punkte in der ersten Hälfte gemacht und 34 in der Rückrunde. Von dem her war unsere Tendenz in die andere Richtung, wir haben uns mit Fortdauer der Saison immer besser angepasst. In der zweiten Saisonhälfte waren wir punktemäßig die Nummer zwei in Österreich. Das hat sich bei uns fortgesetzt. Wir haben schon letztes Jahr gesehen, dass wir uns weiter entwickeln und immer besser werden. Das Sahnehäubchen war der Europacup, da konnten die Spieler sehr viel Erfahrung sammeln und auch Selbstvertrauen bekommen: Wenn wir das, was wir uns vornehmen, gut auf den Platz bringen, können wir auch sehr souverän gegen den norwegischen Cupsieger weiter kommen und sogar einen Champions League-Achtelfinalisten an den Rande des Ausscheidens führen. All diese Punkte haben uns konstanter werden lassen.

"Wenn Red Bull Salzburg einen Spieler will, werden wir den auch nicht aufhalten können. Unsere sollen aber sehen, dass sie bei uns ein gutes Umfeld haben und sich weiter entwickeln können und den Sprung ins Ausland schaffen." - Oliver Glasner

90minuten.at: Ohne das Narrativ vom nicht normalen Aufsteiger LASK zu bemühen – ist da mit ein Grund, dass man einfach schon vorab viele langfristige Verträge hat? Dass man nicht gleich die zwei, drei Besten verkauft hat. Ihr Präsident sagte: „Glauben Sie, ich verkauf den Goiginger an Sturm Graz?“

Glasner: Das muss man differenziert sehen. Mattersburg steht wirtschaftlich über dem LASK, muss seine besten Spieler nicht verkaufen. Sie haben eher die Leihspieler verloren oder ablösefrei welche abgegeben. Wir wollen uns aber mittelfristig an die Top4 annähern. Wenn wir unsere besten Spieler an diese Mannschaften verlieren, wird die Kluft nicht kleiner. darum hat der Präsident das gesagt, weil damit der Gap ansonsten gleich bleibt oder größer wird. deshalb versuchen wir, die Spieler bei uns zu halten. Wir wissen aber auch, wenn, wie bei Pavao Pervan, ein Angebot aus der deutschen Bundesliga bekommt, dass der nicht zu halten ist – und das wollen wir auch gar nicht. Aber es soll vermieden werden, die besten Spieler zu anderen Klubs in der Liga zu geben. Aber auch da wissen wir, wenn Red Bull Salzburg einen Spieler will, werden wir den auch nicht aufhalten können. Unsere sollen aber sehen, dass sie bei uns ein gutes Umfeld haben und sich weiter entwickeln können und den Sprung ins Ausland schaffen. Wenn einer von uns zu Graz gehen sollte, will er dort nicht in Fußballpension gehen, sondern sieht es als Zwischenschritt, vielleicht ins Ausland zu wechseln. Den Zwischenschritt wollen wir unseren Spielern ersparen, sie sollen vom LASK direkt ins Ausland wechseln können.

 

90minuten.at: Gelten all diese Überlegungen auch für Sie persönlich?

Glasner: Ich mache mir über das die wenigsten Gedanken. Es kommt dann eh so, wie es ist. Ich glaube, dass es gut ist, wenn man sich nicht zu viel mit der Zukunft beschäftigt, sondern im Hier und Jetzt seine Leistungen bringt. Dann kommt alles andere von selbst – auch bei mir.

 

90minuten.at: Zum Sportlichen: Sie haben mit dem LASK ein Spielsystem gefunden, das uch wegen der besonderen Trauner-Rolle Stabilität in der Defensive garantiert und vorne Möglichkeiten bereit hält. Haben Sie aber in der Zeit von 9. bis 13. Runde, als es vier Unentschieden und eine Niederlage gab, überlegt, etwas an der Ausrichtung zu ändern?

Glasner: Wir überlegen uns tagtäglich, ob wir was verändern können, wollen oder sollen; immer basierend auf der Analyse von unserem Spiel. Wir wollen ja nicht die nächsten drei Jahre so spielen wie jetzt, man muss sich ständig weiter entwickeln. Das gelingt uns meiner Ansicht nach immer wieder ganz gut. Wir sind in der Phase überhaupt nicht nervös geworden. Als wir davor sechs Spiele in Serie gewonnen haben, war uns auch klar, dass wir nicht die nächsten sechs auch gewinnen werden. Wir waren in keinem einzigen die schlechtere Mannschaft, wir wussten, dass die Siege wieder kommen und in dieser Phase haben wir im Cup in Altach 3:0 gewonnen, das ist auch nicht ganz so einfach. Wenn Stellschrauben locker werden, ziehen wir sie wieder an und deswegen haben wir keine Veranlassung gesehen irgendwas zu verändern.

 

90minuten.at: Welche Rolle spielt die Tabelle und die Konkurrenzsituation, dass die üblichen Verdächtigen nicht so punkten?

Glasner: Die Tabelle spielt nie eine Rolle. Bei uns geht es nur um die Leistung, die wir bringen. Das ist das, was wir beeinflussen können. Was andere Mannschaften in der Liga machen, können wir nicht beeinflussen. Wir wollen so ins Spiel gehen, dass wir immer eine Siegchance haben. Außer in der ersten Runde in Salzburg hatten wir die in jedem Spiel. Nach dieser Niederlage haben wir in den bisherigen 16 Ligaspielen eine Niederlage gehabt. Darauf schauen wir. Wir fahren auch sehr gut damit, uns nicht von der Tabelle beeinflussen zu lassen. Wenn wir gut sind, werden am Ende des Tages auch genügend Punkte heraus schauen. Unser Ziel ist aber nicht der Europacup, wir messen uns nicht mit Sturm und Austria, die sagen, dass sie da rein müssen. Unser ausgegebenes Ziel ist die Meisterrunde. Daran wird sich auch nichts ändern.

 

90minuten.at: Im Endeffekt tut es nicht weh, gegen Hartberg und Wolfsberg „nur“ unentschieden zu spielen?

Glasner: In Wolfsberg remis zu spielen ist gar nicht so einfach, wie man bei anderen Mannschaften sieht. Ich habe irgendwo was Nettes gelesen: Auswärts ein Unentschieden beim Vierten ist nicht so schlecht. Das sehe ich auch so. Gegen Hartberg wollten wir gerne gewinnen, aber die waren an dem Tag brutal effizient. Dann muss man schauen, dass man in der Defensive, wo wir uns bei den Gegentoren nicht so gut verhalten haben, nachjustiert und Trainingsschwerpunkte setzt. Weil Hartberg doch zu drei sehr klaren Torchancen gekommen ist. In Wolfsberg war das schon wieder besser. Abgesehen vom Tor gab es in 90 Minuten aus dem Spiel keine Torchance. Darauf schauen wir. Gegen Hartberg war das Offensivspiel sehr gut, gegen Wolfsberg wieder nicht ganz so prickelnd. Wir schauen Woche für Woche Ansätze zu finden, noch konstanter zu werden. Natürlich wissen wir auch, dass jedes Spiel anders ist. Der WAC hat mit sehr vielen langen Bällen, Luftkampf und zweiten Bällen agiert. Da braucht es andere Lösungsansätze als gegen andere Mannschaften.

 

Auf der 2. Seite des Interviews spricht der sportliche Leiter Glasner: Wann erwartet er sich die ersten Spieler, die es über den Kooperationsverein Juniors OÖ schaffen? Fürchtet er, dass sich die finanzkräftigere Konkurrenz im Winter Spieler schnappt? Und wie steht er zur Ligareform?

 

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